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Dystopie mit Hoffnungsschimmer

Dystopie mit Hoffnungsschimmer

Visionär beschrieb der Roman „Wir“ vor gut 100 Jahren ein totalitäres System und zugleich dessen notwendiges Scheitern. Teil 1 von 2.

So dauerte es bis 1989, bis das Buch erstmals in der Sowjetunion veröffentlicht wurde. Fremdsprachige Übersetzungen fanden dagegen schon in den 1920er-Jahren internationale Verbreitung, und doch ist der Roman heute weit weniger bekannt als die späteren Dystopien „Brave New World“, „1984“ und „Fahrenheit 451“, die sich mehr oder weniger stark von „Wir“ haben anregen lassen (2). Die Texte weisen manche Parallelen, aber auch bedeutende Unterschiede auf: Alle vier schildern das Schicksal eines männlichen Helden, der erfolgreich im Beruf ist und, wenngleich nicht in ideologisch führender, so doch in gehobener Stellung, für das politische System arbeitet. In allen vier Romanen spielen Liebesgeschichten eine gewisse Rolle. Wie bei Orwell war es auch schon bei Samjatin die Leidenschaft für eine geheimnisvolle Fremde, die den Helden auf revolutionäre „Abwege“ bringt.

Jeder der Texte hat seine eigene Originalität und visionäre Kraft: Aldous Huxley erschuf eine stellenweise ins Groteske übersteigerte Vision der modernen Konsumgesellschaft sowie der Konditionierung, Reproduktionsmedizin und Genetik, noch bevor die biochemischen Grundlagen Letzterer überhaupt bekannt waren. Von der künstlichen Befruchtung und Klonung über die Aufzucht in Embryonenfabriken und Konditionierung durch „Hypnopädie“ (Lernen im Schlaf) bis zur notfalls durch Tabletten gesicherten Glücksnorm mit Menschen bar jeder Persönlichkeit und emotionalen Tiefe. Manches davon ist in freilich weniger glücksbringender Form schon Wirklichkeit (3), anderes ist bis heute nur ein kühner Traum der Transhumanisten geblieben. Die zentrale Rolle der Genetik ist biografisch gesehen nicht verwunderlich, war der Autor doch Enkel des Darwinisten Thomas Huxley und Bruder des Eugenikers Julian Huxley (4).

George Orwell musste die totalitären Schrecken seiner Zeit nicht groß übertreiben; hier ist die Hoffnung auf geschichtlichen Fortschritt in jeder Hinsicht gebrochen. Die breiten Massen haben ihre Freiheit noch nicht einmal gegen Wohlstand eingetauscht, sondern lassen sich mit billigen Surrogaten abspeisen.

Die totale Herrschaft erschafft Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sie definiert, was wirklich ist; ihr Zweck sind nicht bestimmte Werte oder ein gesellschaftliches Ideal, sondern letztlich nur die Macht selbst, so zumindest die Einschätzung des für die Gedankenpolizei tätigen Folterers O’Brien. Orwell nimmt damit zentrale Einsichten von Hannah Arendts „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ vorweg (5).

Einerseits währte die von Orwell beschriebene Staatsform nur kurz, was wenig überraschen mag, wenn man wiederum der Analyse Arendts folgt, die in der instabilen Dynamik und Destruktivität des Totalitarismus eines seiner Wesensmerkmale erkennt (6). Andererseits aber sind einzelne ihrer Elemente und Methoden immer noch oder wieder aktuell, vielleicht ja gerade als Zeichen einer ums Überleben ringenden, im Absterben begriffenen Macht: sich ausbreitende Zensur bis hin zum Umschreiben der Geschichte, der Versuch einer Kontrolle über das Denken der Menschen — „Thoughtcrime“ als das schwerwiegendste Vergehen, Allgegenwart der Gedankenpolizei, Manipulation der Sprache mit Einführung des „Newspeak“, Manipulation durch die paradoxen Botschaften des „Doublethink“ (7).

Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“ unterscheidet sich von den anderen wesentlich dadurch, dass Zensur und Terror hier keines totalitären Staates bedürfen, weder des Einzigen Staates aus „Wir“ noch des Weltstaates aus „Brave New World“ und auch nicht des Großen Bruders aus „1984“. Hier sind es durch Medienkonsum und fortwährende Ausdünnung des Schulcurriculums verdummte demokratische Mehrheiten (8), die entschieden haben, dass alles selbstständige Denken und Hinterfragen meist nur Quelle von Melancholie und Unglück ist und nichts als Zwietracht und Unbehagen auslöst (9). Deshalb werden alle Printprodukte mit Ausnahme von Comics und 3D-Pornos verboten und zum Verbrennen freigegeben (10); zur Unterhaltung dienen stattdessen zimmergroße Videowände (11). Die Folgen sind eine allgemeine Gleichgültigkeit, Abstumpfung und Verrohung der Menschen (12).

Samjatin kommt das Verdienst zu, den totalitären Versuch einer Auslöschung des Individuums und Reglementierung des Lebens schon vorausgeahnt zu haben, als es diese geschichtlich so noch gar nicht gab, sie allenfalls kühne Fantasien weniger „Vordenker“ waren. Die Menschen haben im Einzigen Staat keine Namen mehr, sind nur noch Nummern in Uniformen, deren Alltag bis auf die Minute genau staatlich vorherbestimmt und durchorganisiert ist. Sie leben in gläsernen Häusern,damit die „Beschützer“ genannten Schergen jede ihrer Handlungen überwachen können, und gleichen so den Insassen in Benthams Panoptikum. Lediglich zu bestimmten Zeiten dürfen sie die Vorhänge zuziehen, wenn ihnen ein Mann oder eine Frau mittels eines „rosa Billets“ zugeteilt wurde. Dabei ist das Gefühlsleben hier — anders als etwa in „Brave New World“ — nur wenig verändert, es gibt Liebe und Eifersucht wie in der heutigen Welt, Scham (Vorhänge) sowie ein gewisses Maß an Treue, was hier als „Abonnement“ auf einen bestimmten Partner bezeichnet wird.

Das Wirken der Geheimpolizei und die Unterdrückung der Freiheit steckten in den Revolutionsjahren noch ganz in den Anfängen, und doch erkannte Samjatin darin schon die Zeichen einer neuen Zeit, einen Überwachungsstaat (13), in dem das Individuum nichts zählt und das titelgebende Wir alles bedeutet (14). Einerseits beschrieb er nicht nur die menschliche Natur als relativ unveränderlich, sondern schien auch an den technischen Innovationen seiner Zukunftswelt nur wenig Interesse zu haben, was ein wenig verwundern mag, da er doch von Beruf Ingenieur war (15). Die Technik des 3. Jahrtausends ist hier noch weitgehend auf dem Stand des 20. Jahrhunderts: Man legt den Telefonhörer auf die Gabel, die Räder der U-Bahn rauschen, Kleinflugzeuge, in denen einem noch der Fahrtwind ins Gesicht bläst, haben immerhin Autos ersetzt (16).

Andererseits aber finden sich doch zahlreiche erstaunlich visionäre Motive im Roman, etwa die Neurochirurgie als letztes Mittel, wenn die Verhaltenssteuerung durch Erziehung und Propaganda versagt (17); die Grüne Mauer, eine Art Eiserner Vorhang, der den Einzigen Staat von der wilden Natur trennt; die Anfänge der Weltraumfahrt — D-503, der Ich-Erzähler und Held des Romans, ist Mathematiker und leitender Konstrukteur des Integrals, einem Meilenstein der Raumfahrt — und „moderne“ Hinrichtungsmethoden von Hochspannung bis zu Gasglocken (18).

Wir sehen das futuristische Design der Stadt, „die runden Kuppeln, die riesigen Häuserwürfel, die Spitzen der Akkumulatorentürme, die am Himmel erstarrten Blitzen gleichen“ (19), deren Zweck aber nicht ausdrücklich benannt wird — vielleicht dienen sie der Energiegewinnung, vielleicht aber auch nur der Kontrolle des Wetters, speziell der Beseitigung von Wolken, denn bei der Technik scheint hier bisweilen ihr „philosophischer“ Sinn wichtiger als ihr praktischer Nutzen. In einer ganz und gar auf geometrische Klarheit und mathematische Strenge ausgerichteten Gesellschaft, in einer Welt aus Licht, Glas und Stahl sind unförmige Wolken ebenso wie die wirre Natur jenseits der Grünen Mauer für den Ich-Erzähler geradezu abstoßend (20).

