Das Werk „Friedenstüchtig“ erschien am 1. Oktober 2025 im Promedia Verlag. In diesem Buch analysiert der Autor vier einschneidende Geschehnisse: den 11. September 2001, den 7. Oktober 2023, den Krieg in der Ukraine und die Coronazeit. Er wiederholt aber nicht nur trocken die wichtigsten Daten zu den jeweiligen Situationen, er fokussiert sich vielmehr auf „die politischen Reaktionen“ auf diese Ereignisse. Denn so unterschiedlich diese vier Fälle auch sind – in ihren politischen Antworten liegen so einige Gemeinsamkeiten.
Die Kriegslogik
Scheidler erkennt hier nämlich mehrere Stadien von dem, was er „Kriegslogik“ nennt. Das bedeutet zum Beispiel, dass westliche Regierungen – dazu zählen mitunter auch die, die in das jeweilige Ereignis gar nicht involviert waren – auf alle vier Situationen ähnlich reagiert haben: mit militärischer Logik. Diese Herangehensweise spiegelt sich bereits in knapper Form in den bekannten Formulierungen „Krieg gegen den Terror“, „Krieg gegen die Natur“ und „Krieg gegen das Virus“ wider.
Ob der Feind nun dämonisiert wird – und somit das Töten desselben erleichtert werden soll –, Ausnahmezustände ausgerufen werden, die Überwachung der Bürger ausgeweitet oder wirksamer Protest gewaltvoll beendet wird: Immer waren die Reaktionen ähnlich.
Corona und der Krieg
Den Begriff Krieg verbinden viele Menschen mit bestimmten Vorstellungen. Land A greift Land B an, Freund und Feind sind klar definiert. Soldaten durchsuchen mit einem Gewehr im Anschlag beschädigte Gebäude, auf der Straße rollen Panzer, und über den Köpfen donnern die Jets. Doch Scheidler zeigt auf, dass eine Regierung auch in anderen Situationen mit einem kriegerischen Akt oder zumindest mit „kriegsähnlichen Zuständen“ reagieren kann – so wie die deutsche Regierung in der Coronazeit.
Ein Stadium der bereits erwähnten Kriegslogik nennt Scheidler „Opferkult“, und der zeigte sich auch in dieser Zeit: Menschen jedweden Alters wurden geopfert. Die politischen Maßnahmen haben die Bürger krank gemacht, sie haben zum Beispiel die Zahl der Depressiven und Internetsüchtigen nach oben getrieben. Andere Mitbürger starben einsam. Dazu kommen noch die Personen, bei denen die Spritze Schäden verursacht hat. Sie ringen heute noch um Hilfe, doch meist werden sie „alleingelassen“. Wie die Personen, die Schäden aus einem Krieg davongetragen haben.
Scheidler schreibt zu den Geschädigten aus den Coronajahren, dass diese – ganz nach der Kriegslogik – auch wie Kriegsversehrte behandelt wurden und weiterhin behandelt werden: „Ihr Schicksal erinnert an das von Invaliden aus den großen Kriegen: Sie werden verdrängt, weil sie an die Sünden der Verantwortlichen erinnern.“
Der Anteil der Bürger
Die Analyse der politischen Reaktionen auf die eingangs erwähnten vier Fälle nimmt in „Friedenstüchtig“ viel Raum ein. Im ersten Teil analysiert Scheidler das „Muster“ der politischen Antworten auf diese Situationen, der zweite Teil behandelt die „Motive“. Im dritten Teil geht es um die „Vorgeschichten“ der vier Ereignisse, und im vierten und letzten Teil des Buches betont Scheidler, dass den Bürgern „eine entscheidende Bedeutung“ zukommt: Den Impuls, den kriegerischen Weg verlassen zu wollen und stattdessen auf eine „Friedensordnung“ zu setzen, können nur sie geben. So haben zum Beispiel „Friedensbewegungen“ ein enormes Potenzial. Das zeigt er am Beispiel der amerikanischen Bewegung: „Im Jahr 1970 gingen acht Millionen Studierende in den Streik, die größte universitäre Mobilisierung aller Zeiten.“
Doch der Protest ist nicht nur etwas für Studenten. Scheidler zeigt kurz auf, dass auch Berufstätige in ihren jeweiligen Wirkstätten effektiv handeln können. Sein Signal an die Leser wird an mehreren Stellen im Buch deutlich: „Wer wirklich Frieden will, kann sich nicht damit begnügen, mit dem Finger auf andere zu zeigen, er muss damit beginnen, den eigenen Anteil am Konflikt zu bearbeiten.“
Fazit
Fabian Scheidler verwendet auf knapp 230 Seiten (dazu gehört auch ein Anhang mit ausgewählten Artikeln des Autors) eine deutliche Sprache, er geht klar strukturiert vor. Kein Satz scheint umsonst, er schweift nie gänzlich von seinen Themen ab. Nur an wenigen Stellen erwähnt er kurz die „Klimakrise“ beziehungsweise „das drohende Klimachaos“. Um das abwenden zu können, wünscht er sich „ein anderes Wirtschaftsmodell“. Doch welche Maßnahmen er sich hier genau vorstellt, beschreibt er nicht.
Was „Friedenstüchtig“ so lesenswert macht, ist Scheidlers Blick auf die für ihn wichtigen Ereignisse. Er ist imstande, einen Schritt zurückzutreten. Daher ist es ein, um es so zu formulieren, soziologischer Blick auf die Dinge. Es ist weiterhin positiv hervorzuheben, dass Scheidlers Werk nicht frustriert, sondern ermutigt.
Sein eigener Antrieb wird im Prolog deutlich: „Dieses Buch ist ein Versuch, die Welt als eine verstehbare nicht aufzugeben.“ Und sein Aufruf an die Leser ist nicht weniger präzise und lässt sich mit den folgenden Worten zusammenfassen: Werden Sie sich der Muster bewusst, überwinden Sie das klassische Schwarz-Weiß-Denken und handeln Sie. Weg von der Kriegslogik, hin zur Friedensordnung.
Hier können Sie das Buch bestellen: „Friedenstüchtig: Wie wir aufhören können, unsere Feinde selbst zu schaffen“
  
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Quellen und Anmerkungen:
Die erste Buchvorstellung am 27. Oktober 2025 im Pfefferberg Theater in Berlin wurde von der Berliner Zeitung präsentiert und war ausverkauft. Weitere Termine für Deutschland und Österreich gibt es auf der Webseite des Autors sowie des Verlags.
    
    
      


