Die Neokonservativen, die die katastrophalen Kriege gegen Afghanistan, den Irak, Syrien und Libyen orchestriert haben — und die nie für die hemmungslose Verschwendung von 8 Billionen US-Dollar an Steuergeldern sowie 69 Milliarden US-Dollar, die in der Ukraine verschleudert wurden, zur Rechenschaft gezogen wurden — scheinen fest entschlossen, die US-Amerikaner in ein weiteres militärisches Fiasko mit dem Iran zu locken.
Der Iran ist nicht der Irak. Der Iran ist nicht Afghanistan. Der Iran ist nicht der Libanon. Der Iran ist nicht Libyen. Der Iran ist nicht Syrien. Der Iran ist nicht der Jemen. Der Iran ist das siebtgrößte Land der Erde, mit einer Landmasse von der Größe Westeuropas.
Er hat eine Bevölkerung von fast 90 Millionen — zehnmal so groß wie Israel — und seine militärischen Ressourcen sowie seine Bündnisse mit China und Russland machen ihn zu einem eindrucksvollen Gegner.
Nach Wellen israelischer Angriffe, die nukleare Einrichtungen getroffen und mehrere hochrangige iranische Militärkommandeure und sechs Atomwissenschaftler getötet hatten, startete der Iran am Samstag (21. Juni 2025, Anm. d. Übersetzerin) Vergeltungsschläge gegen Israel. Über der Skyline von Tel Aviv und Jerusalem fanden Dutzende von Explosionen statt.
Es gibt Videoaufnahmen von mindestens einer großen Explosion — offensichtlich ein Raketeneinschlag — am Boden in Tel Aviv und Berichte von weiteren Explosionen an etwa einem halben Dutzend Orten in und um Tel Aviv.
„Dies ist erst der Anfang unserer Rache, sie werden einen hohen Preis dafür bezahlen, unsere Kommandeure, Wissenschaftler und Bürger getötet zu haben“, sagte ein hoher iranischer Beamter gegenüber Reuters. Er fügte hinzu, dass „es in Israel nirgendwo sicher sein wird“ und dass „unsere Rache schmerzhaft sein wird“.
„Sie glauben, dass es ein einfacher Krieg sein wird“, sagte Alastair Crook, ehemaliger britischer Diplomat und Angehöriger des britischen Geheimdienstes MI6, der sich jahrzehntelang im Nahen Osten aufhielt. Als ich ihn interviewte, erzählte er mir von den Neocons.
„Sie möchten die US-amerikanische Macht und Führung(srolle) wieder bekräftigen“, sagte er. „Sie denken, ab und zu ein kleines Land an die Wand zu fahren und es zu zerschlagen, helfe dabei.“
Er fuhr fort, dass diese Neocons, die mit der israelischen Führung(sriege) unter Benjamin Netanjahu verbunden sind, „keine rivalisierende Macht, keine Infragestellung der US-amerikanischen Führung und der US-amerikanischen Größe dulden werden“. Sie werden vor Ort Fakten schaffen — einen Krieg zwischen Israel und dem Iran —, die „Trump in einen Krieg mit dem Iran ziehen“ werden.
Mein Interview mit Crooke ist hier zu sehen.
Irans Luftwaffe ist zwar aufgrund ihrer vielen Jahrzehnte alten Kampfflugzeuge schwach, aber mit russischen Luftabwehrbatterien und chinesischen Anti-Schiffsraketen sowie mit Minen und Küstenartillerie gut ausgerüstet.
Sie kann die Straße von Hormuz schließen — den weltweit wichtigsten Engpass für die Ölversorgung, durch den 20 Prozent des weltweiten Öls transportiert werden. Dies würde den Ölpreis verdoppeln oder verdreifachen und die Weltwirtschaft zerstören.
Der Iran verfügt über ein großes Arsenal ballistischer Raketen, die er auf Israel sowie auf US-Militäreinrichtungen in der Region abfeuern kann. Während erste Wellen abgefangen werden können, würden wiederholte Angriffe die israelischen und US-amerikanischen Vorräte schnell erschöpfen.
Israel ist für einen Abnutzungskrieg — wie den acht Jahre währenden Konflikt zwischen Iran und Irak, der trotz US-Unterstützung für Saddam Husseins Regime in einer Patt-Situation endete, oder wie in der 18 Jahre dauernden israelischen Besetzung des Südlibanon, aus dem es sich im Mai 2000, nach wiederholten Verlusten durch die Hisbollah, zurückziehen musste — nicht gewappnet.
