Alles „richtig“ gemacht!
Das ganze Drama wird durch ein Facebook-Meme deutlich:
Das ist die „Meinungsfreiheit“, die sich durch Deutschland gefräst hat. Die dazugehörigen Ansichten, wie im Bild geschildert, sind unumstößlich, selbst wenn sie sich als falsch herausgestellt haben oder zumindest offen diskutiert werden müssten. Nehmen wir ein Beispiel aus dieser Aufzählung, nämlich dass die Corona-Impfung nebenwirkungsfrei sei. Diese in erster Linie durch Karl Lauterbach aufgestellte wirre These, wurde mit jedem Tag ihrer Behauptung brüchiger, löchriger und letztlich absurder. Und so räumte nach und nach sogar Lauterbach ein, dass das, was den Menschen während der Corona-Episode gespritzt wurde, hier und da doch ein paar Nebenwirkungen haben könnte.
Doch wofür gibt es „Faktenfüchse“? Einer von ihnen kommt über den Bayerischen Rundfunk um die Ecke und stellt fest:
„Kann die Covid-Impfung anhaltend krank machen? Diese Behauptung kursiert im Internet, wissenschaftlich belegt ist das sogenannte ‚Post-Vac-Syndrom‘ aber bislang nicht. Experten halten es für möglich, Verdachtsfälle sind aber sehr selten.“
In dem recht langen Artikel werden Experten zitiert, die darauf hinweisen, dass die Forschung an möglichen Impfnebenwirkungen zwar notwendig sei, tatsächlich aufgetretene Fälle aber kaum aufträten. Gleich zu Beginn des Artikels heißt es sogar:
„Virologen und ein Arzt betonen, dass es keine Belege für das sogenannte ‚Post-Vac-Syndrom‘ gibt, weitere Forschung dazu aber nötig sei.“
In dem Text selbst werden dann durchaus Fälle in Betracht gezogen:
„Die Autoren des Preprints untersuchten Blutproben von Patienten, die gegen das Coronavirus geimpft wurden und danach chronische Gesundheitsbeschwerden entwickelten. ‚Post-vaccination-syndrome‘ (PVS) werden diese Gesundheitsbeschwerden in der Studie genannt.“
Die Tatsache, dass hier ein eklatanter Widerspruch vorliegt, wird von den „Faktenfüchsen“ nicht nur ignoriert, sondern durch prominente Gegenstimmen angeblich widerlegt. Ausgerechnet das Paul-Ehrlich-Institut, das sich während der gesamten Corona-Episode nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat — was eine zutiefst wohlwollende Formulierung ist —, wird als verlässliche Quelle der Wahrheit angeführt, wenn es heißt:
„Das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, schreibt dem #Faktenfuchs, ihm sei keine Studie bekannt, die ‚Post-Vac‘ wissenschaftlich nachweisen würde. Der Begriff stelle keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung dar.“
Man könnte einwenden, dass es einiges gibt, das dem Paul-Ehrlich-Institut nicht bekannt ist, korrekter wäre aber wohl die Aussage, dass es einiges gibt, das das Paul-Ehrlich-Institut schlicht nicht wissen will. Als Leser könnte man sich fragen, warum nicht gleich Karl Lauterbach als Referenz genutzt wurde, oder man könnte in infantiler Stupidität annehmen, dass ein Konzern wie Rheinmetall in erster Linie Wasserrutschen herstellt.
Aber das Funktionsprinzip, dem die „Faktenfüchse“ folgen, ist ein grundlegendes, das dabei ist, Diskurs, Wahrheit und Meinung in einen großen, manipulativen Rahmen zu gießen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Verlassen wir also die konkrete Erzählung, die Impfstoffe gegen Covid-19 hätten keine Nebenwirkungen, und widmen uns der allgemeinen Erzählung.
„Es wird heiß, Baby!“
Der Sommer 2025 ist der heißeste, seit es Schokolade gibt, seit wir Wetteraufzeichnungen kennen, seit Woody Allen Brillen trägt, suchen Sie sich etwas aus. Wir lesen das in ähnlicher Form jeden Tag, und die Tatsache, dass man sich bei der Lektüre dieser „Fakten“ schon mal einen heißen Tee kochen oder die Heizung ein wenig höher drehen möchte, ändert daran nun wirklich nichts.
Es gibt auch keinen Unterschied mehr zwischen Klima und Wetter; und wenn alle Stränge reißen, strahlt uns ein Moderator vor einer blutrot getränkten Wetterkarte an und weist uns auf unfassbare Temperaturen hin, die uns alle töten werden — es sei denn, wir verhalten uns richtig und steuern Mallorca nur noch mit dem Lastenfahrrad an, wenn wir endlich mal Urlaub machen können.
