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Umkämpftes Israel

Umkämpftes Israel

Die neuerliche Eskalation um den jüdischen Staat hat geopolitische und national-religiöse Aspekte mit tiefen historischen Wurzeln. Teil 1 von 3.

Der Angriff der palästinensisch-islamischen Organisation Hamas am 7. Oktober 2023 war barbarisch, hatte kaum militärische Ziele. Etwa 1.400 Menschen, darunter auch Kinder, wurden auf brutalste Weise massakriert, über 200 Menschen als Geiseln genommen. Die ganze Operation war weitgehend auf die Ermordung und Verschleppung von Zivilisten und die propagandistische Botschaft angelegt, dass auch Israel verwundbar ist.

Das ist erstens Ausdruck der dramatischen Unterlegenheit der Hamas gegenüber der israelischen Armee, die sich dann „weiche Ziele“ in der Zivilbevölkerung – ein Musikfestival von Jugendlichen oder ländliche Siedlungen – sucht. Zweitens hat eine solche Vorgangsweise, wie wir noch sehen werden, auch tiefere Wurzeln in den arabischen Raubgesellschaften.

Und drittens liegen solche Methoden auch in der Logik der Hamas-Charta, ihrer Grundsatzerklärung. In der Präambel heißt es bereits: „Israel existiert und wird weiter existieren, bis der Islam es ausgelöscht hat, so wie er schon andere Länder vorher ausgelöscht hat.“ In Artikel 6 wird erklärt, die islamische Widerstandsbewegung strebe „danach, das Banner Allahs über jedem Zentimeter Palästinas zu entfalten“. Artikel 11 erklärt Palästina zum heiligen islamischen Besitz, von dem nichts abgetrennt werden darf. Der Jihad zur Befreiung Palästinas sei, so Artikel 13 und 15, die heilige Pflicht jedes Muslims. Und in einem Flugblatt von Oktober 1990 wurde die Hamas noch deutlicher: „Jeder Jude ist ein Siedler, und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten.“

Auf der anderen Seite trifft die israelische „Antwort“ auf den Hamas-Überfall ebenfalls hauptsächlich die Zivilisten im Gaza-Streifen. Auch wenn ein großer Teil der erwachsenen Bewohner des Gaza-Streifens die Hamas unterstützt, ist eine Kollektivschuld über ein ganzes Volk immer falsch. Eine unterschiedslose „Bestrafung“ einer ganzen Bevölkerung für ein Regime richtet sich auch gegen die Gegner des Regimes. Und außerdem sind auch Kinder betroffen, die – auch wenn sie mit Judenhass indoktriniert wurden und sich nach Videos zu urteilen sogar am Quälen gefangener israelischer Kinder beteiligt haben – jedenfalls unschuldige Opfer sind.

Gleichzeitig kann man auch nachvollziehen, dass die israelische Armee etwa Gaza-Stadt aus der Luft angreift und dabei zivile Opfer zwar nicht anstrebt, aber in Kauf nimmt. Sie könnte sonst kaum Angriffe durchführen, weil die militärischen Stützpunkte der Hamas meist in oder neben zivilen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Schulen liegen und die Hamas die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde verwendet. Dieses Hamas-Agieren verstößt gegen Kriegsrecht und macht die zivilen Gebäude zu legitimen Zielen Israels. Allerdings kann man auch das Verhalten der Hamas nachvollziehen, da in offener Landschaft ihre Militäreinrichtungen sofort ausradiert würden.

Geopolitik rund um Israel

Der Vorstoß der Hamas nach Israel wurde in der Öffentlichkeit als überraschender Angriff dargestellt. Diesbezüglich äußerten verschiedenste Seiten umgehend massive Zweifel. Schließlich gehören die israelischen Geheimdienste zu den besten der Welt und sie sollen diverse feindliche Organisationen systematisch infiltriert haben.

Darüber hinaus ist der Grenzzaun zu Gaza mit den modernsten Erfassungssystemen, Selbstschussanlagen et cetera ausgestattet. Da sollen die Hamas-Kämpfer so einfach überraschend durchgebrochen und zig Kilometer weit ins Land eingedrungen sein? Auch die US-Geheimdienste sollen von den wohl monatelangen Vorbereitungen nichts mitbekommen haben? Tausende Raketen und all die anderen – offenbar teilweise aus ukrainischen Beständen stammenden westlichen – Waffen, die die Hamas eingesetzt hat, sind unbemerkt in den rigoros abgeriegelten Gaza-Streifen gelangt? Und die ägyptische Warnung vor einem Hamas-Angriff soll aus Schlamperei ignoriert worden sein?

