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Spiel mir den Deal vom Tod

Spiel mir den Deal vom Tod

Das drohende Verschwinden der Menschheit ergibt sich nicht bloß aus Agenden.

Gesetzt, es wäre so.

Gesetzt der Mensch, vor allem der mächtige und zur Macht verdammte Mensch — seiner Ohnmacht auf immer entfliehend —, hätte im Krieg gegen seine Natur zum Finale geblasen,

gesetzt, das, was man einst Natur, Biologie, Geist, Seele nannte — und dass sich dies alles, zu früheren Zeiten mitunter harte Gegner, angesichts dessen, was vorgeht, nun auf der gleichen Seite wieder findet, weist auf das Monströse, welches das Gegensätzliche allein durch seine Monstrosität zusammenschweißt —, gesetzt dies alles würde durch Künstliche Intelligenz, durch seelenlose Apparatur ersetzt,

und gesetzt, dies alles wäre nicht nur irreversibel — es sei denn, es käme zu einer neuen Schöpfung, einer neuen Evolution, einem Knall wie auch immer —, sondern geschähe darüber hinaus mit dem Willen — oder sind es schon Willensprothesen? — derer, die überwunden werden — immerhin: Sie marschieren freiwillig in den Schlachthof, um ein altes Bild zu bemühen, mehr noch: Sie errichten den Schlachthof nach digitalen „IKEA-Bauplänen“ gleich selbst,

gesetzt, das alles gelte, und es gelte also Abschied zu nehmen für die, die noch Mensch sind, alte Modelle mit Verstand und Seele, Abschied von ihren Liebsten, ihren Liedern, ihren Kindern, Abschied von sich selbst — denn die hören alle auf zu sein, gerade indem sie überleben — gesetzt also, das alles käme so oder sei vielmehr schon so gekommen, so stellt sich doch die Frage:

Braucht es die Effizienz, die Optimierung, die eugenische Linie, um das alles zu erklären? — Denn erklärt soll die Chose noch werden, eine letzte Würde sozusagen. Und wir fragen: Braucht es Modelle, die aufzeigen, wie diese Linie der Perfektion sich gegen die ganze Natur „bündelt“ (lateinisch fascis: Rute, Bündel, Bund), wie Finanzen, IT, Medien, Pharma, Wissenschaft auf den großen „Krieg“ (Emmanuel Macron) hin in Front gebracht wurden — wunderbare „Zufälle“ durchs ganze 20. Jahrhundert hindurch und bis Event 201—, oder erklärt am Ende nicht vielmehr der ganz banale Deal, zum letzten Ritual einer emotional vollends verarmten Gesellschaft geworden, die Lage, wie sie ist, nicht ebenso präzise? Oder gar besser noch?

Ewiges Nichts

Dieser Frage geht dieser Text nach und ich möchte bereits an dieser Stelle einem Missverständnis vorbeugen. Geld an sich, Gewinn, Profit, Rendite — das sind erhebliche Antriebe, gewiss. Aber das Mächtige darin und daran ist am Ende nicht das Geld selbst, der Profit. Und selbst wenn es der Profitgedanke der Pharmaindustrie allein wäre, welcher der Corona-Inszenierung den Takt gäbe, so wäre es nicht das Geld an sich. Geld zu Ende gedacht führt nämlich dahin, wo es für etwas steht, mit dem etwas anderes abzuwehren ist. Wo es Mittel wird — selbst und gerade in seinem Selbstzweck. Mittel zur Abwehr dessen, was sich als Natur, als Unbeherrschbares, als Anarchisches, vielleicht Archaisches einstellt. Mittel gegen den Tod, Angstsedativum und dies in doppelter Gestalt: Kapital als Reliquie, als Heil, als Gral — in dieser Hinsicht durchaus noch auf den alten Menschen gerichtet.

So mochte Geld auch schon in vielen früheren Jahrhunderten funktioniert haben. Von einem bestimmten Punkt an — ich postuliere die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Westeuropa vor allem, Fabianer, Eugeniker et cetera, vermögende Klasse in erster Linie, aber das kann sich je nach Suchkriterium verschieben und ist sekundär — wird das Geld jedoch in erster Linie zum konkreten Mittel, die Überwindung der Natur und also des Todes zu finanzieren. Die Technologie der Unsterblichkeit und die Technologie der Überwachung der Massen, damit diese Unsterblichkeit die gewünschte Form bekommt, braucht nämlich Kapital — viel Kapital.