Der Klimawandel ist Fakt, doch noch faktischer wird er durch den Zusatz, er sei auch noch menschengemacht. Womit — Lastenfahrrad hin oder her — der Bürger in die Pflicht genommen werden kann, und zwar für alles, was der vermeintlichen Rettung des Klimas und somit der Menschheit dient. Und als wäre die Hitze nicht schon schlimm genug, muss er nun auch noch alles Mögliche tun und zahlen, um das Richtige zu tun. Und selbst, wenn er sich brav daran hält, kommt er nicht um die Tatsache herum, dass das alles nicht reiche, noch mehr getan und noch mehr investiert werden müsse.
Das faktische Ende des offenen Gesprächs
Halten wir fest: Ein Mann, der sich als Frau identifiziert, um andere Frauen olympisch vermöbeln zu dürfen, darf nicht hinterfragt werden — könnte glatt vom Tierarzt Lothar Wieler stammen, dieser Käse —, der Klimawandel ist menschengemacht, Impfnebenwirkungen existieren nur in den Köpfen der Opfer, mit deren Köpfen demzufolge etwas nicht stimmen kann, Joe Biden könnte man nachts wecken, er würde sofort jedes Gehirnjogging gewinnen, und die Migranten zahlen unsere Renten.
Tatsächlich wären die genannten Themen prädestiniert, um lebhafte Diskussionen zu führen; es wäre spannend, unterschiedliche Standpunkte zu diesen Bereichen kennenzulernen, der Erkenntnisgewinn wäre im besten Fall geradezu revolutionär. Doch Erkenntnisgewinn ist nicht gewollt, Debatten über wissenschaftliche oder auch gesellschaftliche Themen sind längst zum Tabu erklärt worden, was aus potenziell aufregenden Themenbereichen eine gleichförmige und stinkende Suppe macht.
Stattdessen werden andere Themen an die Oberfläche gespült:
Der Text unter diesem Bild, das auf Facebook zu finden ist, lautet:
„Die Pädagogin Deanne Carson fordert, dass Eltern ihre Babys bereits vor dem Windelwechsel um Erlaubnis bitten — eine Forderung, die polarisiert. Ihrer Meinung nach lernen Kinder so von Geburt an, dass sie ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung haben.“
Die Meldung stammt aus dem Jahr 2018, wurde aber auch 2023 noch leidenschaftlich diskutiert. Realisierbar sei die von Carson angedachte Praxis durch nonverbale Kommunikation, die den sprachlichen Austausch ersetzen solle.
Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung
Selbstbestimmung, was für ein großes Wort, das sogar im deutschen Selbstbestimmungsgesetz gipfelte. Die allerdings hat Grenzen, und die sind nicht ohne.
Diskussionen über das Wickeln eines Babys, die selbstbestimmte Entscheidung, sich ein neues Geschlecht zuzulegen oder gleich als junger Fuchs über den Globus zu wandeln, das sind die Themen, mit denen sich der ganz normale und völlig durchgeknallte Bürger beschäftigen darf.
Ob er dagegen an den menschengemachten Klimawandel glaubt oder daran, dass ein Mann keine Frauen verprügeln sollte, ob er Joe Biden als eine demente Schlaftablette wahrnimmt oder ernsthafte Zweifel daran hegt, dass die deutsche Rente durch Migranten finanziert wird, das sind Fragen, die längst beantwortet sind und daher aus dem gesellschaftlichen Debattenraum entfernt gehören.
Und ein weiteres Thema ist aus dem allgemeinen Diskurs verschwunden: Krieg und Frieden. Auch hier gilt ein striktes Debattenverbot. Spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Krieges 2022 wurde die Geschichte über die Entstehung und die Verantwortung für diesen Krieg neu erzählt und in Stein gemeißelt, und wer auch immer daran Zweifel hegt, muss mit militantem Gegenwind rechnen. Vom Kopfkissen bis Taurus, nichts wird als gesellschaftliche Diskussion zugelassen.
Und wenn wir schon dabei sind, können auch gleich noch ein paar US-amerikanische Raketen in Deutschland stationiert und die Kinder und Jugendlichen darauf vorbereitet werden, in ein paar Jahren mit dem Gewehr in der Hand in den Krieg zu ziehen — abgerissene Gliedmaßen, Traumata, heraushängende Innereien und den möglichen Tod inklusive.
Tot sind nicht nur unzählige Kinder, die in Zukunft „geopfert“ werden sollen — so der Historiker Egon Flaig —, gestorben ist auch die Debattenkultur in Deutschland. Das wirklich Tragische daran ist der morbide Geruch, der durchs Land weht. Tragisch, weil ihn kaum jemand wahrnimmt.

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