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Die Konformitätsfalle

Die Konformitätsfalle

In einer unübersichtlicher werdenden Welt bietet die Orientierung an der Mehrheit scheinbare Sicherheit — dem Persönlichkeitswachstum steht eine solche Haltung jedoch im Weg.

Menschen haben bei allem, was sie tun, eine bestimmte Herangehensweise — mentale Modelle — entwickelt, und hinterfragen diese kaum. Eine Überprüfung der bisher eingeschlagenen Wege ist meines Erachtens eine wichtige Voraussetzung für die persönliche Entwicklung eines Menschen.

Sie werden wahrscheinlich nicht mit allen meinen Sichtweisen und Meinungen einverstanden sein, was bei einem selbstständig denkenden Menschen auch gar nicht möglich ist. Meinungspluralität ist ein Kennzeichen einer hochentwickelten Gesellschaft, die von heutigen, als Demokraten getarnten Antidemokraten wie Nancy Faeser, Ursula von der Leyen und Konsorten durch Zensurmaßnahmen wie zum Beispiel den Digital Service Act (DSA) eingeschränkt werden soll. Niemand auf diesem Planeten hat die Weisheit oder Wahrheit gepachtet. Wer das von sich dennoch glaubt, den nehme ich nicht ernst. Niemand auf der Erde hat das Recht, Ihnen oder mir die eigene Meinung zu verbieten. Das geschieht nur in einer Autokratie.

Bevor ich zu möglichen — ich nenne es einmal hochtrabend — „Wegweisern“ komme, möchte ich in diesem ersten Kapitel Barrieren für ein Voranschreiten der persönlichen Entwicklung aufzeigen.

Orientierungslosigkeit vieler Menschen

Viele Menschen sind unzufrieden, selten glücklich und fühlen sich einsam in ihrem Dasein.

Der Mensch kommt aus der Natur, ist Bestandteil von ihr und kann dennoch nicht in sie zurückkehren. Er ist von ihr abgetrennt und trachtet danach, diese Abgeschnittenheit von der Natur (oder von Gott) und die damit verbundene Einsamkeit zu überwinden. Er möchte — bewusst oder unbewusst — wieder „eins sein“ mit der Schöpfung, mit dem Universum.

Realitätsflucht

Manche Menschen versuchen, mit Alkohol oder Drogen die verlorene „Einheit“ im ekstatischen Zustand zumindest temporär wiederherzustellen. Andere flüchten sich in Sex, Arbeit, Sport, Sekten, asketischen Verzicht, Internet und so weiter, um der scheinbaren Sinnlosigkeit des Seins zu entrinnen. Diese anfänglichen Ablenkungsversuche von der Einsamkeit und der eventuell unangenehmen Konfrontation mit dem „Ich“ arten sehr schnell zu Süchten aus. Abhängig gewordene Menschen entwickeln ein unbändiges Verlangen nach diesem zeitweise befriedigenden Erlebniszustand, der sie die „Realität“ vergessen lässt.

Ein zwanghaftes Verhalten oder ein krankhafter, übermäßiger Gebrauch von benebelnden Substanzen macht Menschen auf Dauer aber nicht zufrieden oder glücklich. Problematisch bei jeder dieser Arten von Realitätsflucht dürfte sein, dass zur Herbeiführung der gewünschten Wirkung des entsprechenden Suchtmittels die Dosis ständig erhöht werden muss.

Wirkungen wie langfristige positive Bewusstseinserweiterung und dergleichen, die manche Menschen vor nicht allzu langer Zeit beispielsweise Drogen wie LSD oder Cannabis zugesprochen haben, werden sich nicht einstellen — sondern eher das Gegenteil.

