Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Bedrohliche Überzahl

Bedrohliche Überzahl

Die Aussage, es gebe zu viele Menschen, geht vielen schnell über die Lippen — besonders den „Eliten“, die ihre eigene Existenzberechtigung nie in Zweifel ziehen.

Das Verhältnis zwischen Arm und Reich lässt sich trefflich mit einer Wippe versinnbildlichen. Die wenigen, die auf der leichten Seite sitzen, werden umso höher gehoben, je mehr auf der anderen Seite zusammengepfercht sind. Nur wenn das Zahlenverhältnis sehr krass ist, können sehr wenige sehr hoch sitzen. Heutige Oligarchen in West und Ost sind reicher, als es jemals Herrschende zuvor waren. Dementsprechend viele braucht es auf der Gegenseite. Eine Mittelschicht, die nahe dem Kipppunkt der Wippe sitzt, kann dabei nur stören. Angst vor den vielen Köpfen auf der anderen Seite ist unvermeidlich.

Natürlich spricht man nicht mehr von Massenmord oder einer gezielten Tötung der Armen. Man schützt vor, aus Gründen der Ressourcenschonung, nur die Gesamtzahl der Erdenbewohner einbremsen zu müssen. Dass dies zu 100 Prozent die auf der anderen Seite der Wippe sein müssen, weil die Herrschenden zahlenmäßig keine Rolle spielen, wird verschwiegen.

Masterminds der Bevölkerungsreduktion

Die Verachtung der Bevölkerungsmehrheit durch eine herrschende Minderheit hat sicher eine lange Tradition. Die erste theoretische Basis, die dieser Verachtung eine pseudowissenschaftliche Legitimation verschaffte, lieferten zwei englische Geistliche, die aus der arbeitsfrei gestellten Oberschicht stammten. Als erster wohl Joseph Townsend (1739 bis 1816), der 1786 in seiner „Dissertation on the Poor Laws“ das Gespenst der Überbevölkerung als Folge staatlicher Armenfürsorge an die Wand malte. Hunger wäre das beste Rezept gegen Überbevölkerung (1).

Direkt daran knüpfte der heute als Mastermind geltende Thomas Robert Malthus (1766 bis 1834) an. Sein „Essay on the principle of population“ von 1798 wurde in sechs Auflagen nicht nur immer zynischer, sondern auch zum Lehrinhalt der East India Company University, an der Malthus seine Irrlehren in die Köpfe der kommenden Manager brachte.

„Wir sollten die Vorgänge der Natur, die diese Sterblichkeit hervorbringen, erleichtern, anstatt uns töricht und vergeblich zu bemühen, sie zu behindern; und wenn wir die zu häufige Heimsuchung durch die schreckliche Form des Hungers fürchten, sollten wir die anderen Formen der Zerstörung, zu denen wir die Natur zwingen, eifrig fördern. In unseren Städten sollten wir die Straßen enger machen, mehr Menschen in die Häuser drängen und die Rückkehr der Pest fördern.“ (2)

Entgegen der geschichtlichen Fakten und ohne konkrete Bevölkerungsanalysen behauptete Malthus einfach, dass sich jede Bevölkerung ohne gewaltsame Einbremsung exponentiell vermehren würde, wogegen die Lebensgrundlagen nur linear steigerungsfähig wären.

Hunger und Not wären nicht die Folge von Ausbeutung, sondern resultierten zwangsläufig aus diesem Missverhältnis. Das Überleben eines Teils der Bevölkerung wäre nur durch den Tod der Mehrheit möglich und keineswegs verwerflich. Das Leben sei eine Lotterie, wo viele Nieten ziehen müssten. Der Versuch, ein Überleben aller zu ermöglichen, wäre mit der Auslöschung der Spezies verbunden. Es sei unvermeidlich, dass immer die Schwächsten umkommen. Dieses Naturgesetz könne den Stärkeren nicht zum Vorwurf gemacht werden. Nicht die intellektuelle Durchdringung der Bevölkerungsproblematik sichert Malthus bis heute seine Präsenz im akademischen Denken, sondern die Absolution, die er der Oberschicht erteilt.