Diese Dinge erscheinen vielen Beobachtern unrealistisch. In der Folge stellt sich aber die Frage, wer diesen Angriff warum geschehen ließ. Möglich sind israelische Akteure. Verdächtigt wird etwa Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er gilt ohnehin als „Falke“ gegenüber den Palästinensern und war zuletzt innenpolitisch mit Protestdemonstrationen konfrontiert. Durch den Außenkonflikt soll er einen nationalen Schulterschluss angestrebt und einen Vorwand für einen Großangriff auf Gaza erreicht haben. Allerdings berichtete der US-Star-Journalist Seymour Hersh mit Berufung auf israelische Insider, dass Netanjahu aufgrund des Desasters bei der Verteidigung der Grenze politisch tot sei. (1)

Andere Beobachter verdächtigen umgekehrt Netanjahus Gegner im israelischen Establishment. Diese Kräfte, die der aktuellen Rechtsregierung ablehnend gegenüber stehen, haben definitiv Einfluss im Staatsapparat und auch in Geheimdiensten und Armee. Sie sollen das Desaster organisiert haben, um Netanjahu, nach einer kurzen Phase der nationalen Einheit, wegen seines „Versagens“ abzuschießen. Vielleicht haben die israelischen Geheimdienste aber auch tatsächlich versagt – in Verbindung damit, dass innerisraelische Spannungen der letzten Monate die Handlungsfähigkeit von eigentlich professionellen Strukturen beeinträchtigt haben.

Spekuliert wird auch über mögliche Interessen der USA. Dabei ginge es um sehr grundlegende geopolitische Konzepte, insbesondere gegenüber Russland.

Der Ausgangspunkt der USA ist dabei seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Nicholas Spykman und sein 1945 erschienenes Hauptwerk „America‘s Strategy in World Politics“, das großen Einfluss auf den US-Generalstab und US-Politiker hatte. Ausgehend von Spykmans Überlegungen ging es für die USA und ihre Vasallen seit 1945 darum, die „Rimlands“, was man als Peripherie oder Randgebiete übersetzen kann, zu beherrschen. Gemeint waren dabei stets die Gebiete, die das russische Kernland umschließen — von Ostasien über Zentralasien, den Iran, den Kaukasus, den Nahen Osten, den Balkan und Mittel- und Osteuropa. (2)

Für die letzten Jahre konkretisiert wurde das durch den berüchtigten Pentagon-nahen US-Thinktank RAND Corporation, der 2019 die Devise ausgab, Russlands Möglichkeiten international auf allen Ebene zu überdehnen. (3) Ein zentraler Bestandteil dabei war und ist die Ukraine, über deren Krieg man Russland militärisch und ökonomisch schwächen und politisch isolieren wollte. Das läuft allerdings aktuell keineswegs nach Plan.

Dennoch oder gerade deshalb versuchen die USA offenkundig, in weiteren Randgebieten des russischen Einflusses zu zündeln. Im letzten Jahr wurden in Zentralasien wiederholt Konflikte geschürt, die aber offenbar China und Russland gemeinsam noch unter Kontrolle halten konnten. In Georgien ist es den USA trotz intensiver Bemühungen bislang nicht gelungen, eine zweite militärische Front gegen Russland aufzumachen. Das von der Harvard-Absolventin und Weltbankberaterin Maia Sandu geführte Moldawien hat den Druck auf die Region Transnistrien erhöht. Das lange prorussische Armenien hat man erfolgreich auf seine Seite gezogen – und auch gleich Bergkarabach geopfert. Das NATO-Protektorat Kosovo hat in den letzten Monaten die Konflikte mit den mehrheitlich serbisch bewohnten Teilen des Landes verschärft.

Bezüglich Israel gehen die Spekulationen nun in die Richtung, dass den USA an einer Eskalation in der Region gelegen sein könnte, um die russischen Verbündeten Syrien und Iran in militärische Konflikte hinzuziehen und zu schwächen. Ein weiteres Motiv könnte sein, die unter chinesischem Einfluss stattgefundene Aussöhnung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien und die Stabilisierung der Region durch das BRICS-Bündnis und dessen neue Mitglieder Ägypten, Saudi-Arabien, Iran und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) zu torpedieren. Außerdem wird gemutmaßt, dass es den USA darum gehen könnte, den möglicherweise unvermeidlichen Rückzug aus dem ukrainischen Desaster hinter dem Nahost-Konflikt zu verstecken.

