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Wandel der Normalität

Wandel der Normalität

Die alte Normalität ist zertrümmert, die gegenwärtige unerträglich und die vor uns liegende in unserer Hand. Gestalten wir sie!

Selten war die Kluft zwischen jüngster Vergangenheit und Gegenwart so riesig groß wie dieser Tage. Der Unterschied zwischen dem Heute und dem, was vor wenigen Wochen und Monaten noch war, fiel noch nie so unübersehbar auf. Werbeanzeigen und Werbeclips zeigen eine Welt von früher, die erst vor wenigen Monaten verstorben ist. Wir sehen auf diesen Plakaten und den kurzen Werbespots fröhliche Menschen, die ohne Mindestabstand und ohne Topflappen in der Visage beisammen sitzen und sich nicht voreinander fürchten. Heute existieren diese Bilder in der Realität gar nicht oder kaum.

„Da war die Welt noch in Ordnung“, ist manch kritischer Zeitgenosse geneigt zu sagen und in Gedanken in diese nicht lang zurückliegende Zeit zurück zu schwelgen. Andere sehen in dieser neuen Normalität schlicht die Verstärkung und Intensivierung dessen, was sich bereits in der Vergangenheit am Horizont anbahnte. Das ist bis zu einem gewissen Grade richtig. Bestrebungen, den einzelnen zu isolieren, Gemeinschaften zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen, das Bargeld abzuschaffen, die Menschen auf Schritt und Tritt zu überwachen, sind Entwicklungen, die wir schon lange beobachten konnten.

Dennoch ist diese Perspektive unvollständig. Denn egal in welch prekärer Lage sich jemand noch vor einem halben Jahr befand, so war dessen Lebensqualität in vielen Bereichen signifikant besser als in diesen Tagen. Jeder konnte — in der eigenen Freizeit — bedenkenlos seine Mitmenschen zu einem beliebigen Zeitpunkt an einem beliebigen Ort treffen. Niemand musste einen Gedanken daran verschwenden, wie er sein Gegenüber begrüßt. Ganz normaler Handschlag oder doch eher nur Ellebogengruß oder Fußcheck? Niemand hatte Angst vor einem anderen aufgrund dessen bloßer Gegenwart und der damit verbundenen vermeintlich potenziellen Ansteckungsgefahr.

Auch die absurde Situation, nach Verlassen des Hauses und einem Kontrollgriff in die Jackentasche festzustellen, dass die Maske fehlte, und auf dem Absatz kehrt zu machen, in die Wohnung eilend, um diese noch schnell zu holen, war unvorstellbar. Und im öffentlichen Raum konnte man die Gesichter der Mitmenschen sehen. Jetzt sehen wir nur noch anonyme Klonkrieger. Die Verschiedenartigkeit der Masken macht das nicht besser. Beim Besuch eines Cafés oder einer Bar musste niemand seine persönlichen Kontaktdaten hinterlassen. Vor kurzem galt der Datenschutz noch als heilige Kuh, die im Zuge von Covid-1984 kurzerhand geschlachtet wurde. Und den Tisch konnte man sich noch selber aussuchen.

Vor dem 23. März 2020 konnte jeder mit dem Grundgesetz in der Hand auf einem öffentlichen Platz stehen, ohne von einem uniformierten Menschen gesagt zu bekommen, man solle das sofort wegstecken, weil dies eine nicht zulässige politische Meinungsäußerung darstelle.

Kurz gesagt — zwischen 2020 und 2019 liegen Welten!

Eine alte Welt liegt im Sterben, während die neue Welt noch in den Geburtswehen liegt. Diese Zwischenzeit ist die Zeit der Monster. Das, was der marxistische Schriftsteller Antonio Gramsci vor langem antizipierte, nimmt nun Gestalt an.

Diese Monster sind jedoch nicht nur die grauen Herren der ersten und zweiten Führungsriege. Nicht nur der Dr. No aus den Staaten, der die gesamte Menschheit mit seinen mRNA-Impfstoffen beglücken möchte, nicht nur die Schöpfer der ID2020 und ihre willigen Polit-Marionetten in den Regierungen dieser Welt zählen zu diesen Monstern. Auch viele der unseren, der eigentlich ganz „normalen“ Menschen werden zu diesen Monstern. Es sind die übereifrig obrigkeitshörigen Blockwarte. Die, die von ihren Fenstern aus Menschen ausspähen, die zu nahe zusammensitzen, um diese dann bei der Polizei zu denunzieren. Die Menschen, die einen im Park oder an der Supermarktkasse anschreien, wenn man ihnen zu nahe tritt oder grundsätzlich nicht den nötigen Abstand einhält. Die Menschen, die einen mit finsteren Blicken beäugen, wenn man sich im öffentlichen Raum ohne BH auf dem Mund bewegt.