Gerne werden heute die Malthus’schen Sentenzen als vermeintlich satirische Ausführungen uminterpretiert. Alleine der Kontext bietet dafür keinerlei Grundlage. Auch die Tatsache, dass die schlimmsten Entgleisungen seines Sozialdarwinismus erst ab der 6. Auflage seines Buches auftauchen, lässt keine Relativierung zu. Maßgeblich ist bei allen Autoren die Letztversion. Malthus‘ Verachtung für die Masse der Bevölkerung ist echt:

„Unter allen Ungeheuern, die der Freiheit Gefahr drohen, ist das gefährlichste der Pöbel, dieser Auswuchs einer unmäßigen Bevölkerung.“

Die große Hungersnot in Irland zur Mitte des 19. Jahrhunderts sollte zur Nagelprobe werden.

Malthus war der Vorläufer der heutigen Reset-Globalisten auch insofern, als er zur Fälschung der Fakten Ursache und Wirkung vertauschte. Nicht die Armut hätte jeden Verzicht auf Familienplanung und ein Bevölkerungswachstum zur Folge. Nein, „nur Hunger kann sie zur Arbeit treiben oder anspornen“. Das Bevölkerungswachstum wäre die Hauptursache der Armut. So wie heute CO2 zur Ursache einer Klimaerwärmung ernannt wird, obwohl es doch nur ein Folgeereignis einer höheren Temperatur ist, da mehr CO2 aus den Weltmeeren abdampft. Malthus hat mit seiner Kausalitätsverdrehung die Blaupause für dreiste Lügen geschaffen.

Malthus lebt

Obwohl Malthus im Alter und nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit geriet, wurde er eine Generation später zum Übervater der Sklavenhalter und Eugeniker. 1877 wurde die „Malthusian League“ ins Leben gerufen, die vorgab, sich gegen die Armut der Arbeiterklasse zu engagieren, indem sie eine rigorose Geburtenkontrolle propagierte. Seither liest sich die Liste der Malthusianer wie das „Who is Who“ der britischen Intellektuellen: H.G. Wells, Aldous Huxley, Bertrand Russel, George Bernard Shaw, D.H. Lawrence ...

Bevölkerungsbegrenzung war eine Fixposition im Denken der angloamerikanischen Eliten. Und auch seit dem Zweiten Weltkrieg atmen Sager der britischen Aristokratie den Geist der Menschenverachtung: „Sollte ich einmal wiedergeboren werden, dann bitte als tödlicher Virus. So könnte ich meinen Teil beitragen, um das Problem der Überbevölkerung zu lösen“, meinte Prinz Philip, der Herzog von Edinburgh (3).

Spätestens mit der implizit Depopulation propagierenden CO2-Ideologie ist Malthus in den Köpfen der akademischen Mittelschicht verankert. Trotz aller „Willkommenskultur“ und „Inklusions“-Befürwortung sind angeblich so menschenfreundliche Zeitgenossen davon überzeugt, dass das herbeigeredete CO2-Problem auf zu viele Menschen zurückzuführen wäre. Wir stellen dann gerne die Gegenfrage: „Bei wem fangen wir mit der Bevölkerungsreduktion an — bei Ihnen oder bei uns?“ Danach herrscht Schweigen.


Quellen und Anmerkungen:
(1) Townsend J: A Dissertation on the Poor Laws. S. 23; University of California Press; Berkeley 1971
(2) Malthus T: Essay on the Principle of Population. Volume II; 6th ed.; Book 4,5; John Murray; London 1826
(3) Prince Philip: If I were an animal. Vorwort; Morrow; New York City, 1987


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

Weiterlesen

Die letzte Weltreligion
Thematisch verwandter Artikel

Die letzte Weltreligion

Christentum und Sozialismus laufen auf ein transhumanistisches Gesamtkonzept hinaus, das sich anmaßt, die Natur verbessern zu wollen.

Krieg und Frieden in Kolumbien
Aktueller Artikel

Krieg und Frieden in Kolumbien

Das südamerikanische Land wird von brutalen Paramilitärs terrorisiert. Eine kleine Gemeinschaft hat sich konsequent dem Prinzip der Gewaltfreiheit verschrieben — derzeit wird sie erneut bedroht. Teil 2.