Realitätsflucht und die oftmals mit ihr verbundenen Süchte sind kein geeignetes Rezept zur Überwindung der Einsamkeit und Orientierungslosigkeit, zumal dieses zwanghafte und maßlose Verlangen die Denk- und Gefühlsfähigkeit abhängiger Menschen stark beeinträchtigt. Diese zunehmende mentale und emotionale Unfähigkeit wirkt sich in hohem Maße negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung Abhängiger aus und wird soziale Bindungen auf längere Sicht wahrscheinlich zerstören.

Konformität

Ein weiterer, gerne eingeschlagener Weg von Menschen, der Einsamkeit zu entfliehen, ist die Konformität. Menschen sind soziale Wesen und wollen irgendwo dazugehören. Sie beschneiden zu diesem Zweck auch gerne mal ihre Individualität, und orientieren sich an der herrschenden Meinung der Gesellschaft (Mainstream) oder ihrer Bezugsgruppen.

Menschen, die sich der Meinung der Mehrheit nicht anpassen, sind relativ selten anzutreffen. Das Phänomen des Konformitätsdrucks, das hier einmal aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet werden soll, ließ sich in der Coronazeit gut beobachten.

Was sind möglicherweise psychologische und soziologische Ursachen für dieses sonderbar anmutende Verhalten der sich in der Coronazeit „solidarisch“ Erklärenden? Warum haben viele Menschen — trotz der offensichtlichen relativen Harmlosigkeit des Virus, trotz augenscheinlicher Unwirksamkeit der Coronamaßnahmen, trotz offen zutage tretender schwerer Menschenrechtsverletzungen nicht erkannt oder erkennen wollen, was um sie herum geschehen ist? Sie ließen sich erneut impfen, obwohl sie wussten oder wissen sollten, dass die Impfung sie — wenn überhaupt — nur vorübergehend schützte. Sie setzten ihre Masken auf, obwohl sie nachweislich kaum etwas bewirken und zudem gesundheitsschädlich sind. In ihrer Verbohrtheit ließen sie sogar ihre Kinder impfen, obwohl einige von ihnen wussten, dass bereits einige Kinder durch die Impfung gestorben sind, und noch kein gesundes Kind durch Corona gestorben ist.

Sie schimpften (und Schlimmeres) auf Demonstranten, die keine Lust auf faschistische, sowjetische oder DDR-ähnliche Verhältnisse hatten — Menschen, die letztendlich auch für die „Solidarischen“ auf die Straße gingen, damit sich historische Gräueltaten und massive Freiheitbeschränkungen nicht wiederholen. Sie dämonisierten und ächteten jene, die für ihre und die Freiheit aller demonstrierten, und sich dem zunehmend totalitären Regime widersetzten.

Normopathie und Massenbildung

Dieser Begriff wird vom deutschen Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hans-Joachim Maaz wie folgt definiert:

„Mit „Normopathie“ ist eine Anpassung einer Mehrheit von Menschen einer Gesellschaft an eine Fehlentwicklung, an pathogenes psychosoziales Verhalten gemeint, dessen Störung nicht mehr erkannt und akzeptiert wird, weil eine Mehrheit so denkt und handelt. Und was die Mehrheit vertritt, kann ja nicht falsch sein — so beruhigt jeder sein Gewissen durch Autosuggestion und lässt sich zur Anpassung manipulieren. Die große Fähigkeit des Menschen zur Anpassung wird praktisch pervertiert — zur Anpassung an kranke gesellschaftliche Verhältnisse. Das wird unterstützt durch das psychosoziale Grundbedürfnis des Menschen, unbedingt ‚dazugehören‘ zu wollen (zu einer Partnerschaft, Familie, Freundesgruppe, einem Verein, einer Partei, Religion, Nation und so weiter), um im zugehörigen sozialen Milieu auch entsprechend verstanden und bestätigt zu werden, auch Erfolg zu haben und auf keinen Fall abgelehnt, beschämt, ausgegrenzt und verfolgt zu werden. Eine Normopathie erklärt das pathologische Mitläufersyndrom, wenn eine Mehrheit begeistert in den Krieg zieht, sich als Herrenrasse wähnt, Völkervernichtung zustimmt, Andersdenkende verfolgt, Ideologie über die Realität stellt und im narzisstischen Größenwahn lebt.“

Quelle, siehe hier.