Die Frage, die ich stellen möchte, ist die: Ist nicht dem Deal seines Zwecks wegen, Gewinn, Profit, Rendite, die Richtung ins Nichts von allem Anfang an eingeschrieben? Und zwar über die Reduktion, die mit ihm einhergeht? Schafft nicht der Deal — er bewegt sich gerade als Ritus im Vergleich zu Ritualen der Vergangenheit an der Grenze zur Auflösung, eine kümmerliche Restfigur sozusagen und stellt auch in dieser sozialen Dimension die Verkümmerung der Ideologie des Kapitalismus figurativ bestens heraus — schafft nicht der Deal die notwendige Voraussetzung dafür, dass alles so kommen konnte, wie es nun gekommen ist? In gewisser Hinsicht (aber bestimmt nicht gänzlich) unabhängig davon, wie strategisch genial in verschiedensten Bereichen (Finanzen, IT, Medien, Geopolitik et cetera) vorgegangen worden sei, um eine Agenda durchzusetzen beziehungsweise die Nadel in die Menschheit hineinzubekommen?

Die These: Wie abgestimmt Planungen zur Überwindung des Lebens auch gewesen sein mögen und immer noch sind, greifen konnten und können sie allein deshalb, weil der Deal die Voraussetzungen dafür geschaffen hätte.

Ein Deal ist nicht viel

Was ist ein Deal, wie ich ihn verstehe? Wovon spreche ich, wenn ich von Deal spreche? Ein Deal ist nicht viel. Er ist sogar auffällig wenig: eine Abmachung, ein Handschlag, Unterschrift, ein Grinsen (häufig, aber nicht verpflichtend), eine Reduktion von Welt im radikalen Sinne auf einen Austausch von Waren, von Leistungen, auf einen Abgleich von Kapital, mit Kapital, Reduktion auf Kapital selbst, mehr aber die Reduktion auf einen Fokus, der alles im Zeichen des Profits denkt und sieht. Alle Aspekte, und mögen es zehntausend sein, die ihm beiliegen, kommen allein im Hinblick auf Geld zu Sprache und also zu Bewusstsein. Unabhängig davon existieren sie nicht. Der Deal mit der Nachhaltigkeit wäre die Krönung.

Deals sind effizient und gleichzeitig vernichtend. Effizienz sind sie für die Dealer (für diese Rolle braucht es in aller Regel immer schon etwas Kapital), insofern sie Profite abwerfen. Nicht effizient sind sie für alles und alle, was im Deal nicht oder nur als Verhandlungsmasse vorkommt. Und während „dieses Vorkommende“ (oder auch Übergangene) von der einzigen wirklich gemeinten, im Deal angelegten Effizienz ausgeschlossen bleibt — wie es auch kein Bewusstsein dafür gibt —, wird es sehr wohl affiziert von den Folgen: Das kann eine Form direkter Vernichtung oder Einschränkung sein, bedeutet ganz bestimmt aber die Entwertung in grundsätzlicher Hinsicht. Streichung, Löschung. Rituale, Traditionen et cetera sind anschauliche Beispiele hierfür, die Vernichtung greift jedoch tiefer und erreicht am Ende die Wahrnehmung und die Erkenntnisfähigkeit des Menschen selbst. Das ist die Glättung — im Deal angelegt und Voraussetzung dafür, dass ein gigantischer Irrsinn wie diese Covidinszenierung nicht nur in den Massen generell, sondern vor allem auch in der Masse des sogenannten Kaders greifen konnte.

„Greifen“ bedeutet nicht bloß, dass keine Einwände erzeugt werden. Es bedeutet: Der Irrsinn wird als Sinn begriffen und begrüßt (klatschend auf Balkonen). In dieser Hinsicht sprengt der gegenwärtige Irrsinn nach allem, was wir wissen, nicht nur etwa den nationalsozialistischen Wahn, er übersteigt vielmehr jedes bislang bekannte Maß.