Umgekehrt wird spekuliert, dass der Iran die Schwächung des US-Imperiums – durch den Krieg in der Ukraine und die Entwicklung der BRICS – nutzen könnte, um offensiver gegen den US-Verbündeten Israel vorzugehen und Washington herauszufordern, also den Spieß umzudrehen und die USA zu überdehnen.

Außerdem könnte der Iran versuchen, die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel einerseits und arabischen Ländern andererseits zu verhindern. Mit den VAE hatte Donald Trump das 2020 bereits vermittelt, die Saudis und Ägypten waren auf dem Weg dorthin. Ein neuer Krieg und der Druck der arabischen „Straße“ könnten die Führungen in Riad und Kairo davon abhalten.

Was gegen eine vom Iran ausgelöste Zuspitzung spricht, ist die Tatsache, dass hinter der Hamas, anders als in westlichen Medien oft suggeriert, in erster Linie die internationale Muslimbruderschaft steht mit ihrem Zentrum in Katar. Ihr Interesse und das von Katar und seinen Verbündeten, eine israelisch-arabische Normalisierung zu verhindern, sind mindestens so groß wie das des Iran.

Machenschaften des Irans oder Katars allein wären freilich nicht ausreichend. Zusätzlich wäre jedenfalls eine Hamas nötig, die einen solchen Angriff ohne Rücksicht auf die Folgen für die Bevölkerung des Gaza-Streifens durchführt. Und nötig sind möglicherweise auch israelische Akteure, die den Überfall nicht verhindert haben.

Mainstream-Medien und alternative sind voll von diesen und anderen Mutmaßungen, die meist mit vehementer Sicherheit vorgetragen werden. Tatsächlich handelt es sich um mehr oder weniger gut argumentierte Spekulationen, die eine kritische Distanz erfordern. Faktum allerdings ist, dass Israel seit Jahrzehnten die Rolle eines Brückenkopfes des US-Imperiums in der Region spielt. Die Abhängigkeit Israels von den USA hängt auch damit zusammen, dass die muslimischen Nachbarstaaten dem jüdischen Staat feindselig gegenüberstehen. Das wiederum hat historische Ursachen, die viel weiter zurückreichen als zum Zionismus.

Juden und Araber in Palästina

Das arabische Narrativ lautet, dass es sich bei Palästina um ein arabisch-muslimisches Land handelt, das von den Zionisten mit britischer und US-Hilfe gestohlen wurde. Diese Erzählung wurde seit der 1968er Bewegung von der westlichen Linken, deren Vertreter heute die westlichen Medien dominieren, übernommen. Sie wird heute auch oftmals von den Systemmedien wiederholt, die grundsätzlich eine israelfreundliche Haltung einnehmen.

Und in dem kritischen alternativen Milieu, das sich in den letzten Jahren um die Fragen Corona, Ukraine und Klima herausgebildet hat, gibt es den Reflex, immer das Gegenteil von dem zu vertreten, was das globalistische Parteienkartell sagt. Damit kommt man bei vielen Themen zu brauchbaren Ergebnissen – aber eben nicht immer. Gerade zum jüdisch-arabischen Konflikt ist Wissen zu historischen und ideologischen Hintergründen unabdingbar.

Die Bezeichnung Palästina, abgeleitet von den Philistern, scheint ab dem 2. Jahrhundert gebräuchlich zu sein und wurde wohl von den Römern eingeführt, um den überwiegend jüdischen Charakter der Region Judea, die von verschiedenen Völkern bewohnt war, zu verwischen. Als Teil des römischen und dann des byzantinischen Reiches war das Gebiet jahrhundertelang überwiegend christlich. Nach der arabischen Eroberung 634 bis 638 dauerte es über hundert Jahre, bis die Mehrheit der Bevölkerung islamisiert und das Arabische das Griechische als Verkehrssprache verdrängt hatte.

Im Zuge der Kreuzzüge, die eine halbherzige Gegenreaktion des katholischen Europas auf die jahrhundertelange arabisch-islamische Expansion gegen vor allem die orientalischen Christen waren, wurde in Palästina 1099 für knapp zwei Jahrhunderte das christliche Königreich Jerusalem gegründet. Die wechselhaften Kriege zwischen Kreuzfahrern und Muslimen führten zu gegenseitigen Massakern, die jüdische Minderheit wurde von beiden Seiten drangsaliert.