Nun, besser als Herr Maaz kann man die Verhaltensweisen der Massen in Coronazeiten wohl kaum beschreiben. Auch das in einem meiner Beiträge angesprochene „Bedürfnis nach moralischer Überlegenheit“ dürfte wohl zu einem großen Teil auf Normopathie zurückzuführen sein. „Wir sind die Guten …“ Hier der Link zu diesem Beitrag vom 10. April 2023:

Mattias Desmet, Professor für klinische Psychologie von der Uni Gent in Belgien, bezeichnet das Phänomen, das große Gruppen von Menschen dazu bringt, sich zusammenzuschließen, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen, ohne sich um den Verlust individueller Rechte, Privilegien und sogar des Wohlbefindens zu kümmern — als psychologisches Konzept der „Massenbildung“, eine Art weitreichende Hypnose.

Er meint, eine historische Analyse zeige, dass eine solche Massenbildung der erste Schritt zum Totalitarismus und zur Begehung von Gräueltaten im Namen des kollektiven Wohls sein könne.

„Diejenigen, die dich dazu bringen können, an das Unwahrscheinliche zu glauben, sind auch in der Lage, dich zu Gräueltaten zu überreden“, erkannte bereits Voltaire vor circa 300 Jahren.

Bei der „Massenbildung“ handle es sich um eine Art hypnotischen Zustand, in dem Menschen auf der ganzen Welt ihre Einsamkeit, ihre Frustrationen, ihre „freischwebenden Ängste“ und ihre Unzufriedenheit mit Jobs und Lebensstilen, die sie als bedeutungslos erachteten, auf das von Konzernmedien, Regierungsvertretern und globalen Eliten verbreitete Corona-Narrativ abladen konnten.

Desmet legt dar, dass das Corona-Narrativ Millionen unzufriedenen Modernen einen identifizierbaren Feind präsentiert habe, einen Schlachtplan zu seiner Bekämpfung, Kameradschaft mit anderen Soldaten und etwas, für das sie sogar ihre grundlegendsten Rechte und Freiheiten — angeblich für das Gemeinwohl — opfern, was „zu einer Art geistigem Rausch der Verbundenheit führt, was der eigentliche Grund dafür ist, warum die Menschen weiterhin in das Narrativ einsteigen, selbst wenn es völlig absurd oder offenkundig falsch ist“.
Quelle Video
Quelle für die schriftliche Kurzfassung

Der Begriff „Mainstream“ ist für viele Menschen nicht unbedingt ein Schimpfwort. „Mainstream ist ein Schlüsselbegriff im Selbstverständnis bei der Selbstbeschreibung“, will eine vor neun Jahren durchgeführte Studie über junge Menschen wissen (Sinus-Institut: „Wie ticken Jugendliche 2016“). Viele der Befragten bekannten sich zum „Gleichsein“, wenn man dieser Untersuchung Glauben schenken darf. Nun, da werden sich einigen „68ern“ die Haare aufstellen, da sie sich ja als klassische „Nonkonformisten“ sahen und gegen die damaligen bürgerlichen Normen aufbegehrten. Diese westdeutsche Bewegung protestierte gegen einen von ihr festgestellten Konformismus in der Gesellschaft, der sich ihrer Meinung nach in einer konformen äußeren Erscheinung, in durch Massenmedien erzeugten vereinheitlichten Meinungen und Ähnlichem äußerte. Ihre Auflehnung unterstrichen sie unter anderem mit lockerem Haarwuchs und nicht bürgerlicher Kleidung.