Deal und Effizienz

Deal und Effizienz stehen in einem rhetorischen Verhältnis zum Wettbewerb, dem Credo des Kapitalismus. Womöglich und wahrscheinlich sind es Sedativa. Qua größtmöglicher Effizienz, begriffen als Auswirkung auf den Profit, die aus einem Deal hervorgeht, ist die Verschränkung noch unmittelbarer: Effizienz als Merkmal des Deals sozusagen. Diese Effizienz, wie bereits angedeutet, beschränkt sich auf die Dealenden. Wer nicht in der Lage ist, an Deals teilzuhaben, ist davon ausgeschlossen. Für Ausgeschlossene aber ist der Deal systemisch „ineffizient“, verbunden mit Verlust und Schädigung. Solche Verluste breiten sich auf alles aus, was kein Dealplayer ist: auf Natur, Fauna, Flora, Arbeitskräfte.

Bewusstseinsmäßig beziehungsweise erkenntnistheoretisch ist dieser Verlust vorgezeichnet, weil der Deal alle Perspektiven außerhalb des Profits streicht. Der reale Verlust (zerstörte Böden, verstrahlte Luft, wegrationalisierte Regionalkrankenhäuser, Lohnabbau) verschränkt sich mit dem bewusstseinsmäßigen (Verlust der Identität als autonome Größe, Objektwerdung, Ware, Code). Das „Mehr“ an realem Verlust und das Verschwinden autonomer Subjekte führt aus holistischer Perspektive die Vernichtung herbei, die eben nicht erst mit den Viren gekommen ist. Auch der Effizienz, in ihrer Eigenschaft alles auszurotten, was sich nicht nach ihr richtet, ist diese gleiche Vernichtung von allem Anfang an eingeschrieben. Eine paradoxe Figur: Aus der Perspektive des Eliminierten führt am Ende sowohl Effizienz als auch Deal das herbei, wogegen beide scheinbar in Stellung gebracht sind: den Tod.

Dashboard und Ritual

Konkret besteht der Reduktionsvorgang, den ich als Eigenschaft des Deals kennzeichne, in einer Bewegung hin zur Oberfläche, welche die westliche Zivilisation bald nach dem Zweiten Weltkrieg (Werbung ist hier als konkrete Figur zu nennen), mit der digitalen Wende hin zur Screenkultur dann aber forciert und endgültig auszeichnet. Der Deal und sein Profit führen den Abzug sämtlicher anderen Interessen und Blickwinkeln herbei, indem diese Interessen und Blickwinkel auf Werte reduziert werden, die gegeneinander aufrechenbar sind und sich in eine flächige Darstellung überführen lassen: screentauglich. Die Dashboards der Corona-Inszenierung, allen voran die Johns-Hopkins-Panikscreens, sind das Paradigma. Was gedealt wird, screentauglich, verliert seine Dimensionen, bildlich seine Wurzeln, seine Tiefe, man könnte durchaus auch sagen: seinen inneren Wert. Und wird dabei — das macht den Profit möglich — unendlich gefügig. Für die Zwecke der Macht. Auch dafür stehen die Dashboards der Hopkins-Universität paradigmatisch.

Der Deal ist aber nicht ein Ritual unter vielen, er ist das ziemlich einzige Ritual des Kapitalismus — oder wie man diese Ideologie auch immer bezeichnen mag, die uns durchs 20. Jahrhundert getrieben hat. Die Verkürzung, das Wegfallen, das Ausgehöhlt werden von Wirklichkeit ist infolgedessen essenziell geworden für die Welt, in der wir leben.

Dealbedingt erleidet alles Unzählbare, alles Unfassbare, psychologische Strukturen, die nicht objektivierbar sind, sämtliche natürlichen und biologischen Prozesse, solange sie nicht algorithmisch in Produktions- und Dienstleistungsketten „einpflegbar“ sind, das Schicksal des Verschwindens.

Ganz konkret zu denken etwa an Heilverfahren abseits der Pharmalinie, die Menschen als Menschen mit autarkem Immunsystem zu erhalten „drohen“: Solches wird in diesen Coronatagen abgesägt. Es ist das Nichtberechenbare, es ist am Ende — um es plakativ zu sagen — das Leben selbst, das wegbricht. Damit auch der Tod, zumindest für erkenntnistheoretisch Verstümmelte: Wer über den Preis eines Sarges verhandelt, ist dem Tod entflohen — kurzzeitig. Und damit brechen auch sämtliche wahrnehmungstechnischen und erkenntnistheoretischen Vorgänge, die sich nicht algorithmisch reduzieren lassen beziehungsweise nicht von Geräten les- und steuerbar sind, weg.

