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Elektronische Gitterstäbe

Elektronische Gitterstäbe

Wenn wir es jetzt aus Bequemlichkeit nicht schaffen, uns ein dezentrales und freies Internet zu kreieren, wird die drohende Zensurwelle uns eiskalt erwischen.

Zentralismus und Kollektivismus: die zwei großen sozioökonomischen Trends unserer Zeit. Die zwei großen Übel, Ekzeme oder Tumore einer saturierten Wohlstandsgesellschaft — das ist man eigentlich geneigt zu sagen. Eines bedingt und forciert das andere. Ein sich amplifizierender Teufelskreis der Entmündigung und Enteignung. Der schleichende Verlust von Autonomie. Seine Auswirkungen schlagen nicht nur im Kulturbetrieb oder in der Wirtschaft durch, wo klein- und mittelständische Unternehmen ungebremst der Marktkonsolidierung von oben zum Opfer fallen, um in multinationalen Investmentstrukturen oder Großkonzernen aufzugehen, sondern vor allem in der vom Korporatismus assimilierten Medienlandschaft. Deren Topografie charakterisiert mittlerweile vor allem die Kapitulation des Intellekts vor der schieren Anzahl an Einschlagskratern, die die Geschosse psychologischer Informationskriegsführung in den Ruinen der Logik hinterlassen haben.

Augenfällig wurde dies zuletzt im Rahmen der medialen Aufarbeitung der Coronakrise. Während nämlich im Abklang des Viren-Wahns schlichtweg nicht mehr von der Hand zu weisen ist, dass Maßnahmenkritiker, Mahner und Pharma-Skeptiker nahezu vollumfänglich richtig lagen, behauptet eine de facto gleichgeschaltete Agenturpresse schamlos das Gegenteil. Dabei versuchen weder die finanziell unterwanderten Konzernmedien noch der keineswegs neutral berichtende öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) mit Fakten zu überzeugen. Denn die gibt es nicht. Man setzt auf penetrierende Wiederholung des Falschen. Ganz nach Propaganda-Lehrbuch.

Die vierte Gewalt übt zwar weiterhin Gewalt aus — aber eben vornehmlich gegen ihr Publikum. Das bewies letzte Woche eindrücklich die Washington Post. Anstatt einen 21-jährigen Informanten zu schützen, der brisante Geheimdokumente der US-Regierung veröffentlichte, spürte das Blatt den Mann auf, identifizierte ihn, veröffentlichte seinen Klarnamen und gab sämtliche Informationen ans FBI weiter, das Jack Teixeira, so der Name des Delinquenten, kurze Zeit später festnahm. Die Washington Post als verlängerter Arm des Überwachungsstaates. Verkehrte Welt.

Ein weiteres Paradebeispiel für diese verstörenden Entwicklungen sind unzählige Artikel mit der stets gleichen Überschrift „Warum Querdenker meinen, recht gehabt zu haben“, die Anfang April 2023 das Display der Wahl zu zieren begannen. Ob ZEIT, Stern, RTL oder Handelsblatt, ob ÖRR, Konzernmedium oder Lokalzeitung — überall die gleichen Headlines und Artikel. Mehrere Hundert Ergebnisse meldet die Suchmaschine. Stets im Sinne des offiziellen Narrativs. Systemtreu und konformistisch.

Irgendwie auch logisch.

Denn welches Blatt möchte sich schon selbst kritisieren und zugeben, dass man sich die vergangenen drei Jahre handzahm den Mächtigen angedient hat, anstatt Journalismus gemäß Pressekodex zu betreiben.

Ein solches Eingeständnis gliche Harakiri, einem endgültigen Suizid der sogenannten vierten Gewalt, die in weiten Teilen längst zu einem willfährigen Propaganda-Apparat verkommen ist. Es wäre das offizielle Eingeständnis der etablierten Journaille, dass die von mir jüngst als „fünfte Gewalt“ bezeichneten neuen, freien, alternativen oder unabhängigen Medien längst deren Platz eingenommen haben.