Auch die digitale Welt und deren vielfältige Möglichkeiten tragen zu einer erhöhten Konformität bei. Die Welt wird dank Internet klein und überschaubar, und ein „Mausklick“ genügt, um die neuesten Trends auf den Bildschirm zu zaubern. Denken muss man auch nicht mehr so viel, das übernimmt zu einem Teil die Künstliche Intelligenz (KI). Eine zunehmende geistige Verarmung der Bevölkerung ist in meinen Augen unausweichlich.

Soziale Netzwerke auf PCs, portabel auf Smartphones und Tablets schaffen weltweite Uniformität, die anscheinend zum Wohlbefinden insbesondere der jungen Menschen beiträgt.

Wenn sich konformes Verhalten mehr auszahlt als nicht-konformes, wird sich die betroffene Person konform verhalten — und umgekehrt — , meint die Konformitätstheorie.

Für den Weltfrieden sollte es eigentlich förderlich sein, wenn sich Menschen weltweit mehr oder weniger einheitlichen Werten bezüglich sozialen Verhaltens, Freiheit und Toleranz verpflichtet fühlen. Das sehe ich im Großen und Ganzen ebenfalls so. Dennoch steht zu befürchten, dass konforme Menschen und deren gleichgerichtete Verhaltensweisen leichter lenkbar sind in Richtung der Interessen größerer Institutionen, die ja nicht immer nur Gutes im Schilde führen.

Vor zehn Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, einen Begriff wie „Kriegstüchtigkeit“ auch nur in den Mund zu nehmen. Mittlerweile ist laut diverser Erhebungen gut die Hälfte der deutschen Bevölkerung wieder „kriegstüchtig“. Die Deutschen sind erneut „besessen“ genug, in die gleiche Falle zu tappen wie vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Die eliteinstruierten Politiker und ihre Propagandaorgane alias Mainstreammedien tun das Nötige hierfür. Die Frage ist, wie es den Eliten und ihren politischen und medialen Handlangern immer wieder gelingt, die Meinung in den Köpfen der Menschen beispielsweise in Richtung „Kriegstüchtigkeit“ zu drehen. Professor Rainer Mausfeld beschreibt dieses Phänomen wie folgt:

„Das natürliche sittliche Empfinden von Menschen zum Schweigen zu bringen, erfordert erhebliche Angriffe auf das menschliche Bewusstsein. Wer jedoch über die nötigen medialen Mittel verfügt, kann dies — zumindest zeitlich begrenzt und vor allem in Situationen, die für die Stabilität herrschender Machtverhältnisse kritisch sind — auf relativ einfachen Wegen bewerkstelligen. Auf der Grundlage einer Verdrehung des gesamten Denk- und Bewertungsrahmens lässt sich nach Belieben Schwarz zu Weiß und Weiß zu Schwarz machen. Ist erst das gesamte Interpretationssystem verdreht, kann man eine Tat oder einen Sachverhalt leicht als moralisch ‚gut‘ oder aber als ‚böse‘ erscheinen lassen. So lassen sich Menschen daran gewöhnen, dass es zwei Kategorien von Staatsverbrechen geben kann, nämlich solche, die keine sind, sondern moralisch gerechtfertigte Taten, und solche, die auf das Schärfste zu verurteilen sind. Sie lassen sich daran gewöhnen, dass moralisch verwerfliche Taten wie beispielsweise Folter, Drohnenmorde, Bombardierungen ziviler Infrastruktur oder die Verwendung von geächteten Streubomben und Uranmunition moralisch gerechtfertigt sein können, solange sie nur von den ‚Richtigen‘ begangen werden.“

(Rainer Mausfeld (2023): Hybris und Nemesis, Seite 28, Frankfurt am Main: Westend Verlag)

Das böse Erwachen kommt meist erst, wenn die Rattenfänger — in diesem Beispiel die Kriegstreiber — ihr Werk vollendet haben. Dieses Mal dürfte ganz Europa in Schutt und Asche liegen, wenn den ruchlosen Bellizisten nicht Einhalt geboten wird.