Kurz und friedlich

Die Verstümmelung der Erkenntnis, die daraus resultiert, lässt sich beispielsweise anhand eines Vergleichs von Feuilleton-Beiträgen aus den Achtzigern und heutigen Erzeugnissen in Leitmedien wie der NZZ oder der FAZ anschaulich machen — allein schon auf syntaktischer Ebene (und gehirntechnisch gespiegelt im Abbau synaptischer Strukturen in den Brodmann-Arealen 44 und 45). Der Zwang — er ist auch in dissidenten Kreisen spürbar, auch ich habe Probleme, meine langen Sätze ungeschoren in eine Veröffentlichung hinüberzuretten — immer einfach zu sein und einfach zu schreiben, ist eine Manifestation davon. Er setzt die Beschränktheit der Leser (die zeitliche inbegriffen) immer schon voraus und zementiert diese dadurch weiter. Gedanken müssen in der Cyberwelt für Geräte erfassbar sein. Das bedeutet Kürze und nicht Hölderlin.

Deals sind dem Wesen nach einfach. Der Deal glättet, macht platt. Daher kann es nicht verwundern, wenn im Deal die gegensätzlichsten und feindlichsten Positionen zusammenfinden. In der Reduktion der Welt auf Profit findet alles zusammen, nicht des Geldes, sondern der Reduktion wegen. In einer total geglätteten Zivilisation haben alle das gleiche Ziel. Das ist der Frieden des Deals und Krieg wird nur geführt, wenn er als Deal zu führen ist. Das ist zum Glück fast immer der Fall und als Deal wiederum sind es keine Kriege, sondern „humanitäre Gesten“.

Verarmung als Grundlage des Virenheils

Die Aushöhlung, die dabei geschieht, hat vor allem die westliche Lebenswelt in einem monströsen Ausmaß getroffen. Die Verarmung geht aus der Durchkommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche hervor. Und so kann es weiter auch nicht verwundern, wenn vorab in der westlichen Welt der Coronaglaube mit einer Wucht ein- und durchgeschlagen hat, die selbst die Taliban erstaunen und deren heiligen Krieg im Vergleich zu einem Proseminar in formaler Logik werden lässt.

Die Leere, das Loch, welches der Deal in alles und jedes Leben schlägt, ließ — am augenfälligsten naturgemäß im links-grünen Kader — geradezu nach höherem Sinn dürsten. Und prompt wurde der Sinn geliefert. Viren so viel ihr wollt. Ein Megadeal. Indes, der links-grüne Genderkader, aber auch die Pendants auf liberaler und konservativer Seite — alle aus der „Young Global Leaders“-Schmiede hervorgegangen — waren und sind schon zu sehr flächig geworden, ihre Wahrnehmungs- und Erkenntnisapparatur zu zerrüttet, als dass dieser Deal als Deal in der verbliebenen kognitiven Reststruktur noch hätte anschlagen können. Das ist wahrlich das Ende einer Kultur, eben der Dealkultur, wenn das Bewusstsein nicht nur für alles andere, sondern vielmehr auch für den Deal selbst wegbricht.

Der Deal ist das Credo dieser Gesellschaft. Er ist gelebte Toleranz. Wo alles nur noch Oberfläche ist, ist das Verständnis für das Gegenüber im Lieferumfang immer schon mit enthalten. Ein Gegenüber mit eigener Dimension existiert nämlich nicht (1). Und das Ringen um die richtige Aufteilung der Rendite ist kein Ringen über eine Differenz hin, die sich in irgendeiner Weise von der Oberfläche unterschiede. Ein Verständnis „des Anderen“ braucht es, banal gesagt, dafür nicht.

Die Macht des Deals

Am Ende sind es wenige, die mit ihren Deals die Wirklichkeit bestimmen. Nur wenige haben das Kapital hierfür. Der Rest aber bestimmt sehr wohl auch, indem er sich beteiligt wähnt — am Deal und seinem Profit, Schnäppchen für die Masse et cetera. Das Wähnen, dieser Wahn der Beteiligung ist essenziell. Dafür wird das gesamte Leben auf Deal gestellt, auf Klick und Screen, auf bezugslose Zahlen und Schnellrechner. Auch an der Unsterblichkeit wähnen sich die Massen beteiligt, obgleich Ray Kurzweil und seine Jungs das Programm nur für ein paar Reiche vorantreiben. Indes, beim Deal ist dieser Wahn wirkmächtiger, das heißt, er ist ein wesentlicheres Element der gesellschaftlichen und zivilisatorischen Wirklichkeit, wie sie in diesen Covidtagen vorliegt, als der Wahn, an der Unsterblichkeit teilzuhaben.