Wie solch ein Zeitgeist-surfender Zombie-Journalismus zustande kommt, wie es sein kann, dass Hunderte Print-Publikationen, News-Outlets und Webseiten praktisch zeitgleich identische Texte aufschalten, beschrieb Autor Jan Bovelet am 13. April 2023 in einem aufschlussreichen Artikel für „schwarz auf weiß“. Darin erklärte er:

„Am 2. April erscheint der Text im Laufe des Tages wortgleich auf Hunderten deutschsprachigen Nachrichtenseiten, zumeist zwischen 8:08 Uhr und 8:11 Uhr. Dazu gibt es auch eine ganze Anzahl an Nachzüglern im Laufe des Tages und am Folgetag; vermutlich zeigt sich hieran der jeweilige Grad der digitalen Integration der betreffenden Seiten in die Maschinerie des Agentur-Journalismus.“

Im vorliegenden Falle fußt die frappierende Konformismus-Kakofonie auf einer Agenturmeldung der 1949 gegründeten Deutschen Presse-Agentur (dpa), die einen Großteil jener Informationen aufbereitet und kommuniziert, welche dann von den linientreuen Medien als Nachrichten vermarktet werden. Kaum noch eine Meldung, die hierzulande nicht auf Basis eines Agenturtickers zustande kommt. In den USA stammen 90 Prozent aller Nachrichten von gerade einmal sechs Unternehmen. Vor 30 Jahren waren es noch über fünfzig. Kaum eine Redaktion im Wertewesten, die noch selbst recherchiert, verifiziert und falsifiziert. Das ist in den meisten Fällen schlichtweg zu teuer. Denn die etablierten Medien gehen in dem Maße zugrunde, in dem die Menschen deren wahren Charakter erkennen. Dieser Trend hält seit Jahren an. Absatzzahlen und Vertrauenswerte trudeln im Sturzflug.

So werden viele News-Webseiten zwischenzeitlich vollautomatisch aktualisiert. Sie adaptieren kosteneffizient Agenturtexte. Oft gänzlich unbearbeitet. Allenthalben werden die Beiträge von einer Software geringfügig angepasst, um Eigenleistung vorzutäuschen.

Hier und da tippt ein Schreiberling ein paar Zeilen hinzu. Ein Hoch auf die Plattformökonomie und jahrzehntelange Rationalisierung!

Dergestalt zentralistische und von Kartellbildung bestimmte Zustände herrschen dieser Tage selbstredend nicht nur in Deutschland oder den USA, sondern bedauerlicherweise weltweit. Denn die Nachrichten — nach denen es sich zu richten gilt — werden von einer Handvoll Agenturen gemanagt, die von den Deutungseliten finanziert und kontrolliert werden. Und das ist beileibe kein neues Phänomen.

Presseagenturen gibt es nämlich schon lange. Agence France-Presse (AFP) wurde im Jahr 1835 gegründet, Associated Press (AP) im Mai 1848 und Reuters (heute Thomson Reuters) im Jahr 1851. Die drei Agenturen zeichnen heutzutage für über 90 Prozent aller „Corporate-Media-Inhalte“ weltweit verantwortlich. Reuters allein veröffentlicht etwa drei Millionen Meldungen pro Jahr. Und vor allem Reuters pflegte von Beginn an eine unrühmliche Nähe zur internationalen Hochfinanz. Dies vor allem, weil der aus Kassel stammende Gründer, ein Bankkaufmann und Unternehmer namens Paul Julius Freiherr von Reuter, seinen Nachrichtendienst zuvorderst gründete, um Aktiendaten per Brieftaube nach Brüssel zu übermitteln. Als zwischen den beiden Orten eine Telegrafenverbindung eingerichtet wurde, stellte Reuter seinen Flugdienst ein, emigrierte nach London und gründete dort ein neues Unternehmen, das mittels Seekabeln zwischen Dover und Calais Börsenkurse von London nach Paris übermittelte.