Der Aufstand der Vernunft bleibt aus

Rebellion ist heute weniger angesagt. „Gegen wen oder was sollten sich junge Menschen noch vor 10 Jahren auch auflehnen?“, werden sich viele denken. Sie fühlten sich in unseren Breitengraden geborgen und akzeptiert. Warum dann etwas in Frage stellen? Jugendliche lösten sich weniger als früher von den Wertvorstellungen ihrer Eltern — im Gegenteil — sie teilten viele Werte der Erwachsenen. Warum sollten sie auch gegen eine Welt rebellieren, die sie gut versorgt hat, in der es seit langer Zeit — zumindest in Deutschland — keinen Krieg mehr gab, in der sie sich gut aufgehoben fühlten? Konformität hat Ihnen nicht geschadet — ganz im Gegenteil!

Doch die Zeiten änderten sich in den letzten fünf bis zehn Jahren mit atemberaubender Geschwindigkeit. Wir leben inzwischen in einer „VUCA-Welt“.

Volatility (Unbeständigkeit): Alles verändert sich ständig.
Uncertainty (Unsicherheit): Vor 60 Jahren konnte man einen Zeitraum von fünf und mehr Jahren besser überblicken oder vorhersehen als heute einen Zeitraum von einem Jahr.
Complexity (Komplexität): Allein aufgrund der Tatsache, dass sich in einem Takt von 50 Jahren die Anzahl der Erdenbürger jeweils verdoppelt hat — 1920 circa zwei Milliarden, 1970 circa vier Milliarden und 2020 circa acht Milliarden Menschen auf der Erde — haben sich komplexe Strukturen entwickelt, mit denen manch einer nicht mehr zurechtkommt.
Ambiguity (Mehrdeutigkeit): Dinge oder Situationen können sich höchst unterschiedlich entwickeln.

Sich in dieser schnelllebigen und komplexen Welt zurechtzufinden, stellt die meisten Menschen vor große Herausforderungen, denen einige nicht gewachsen sind. Sie verlieren sich.

In einer unübersichtlich gewordenen globalisierten und unruhigen Welt wird es für viele Menschen auch immer schwieriger, Orientierung zu finden. Mit Konformität „kann man da nicht viel falsch machen — tausend Fliegen können nicht irren“, denken sich Konformisten.

Diese „kollektive Weisheit“ steht jedoch einer persönlichen Weiterentwicklung im Weg. Zudem zeigt die Geschichte, dass die Mehrheit meist nicht recht behielt.

Kanalisierung ungebündelter Energie für ungute Zwecke

Vielerorts wird die Orientierungslosigkeit junger Menschen genutzt, um sie vor den Karren gefährlicher Machtspiele zu spannen. Sie werden zu Selbstmordattentätern oder Kämpfern für eine „gute Sache“ ausgebildet. Man erzählt ihnen, sie würden in der Bundeswehr die Demokratie des Wertewestens verteidigen — der mittlerweile auch seine letzten Werte wie Friedenstüchtigkeit verliert — und dem Russen Paroli bieten, der 2029 vor der Haustür stehen könnte — was für ein Schwachsinn!

Ihnen werden Ideologien verkauft, die sie oftmals für bare Münze nehmen und sie kleben sich auf Straßen fest oder attackieren Andersgläubige. Wo es eine Ideologie gibt, haben Fakten keine Bedeutung mehr! Es ist auch völlig gleichgültig ob es sich um rechts- oder linksorientierte Parteien bzw. Bewegungen, religiöse Fanatiker oder sonstige „Idiotologien“ handelt, die sich junge, oftmals naive Opfer suchen, die auf die Machenschaften dieser skrupellosen Drahtzieher hereinfallen. Die Opfer sind Kanonenfutter im Spiel einiger weniger selbstherrlicher Psychopathen, die niedere, menschenverachtende Ziele verfolgen.