Dies einfach deswegen, weil sich das ganze Vorhaben, die ganze Linie, die „Entwicklung“, sprich Technologisierung der Zivilisation, kurz gefasst: weil sich die Digitalisierung grundsätzlich über Deals in die Massen und deren Alltag einschreibt und nicht über das Programm hin zur Unsterblichkeit, das im gleichen Sinne kein Ritual ausgeformt hat — was auch unnötig ist, der Deal deckt das ab. Übrigens:

Als in Wirklichkeit Nicht-Beteiligte fliegen die Massen nicht nur aus dem Deal, sondern sie verschwinden gänzlich aus der Welt — die Impfungen legen da schon mal behutsam vor – und der Wahn, beteiligt zu sein, ist in diesem Sinne durchaus eine notwendige Etappe auf dem Weg ins Nichts.

Indes, die Angst vor dem Tod steigt in einer Zivilisation, welche systematisch Rituale und Traditionen im Zusammenhang mit dem Sterben zum Verschwinden bringt. Sie steigt mit jedem Verschwinden und verstärkt den Ruf nach Unsterblichkeit, weil kulturell tradierte Handlungsformen, bestimmt mit dem Tode umzugehen, wegbrechen (2). Zu Ende gedacht allerdings deckt der Deal auch dieses Bedürfnis mit ab, finden die Linie der Effizienz mit angepeilter Unsterblichkeit und der Deal doch auch in der Hinsicht zusammen (falls sie je getrennt gewesen wären), als im Deal auch der Tod seine „Tiefendimension“ beziehungsweise seine Bedeutung verliert, weil der Deal jede Bedeutung abzieht. Und damit schwindet auch die Angst. Naturgemäß funktioniert dieses Verschwinden der Angst allerdings bloß in Form eines ständigen Überdecktwerdens. Es ist ein oberflächliches Sedativum, ein symptombekämpfendes Medikament, das fortwährend eingenommen werden muss, bis der Mensch Apparat geworden ist. Insofern führt der Deal auch psychologisch die Wucherung des Kapitalismus herbei, seine hegemoniale Gestik.

Masse der Vereinzelten als Faktor

Der Wahn, beteiligt zu sein, macht die Masse zu einem bestimmenden Machtfaktor des Geschehens. Diese Masse — ich habe die westliche Hemisphäre im Blick — bewegt sich seit den Zeiten des Kapitalismus, spürbar potenziert aber seit 1990, also seit dem Wegbrechen des Kommunismus als Konkurrenzsystem, in den Bahnen des Deals. Jedes Ich — milliardenfach — vernetzt sich auf den kommenden Deal hin. Das ständige Ausstrecken der Fühler nach Leitern, die in den oberen Rankingbereich und also zum Glück führen, zeichnet die Bewegungen der Menschen aus, denen die Macht, die den Diskurs bestimmt, die Subjektrolle zuordnet: Subjekt der Vereinzelung, nicht der Autonomie.

Das bedeutet, die Bewegungen hin zur Vernetzung finden immer aus der Vereinzelung heraus statt, ohne die je aufzuheben. Eine Dealgesellschaft ist also auch eine Gesellschaft der Einsamkeit, zerstört doch der Deal mit seiner Eigenschaft, sämtliche Verankerungen und Dimensionen außerhalb des Kapitals zu streichen, alle Gemeinschaften, welcher Art auch immer. Das erklärt weiter auch, weshalb der Protest gegen den Coronatotalitarismus eher aus konservativen, traditionsbewussten Kreisen stammt, die dieses Verschwinden immerhin wahrnehmen, wenngleich genau diese Kreise — bedingt durch ihre langjährige Kritiklosigkeit gegenüber dem Kapitalismus — naturgemäß nicht einzusehen imstande sind, dass ihr Verschwinden eben exakt mit dem Kapitalismus, den sie immer unterstützt haben, vorprogrammiert war. Für das linke Versagen, viel monströser und definitiv faschistisch, verweise ich gerne an diese Stelle.