1516 fiel die Region dann an das Osmanische Reich. Angesichts der dünnen Besiedlung startete die osmanische Verwaltung 1561 den erfolglosen Versuch, das Land mit europäischen Juden neu zu bevölkern. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten in Palästina etwa 280.000 Menschen, darunter knapp 10.000 Juden, etwa 25.000 christliche Araber, die Mehrheit muslimische Araber. Die vier jüdischen Zentren waren Jerusalem, Hebron, Safed und Tiberias.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann ein gewisser wirtschaftlicher Aufschwung des Gebietes, weshalb die Osmanen Muslime aus Ägypten, Bosnien und dem Kaukasus neu ansiedelten. 1881 begann die zionistische Einwanderung, die vorerst schleppend verlief. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg übernahm Großbritannien Palästina, zu dem damals das heutige Israel, die Palästinensergebiete sowie Jordanien gehörten.

Die britische Herrschaft förderte ab den 1920er Jahren die jüdische Einwanderung. Teile der arabischen Bevölkerung reagierten mit antijüdischen Pogromen in den Jahren 1920, 1921 und 1929.

Die Slogans der Angreifer waren „Die Juden sind unsere Hunde!“, „Wir werden das Blut der Juden trinken!“ und „Schlachtet die Juden ab!“. Das war vor dem Holocaust. Und die Slogans wurden in die Praxis umgesetzt. In verschiedenen Orten kam es zu barbarischen Massakern. In den Städten Hebron, Safed, Tulkarem, Kalkiya und Gaza wurden die jüdischen Bewohner umgebracht beziehungsweise vertrieben – schließlich auch aus Jaffa. (4)

Dennoch strömten von 1920 bis 1936 über 270.000 Juden ins britische Mandatsgebiet. Mit der Nazi-Machtergreifung in Deutschland nahm die jüdische Migration ins britische Palästina nochmal an Fahrt auf. Von 1933 bis 1941 erreichten aus dem Deutschen Reich etwa 55.000 Juden Palästina. Der Zufluss von relativ qualifizierten europäischen Juden und europäischem Kapital förderte die ökonomische Entwicklung Palästinas, was auch viele muslimische Einwanderer aus Ägypten anzog. Dass letztere heute zu den „palästinensischen Ureinwohnern“ gezählt, die jüdischen Immigranten aber als Kolonialisten betrachtet werden, wird den historischen Abläufen nicht gerecht.

Faktum ist auch, dass die Zionisten – ganz im Gegensatz zur üblichen Praxis während der islamischen Expansion – bis 1948 kein Land raubten, sondern es – sowohl unter osmanischer als auch unter britischer Herrschaft – kauften. Die Verkäufer waren meist arabische Großgrundbesitzer, die selbst in Beirut, Damaskus oder Kairo lebten. Ab der britischen Machtübernahme war auch ehemals osmanisches Staatsland dazugekommen.

Bis 1939 war die Zahl der jüdischen Bevölkerung des britischen Mandatsgebiets Palästina auf 460.000 angestiegen, etwa 30 Prozent der Einwohner. Der Unmut der muslimischen Bevölkerung darüber war angewachsen und führte zu arabischen Aufständen von 1936 bis 1939, die Amin al-Husseini, der Mufti von Jerusalem, anführte. Sie wurden von der britischen Armee niedergeschlagen. Gleichzeitig machte Großbritannien aber Zugeständnisse an die arabische Seite und beschränkte ab 1939 die jüdische Einwanderung nach Palästina weitgehend – ausgerechnet während der Zeit des Holocaust. Das wiederum führte zu zunehmenden Konflikten zwischen den Zionisten und Großbritannien.

Ein 1937 vorgelegter erster Teilungsplan, der den Großteil des Landes den Arabern zusprach, wurde von den Zionisten begeistert aufgenommen, von den arabischen Vertretern jedoch abgelehnt; sie verlangten, ganz Palästina zu einem arabischen Staat zu machen. Arabische Nationalisten und islamische Kräfte verbündeten sich nun mit den Nazis gegen Briten und Juden. Die Muslimbrüder in Ägypten, die sich ohnehin am italienischen Faschismus orientierten, kooperierten mit der von Alfred Heß geführten NSDAP-Auslandssektion in Ägypten.