Es nutzt auch wenig, die Symptome dieser Krebsgeschwüre unserer Gesellschaft zu bekämpfen. Man muss an die Ursachen herangehen. Wenn junge Leute keiner geregelten Arbeit nachgehen können oder nur über spärliche Mittel für ihre Freizeitgestaltung verfügen, sind sie leichte Beute für Rattenfänger jeglicher Couleur. In sozial schwachen Schichten herrscht eine relativ hohe Arbeitslosigkeit, verbunden mit Perspektivlosigkeit und Frustration, die den Weg frei machen für jede Art von Radikalisierung.

Aber nicht nur junge Menschen haben es schwer, Werte und wertevermittelnde Ratgeber für ihre Orientierung im Leben zu finden. Auch ältere Zeitgenossen sind heute teilweise verwirrt, und haben keinen rechten Lebensplan mehr. Sie flüchten sich oftmals in materielle Werte, die ihnen die Sicht auf wichtige immaterielle Werte vernebeln. Der Wirtschaft in unseren Breitengraden kommt dieses Verhalten natürlich entgegen, da sie die Flucht in die Welt der materiellen Ersatzbefriedigung der teils orientierungslosen Menschen relativ bedenkenlos unterstützt und ausnutzt. Viele Menschen befinden sich mehr oder weniger in einem materiellen Dämmerschlaf, aus dem so mancher nicht mehr aufzuwachen scheint.

An dieser Stelle bietet es sich an, einmal kurz ein paar Gedanken loszuwerden, wie es vermutlich — historisch gesehen — zu diesem „Dämmerschlaf“ kam.

Materieller Dämmerschlaf

Gehen wir doch einmal 1000 Jahre zurück und vergegenwärtigen wir uns, wie Menschen im Mittelalter das Leben wahrgenommen haben. Alles, was gut oder schlecht lief, wurde entweder „dem Willen Gottes“ oder der „Heimtücke des Teufels“ zugeschrieben. Ein sehr einfaches Weltbild, das zur damaligen Zeit von den Klerikern den ungebildeten Menschen vermittelt wurde. Fiel beispielsweise die Ernte schlecht aus, war es eben Gottes Strafe bzw. Teufels Werk. Die Vorsehung Gottes war die „Wirklichkeit“, welche die mächtige Kirche ins Zentrum des Lebens der Menschen rückte.

Die Kleriker erklärten den Menschen auf deren Fragen nach dem Sinn ihres Daseins, Gott habe sie deshalb in das Zentrum des Universums gestellt, damit sie entweder Erlösung erreichen oder ewige Verdammnis erfahren könnten. Der Einzelne konnte sich also für die Kraft Gottes oder für die hinterlistigen Versuchungen des Teufels entscheiden.

Die meisten Menschen dieser Zeit vertrauten den Ausführungen der Geistlichen voll und ganz, da sie es selbst nicht besser wussten. Sie ließen die Kleriker über ihren Status urteilen, da praktisch nur die Geistlichen sich mit den Schriften auskannten, und diese bei konkreten Anfragen der Gläubigen – in Richtung Gott oder Teufel interpretierten: „Erlösung und Himmel bei Befolgung der Vorschriften — Verdammnis und Hölle bei Fehlverhalten.“ Super!

Andererseits muss man natürlich auch sehen, dass die Menschen in diesen Zeiten wesentlich spiritueller geprägt waren — was meines Erachtens auch für die heutige Zeit wieder wünschenswert wäre.

Wie aber kam es zum „materiellen Dämmerschlaf“, aus dem jetzt wieder einige aufzuwachen scheinen?

Etwa im 14. und 15. Jahrhundert wurde den Menschen mehr und mehr klar, dass auch die Kleriker keine Heiligen waren. Sie brachen zum Teil ihr Keuschheitsgelübde, nahmen Bestechungsgelder an, frönten der Völlerei und lebten in Saus und Braus. Das Weltbild der Gläubigen begann zu bröckeln – zumal ihre einzige Verbindung zu Gott die Kleriker waren.