Deal, Freiheit, Er- und Endlösung

Das gewaltsame Abräumen von Hemmschwellen wie die der Gewerkschaften — verwurzelte Arbeitergemeinschaften! — durch Thatcher haben den Sog hin zur Totalkommerzialisierung des ICHs und seines Körpers nochmals verschärft, etliche Jahre bevor nun die Nadeln von Pfizer und anderen Pharmakonzernen zum „End-Deal“ beziehungsweise zur Endlösung ansetzen. Verkauft wurde der Deal stets als Freiheit. Disco und Shoppen statt Kreuzigung am Karfreitag. Die Verdrängung der Himmelfahrt durch den Vatertag und die angepeilte Löschung des Begriffs der Weihnacht liegen ebenso auf Linie (die Kirchen immer mit im Boot). Die Zivilisation wird auf den alles durchdringenden Deal ausgehöhlt. Von „oben“ (Medien, Stiftungen, Konzerne et cetera) eingesetzte „Ersatzrituale“ wie Schwulenparaden — welche Verhöhnung eines Pier Paolo Pasolini oder Jean Genet im Grunde — sind nichts anderes als selbst schon Deal ohne jede Dimension in die Tiefe.

Die Freiheit, die mit dem Deal gekommen ist, zeigt nun aber in dem Augenblick, da die Macht die Fassade verräumt, ihr wahres Gesicht: militanter Zwang, Gewalt, Quarantäne, Lagerandrohung.

Mit der Unversehrtheit des Körpers ist es vorbei und damit mit den Menschenrechten. Julien Assange ist bloß eine vorläufige Spitze der Brutalität. Wir erkennen: Die Aufhebung des Tanzverbots an Karfreitag galt einem Wesen, einem „Subjekt“, das bereits bei dieser „Freigabe“ als totalüberwachtes gedacht war. Doch was heißt „erkennen“? Wer die Quarantäne als Sinngebung entgegennimmt, für den ist die Fassade Tiefe. Und deshalb gibt es keine Gewalt, keinen Zwang und kein Erkennen. Vielleicht nicht einmal, wenn das Rauschen der Hähne einsetzt und man merkt, es ist kein Wasser.

Dealverbot

Die Reduktion von Welt auf Profit, und damit einhergehend die Reduktion von Wahrnehmung und Erkenntnis, ist die Grundversicherung dafür, dass ALLES geschehen und errichtet werden kann, in anderem Kleid und ohne Gefahr zu laufen, erkannt zu werden als das, was es ist. In dieser Reduktion, die im 20. Jahrhundert stets als Freiheit auftrat („es ist alles so schön unkompliziert“), ist die Welt als Lager angelegt. Das Fehlen eines Interesses jenseits von Profit schreibt ALLEM die Vernichtung ein, insofern allem und jedem die Dimension, welche die Zahl sprengt und sich nicht screentauglich fassen lässt, genommen ist. Dieses „Genommenwerden“ ist die Vernichtung. Vernichtet wird das Leben außerhalb des QR-Codes. Und was als Code gefasst ist, ist vernichtet. Die Ausrottung der Lebenswurzeln ist die Konsequenz. Ein absolutes Dealverbot hätte, so meine These, dazu geführt, dass die eugenischen Vorgaben — Fabianer, Hitler, Huxely, ihre Wiederauferstehung unter schönen Namen bis hin zu Gates — erkannt worden wären.

Vor vielen Jahrzehnten bereits hat der US-amerikanische Soziologe und Ökonom Thorstein Vebleen mit aller Schärfe auf die Auswirkungen hingewiesen, welche die „Verdealung“ des Bildungssystems mit sich bringt. „Geschäftssinn ist unvereinbar mit dem Geist der höheren Bildung“, so schrieb er im 1918 erschienenen Werk „The Higher Learning in America“. Es ist vor allem der Fokus auf die Anwendbarkeit, der Nutzgedanke, der laut Vebleen die Neugier als Antrieb untergräbt und stattdessen von Anfang an Erkenntnis mit Profit überschreibt. Anstelle von echter Bildung treten in der Folge Institutionen, die Geld verdienen wollen. Die Anwendbarkeit als Fokus ist aber nicht nur der Tod der Erkenntnis, sondern darüber hinaus der Kritikfähigkeit überhaupt. Denn eine Kritik, die an eine Anwendung und also an einen Deal gebunden ist, ist ein Widerspruch in sich. Wäre die Kritikfähigkeit nicht abgebaut worden, so hätte sich die Technologie zwar durchaus gleichwohl entlang der eugenischen Linie voranbringen können, aber, um mich zu wiederholen, die als Philanthropen verkleideten Massenmörder wären erkannt worden.