Von 1870 bis 1934 formte Reuters zusammen mit AFP, AP und dem deutschen Pendant W.T.B. (Wolffs Telegraphisches Büro, Berlin) das „Wolff-Reuter-Havas-Kartell“. Am 15. Juli 1859 einigten sich diese Agenturen schriftlich und ganz nach Couleur ihrer imperialistischen Regierungen auf global geltende Gebietsabsprachen. Kern der entsprechenden Kartellverträge, die de facto ein weltweites Monopol zur Sammlung und Verbreitung von Informationen konstituierten, war eine detaillierte Marktaufteilung. Die Berichterstattung von Reuters wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts massiv kritisiert. Denn schon während des Burenkrieges (1899 bis 1902) warf man dem Dienst vor, bewusst Falschmeldungen zu verbreiten, um politische Partikularinteressen zu stützen.

Zeitwährend stand das einflussreiche Nachrichtenkonglomerat wegen Falschberichterstattung und offensichtlicher Lügen in der Kritik. Noch heute verwendet man in der Schweiz die Redensart „Das ist ein Havas“, um deutlich zu machen, dass es sich bei einer Behauptung um eine Lüge handelt. Das verästelte Kartell wurde im Jahr 1934 von den Nationalsozialisten aufgelöst. Seither gelten ersatzweise direkte Austauschverträge zwischen den Agenturen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwar ein paar strukturelle Veränderungen, Neugründungen und Firmenübernahmen, an der Machtkonzentration und Deutungshoheit dieser international operierenden Nachrichten-Mafia hat sich bis heute aber nur eines geändert: Sie wurde konstant mächtiger.

So ist es die nicht zu unterschätzende Stärke der fünften Gewalt, dass sie dezentral organisiert ist. Dass sie nicht von der Finanzoligarchie abhängig und in der Lage ist, mit überschaubaren Budgets qualitativ hochwertige Formate zu entwickeln, die das Informationsbedürfnis klar denkender Menschen decken.

In vielfältiger Form und auf einer Vielzahl von Plattformen. Und an vorderster Front technologischer Entwicklungen. Zum Glück. Denn irgendwann kommt nicht nur die vom Weltwirtschaftsforum (WEF) in Aussicht gestellte „Cyber-Pandemie“ — der weiträumige, langwierige Ausfall kritischer digitaler Infrastruktur —, sondern auch die Ausweispflicht im Internet. Schon heute bestimmt die Zwei-Faktor-Authentifizierung den digitalen Alltag. Kaum ein Online-Dienst, der nicht zusätzlich die Smartphone-Nummer abfragt und den Nutzer damit eindeutig lokalisierbar macht.

Darüber hinaus verschärfen derzeit sowohl die EU als auch die USA oder Großbritannien ihre bereits bestehenden legislativen Zensurvehikel. Der Blogger André Westphal kommentierte diesbezüglich in einem Beitrag vom 11. April 2023:

„Das Bundesjustizministerium will schärfer gegen Hass im Netz vorgehen. Gerichte sollen in die Lage gelangen, Social-Media-Konten auf Dauer zu sperren. Es soll vor allem Wiederholungstätern ein Riegel vorgeschoben werden. So kritisiert man, dass Opfer derzeit zu sehr auf die Willkür von Betreibern wie Meta, Twitter, TikTok und Co. angewiesen seien. Die müssen zwar rechtswidrige Inhalte ohnehin laut Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) löschen, ob sie aber dauerhaft die Nutzer sperren, die Hass und Häme absondern, scheint oftmals von einem Münzwurf abhängig. Allerdings ist das ohnehin so eine Sache: neues Konto angelegt, VPN am Mann — und es wird schwer werden, Wiederholungstäter korrekt zu identifizieren. Dennoch soll ein auch im Koalitionsvertrag festgehaltenes Gesetz gegen digitale Gewalt wohl Lücken bei den Auskunftsrechten für Betroffene schließen und eben die erwähnten Accountsperren durch richterliche Anordnungen ermöglichen.“

In Deutschland wird demnach das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zeitnah durch ein „Gesetz gegen digitale Gewalt“ ergänzt werden, um jegliche Formen von „Hassrede“ zu unterbinden.

