Spätestens beim Projekt Stuttgart 21, bei dem der Hauptbahnhof ursprünglich unter die Erde verlegt werden sollte, haben die sonst so gemütlichen Häuslebauer bewiesen, dass sie wacker und mit einem langen Atem Widerstand leisten können. So lassen sie sich auch nicht von heftigsten Repressalien durch den Staat einschüchtern. Gleichwohl vergessen sie diese auch nicht.
Auf dem Weg zum Canstatter Wasen erklärte uns eine waschechte Schwäbin, sie wolle das, was sie 2011 bei den Protesten gegen Stuttgart 21 erlebte, „nie wieder erlebe‘!“.
Ja, die Schwaben können ein aufmüpfiges Völkchen sein, wenn die Politik Dinge beschließt, die ihnen so gar nicht in den Kram passen. Im Zuge der Corona-Krise, als man ihnen vorschrieb, das „Maultäschle“ nicht mehr in, sondern auf den Mund zu legen, riss scheinbar nicht nur ihnen, sondern vielen Menschen in der gesamten BRD die Hutschnur.
So setzten die Schwaben zunächst beim Bundesverfassungsgericht ihr Demonstrationsrecht mit aller Vehemenz durch, damit dann anschließend die Teilnehmerzahl massiv wachsen konnte. Diese Entwicklung kulminierte dann am vergangen Samstag, als Stuttgart die Nation zu sich einlud. Und so folgten zahlreiche Demokraten aus der ganzen Republik der Einladung. Unter ihnen auch bekannte Gesichter wie Bodo Schiffmann oder Ken Jebsen.
Es war ein äußerst befreiendes Gefühl, bei Sonnenschein durch die Menschenmenge zu gehen, den Bass der Anlage im Bauch zu fühlen und den Eindruck zu erlangen, die ganze Covid-19(84)-Geschichte fände gar nicht statt.
Sämtliche Versuche der Mainstream-Presse, die Veranstaltung zu diskreditieren, liefen nahezu ins Leere.
Michael Ballweg machte auf der Bühne vor zehntausend Anwesenden eine Umfrage, die per Handzeichen erfolgen sollte. Er wollte wissen, wie viele der Anwesenden sich selbst als „rechts“ einordnen würden. Anschließend benötigte man ein Fernglas um die wenigen, vereinzelten Hände in der Menge auszumachen. Das gleiche bei der Frage, wer sich als „links“ verstehen würde. Auf die Frage, wer sich als Verschwörungstheoretiker verstehe, gingen überraschenderweise viele Hände nach oben. Das kann man nun so oder so sehen. Entweder sind sich viele der diffamierenden Natur dieses Begriffs nicht bewusst oder er gilt mittlerweile als Adelung, die eigenständiges Denken attestiert.
Die echte Querfront
Die Propaganda-Maschinerie des neoliberalen Regimes läuft auf Hochtouren und ist sichtlich bemüht, die aufkeimenden Proteste, die rasch zu einer System gefährdenden Bedrohung heranwachsen können, in ein passendes Narrativ einzuzwängen. Die treudummen Mainstream-Konsumenten müssen hier also vor- und fürsorglich mit den passenden Erklärungsmustern beliefert werden, damit in ihre Infobubble bloß keine Zweifel eindringen, die — Gott bewahre — vielleicht zum Hinterfragen ihres aufoktroyierten Weltbilds führen würden, was schließlich auch dazu führen könnte, sich von dem betreuten Denken zu emanzipieren.
Im Zuge der medialen Stimmungsmache gegen die bundesweit stattfindenden Proteste für den Erhalt unserer Grundrechte und Menschenwürde werden also die Organisatoren und tausende Demonstranten systematisch mit Kampfbegriffen etikettiert. Spinner, Rechte, Esoteriker, geistige Brandstifter, Impfgegner, Egoisten, Schwurbler, Verschwörungstheoretiker und natürlich: Querfrontler!
Denn das ist das Schreckgespenst der herrschenden Klasse.
Welch grausames Szenario wäre es bitte für unsere lieben Ausbeuterinnen und Ausbeuter, wenn sich die Untertanen plötzlich der Tatsache gewahr werden würden, dass sie sich alle — die 99,99 Prozent — in einer toxischen, menschenverachtenden, Umwelt zerstörenden Herrschaftsstruktur befinden sowie systematisch und gleichzeitig subtil unterdrückt und ausgebeutet werden. Dass unser aller Lebensraum vernichtet und uns die Menschenwürde Stück für Stück entrissen wird.
Genau dieses Gewahrwerden, der Schlüsselmoment für eine neue Solidarität, ja eines neuen Klassenbewusstseins, dessen Synergien uns aus dieser leidigen Sklaverei befreien könnten, muss umgehend tot getrampelt werden. Jeder Versuch, die ganz normalen Arbeiterinnen und Arbeiter, Bürgerinnen und Bürger, einfach jeden Menschen, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, um unser aller Interessen zu verteidigen, muss vereitelt werden.
Was wir 83 Millionen Bewohner Deutschlands nun dringend benötigen ist — um es mal mit etwas antiquierten Begriffen zu beschreiben — eine Volksfront. Sogar Marx und Engels, also die „ursprünglichsten“ Sozialisten hätten es für ein legitimes strategisches Element gehalten, sich mit den „einfachen“ Bürgerinnen und Bürgern zusammenzuschließen, um Schlimmeres zu verhindern — in unserem Fall den Abbau und die Einschränkung elementarer Grundrechte.
Und gerade deshalb ist es umso enttäuschender zu sehen, in was für eine Falle viele „Genossen“ getappt sind. Weite Teile des „linken“ beziehungsweise „sozialistischen“ Spektrums schreien in ihrer ideologischen Verblendung unisono mit dem neoliberalen Medienorchester das Schimpfwort: Querfront!
