Bei ZEIT ONLINE liest man mit Datum 7. März 2024 einen kurzen Artikel über eine weitere neue „Anlaufstelle“, mit der die Bundesregierung mal wieder einmal mehr den öffentlichen Diskurs beeinflussen will. Diese „Anlaufstelle“ wendet sich nun an „Angehörige und Freunde von Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben“. Denn, so ZEIT ONLINE:
„Wenn Menschen in Verschwörungserzählungen abdriften, sei dies für Angehörige und Freunde eine große Belastung, teilten die Ministerien weiter mit. Dazu passende Hilfsangebote bereitzustellen, leiste einen Beitrag zur Extremismusprävention, zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie zur Linderung individueller Nöte.“
Aha. Also, Staatsknete her und neue Stellen für den „woken“ Propaganda-Nachwuchs:
„Die Ministerien wollen mit dem Projekt die Prävention und Beratung zu Verschwörungserzählungen im Zusammenhang mit extremistischen Einstellungen weiterentwickeln. Es soll mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert werden und wird von freien Trägern umgesetzt.“
Hier der Link zum Artikel.
Ich hatte dazu einen Kommentar geschrieben:
„Was ist denn eine ‚Verschwörungserzählung‘ überhaupt? In der Praxis wird einfach das alles hineingepackt, was dem polit-medialen Mainstream nicht passt. Auch wenn es eigentlich mit einer ‚Verschwörung‘ nichts zu tun hat. Dagegen mal ein paar echte Verschwörungserzählungen:
- Putin/Russland will die ganze Ukraine besetzen und wird dann weitere europäische Länder angreifen.
- Die Correctiv-Geschichte des ‚Geheimtreffens‘ in Potsdam samt Masterplan zur Vertreibung/Deportation: Das ist geradezu die allerklassischste Form einer ‚Verschwörungserzählung‘.
- Die AfD würde ein neues 1933 veranstalten und die Demokratie abschaffen.
- Böse Rechte haben die Bauerndemos unterwandert.
- Die böse Menschheit zerstört das Klima.
Soll man jetzt die Hilfe des Ministeriums in Anspruch nehmen, wenn Ehepartner/Freundin/Eltern mit solchen Geschichten daherkommen?
Und was soll eigentlich ein ‚Verschwörungsanhänger‘ sein? Wer mit einer ‚Verschwörungserzählung‘, egal was für einer, daherkommt, ist sicher kein Anhänger der behaupteten Verschwörung, sondern ihr Gegner.“
Dieser Kommentar hielt sich nur ganz kurz. Dann war zu sehen: „Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/mf.“
Echt jetzt? Was war hierbei die „überzogene Polemik?“ Also versuchte ich es mit einem zweiten Kommentar:
„Was ist denn eigentlich eine ‚Verschwörungserzählung‘? Wenn jemand meint, hinter einem Ereignis hätte eine ‚Verschwörung‘, also die heimliche Aktion von einem bestimmten Personenkreis, gestanden, oder er würde für die Zukunft heimlich Aktionen planen, natürlich immer negativ. Aber: Wat dem inen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall. Nennen wir doch einmal ein paar weitere ‚Verschwörungserzählungen‘ (Auflistung von ‚Verschwörungserzählungen‘ wie oben).
Man sollte doch mit solchen Begriffen wie ‚Verschwörungserzählung‘ nicht operieren. Das sind reine Schlagworte, die nichts aussagen, sondern nur Gespräch, Diskussion und Auseinandersetzung mit einem Thema abwürgen sollen. Vermeiden wir lieber die Verwendung solcher Schlagwörter und kehren zu Gespräch, Diskussion und sachlicher Auseinandersetzung zurück.“
Dieser Kommentar kam überhaupt nicht durch. Und im Grunde hatte ich doch bei meinen Beispielen für „Verschwörungserzählungen“ noch so viele schöne weitere Erzählungen vergessen, wie diejenigen, auf die Claudio Casula in einem Artikel über eine solche „Anlaufstelle“ namens „ent-täuscht“ hingewiesen hat:
„Die krudesten Verschwörungstheorien wurden einem immer und immer wieder eingebimst: dass mit Sonnen- und Windkraft allein unsere Industrienation mit der nötigen Energie versorgt werden könne; dass ein ‚Sturm auf den Reichstag‘ gerade noch habe verhindert werden können; dass ein älterer Reichsbürger-Prinz in Cordhose kurz davor war, die Demokratie zu stürzen und das Kaiserreich wiederzubeleben, und dass eine Oma den Gesundheitsminister entführen wollte; dass der Klimawandel an der Randale in Schwimmbädern schuld sei und Senioren an der Wohnungsnot und nicht etwa die Einwanderung von mehreren Millionen Menschen binnen weniger Jahre; dass ein Fernseher Energie erzeugen kann; dass Rechtsextreme bei einem ‚Geheimtreffen‘ einen ‚Geheimplan‘ zur ‚Vertreibung von Millionen Ausländern und Deutschen‘ entworfen hätten. Ich bin Falschmeldungen ohne Ende aufgesessen!“
Hier der Link zum Artikel.