Damit verbietet das System aber nicht Hassrede an sich, sondern die Rede, die es hasst. Dies anhand einer Terminologie, die bewusst jede Definition offen lässt. Ein Freibrief für die gerichtlich legitimierte Sperrung von Accounts — und, konsequent zu Ende gedacht, personifizierte Kontrolle des allgemeinen Internetzugangs.

Von der allseits ventilierten und demnächst auch in Deutschland herrschenden Chat-Kontrolle, die das Konzept der Unschuldsvermutung ad absurdum führt, ganz zu schweigen.

Privatsphäre im Netz adieu. Künftig erkennt bereits der W-LAN-Router in den eigenen vier Wänden oder einer der smart integrierten Hand- und Haus-Spione, dass man aufgrund des Vorwurfs der Häresie des digitalen Raumes verbannt wurde. Die Verbindung zum nächsten Internetknoten, einem „Internet Exchange Point“ (IXP), auch „Network Access Point“ (NAP) genannt, wird verunmöglicht. Die Tür zum World Wide Web bleibt zu. China lässt grüßen.

Schon jetzt genügt ja bereits ein falscher Kommentar im Netz, um zu Haftstrafen verurteilt zu werden. Wer nicht der hoheitlich goutierten Einheitsmeinung folgt, verliert künftig nicht mehr nur den Zugang zu seinem Twitter- oder Facebook-Konto, sondern auch zu E-Mails, seiner Webseite, E-Banking, Reiseportalen oder dem präferierten Onlineshop. Auch Apps oder Messenger-Dienste auf dem Handy verbinden sich dann nicht mehr mit dem Server und den Datenbanken der Gegenstelle. Telefonieren wird vermutlich noch erlaubt sein — wie sonst sollte einem das gesichtslose Imperium Befehle übermitteln. In diesem nicht mehr wirklich schwarzmalerischen Szenario ist dann auch das von manchem als Allheilmittel gegen finanzielle Unterdrückung angepriesene Bitcoin-Wallet relativ nutzlos. Ohne Zugang zu einem Internetknoten keine Transaktionen.

Was dieses im Eiltempo Gestalt annehmende digitale Gulag für private Webseiten, oppositionelle URLs, „Innovationen“ wie elektrische Fahrzeuge oder den Zahlungsverkehr nach der flächendeckenden Einführung digitaler Zentralbankwährungen (CBDC) bedeutet, kann sich jeder gut informierte Zeitgenosse mit einem Minimalaufwand an Fantasie ausmalen.

Dass auch die Einschläge rund um die zu Unrecht noch mehrheitlich optimistisch bis euphorisch gestimmte Krypto-Community zunehmen, zeigten unlängst die Pleiten der „Silicon Valley Bank“ sowie verschiedener Krypto-naher Dienstleister. Oder der Umstand, dass das EU-Parlament Mitte April neue Regularien für den Kryptomarkt beschlossen hat, die ab 2024 schrittweise in Kraft treten sollen.

Auch für das virtuelle Geld wird die Luft also dünner. Obschon es auf den ersten Blick Freiheit verheißt und beispielsweise Bitcoin oder der noch diskretere Monero — im Gegensatz zu anderen digitalen „Assets“ — dezentral verwaltet werden.

Das Kernproblem für als solche identifizierte „Systemschädlinge“ und „Hochverräter“ wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann auf den schieren Zugang zu einem Internetknoten konzentrieren.

Umso wichtiger ist es, sich bereits jetzt mit der einzigen zeitnah realisierbaren Alternative zum Online-Rigorismus der Plattformökonomie zu beschäftigen: dem dezentralen Internet.

Einem Netz, das sich aus sogenannten „Nodes“ (Knoten) zusammensetzt, also aus jedem Computer, der sich mit dem Netz verbindet und diesem damit Rechnerkapazität zur Verfügung stellen kann. Vereinfacht gesagt: ein Internet, das auf dem eigenen PC läuft anstatt auf den zentralisierten Server-Farmen und Datenbanken von Amazon, Microsoft, Facebook, Apple, Google und Co. Ein nicht zensierbares Internet auf Basis der Blockchain-Technologie, die natürlich auch vom korporatistischen System für CBDC genutzt werden wird — und damit sowohl Fluch als auch Segen bedeuten kann.