Als der Iran im Rahmen seiner Operation True Promise am 13. und 14. April 2023 — als Vergeltung für einen israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien — über 300 ballistische Raketen und Marschflugkörper aus israelische Militär- und Geheimdiensteinrichtungen abfeuerte, fingen die USA die meisten davon ab.
John Mearsheimer, West Point-Absolvent und Professor an der Abteilung Politikwissenschaften an der University of Chicago sagte mir:
„Israel ist nicht in der Lage, einen iranischen Raketenangriff abzuwehren. Wir haben diese sehr interessante Situation, in der Israel diese Kriege nicht nur nicht gewinnen kann, sondern sie in die Länge gezogen hat und dabei stark von den Vereinigten Staaten abhängig ist.“
„Wir verfügen über zahlreiche Anlagen im Nahen Osten und im östlichen Mittelmeer sowie in Israel selbst und im Roten Meer“, sagte er.
„Diese sind dazu bestimmt, Israel in seinen verschiedenen Kriegen zu unterstützen. Dazu gehört nicht nur der Iran. Es schließt auch die Huthis ein. Auch die Hisbollah gehört dazu. Wir sind also sehr stark daran beteiligt, sie im Kampf zu unterstützen. Dies war vor 1973 oder auch vor diesem Krieg nicht der Fall.“
Israel und seine neokonservativen Verbündeten glauben, sie könnten das Atomanreicherungsprogramm des Iran mit Gewalt beseitigen und die iranische Regierung enthaupten, um ein Satellitenregime zu errichten. Dass dieses nicht auf den Realitäten basierende Glaubenssystem in Afghanistan, im Irak, in Syrien und Libyen gescheitert ist, entgeht ihnen.
Gleichzeitig möchte Israel die weltweite Aufmerksamkeit von seinem Völkermord und dem massenweisen Verhungernlassen in Gaza sowie der zunehmenden ethnischen Säuberung im Westjordanland ablenken. Die Internetverbindung in Gaza wurde komplett abgeschaltet. Das Westjordanland wurde unter eine totale Blockade gestellt.
„Die Israelis wissen, dass den Palästinensern im Falle eines allgemeinen Flächenbrandes keine große Aufmerksamkeit (mehr) geschenkt werden wird“, sagte Mearsheimer und fügte hinzu:
„Dann sind die Menschen bereit, Israel mehr durchgehen zu lassen als in Friedenszeiten. Lasst uns die Dinge also auf die Spitze treiben. Lasst uns einen allgemeinen Flächenbrand entfachen und in der Folge können wir in Gaza und hoffentlich auch im Westjordanland so richtig aufräumen.“
Hier ist mein Interview mit John Mearsheimer zu sehen.
Iranische Angriffe würden schließlich zu Hunderten, dann Tausenden Toten führen. Der Iran würde sich an schiitische Muslime in der ganzen Welt wenden, was die iranische Führung als Krieg gegen den Schiismus, die zweitgrößte Strömung innerhalb des Islam, bezeichnen würde.
In Saudi-Arabien, das die Angriffe auf den Iran verurteilt hat, leben zwei Millionen Schiiten in der an Öl reichen Ostprovinz. In Pakistan, Bahrain und der Türkei gibt es bedeutende schiitische Gemeinschaften. Im Irak stellen Schiiten die Mehrheit.
Die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad würde sich auf die Seite Irans stellen. Der Jemen würde weiterhin den Verkehr im Roten Meer behindern und Israel mit Drohnenangriffen treffen. Die Hisbollah würde, wie gelähmt sie auch sein mag, ihre Angriffe auf Nordisrael wieder aufleben lassen.
Zu rechnen wäre dann mit Terroranschlägen auf US-Stützpunkte in der Region und vielleicht sogar auf US-amerikanischem Boden sowie mit großflächiger Sabotage der Ölproduktion im Persischen Golf.
Der Iran würde bald über genügend spaltbares Material verfügen, um eine Atomwaffe herzustellen. Ein Krieg wäre ein starker Anreiz für den Bau einer Bombe, zumal Israel Hunderte von Atomwaffen besitzt.
Gelänge der Iran in den Besitz einer Atombombe, würden Saudi-Arabien und bald danach die Türkei, der Irak und Ägypten folgen.
Ein Krieg, so betont Mearsheimer, würde auch das Bündnis zwischen dem Iran, Russland und China festigen.
„Die Vereinigten Staaten haben China, Russland, Nordkorea und den Iran einander sehr viel näher gebracht“, merkte er an.