Und al-Husseini, der Mufti von Jerusalem und wichtigste Führer der palästinensischen Araber, arbeitete ab 1937 mit dem NS-Regime zusammen, das er bereits seit 1933 unterstützt hatte. Von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebte er in Deutschland, war mit Adolf Eichmann befreundet und verbreitete die nationalsozialistische Propaganda im arabischen Raum. Er unterstützte den Holocaust und wirkte daran mit, indem er Fluchtwege für Juden aus Osteuropa zu blockieren suchte und so Tausende dem NS-Regime auslieferte. 1943 verhinderte er beispielsweise die von den NS-Behörden bereits genehmigte Ausreise von 5.000 jüdischen Kindern nach Palästina; sie wurden später im KZ Auschwitz ermordet. Zudem wurde al-Husseini Mitglied der SS und mobilisierte Muslime auf dem Balkan für die Waffen-SS sowie drei arabische Einheiten für die Nazis. Er verlangte von der deutschen Luftwaffe die Bombardierung Tel Avivs und forderte die Araber Syriens, des Iraks und Palästinas mit Berufung auf den Koran und Mohammed dazu auf, die Juden in Palästina sämtlich zu töten und sprach von der „besten Chance, diese dreckige Rasse loszuwerden“. 1946 konnte al-Husseini unbehelligt von den Siegermächten nach Ägypten ausreisen, wo ihn Hassan al-Banna, der Führer der Muslimbruderschaft, mit einer Lobrede empfing.

UN-Teilungsplan und Krieg

Gleichzeitig blockierte die britische Kolonialverwaltung die Einreise von Holocaust-Überlebenden nach Palästina. Daraufhin organisierte die zionistische Miliz Hagana, die während des Krieges für die Briten gekämpft hatte, die illegale Einwanderung der Holocaust-Überlebenden. Die Briten ließen 50.000 von ihnen in den Jahren 1945/46 in Vertriebenenlager in die amerikanische Besatzungszone nach Deutschland zurückbringen, andere wurden in Zypern interniert, führende Zionisten eingesperrt.

Daraufhin eskalierten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Hagana und der zionistischen Untergrundorganisation Irgun einerseits und den Briten andererseits. Die Zionisten zerstörten nicht nur Eisenbahnlinien, sondern sprengten auch das britische Hauptquartier in die Luft. Als die Unruhen immer weiter zunahmen und eine Wiederherstellung der Kontrolle durch Großbritannien unabsehbar schien, legte die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1947 mit Zweidrittelmehrheit den UN-Teilungsplan für Palästina und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates vor.

Der Teilungsplan sprach 56 Prozent des Landes der jüdischen Bevölkerung – 1947 etwa 600.000 Menschen – und 43 Prozent der arabischen zu. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein großer Teil des jüdischen Gebietes aus der Negev-Wüste bestand und die arabische Seite von den „besseren“ Gebieten deutlich mehr bekommen sollte.

Außerdem war schon davor der östliche Teil des britischen Mandatsgebietes Palästina als Jordanien abgetrennt worden und von der Aufteilung ausgenommen.

Nur drei Tage nach dem Bekanntwerden des Planes Ende November 1947 begannen arabische Freischärler mit Überfällen auf jüdische Passanten und Autobusse. Versorgungskonvois für jüdische Siedlungen wurden systematisch angegriffen. Schließlich wurde die Nabelschnur zwischen Tel Aviv und Jerusalem durchtrennt. Unterstützt werden die arabischen Milizen auch von der „arabischen Befreiungsarmee“ unter dem Kommando von Fawzi al-Kaoukjis, der von 1941 bis 1945 von Berlin aus für die Nazis gearbeitet hatte. Das erklärte Ziel der Angriffe war es, die jüdische Bevölkerung aus ihren Siedlungszentren zu vertreiben. Die „arabische Legion“, die von britischen Offizieren ausgebildet, bewaffnet und befehligt wurde, zwang die Zionisten nicht nur zur Aufgabe der Altstadt von Jerusalem, sondern auch von etlichen jüdischen Agrardörfern.