Merken sie dabei eigentlich, dass sie sich selbst in einer Querfront befinden?
In einer Querfront mit dem neoliberal-globalistischen Regime, in der man all ihre Institutionen implizit als Autorität anerkannt hat. Keiner hinterfragt mehr die von Privatgeld verseuchten (Welt-)Gesundheitsbehörden und die medialen Propagandaorgane, die „naturgemäß“ ebenfalls im Dienste der herrschenden Klasse agitieren. Die Opposition hat sich aufgelöst: Vom parlamentarischen „links“ bis „rechts“ marschieren alle im Gleichschritt — und wenn das so weiter geht — direkt in den Neo-Feudalismus. Tragischerweise eben mit Hilfe der „Linken“, die sich gerade vor den Karren spannen lassen. Die Reaktionären, die Status-Quo-Verteidiger, also die Konservativen haben es geschafft, die angeblich „Progressiven“ zu ködern und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Ein Paradebeispiel für: Querfront.
Und die neoliberalen Proto-Feudalisten hatten leichtes Spiel.
Denn vor allem die „Linken“ und „Sozialisten“ glauben in der angeblichen Corona-Pandemie das perfekte Instrument gefunden zu haben, den Kapitalismus bloßzustellen. In ihrem realitätsfernen Glauben an die kurz bevorstehende proletarische Revolution, in der naiven Annahme, die herrschende Klasse wäre kurz vor dem Kollaps, haben sich einige noch apokalyptischere Zustände herbeigewünscht, um ihre politisch motivierte Strategie zu füttern, aber wenigstens hier und dort soziale Reförmchen zu erkämpfen.
Weil es für viele „Genossen“ politisch-ideologisch so verlockend war, die Story mit „dem Killer-Virus und der Krise des Kapitalismus“ aufzugreifen und weiterzuspinnen, hat man den Prozess einfach weggelassen, sich gründlich damit auseinanderzusetzen, was es wirklich mit dem globalen Covid-19-Theater auf sich hat, ob das Virus wirklich so grausam ist und die Einschnitte unserer individuellen Freiheiten gerechtfertigt sind.
Die letzte Bastion der tapferen progressiven Systemkritiker muss zusammenstehen und die Zeichen der Zeit erkennen. Diejenigen, die ihre Lektionen aus den Theaterstücken „Krieg gegen den Kommunismus“, „Krieg gegen den Terror“ und so weiter gelernt haben, die sich nun auch nicht ablenken lassen vom „Krieg gegen das Virus“.
Die orthodoxen Wasserköpfe aus dem „sozialistischen“ Lager und die systemlinken Reformer haben sich in ihrer Verblendung unbewusst der dunklen Seite der Macht angeschlossen. Übrig bleiben als widerständische Kraft: die Bürgerinnen und Bürger, die größtenteils frei von orthodoxen, verkrampften Ideologien sind, die nur in Freiheit und Gerechtigkeit leben möchten. Die überragende Mehrheit derer, die jetzt für unsere Grundrechte auf die Straße gehen, besteht nicht aus rechten oder linken Spinnern, nicht aus Verschwörungstheoretikern und nicht aus verschwurbelten Esoterikern. Es ist einfach der Querschnitt der Gesellschaft, der es endlich wagt eigenständig und quer zu denken.
Die Querfront aber sind offenkundig die anderen.
Ich weiß — das ist eine bittere Pille, die viele „Linke“ jetzt schlucken müssen. Aber nüchtern betrachtet ist es nun einmal so: Sie haben sich mit dem globalen Kapital, der hiesigen rechten Regierung und den neoliberalen Parteien und Medien zu einer Querfront der übelsten Art zusammengetan.
Es wartet auf sie die Nacht der langen Impfspritzen.
Das Potenzial im Bürgertum
Auf der Rückfahrt von der Mahnwache nach Hause erlebten wir im Zug noch das I-Tüpfelchen dieses mutmachenden Tages. Ein junger Schaffner wies uns in unserem Zugabteil darauf hin, dass ab Montag auch Maskenpflicht in IC und ICEs bestehen würde. Daraus entwickelte sich schnell ein ermutigendes Gespräch, als dieser uns mit der entsprechenden Geste wissen ließ, dass ihm die ganze Corona-Sache und im Besonderen die Maskenpflicht „bis hier stehe“. Er kannte auch die Namen wie Streek, Bhakdi und Wodarg und wusste auch um die wahrsagerisch anmutenden Zahlenerhebungen des Robert Koch-Instituts. Als wir ihm erzählten, wir seien vom Rubikon und hätten in Stuttgart eine Reportage über die Mahnwache für das Grundgesetz gedreht, erstrahlte in seinen Augen eine feurige Begeisterung. Nicht lange fackelnd klickte er auf unsere Seite, abonnierte unseren YouTube-Kanal und versicherte uns, er werde sich in unser Magazin einlesen.
Dies ließ uns noch einmal mehr guter Dinge sein. Wir bemerkten erneut, dass jeder „einfache“ Bürger den richtigen Instinkt für all die Dinge hat, die hier falsch liefen und laufen, möglicherweise weil sie noch nicht so sehr verbildet oder in einem akademischen Elfenbeinturm gefangen sind. Das genaue Gegenteil lässt sich derweil bei vielen Gebildeten, Intellektuellen und Akademikern beobachten, die es für eine Tugend halten, im Gleichklang das immer gleiche Narrativ in der Herde zu blöken, und die sämtliche Abweichler mit den üblichen Keulen überziehen.
Es zeigt sich erfreulicherweise: Ein kritischer Geist und die Fähigkeit zum Widerstand braucht kein Abitur.
Redaktionelle Anmerkung:
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