Indes, die Usurpation von Bildung durch Business ist gelaufen und hat die Bedingungen für Erkenntnis gestrichen. Einige reformpädagogische, systemkritische Schulprojekte vermochten, indem sie auch in staatliche Institutionen hineinstrahlten, partiell und zeitweise etwas dagegenzuhalten — mit dem wie bestellt daherkommenden „Missbrauchsskandal“ um die Odenwaldschule (dort zeigte sich übrigens schon ein erstes Mal das uniforme Urteil in den Leitmedien, Corona kam auch diesbezüglich nicht aus dem Nichts) und der in diesen Tagen vollzogenen Diffamierung der Steiner-Bewegung (mit dem Ergebnis, dass die Anthroposophen sich weitgehend selbst auf Disziplin gebracht haben) sind nun aber letzte Bestandteile solcher Alternativen zumindest im deutschsprachigen Raum dahin. Albert Einstein hat bereits zu Zeiten des Ersten Weltkriegs von der weitflächigen Gehirnamputation in Gelehrtenkreisen gesprochen.

Kein Abzug der Kritik von den Zentren der Macht

Die Frage nach der Rolle des Deals im Zusammenhang mit dem Coronageschehen habe ich nicht deshalb gestellt, um das Ziel der Unsterblichkeit oder allgemein dystopischer Entwürfe aus globalen Machtzentren als Erklärung durch den Deal zu ersetzen. Mit dem Fokus auf den Deal wollte ich lediglich darauf hinweisen, wie Monströses bis hin zur Vernichtung der eigenen Spezies womöglich allein schon im alltäglichen, isoliert und oberflächlich betrachtet gänzlich harmlosen Geschehen einlagert („es ist doch nur ein Deal!“) und für eine Erklärung des Grauens keineswegs vorschnell die metaphysische Linie der Macht, geschweige denn genealogische, imperiale, konfessionelle oder sonst wie geartete Verschwörungslinien zu bemühen sind.

Der Deal und seine Auswirkungen müssen bedacht sein, sollte eine menschliche, humane, biologische Zivilisation zu einer zweiten Chance kommen. Er ist aber kein Argument, Macht und ihre Handlungen nicht zu benennen, ganz im Gegenteil. Zu verhindern ist allein, dass man die Massen und sich selbst als Teil davon vorschnell aus dem Fokus verliert, wenn es darum geht, die Verlagerung der Welt zu analysieren und diese vielleicht so in letzter Sekunde zu stoppen. Mit „Die Verlagerung der Welt“ schließt die Essay-Trilogie.


Quellen und Anmerkungen

(1) Zum problematischen Verhältnis zu einem gesetzten Gegenüber (zum „Anderen“) beziehungsweise zur Gewalt, die da immer schon mit eingeschrieben ist, hat die Schweizer Feministin und Anglistin Susanne Kappeler ein sehr intelligentes Buch geschrieben, das, obgleich bereits einige Jahrzehnte zurückliegend, immer noch wesentliche Erkenntnisse herausstellt: Susanne Kappeler, Der Wille zur Gewalt. Politik des persönlichen Verhaltens, Frauenoffensive 1994.

Eine besondere Rolle darin spielt übrigens das Verhältnis von „weißen Feministinnen“ zu Frauen anderer Kulturen, besonders Afrikas. Das Auftreten der weißen Feministinnen zeigt, so stellt Kappeler heraus, dabei Muster der männlichen Hegemonie, welche aufzudecken dieser Feminismus eigentlich angetreten ist. In unserem Zusammenhang ist daran bemerkenswert, dass auch die, die etwas „überwinden wollen“, durchaus anfällig exakt für Muster sein können, die sie zu überwinden trachten, und dass diese Muster sogar spezifisch im Akt der vermeintlichen Überwindung zur Anwendung kommen. Im Widerstand gegen die Coronamaßnahmen ist das durchaus zu konstatieren — ich werde im abschließenden Essay „Die Verlagerung der Welt“ mehr dazu ausführen.

(2) Werner Köhne hat sich während der Corona-Zeit vertieft mit diesem wesentlichen Aspekt beschäftigt und dazu unter anderem auch Beiträge auf Rubikon verfasst. Das ausführlichste Zeugnis seiner Beschäftigung mit dem Tod liegt in Form eines auch ästhetisch gestalteten Buches vor: Werner Köhne, Minima Mortalia, Sodenkamp&Lenz 2020.


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