Martin Luther prangerte diese „unhaltbaren Zustände“ an, und forderte, jeder Mensch solle Zugang zu den Schriften haben, und diese selbst — ohne kirchliche Mittelsmänner — interpretieren können.

Spätestens als Nikolaus Kopernikus im 16.Jahrhundert nachwies, dass sich die Erde um die Sonne dreht — und nicht Zentrum des Universums ist, wie die Kleriker behaupteten — wurde logischerweise das gesamte von der Kirche vermittelte Weltbild in Frage gestellt.

Die Erde — ein kleiner unbedeutender Planet, der nicht „die“ sondern lediglich „eine“ von Milliarden Sonnen umkreist! Damit hatte der Mensch seinen von der Kirche definierten Platz in der Mitte des göttlichen Universums verloren.

Fragen über Fragen kamen auf, da nun Wetter, Ernte und alles andere auf dieser Erde nicht mehr allein durch Gott oder den Teufel erklärbar waren. Aufgrund dieser Orientierungslosigkeit entstanden letztendlich die Naturwissenschaften, deren Ziel es war, die „wahren“ Gegebenheiten der Natur zu erforschen.

Die Wissenschaften jedoch waren — und sind bis heute — nicht in der Lage, ein neues Bild von Gott zu entwerfen, seine Existenz zu widerlegen oder den Sinn des Lebens zu erklären. Und pragmatisch, wie der Mensch nun mal ist, dachte er sich: „Wenn ich schon nicht Mittelpunkt des Weltalls bin, und mir keiner den Sinn des Lebens erklären kann, mach ich es mir eben einstweilen bequem auf der Erde, und genieße ihre materiellen Vorzüge. Der Mensch arbeitete — und das tut er bis heute — an einer Erhöhung seines Lebensstandards und einer materiellen Absicherung seiner Existenz. Diese wirtschaftliche Sicherheit sollte die verlorengegangene spirituelle Sicherheit ersetzen.

Weil die meisten von uns „blind“ an einer noch bequemeren Art des Überlebens basteln, verlieren sie den eigentlichen Fokus – warum wir leben – aus den Augen. Unsere Beschäftigung mit teilweise dürftigen Ersatzbefriedigungen, insbesondere dem Konsum, lenkt uns von unserer eigentlichen Aufgabe ab: der persönlichen Weiterentwicklung. Dass sehr viele Menschen mit ihrer Situation trotz materieller Sicherheit nicht zufrieden sind, braucht uns daher nicht zu wundern.

Fazit

Es gibt sinnvollere Wege als die Flucht in ekstatische Zustände oder in die Konformität zur Überwindung der Abgeschnittenheit von Natur bzw. Gott. Der Sinn des Lebens besteht meiner Auffassung nach darin, sich persönlich weiterzuentwickeln, und eine höhere Stufe des Bewusstwerdens zu erlangen. Materielle Befriedigungen sind sicherlich nicht unwichtig im täglichen Leben, füllen einen Menschen nach meiner Erfahrung jedoch nicht aus. Ist es wirklich erstrebenswert, der reichste Mann oder die reichste Frau auf dem Friedhof zu werden? Für mich jedenfalls nicht.

In den in Kürze folgenden Artikeln der Beitragsreihe „Persönliche Entwicklung“ möchte ich Ihnen „Wegweiser“ an die Hand geben, die auf diesem nicht leichten Weg unterstützen und Orientierung im vielleicht unübersichtlich gewordenen Gelände des Lebens geben sollen.


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Quellen und Anmerkungen:

Ende März und Anfang April 2025 wurden meine beiden Bücher
Die Friedensuntüchtigen“ und „Im Taumel des Niedergangs“ veröffentlicht.

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