Im vermeintlichen Glauben, menschlich zu handeln, verlieren wir unsere Menschlichkeit in Zeiten dieser „neuen Normalität“.

Auf zu neuen neuen Normalitäten

Was ist schon Normalität? Darauf zu pochen, alte Normen wiederherzustellen oder sich darüber zu echauffieren, wenn neue Normen installiert werden, sei doch vollkommen sinnlos, da die Kategorie „Normalität“ prinzipiell nicht statisch sei, sondern im Gegenteil, sich in einem andauernden Wandlungsprozess befände. So eine Diskussion entstand kürzlich in meinem Umfeld. Und diese Anschauung ist im Grunde genommen auch richtig. Aber konsequent weitergedacht bedeutet dies zugleich, dass es jederzeit angemessen ist, Normen einer „neuen Normalität“ nicht hinnehmen zu müssen und sich vehement gegen diese aufzubäumen. Ganz besonders dann, wenn diese Normen gemessen an bestimmten Kriterien schlechter als die alten sind.

Das distanzierte Begrüßen per Ellenbogen oder Fuß oder die auftretende Verlegenheit bei Begrüßungen, wenn man Kraft der beidseitigen Intuition und Empathie sowie der Körpersprache des Gegenübers nicht erkennen kann, welche Form der Begrüßung er oder sie wünscht. Das Maskieren unserer Gesichter ist ebenfalls keine gute Norm. Und schon gar nicht, wenn das Gros der Wissenschaft hinreichend belegt, dass dies keinen Nutzen bringt, sondern auf vielerlei Ebenen immens schadet.

Es liegt an uns allen, entschieden dagegenzuhalten, wenn es „von oben“ oder von unseren Mitmenschen heißt, man solle sich doch nicht so anstellen und sich einfach daran gewöhnen, dass wir jetzt überall Maske tragen, Mindestabstände einhalten, zusehen, wie unsere Innenstädte aussterben, der Online-Handel stattdessen erstarkt, wir aufgefordert werden, bar jeder Gefahr einer Schmierinfektion bargeldlos zu zahlen, statt das einzige gesetzliche Zahlungsmittel zu nutzen.

Gegen all diesen Abscheulichkeiten müssen wir uns wehren und gleichzeitig klar machen, was wir unter Normalität des Wahren, Guten und Schönen verstehen.

Wir etablieren beispielsweise neue Grußrituale? Gerne! Keine distanzierte Begrüßung mehr ab jetzt! Der feste Händedruck erhält wieder den Wert, den er einst hatte. Vielleicht streichen wir das distanzierte „Siezen“ aus unserem Sprachgebrauch. Wir schicken kein „na, wie geht‘s?“ voraus, wenn uns das Befinden des Anderen gar nicht interessiert und wir im Grunde genommen nur ein persönliches Anliegen haben. Das wäre viel ehrlicher. Über all das können wir gerne nachdenken.

Aber weg mit diesem unmenschlichen Social Distancing! Es wird vermutlich eine lange Durststrecke, bis sich die Menschen den grauen Schleier der Traumatisierung durch die Kontaktverbote wieder abstreifen können und wieder imstande sind, unbefangen und frei von Angst auf ihre Mitmenschen zugehen zu können, ohne dabei zu fürchten, sich entweder anzustecken oder körperliche Grenzen des anderen durch eine bloße Handschlag-Begrüßung zu überschreiten.

Und schaffen wir auch endlich neue Normen in der Wirtschaft! Eine neue Normalität, in der keine einzelne Person mehr zu obszönem Reichtum gelangen kann, wie Herr Gates. Eine neue ökonomische Normalität, die ein Wirtschaftssystem etabliert, dass den Menschen dient und nicht wenigen Einzelnen.

Es gibt noch so viele Bereiche, in denen es an uns liegt, eine neue Normalität zu konstituieren. Eine Normalität, die natürlich ihre Dynamik des Wandels beibehält, aber bestimmte Kernwerte nicht antastet. Dazu zählen die Würde und die Selbstbestimmung des Menschen. Diese wird in der „neuen Normalität“ nicht im Geringsten geachtet, sondern mit den Stiefelspitzen ihrer Konstrukteure hemmungslos getreten.

Ort und Datum für den ersten Entwurf einer neuen Normalität nach unserer Vorstellung steht bereits fest — der 1. August in Berlin auf dem Tempelhofer Feld! Wir sehen uns dort!


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