Aber ich habe es mit den Kommentaren bei der Zeit so schnell noch nicht aufgegeben, denn ich hatte über die Anlaufstelle „ent-täuscht“ auch noch einen weiteren Artikel gefunden, von Norbert Häring, und Häring nimmt dort noch besser als Casula diese ganze Erzählung auseinander. Hier der Link zum Artikel von Häring.
Also habe ich mich in einem dritten Kommentar darauf beschränkt, das Wichtigste zur Sache aus Härings Artikel zu zitieren, mit dem Link auf Häring am Ende:
„Solche Programme scheint es jetzt im Dutzend zu geben, alle mehr oder weniger staatlich finanziert. Norbert Häring berichtet vom entsprechenden Programm ‚ent-täuscht‘. Er zitiert die niedersächsische Justizministerin Wahlmann und schreibt dazu: ‚Das Zitat der Juristin und SPD-Politikerin Wahlmann macht recht deutlich, worum es geht. Um Kritik an Maßnahmen und Narrativen, die der Regierung besonders wichtig sind, bei denen sie die Staatsräson tangiert sieht, Corona, Israel, Ukraine et cetera.
Solche Kritik mit antidemokratischer Haltung gleichzusetzen ist genau das: antidemokratisch. Absurd wird es, wenn Leute mit regierungskritischen Haltungen zu wichtigen Themen ohne jeden Versuch eines Belegs oder auch nur der Herstellung von Plausibilität mit Sektenmitgliedern gleichgesetzt werden, denen beim Ausstieg geholfen werden soll und kann. Schwer vorzustellen, dass jemand die angebotene Nummer anruft und sagt:
‚Ich bin der Überzeugung, dass die Corona-Maßnahmen undemokratisch und überzogen waren und dass der Westen durch sein Agieren in der Ukraine eine Mitschuld an dem von Russland begonnen Krieg hat. Bitte helft mir, diese Überzeugungen abzulegen.‘ Er nennt das Ganze ‚betreutes Denken‘ und schreibt im Fazit: ‚(...) ein fragwürdig politisch-einseitiges Projekt mit fragwürdigen Erfolgsaussichten‘.“
Auch dieser Kommentar wurde nicht veröffentlicht. Also noch einen vierten Kommentar, ganz kurz nur: Lesenswert zum Thema auch:. Auch das wurde nicht publiziert. Nein, den kritischen Artikel von Häring sollten die Zeit-Leser nicht zu Gesicht bekommen!
Man fragt sich, warum?
Warum wird gerade bei diesem Thema, bei dem Umgang mit dem Begriffsfeld „Verschwörung“, „Verschwörungstheorie“, „Verschwörungserzählung“, „Verschwörungsanhänger“ et cetera so heftig zensiert? Nun, ganz einfach: weil man auf jeden Fall die alleinige Deutungshoheit über diese Begriffe verteidigen muss, denn man selbst verwendet sie ja laufend, und das ohne Sinn und Verstand.
Sie sind einfach ein Etikett, das man selbst durch andauernden Gebrauch negativ aufgeladen hat und nun einfach jedem Standpunkt und jeder Person aufpappt, die einem nicht passen. Diese Begrifflichkeiten sind ein Mittel der Diffamierung und Ausgrenzung, mehr nicht. Über ein derart gelabeltes Thema und ebenso mit einer solchen Person muss man sich nicht mehr argumentativ sachlich auseinandersetzen — Etikett reicht.
Und diese schöne Möglichkeit will man sich nicht nehmen lassen. Schon gar nicht dadurch, dass einmal jemand eine klare Definition der Begrifflichkeiten des „Verschwörungs“-Tralalas verlangt. Denn würde man diese ganzen Begriffe einmal analysieren, dann bliebe ja nur eine Erzählung oder Theorie, die auf einer angeblichen oder tatsächlichen Verschwörung basiert; dann ist auf einmal ein großer Teil der Erzählungen/Narrative des polit-medialen Mainstreams auch nichts anderes als „Verschwörungserzählungen“.
Und das darf nicht sein! Es geht hier, bei dem mainstreamigen Gebrauch der ganzen „Verschwörungs“-Begriffe und auch im Einzelfall beim Umgang mit diesem Begriffsfeld für die Kommentare unter diesem Zeit-Artikel, immer um „betreutes Denken“: Wir geben dir vor, was du denken sollst/musst/darfst/ und was nicht. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“ Und was „Schmuddelkinder“ sind, das sagen dir Papi und Mami von der Zeit, von der „Anlaufstelle“ und von der Bundesregierung natürlich auch. Und wenn du dann doch nicht denkst/sagst, was wir dir anschaffen, dann kommst du auch zu den „Schmuddelkindern“ in die Ecke. Zu den „Verschwörungsanhängern“ eben.
Es wäre natürlich misslich, wenn das Publikum oder doch ein wachsender Teil davon erkennen würde, dass das, was man ihm als „Wahrheit“ verkaufen will, auch nichts anderes ist als eine „Verschwörungserzählung“.