„Sie bilden einen eng zusammenhängenden Block. Vor allem infolge des Ukrainekrieges rückten die Russen und Chinesen näher zusammen und angesichts der Geschehnisse im Nahen Osten näherten sich die Iraner und die Russen einander an. Die USA mögen Israel helfen, es ist aber wichtig zu verstehen, dass die Russen den Iran unterstützen. Es ist nicht zum Vorteil der USA, wenn sich China und Russland gemeinsam gegen Washington ausrichten. Es liegt nicht im Interesse der USA, wenn Russland und der Iran gemeinsam gegen Israel und die Vereinigten Staaten arbeiten.“
„Es besteht immer die Möglichkeit, dass im Falle einer Aufheizung des Krieges mit dem Iran auf der einen Seite und den Vereinigten Staaten mit Israel auf der anderen Seite die Russen irgendwann in diesen Krieg hineingezogen werden, weil diese ein ureigenes Interesse daran haben, den Iran zu unterstützen.“
Ein Krieg könnte sich über Monate, wenn nicht Jahre, hinziehen. Es wäre ein Luftduell, hauptsächlich zwischen israelischen Kriegsflugzeugen sowie Raketen und iranischen Raketen. Um den Iran jedoch zu unterwerfen, bedürfte es möglicherweise einer Million US-Streitkräfte, die in das Land einmarschieren und es besetzen.
Eine Besetzung des Iran wird mit der gleichen demütigenden Niederlage enden, die die USA im Irak und in Afghanistan erlitten haben.
Israel und die Neocons fantasieren davon, dass sie den Iran mit Luftangriffen brechen können — einer aktualisierten Version des „Shock and Awe“, der Bombenkampagne im Irak im Jahr 2003. Aber die Menge des benötigten Materials, um insbesondere die unterirdischen Atomanlagen des Irans zu pulverisieren, wäre gewaltig.
In seinem Enthauptungsschlag gegen die Führung der Hisbollah in Beirut, darunter auch gegen Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah, musste Israel 2.000 Pfund schwere bunkerbrechende Bomben der Joint Direct Attack Munition (JDAM, präzisionsgelenkte Bomben) einsetzen.
„Wenn man F-35(-Flieger) mit JDAM-Raketen fliegt, wiegt jede von diesen etwa 14 Tonnen“, sagte Crooke. „Es handelt sich nicht nur um das Gewicht, sondern um den Treibstoff, den sie verbrauchen. Man muss also vielleicht ein- oder zweimal auftanken, und dann müssen sie ihre eigenen Flugzeuge einsetzen, um die Verteidigung des Gegners zu unterbinden. Es geht hier um eine enorme Leistung. Werden die USA dazu in der Lage sein? Die Iraner haben mehrere Luftabwehrsysteme und gute Radaranlagen, darunter auch Überhorizontradar.
Warum also einen Krieg gegen den Iran anzetteln? Warum aus einem Atomabkommen aussteigen, gegen das der Iran nicht verstoßen hat? Warum eine Regierung dämonisieren, die der Todfeind der Taliban und anderer Takfiri-Gruppen ist, darunter Al-Qaida und der Islamische Staat in der Levante (ISIL)? Warum eine Region weiter destabilisieren, die bereits gefährlich instabil ist?
Die Generäle, Politiker, Geheimdienste, Neocons, Waffenhersteller, sogenannte Spezialisten, Promi-Experten und Israel-Lobbyisten werden nicht bereit sein, die Schuld für zwei Jahrzehnte militärischer Fiaskos auf sich zu nehmen. Sie brauchen einen Sündenbock — den Iran.
Die Fehler für die beschämenden Niederlagen in Afghanistan und im Irak, die gescheiterten Staaten Syrien und Libyen, die Ausbreitung extremistischer Gruppen und Milizen — viele von ihnen ursprünglich von den USA ausgebildet und bewaffnet — sowie die anhaltenden weltweiten Terroranschläge müssen andere gemacht haben.
Das Chaos und die Instabilität, die wir entfesselt haben, insbesondere im Irak und in Afghanistan, machten den Iran zum dominierenden Land in der Region. Washington stärkte seinen Erzfeind. Es hat keine Ahnung, wie es dies rückgängig machen kann, außer ihn anzugreifen.
Das Völkerrecht sowie die Rechte von fast 90 Millionen Menschen im Iran werden genauso ignoriert wie die Rechte der Menschen in Afghanistan, im Irak, in Libyen, im Jemen und in Syrien ignoriert wurden.
Die Iraner — was auch immer sie von ihrer Führung halten — sehen die USA nicht als Verbündete oder Befreier. Sie wollen nicht angegriffen oder besetzt werden. Sie werden Widerstand leisten. Und die USA und Israel werden dafür bezahlen.
Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Folly of a War With Iran. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.

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