Die unaufgeklärten Menschen der finsteren Zeitalter quälten sich, da sie die vernünftige Ordnung und das Glück auf dem Altar der Freiheit opferten (21), zum größten Werk der alten Literatur erklärt der Erzähler den Eisenbahnfahrplan, und das größte Genie dieser düsteren Jahrhunderte war für ihn Frederick Taylor, Vater der Arbeitswissenschaft und der „Prophet“ einer wissenschaftlichen Organisation des Lebens, welcher nun, nach dem 200-jährigen Krieg und der Errichtung des Einzigen Staates, alles mit mathematischer Strenge unterworfen ist (22). Bald, so hofft er, wird die Gesetzestafel alle 86.400 Sekundes des Tages lückenlos umfassen und wird auf die Tierzucht auch die „Vater- und Mutternorm“ sowie die „Kinderzucht“ folgen (23).

Doch das Bild der Vollkommenheit wird brüchig, ja, das Leben des Helden beginnt aus den Fugen zu geraten. Entbrannt in Leidenschaft zur rätselhaften „I-330“ zweifelt er zunehmend an seiner Zurechnungsfähigkeit und wird von ihr auch noch in revolutionäre Umtriebe hineingezogen; er beginnt, gegen die ihm heiligen staatlichen Gesetze zu verstoßen. In seiner Zerrissenheit und Verzweiflung kommt er zu dem Schluss, dass er krank sein muss, und ein Arzt benennt schließlich ohne Umschweife die schreckliche Diagnose: Bei ihm hat sich offenbar eine Seele gebildet. Dabei ist er kein Einzelfall, nein, die Fälle von Seelenbildung haben sich laut ärztlichem Zeugnis geradezu zu einer „Epidemie“ ausgeweitet (24).

Was diese Epidemie der Seelen bedeutet, zeigt sich dem Erzähler bei der feierlichen Wahl des Großen Wohltäters, Führer und geistiges Oberhaupt des Einzigen Staates. Dabei sollte das Millionenheer der versammelten „Nummern“ einmütig per Handzeichen zustimmen, nun aber erheben sich zum ersten Mal Tausende zur Gegenstimme — ihm ist, als fiele eine Welt in sich zusammen. Als er seiner Geliebten weismachen will, dass es doch gar keine Revolution geben könne, da die Errichtung des Einzigen Staates erwiesenermaßen die letzte gewesen sei, da schlägt sie ihn mit seinen eigenen Mitteln, dem Verweis auf die Mathematik: Die Annahme einer letzten Revolution sei so naiv wie die Behauptung einer größten Zahl, auf welche keine größere mehr folge (25). Die Vertreter des bis dato allmächtigen Einzigen Staates versuchen gegenzusteuern und dessen Untertanen mit blumigen Appellen zur rettenden Operation zu bewegen:

„Jeder Funke des Dynamos ist ein Funke der reinsten Vernunft, jeder Stoß des Kolbens ist ein reiner Syllogismus. Ist diese unfehlbare Vernunft nicht auch in euch?“

Das letzte Hindernis auf dem Weg zu dieser reinen, mechanischen Vernunft und vollkommenen Form ist eine Art Fieber, eine Krankheit namens Fantasie. Aber Rettung ist in Sicht, denn „das Zentrum der Fantasie ist ein winziger Knoten an der Gehirnbasis. Eine dreimalige Bestrahlung dieses Knotens — und ihr seid von der Fantasie geheilt. Für immer“ (26).

Nun, nicht wenige „Nummern” werden überzeugt und lassen sich medizinisch behandeln (27), Tod und Verrat begleiten die Aufstände, die Liebesgeschichte findet gleich denen in „Brave New World“ und „1984“ kein glückliches Ende (28), und doch: „Die Mauer ist niedergerissen!“ (29), die Grenze zur wilden Natur ist gefallen, was Menschenseelen in Gang gesetzt haben, lässt sich nicht mehr aufhalten, der Einzige Staat hat seine einst für absolut gehaltene Autorität eingebüßt:

„Leere Strassen, eine fremde, wilde Stadt, unaufhörliches, triumphierendes Vogelgekrächze, Weltuntergang. In einigen Häusern umarmten sich männliche und weibliche Nummern, ohne die Vorhänge zu schließen, ohne rosa Billet, am hellichten Tage …“ (30).

