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Die Weisheit der Tiere

Die Weisheit der Tiere

Der Mensch hat kaum Talent zum Glücklichsein.

Ghost sieht mich verständnislos an. „Ich dachte, du seist ein Katzenmensch“, scheint er mir sagen zu wollen, während er argwöhnisch das Buch in meinen Händen betrachtet. Ob mein Kater neidisch ist, dass ein Hund vor ihm seine Weisheit an die Welt weitergegeben hat? Nein, das wäre wohl eher eine menschliche Reaktion.

„Hunde sind zwar nicht so weise und gelassen wie wir Katzen, aber immer noch wesentlich begabter in Sachen Glücklichsein als ihr Menschen“, miaut er mir zu, bevor er den Kopf wieder auf die Vorderpfoten sinken lässt und weiter in der Sonne döst.

Ich erinnere mich an Eckhart Tolle. In seinem Buch „Jetzt!“ schreibt der Philosoph: „Ich habe mit mehreren Zenmeistern gelebt – alles Katzen.“

Auch ich lerne immer wieder von meiner Katze Ghost, wie einfach und beglückend das Leben sein kann, wenn ich ihn beobachte, mich darauf einlasse, nichts zu tun, und bewusst entscheide, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke.

Schau dir irgendeine Pflanze an, irgendein Tier und lass dir von ihnen beibringen, wie du das, was ist, annehmen kannst, wie du dich dem Jetzt hingeben kannst. Lass dir das Sein beibringen. Lass dir Integrität beibringen – das heißt eins zu sein, du selbst zu sein, echt zu sein. Lass dir das Leben und das Sterben beibringen und wie du leben und sterben kannst, ohne ein Problem daraus zu machen.“ – Eckhart Tolle

Ich trinke einen Schluck Kaffee, setze die Sonnenbrille auf und beginne zu lesen:

Tom Diesbrock führt imaginäre Gespräche mit seinem Hund Jacob und hilft somit seinen menschlichen Artgenossen, sich selbst einmal aus der Perspektive einer anderen Spezies zu betrachten.

Existenzielle Fragen verwandeln der Autor und sein Hund in einer unterhaltsamen Sprache zu Leckerlis der Erkenntnis. Überhaupt dreht sich viel ums Essen. Für Hunde ist das mit dem Glück weniger kompliziert als für uns Menschen. Jacob ist froh, kein Mensch zu sein. Endlich sagt es mal einer. Wir Menschen haben es uns nicht ausgesucht so zu sein, wie wir sind, und haben es mit uns selbst gar nicht so leicht.

„Du meinst Hunde sind in Sachen Glücklichsein talentierter?“ „Selbstverständlich! Während ihr echt gut darin seid, euch selbst im Weg zu stehen.“ – Tom Diesbrock (im Gespräch mit seinem Hund)

Wir grübeln, meckern, hängen in Mustern der Gewohnheit fest, obwohl wir oft genau wissen, was uns glücklicher machen würde, während Hund, Hamster und Katze ihr Leben einfach genießen können. Ohne Anstrengung sind sie einfach. Im Hier und Jetzt. Ich wäre manchmal auch lieber wie Jacob oder Ghost.

Tom Diesbrock lässt uns an der natürlichen Weisheit seines Hundes teilhaben, um uns zu zeigen, was wir von Tieren lernen können.

Wieso glaubt ihr Menschen eigentlich, dass ihr ständig irgendetwas wahnsinnig Wichtiges tun müsst? Oder irgendeinen banalen Mist lesen oder anschauen oder erzählen? (…) Auf jeden Fall kriegst du viel zu selten mit, was um dich herum geschieht. (…) Aber die Leute haben doch so viel Zeit für alle möglichen Dinge, die ihnen nicht unbedingt gute Gefühle machen. Oder? (…) Ich glaube, dass die Menschen es einfach nur verlernt haben. Als Welpen habt ihr euch doch schließlich auch für alle möglichen spannenden Dinge interessiert!“ – Tom Diesbrock (alias Jacob, der Hund)

Ich fühle mich immer wieder ertappt, während ich gleichzeitig über uns Menschen schmunzeln muss und uns aus dieser Sichtweise irgendwie dramatisch putzig finde. Ghost scheint ebenfalls vor sich hin zu grinsen, während er mich beim Lesen beobachtet.

Viele Erkenntnisse, die ich in diesem Buch wiederfinde, hatte ich bereits während einer Therapie vor langer Zeit. Im Alltag tappe ich dennoch immer wieder in die Falle meiner Gedankenmuster und Gewohnheiten, über die Jacob nur liebevoll den süßen Schlappohrkopf schütteln kann.

Wer kein Haustier hat, das sich um ihn kümmert, oder die Sprache der Tiere nicht versteht, für den ist das Buch von Tom Diesbrock eine große Hilfe. Denn in Sachen Lebensfreude und Gelassenheit können wir wohl alle einiges an Nachhilfe gebrauchen.

Ghost nickt eifrig mit dem Kopf – oder beobachtet er wieder nur eine Fliege?


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