In Bezug auf Privatsphäre im virtuellen Raum und den Aufbau eines freien Internets markiert diese Entwicklung in jedem Fall die derzeit größte Chance auf digitale Autonomie des Individuums. Umso erfreulicher ist es, dass sich immer mehr Menschen intensiv mit diesem Thema beschäftigen und auf Blockchain-Technologie oder „Nodes“ laufende Angebote wie Odysee/Library für Datenspeicherung, Publizistik und Video-Streaming, Flote für Social Media oder Presearch für Suchanfragen nutzen.

Auch die TOR-Technologie mit ihrem Onion-Routing, VPN-Anbieter und entgoogelte „Privacy Phones“ erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch das Kernproblem bleibt: Wenn der Telekom-Router zu Hause partout keine Verbindung mit einem Eintrittsknoten mehr herstellt und auch TOR-Verbindungen unterdrückt werden, wie dies in China längst der Fall ist, ist der Zugang zum Netz und damit überregionaler Kommunikation quasi passé.

Wenn überhaupt, werden nur über „Nodes“ und Blockchain-Technologie betriebene Netze in naher Zukunft noch freie Meinungsäußerung im digitalen Raum garantieren können.

Verschlüsselung, die Anzahl teilnehmender Instanzen und die Möglichkeit, sogenannte Bridges aufzusetzen, Knotenpunkte also, die zentralisierte Internetknoten überlisten, machen es nahezu unmöglich, solche Netze zu kontrollieren.

Leider sind viele der in puncto dezentrales Internet vielversprechenden Lösungen eher etwas für IT-affine Anwender. Für Nerds. Der „Otto Normalverbraucher“ tut sich noch sichtlich schwer mit Projekten wie Quortal oder Nostr, deren konstruktive Nutzung ein gewisses Maß an Vorkenntnissen erfordert. Sonst hätten diese längst mehr aktive Nutzer. Wer sich mit den technischen Untiefen dieser beiden an Relevanz gewinnenden Unterfangen beschäftigen will, findet eine Fülle von Informationen auf den entsprechenden Webseiten.

Auch News-Outlets oder Krypto-Blogs wie Bitcoin-Magazine, Freethink oder The Investor Podcast berichteten in jüngerer Vergangenheit vermehrt über das von Twitter-Gründer Jack Dorsey gesponserte Nostr-Projekt — oder ließen Jason Crowe, den Gründer von Quortal, in aufschlussreichen Interviews erklären, was es mit dem dezentralen Internet und den jeweiligen Protokollen auf sich hat. Doch wie gesagt: Es ist unwahrscheinlich, dass diese beiden Angebote dem unbedarften IT-Laien beim ersten Versuch der Nutzung allzu viel Freude bereiten. Vom sinnstiftenden Einsatz als Ergebnis des potenziellen Zugangs mal ganz abgesehen.

Ganz anders „Bastyon“, ein weiteres, dezentral über „Nodes“ funktionierendes Netzwerk, das es jedoch auch unerfahrenen Anwendern erlaubt, den ersten Ausflug in die Welt des dezentralen Internets mit einem Erfolgserlebnis zu verbinden. Bastyon ist eine Plattform, die Social-Media-Funktionen, Video-Streaming und Wallet-Dienste vereint und mit einer simplen, intuitiv gestalteten Benutzeroberfläche überzeugt.

Zur Anmeldung muss man sich lediglich einmalig auf der Bastyon-Webseite registrieren. Dazu genügt ein selbst definiertes Kürzel. Ein fiktiver Name. Die Angabe persönlicher Daten oder einer E-Mail-Adresse ist nicht nötig. Damit bleibt man völlig anonym, wenn dies gewünscht ist. Nach der Registrierung auf der Webseite erhält man eine Blockchain-Adresse, also eine Zeile einmaliger Buchstaben- und Zahlenkombinationen. Nach dem Download der Bastyon-Applikation auf den eigenen PC gibt man eben diese Blockchain-Adresse zur Anmeldung ein — und schon ist man online und kann surfen, das eigene Profil gestalten oder einen Kanal aufsetzen. Dafür simuliert die Applikation ein Laufwerk auf dem Computer und öffnet sich in einem separaten Fenster anstatt dem Internet-Browser.