Diese erhebende Botschaft von der unzerstörbaren menschlichen Freiheit, Individualität, Vitalität, Vorstellungskraft und Kreativität, welche eine technische Unterjochung des Lebens und ein „Ende der Geschichte“ als Dinge der Unmöglichkeit erscheinen lassen, musste in einem Staat, der auf technischen Fortschritt setzte und sich selbst als Endpunkt einer geschichtlichen Höherentwicklung betrachtete, Stein des Anstoßes sein; und so brach, nachdem der Text in einer Exilzeitschrift 1929 zum ersten Mal auf Russisch veröffentlicht worden war und so in seiner Heimat bekannt wurde, ein Sturm der Entrüstung über den Autor herein.

Dieser blieb zunächst standhaft, wollte seinem Land und der bald entarteten Revolution, für die er doch ursprünglich selbst gekämpft hatte, nicht leichtfertig den Rücken kehren. Erst nach zwei Jahren der Diffamierung und Schikanen hielt er es nicht mehr aus und entschloss sich zu einem aus heutiger Sicht erstaunlichen Schritt: In einem offenen Brief (!) bat er Stalin um eine Ausreiseerlaubnis. Darin schrieb er:

„Ich weiß, dass ich eine sehr unbequeme Angewohnheit habe, nicht das zu sagen, was in dem gegebenen Augenblick von Vorteil ist, sondern das, was ich für die Wahrheit halte. Besonders habe ich nie meine Haltung gegenüber der literarischen Servilität, der Liebedienerei und Schönfärberei verheimlicht: Ich bin der Meinung — und bleibe der Meinung —, dass dies in gleichem Maße den Schriftsteller wie die Revolution erniedrigt. (…)“

Da ihm die sich stetig steigernde Hetze gegen ihn das Schreiben unmöglich mache und seinen geistigen Tod bedeute, bitte er, dieses „höchste Strafmaß“ durch eine Verbannung ins Ausland zu ersetzen, damit er zurückkehren könne, „sobald es bei uns möglich sein wird, der Literatur mit großen Ideen zu dienen“ (31).

Man würde vermuten, dass solch eine öffentliche Kritik, die auch noch an den Diktator persönlich adressiert ist, zumindest im Gulag, wenn nicht in der sofortigen Liquidierung enden musste, doch weit gefehlt: Samjatin durfte 1931 tatsächlich nach Frankreich ausreisen und verbrachte seine letzten Jahre in Paris. Es wird spekuliert, dass sich Schriftstellerkollegen wie Maxim Gorki bei Stalin für ihn einsetzten. Er starb dort wenige Jahre später nicht, soweit man weiß, wie andere Exilanten durch die rächende Hand sowjetischer Agenten, sondern erlag ganz banal einem Herzinfarkt.
Im zweiten Teil des Essays geht es um die Genese unserer Gegenwart, um mächtige Kapitalinteressen und eine technokratische Ideologie, die — tief verwurzelt in der modernen Sozialwissenschaft — zum Teil ähnliche Ziele verfolgen wie der Einzige Staat in Samjatins Roman. Diese Interessen hatten lange Zeit, um ihre Herrschaftstechniken zu perfektionieren, und sie sind so gut vernetzt, dass sie im Jahre 2020 zu einem globalen Coup in der Lage waren, es geschafft haben, der Menschheit einen geradezu „galaktischen Bären aufzubinden“ (32).