Nach einigen Wochen Defensive ging die Hagana aber dazu über, die arabischen Milizen in ihren eigenen Basen anzugreifen. Und die extremistischen jüdischen Milizen Irgun und Lechi beantworteten die blutigen Überfälle auf jüdische Zivilisten mit Brutalitäten gleicher Art. So begann die Flucht oder Vertreibung von Juden und Arabern in die jeweils zukünftig eigenen Gebiete.

Den UN-Teilungsplan lehnte die arabische Seite insgesamt scharf ab. Für die palästinensische Delegation, auf die immer noch der berüchtigte Mufti von Jerusalem erheblichen Einfluss hatte und die von der Arabischen Liga unterstützt wurde, kam nur ein einheitlicher arabischer Staat in Frage. Auch den Vorschlag einer Minderheit in der UN-Kommission, die von Indien und Jugoslawien angeführt wurde, aus Palästina einen föderalen jüdisch-arabischen Staat zu machen, wies die arabische Seite zurück. Azzam Pascha, der Generalsekretär der Arabischen Liga, erklärte der New York Times Mitte März 1948 ganz offen: „Wir werden die Juden ins Meer werfen.“

Von jüdischer Seite hingegen wurde der Teilungsplan akzeptiert und als Grundlage für die Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 genommen. Die USA und die Sowjetunion waren die ersten Staaten, die Israel anerkannten. Obwohl die Unabhängigkeitserklärung explizit alle benachbarten Völker zu Frieden, guter Nachbarschaft und Zusammenarbeit aufrief, erklärten am 15. Mai Ägypten, Transjordanien, Syrien, der Libanon und der Irak dem neuen jüdischen Staat den Krieg.

Dieser Krieg der arabischen Staaten gegen Israel begann Mitte Mai 1948 und dauerte über ein Jahr. Israel war hinsichtlich der Bewaffnung dramatisch unterlegen, besaß keine reguläre Armee, sondern nur kampferprobte Milizen. Dennoch blieb es gegen die Übermacht siegreich und konnte sein Gebiet nicht nur behaupten, sondern erweiterte es gegenüber dem UN-Teilungsplan um 21 Prozent.

Dass Israel diesen ungleichen Kampf gegen die Armee mehrerer Staaten gewinnen konnte, hatte drei Ursachen. Erstens war die Motivation der jüdischen Kämpfer sehr hoch, da sie buchstäblich mit dem Rücken zum Meer und gegen die Vernichtung kämpften. Zweitens gab es Rivalitäten auf arabischer Seite, die ein abgestimmtes Vorgehen erschwerten. Und drittens wurde die israelische Armee – was viele nicht wissen – schließlich vom sowjetischen Lager mit Waffen versorgt. Die sowjetische Unterstützung war wohl dadurch motiviert, dass der neue jüdische Staat durch linkszionistisch-sozialistische Kräfte geführt wurde.

Das Ergebnis war jedenfalls, dass die arabisch-palästinensische Kompromisslosigkeit verhinderte, dass ein palästinensischer Staat – damals zu relativ günstigen Bedingungen – erstmals das Licht der Welt erblickte. Die nicht von Israel eroberten Gebiete wurden von Jordanien und Ägypten annektiert.

In Teil 2 wird es um den Bevölkerungsaustausch gehen, der Ende der 1940er Jahre zwischen Arabern aus Palästina und Juden aus diversen arabischen Ländern stattgefunden hat. Es wird um die Stabilisierung des israelischen Staates in den kommenden Jahrzehnten und um die arabisch-israelischen Kriege 1967 und 1973 gehen. Außerdem wird die grundlegende Haltung des Islam zum Judentum besprochen.

In Teil 3 wird es um den Niedergang des islamischen Raums ab dem 19. Jahrhundert und die später folgende Wende zur islamischen Tradition gehen. Es wird die aktuelle Feindschaft von Muslimen gegen Juden beschrieben. Und es werden Perspektiven und Lösungen für Israel und Palästina diskutiert – auch unter Berücksichtigung geopolitischer Interessen.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) https://seymourhersh.substack.com/p/netanyahu-is-finished?utm_source=post-email-title&publication_id=1377040&post_id=137880462&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=false&r=18rnaa&utm_medium=email
(2) Genaueres dazu siehe hier: https://www.manova.news/artikel/streifzug-durch-die-geopolitik-2
(3) https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RR3000/RR3063/RAND_RR3063.pdf
(4) Dieser ganze Abschnitt stützt sich stark auf: Nathan Weinstock: Der zerrissene Faden. Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. 1947-1967, Freiburg/Wien 2019

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