Eben: Wat dem inen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall.
So finden sich unter dem Zeit-Artikel dann im Wesentlichen auch nur Kommentare, die in dasselbe Horn blasen. Ein völlig anderes Bild bekommt man hingegen, wenn man in X (Twitter) auf den Kanal der Zeit geht, wo auf diesen Artikel mit dem einleitenden Satz hingewiesen wird „Der Umgang mit Menschen, die an Verschwörungen glauben, kann für das Umfeld sehr belastend sein“. Die Stimmung der Kommentare ist hier fast durchweg ablehnend. Hier der Link dazu.
Es macht Spaß, die Kommentare auf X zu lesen. Deutschland ist offenbar doch noch nicht völlig verloren:
- „Das stimmt. Besonders mit Menschen, die meinen, sie würden der Natur Wetter und Klima diktieren können, oder dass ein respiratorisches Virus wieder weggeht, wenn sie sich nur lange genug zu Hause einschließen!
- ‚Lockdowns‘, MaskenSchützen, Maskendeals, Nebenwirkungsfrei, Ein Piks bzw. Impfabo, Fremdschutz, (med.) Impfpflicht, Kollateralschäden der Maßnahmen, Mrd-Gewinne der Pharma und Impfärzte, QuerdenkerSindTerroristen etc …? Das war mehr als ‚belastend‘, mit solchen Menschen zusammenzuleben.
- Was soll das sein? Eine Anlaufstelle für Angehörige von Menschen, die Staatspropaganda hinterfragen. Es fängt schon mit dem Einvernehmen des Begriffs Verschwörung an. Was ist der Gradmesser für eine Verschwörung? Ist es eine Meinung, die man selbst nicht teilt, eine Theorie, die man mangels Fakten nicht widerlegen und deshalb als Verschwörung totschlagen muss? Eine Information aus einer anderen Quelle als Reuters oder eine Studie, die nicht vom Impfstoffhersteller selbst finanziert wurde?
- Eine weitere Denunziationsstelle von Rot-Grün, diesmal mit dem Ziel, bis in die Familien hineinzuschnüffeln? Der Staat hat sich aus dem Privatleben der Bürger herauszuhalten. Die Übergriffigkeit der Ökosozialisten wird ein Nachspiel haben, sobald sich die Machtverhältnisse gedreht haben.
- Ich glaube eher, dass es für den Staat sehr belastend ist, wenn ihm die Menschen in großer Zahl abhandenkommen und sie beginnen, seine Institutionen zu hinterfragen. Kann es sein, dass er deshalb Anlaufstellen für Denunzianten schafft?
- Ja, ich stimme zu, diese Tagesschaulinge, die jeden Kram glauben, so als würde alles super laufen, sind nicht immer einfach zu ertragen. Zum Glück gibt's jetzt Hilfe.
- Heute nennt man sie ‚Betroffene‘, vor wenigen Jahrzehnten nannte man sie noch IMs!
- Ich habe keine Klimaspinner und Coronafaschisten in meinem Umfeld. Mir geht es blendend. Aber danke fürs Angebot.
- Noch mehr Stellen für Freunde und NGOs?
- Und als ‚Verschwörung‘ bezeichnet man quasi alles abseits der Regierungsmeinung.
- Was glaubt ihr, wie lange es euer umstrittenes Staatspropaganda-Blatt noch geben wird, wenn ihr so weitermacht?
- Juhuuu. Eine neue Meldestelle. Die Sojasörens und Problemponyannikas aus den Quengelfächern bekommen neue Jobs von unserem Geld. Und wir bekommen mehr Überwachung und Gehirnwäsche. Es ist eine Win-Win-Situation.
- Belastend ist auch der Umgang mit denen, die bis heute längst wahr gewordene Verschwörungstheorien weiter nur als absurde Verschwörungstheorie abtun.
- Weiß die Regierung überhaupt noch, wie viele Denunziantenstellen sie hat? Sind jetzt bald alle Parteifreunde mit Posten versorgt?
- In der Tat, es ist schon sehr belastend, wenn Familienmitglieder oder Freunde freiwillig und überzeugt am ‚betreutem Denken‘ via ÖRR und regierungsbraver Medien teilnehmen.“
Nun, ich habe es mit dem Kommentieren bei diesem Artikel in der Zeit noch nicht aufgegeben. Andere offenbar auch noch nicht: Die beiden jüngsten Kommentare dort bezogen sich auf die Altersarmut von Frauen und die Verschwörung gegen Julius Caesar am 15. März 44 vor Christus. Aber das passt doch nicht wirklich zum Thema? Ja, eben, genau. Und so habe ich noch einen fünften, letzten Kommentar zum Zeit-Artikel geschrieben: „In Burundi ist es eher schwierig, mit ec-Karte zu zahlen!“ Das ist ja auch die Wahrheit.
Und siehe da — der Kommentar ist drin. Das darf man also bei der Zeit zum Thema „Verschwörungserzählungen“ sagen.
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