Als Wiederherstellungsoption erhält man zusätzlich eine Passphrase aus zwölf Wörtern, die es einem erlaubt, den Zugang zum eigenen Konto wiederherzustellen, sollte man seine Blockchain-Adresse verloren oder vergessen haben. Diese sollte man selbstredend analog sichern. Sprich, auf einem Blatt Papier. Eine digitale Notiz kann dem Verlust des PCs, der Software oder der drohenden Cyber-Pandemie zum Opfer fallen. Wer seine Adresse verliert oder die Passphrase nicht zur Hand hat, verliert den Zugang zum Account. Für immer. Es gibt aufgrund der Natur des Projektes nämlich keinen Support, der einem das Konto wieder freischalten kann — die individuelle Adresse ist niemandem bekannt, und einen zentralen Server mit Benutzerdaten gibt es nicht.

Schon jetzt existieren auf Bastyon eine deutschsprachige Benutzergemeinschaft sowie Kanäle von Infowars, Corbett Report — oder auch regenauer.press. Diese lassen sich ganz normal über den Internet-Browser aufrufen. Wie normale Webseiten.

Ist das Internet jedoch einmal „down“ oder der reguläre Zugang zum nächsten Internetknoten gesperrt, ist Bastyon mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin dezentral über die heruntergeladene Applikation verfügbar.

Funktioniert der eigene Hausanschluss überhaupt nicht mehr, bleiben schließlich nur noch Verbindungsoptionen via Satellit, wie sie zum Beispiel über Elon Musks „Starlink“ und ähnliche Anbieter herzustellen sind.

Noch herrscht auf einer Plattform wie Bastyon natürlich weniger Betrieb als auf den von Geheimdiensten kontrollierten Monopolisten-Netzwerken. Doch wenn wir jetzt nicht beginnen, solche Alternativen aktiv zu nutzen, um ihnen mehr Leben einzuhauchen, wird uns die Einschränkung des digitalen Raumes später umso härter treffen. So kann schon heute jeder parallel in beiden Welten unterwegs sein und sein Umfeld über derartige Möglichkeiten informieren. Denn wer allein aufgrund der eigenen Bequemlichkeit, eingeschliffener Routinen und phlegmatischer Unkenntnis weiterhin über Google mailt oder sucht, bei Amazon bestellt und bei Facebook postet, ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Information ist eine Holschuld. Und Autonomie beginnt im Medienzeitalter nun einmal mit der Überwindung der eigenen, konfirmationsbeflaumten Lethargie. Mit digitaler Selbstermächtigung. Mit einer konsequenten Absage an den sich selbst strangulierenden, planwirtschaftlichen Zentralismus. Mit dem Boykott jener Institutionen, die unsere Freiheit einschränken wollen und werden, wenn wir sie lassen. Denn der Dritte Weltkrieg wird nicht nur auf Schlachtfeldern ausgetragen, sondern vor allem in unseren Köpfen. Es ist ein asymmetrischer Krieg der Regierungen, Konzerne und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) gegen die eigene Bevölkerung. Kriegsführung der fünften Generation. Auf allen Ebenen. Weltweit. Und diesen Krieg kann man nur dann gewinnen, wenn man ihn nicht führt.

„Sapere Aude. Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen und gegen Deine Faulheit und Autoritätshörigkeit anzugehen. Dort beginnt die tatsächliche Aufklärung — bei sich selber und nicht bei den Eltern, den Lehrern und den anderen, denen ich die Verantwortung zuschustere, sondern bei mir selber“ (Ottfried Höffe).


Redaktionelle Anmerkung: Manova ist nun auch bei Bastyon vertreten, welches in diesem Artikel thematisiert wurde.


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