Eine Ideologie aber, in der beseelte Menschen in echter Verbundenheit keinen Platz haben, ist langfristig zum Scheitern verurteilt. Wenn wir uns wirksam verbünden und unsere Geschicke als Menschen in die Hand nehmen, könnten wir gerade am Beginn einer Revolution im Geiste Samjatins stehen.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) Erschienen bei der Büchergilde Gutenberg in Wien nach der Lizenzausgabe des Volksbuchverlages Wien, ohne Jahreszahl; das Original ist aus dem Jahr 1920.
(2) Orwell pries den Roman 1945 mit den Worten: „Es ist ein Buch, das man sich sichern soll, wenn eine neue Ausgabe erscheint“, zitiert nach dem Umschlagtext der Ausgabe der Büchergilde Gutenberg.
(3) Man denke etwa an die Verbreitung von Medikamenten- und Drogenabhängigkeit.
(4) Huxley stand seiner Dystopie durchaus ambivalent gegenüber. Angesichts der nationalsozialistischen Eugenik grenzte er sich ausdrücklich davon ab und betonte seit den 1940er-Jahren eher den satirischen Charakter des Romans. Zugleich aber hat er immer wieder der Sorge Ausdruck verliehen, dass sich minderwertige Klassen stärker vermehren würden und so die genetische Qualität der Menschheit stets abzunehmen drohte, wenn man nicht gezielt eingriffe. Zudem hielt er in Anbetracht der gesellschaftlichen Verwerfungen im Gefolge der Weltwirtschaftskrise eine ordnende Hand in Form eines starken Staates für nötig. Vergleiche dazu etwa David Bradshaw: Huxley's Slump: Planning, Eugenics, and the ‚Ultimate Need‘ of Stability, in The Art of Literary Biography, ed. by John Batchelor, Oxford 1995.
(5) Arendts Werk erschien zuerst 1951, also nur zwei Jahre nach dem Orwells, sie erwähnt ihn aber nicht einmal in der erst später veröffentlichten deutschen Übersetzung.
(6) Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München 1986, Seite 646.
(7) In den Coronajahren wurde dies durch zahllose widersprüchliche Botschaften auf die Spitze getrieben: „Kümmert euch umeinander, aber haltet Abstand“, „lasst euch impfen, aber die Impfung schützt euch nicht“, et cetera.
(8) Ray Bradbury, Fahrenheit 451, London 2013, zuerst erschienen 1953; Seiten 73 und 76.
(9) Pikanterweise wird der Umstand, dass Romane, Geschichten und Sachbücher doch fast zwangsläufig einer der immer zahlreicher werdenden gesellschaftlichen Minderheiten auf die Füße treten würden, als ein Hauptgrund für das allgemeine Bücherverbot angegeben, ebd. S. 75.
(10) Ebenda, Seite 76.
(11) Betrachtet man manche verarmten Wohngegenden in Großstädten, etwa denen Englands, so sieht man die Realität dieser Vorahnung: Hunderttausende von Menschen finden in fast jedem der zahlreichen „Retail Parks“ Elektronikmärkte sowie Möbelhäuser für die zum Flachbildschirm passenden Sofas, Buchläden aber sucht man im ganzen Bezirk vergebens. Nur dass es eines Verbrennens nicht bedarf, wenn sich ohnehin niemand mehr für Bücher interessiert. So ging es im Roman mit der Schließung der letzten geisteswissenschaftlichen Fakultät, sie ging ohne großes Aufsehen ein, aus Mangel an Nachfrage und an Fürsprechern („for lack of students and patronage“, ebenda, Seite 97).
(12) Morde selbst unter Kindern sind normal geworden (ebenda, Seite 42). Die Einzige im Freundeskreis der Ehefrau des Romanhelden, die es noch gewagt hat, Kinder in die Welt zu setzen, verteidigt sich mit dem Hinweis, Kinderaufzucht sei auch nicht schwerer als das Bedienen einer Waschmaschine, man brauche sie doch nur in den Videoraum zu setzen und das Gerät einzuschalten, fertig (Seite 125).
(13) Die „Beschützer“ könnten jederzeit mithören; Wir, am angegebenen Ort, Seite 157.
(14) Ebenda, Seite 109
(15) Samjatin war übrigens 1917 als Schiffbauer unmittelbar an der Meuterei auf dem Panzerkreuzer Potemkin beteiligt.
(16) Ebenda, Seiten 83, 141
(17) Ebenda, Seite 166
(18) Ebenda, Seiten 49, 77
(19) Ebenda, Seite 164
(20) Ebenda, Seite 7
(21) Ebenda, Seite 61
(22) Ebenda, Seiten 15, 34,166
(23) Ebenda, Seite 16 folgende
(24) Ebenda, Seiten 85 folgende
(25) Ebenda, Seite 162
(26) Ebenda, Seite 166 folgende
(27) „In der Mitte der Straße die schwere Lawine der Operierten; sie wälzte sich nach Westen, zur Grünen Mauer“, ebenda, Seite 200.
Bemerkenswert ist hier, dass der Autor annimmt, solch ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit wäre selbst in seinem totalitären Staat noch freiwillig!
(28) Ebenda, Seite 211 folgende
(29) Ebenda, Seite 200
(30) Ebenda, Seite 201
(31) Ebenda, Seite 224, zitiert nach Jürgen Rühle im Nachwort zum Roman.
(32) So die anonymen Autoren des „Manifeste conspirationniste“, Seite 196 (deutsche Ausgabe); auf Deutsch zuerst erschienen bei der Magazinredaktion in Berlin, https://magazinredaktion.tk/konspiration/, dort gedruckt erhältlich und als PDF online lesbar.

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