Die Online-Welt ist nicht genug. PayPal schickt sich nun an, auch die Offline-Welt erobern. Das von Peter Thiel mitgegründete Big-Tech-Unternehmen bietet weltweit als allererstes ausgerechnet in Deutschland eine kontaktlose Zahlungsmöglichkeit an. Der Tech-Gigant strebt im Grunde genommen danach, dass der Name „PayPal“ zu einem Deonym für das Bezahlen an sich wird, vergleichbar mit den Markennamen Tempo oder Tesa(film).
Ob in der Online- oder der Offline-Welt: Der Mensch, der Konsument, soll nicht mehr zahlen, er soll „paypalen“.
Begleitet wird das Unterfangen von einer bislang beispiellos aggressiven Hetz-Kampagne gegen das Bargeld, welches in Deutschland von der Bundesbank — einer Bundesbehörde! — herausgegeben wird. Das fällt dann bezeichnenderweise nicht mehr in den Phänomenbereich der verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates, die der Inlandsgeheimdienst definiert als eine Form der „aggressiven Agitation gegen Repräsentanten und Institutionen des Staates, um dessen Legitimität systematisch zu untergraben“. Die Bundesbank ist eine solche staatliche Institution, die das einzig gesetzliche Zahlungsmittel, das Bargeld, herausgibt, welches hier von PayPal massiv delegitimiert wird. Einmal mehr wird deutlich, dass die Delegitimierung des Staates dann genehm ist, wenn es den korporatistischen Agenden dient.
Ein weiterer Doppelstandard ist in diesem Zusammenhang der fragwürdige Charakter dieser Kampagne, worauf Norbert Häring hinwies. Die Plakate und digitalen Anzeigen kommen ohne die Nennung eines Verantwortlichen aus. Es ist altbekannt: Die Kleinen schnappt man, die Großen lässt man ziehen. Wer auf Demos Flyer ohne Nennung eines inhaltlich Verantwortlichen verteilte, fing sich im Handumdrehen juristische Probleme ein.
Anti-Bargeld-Parolen
Die Plakat-Kampagne ist ob ihrer Hohlheit kaum der Rede wert. Dennoch sei diese hier mit ein paar Kommentaren bedacht. So heißt es auf den Plakaten etwa:
„Cash ist nicht mehr King.“
Gut, bei Licht besehen kann man ja dieser Auffassung sein.
Wir reden dann beim nächsten Blackout nochmal darüber, welches Zahlungsmittel hier „der King“ ist. Bewohner der iberischen Halbinsel können die Frage aus jüngster Erfahrung wohl schon beantworten.
Auf einem anderen Plakat steht:
„Später zahlen? Das kann Bargeld nicht.“
Gut, der Punkt mag an PayPal gehen. Aber lieber direkt zahlen, als später nicht mehr zahlen können. Dann etwa, wenn PayPal willkürlich das Konto einfriert (siehe unten).
Die wohl dümmste Anzeige stellt folgende Frage:
„Du liebst Bargeld. Aber hat Bargeld dich jemals zurückgeliebt?“
PayPal schuldet uns hier eine Erklärung, ob, und wenn ja, wie, Geld — ob bares, elektronisches oder kryptisches — überhaupt lieben kann? Geld wird zwar immer wieder mal auf unschmeichelhafte Weise vermenschlicht, doch bleibt es am Ende nur eine abstrakte Recheneinheit, die zur Liebe so fähig ist wie ein Bitcoin zum Münzwurf.
Eine toxische Beziehung mit PayPal
Die Bequemlichkeit ist bekanntermaßen das Probe-Liegen in dem Sarg, in welchem die Freiheit zu Grabe getragen wird.
Sicherlich ist PayPal wie jedes andere elektronische Zahlungsmittel bequemer, schneller und einfacher. Doch sowohl dieser Komfort als auch die vielen Vergünstigungen und sonstigen Anreize für das bargeldlose Bezahlen haben einen nicht monetären Preis. Der schlägt allerdings erst dann zu Buche, wenn das Bargeld restlos verschwunden ist. Wer kein Bargeld nutzt, leistet dessen Verschwinden Vorschub.
Es ist insofern einer der wichtigsten und zugleich einfachsten Akte des Widerstandes, konsequent alles in bar zu bezahlen und Lokalitäten zu boykottieren, die Bargeld ablehnen. Umso unverständlicher ist es, dass selbst kritische Menschen bedenkenlos und/oder bequem zur Bankkarte oder anderen elektronischen Zahlungsmitteln greifen — und bald auch zum implantierten Chip?
Die unzähligen, potenziellen Freiheitseinschränkungen, die mit einer Bargeldabschaffung einhergingen, sollen hier nicht noch einmal wiederholt werden. Hier haben Journalisten wie Hakon von Holst bereits wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet, die vom genannten Autor nun auch in Buchform erschienen ist.
Anstatt hier noch einmal alle — eigentlich — sattsam bekannten Gefahren der Bargeldabschaffung ein weiteres Mal durchzudeklinieren, lassen wir nochmals PayPals üble Machenschaften Revue passieren:
- Bereits 2010 sperrte PayPal Wikileaks das Konto. In den Jahren der Fake-Pandemie fielen Aktivisten und kritische Journalisten aus allen Wolken, als ihnen selbiges geschah. Warum sollte PayPal mit Systemkritikern kleineren Kalibers zaghafter umgehen?
- PayPal nimmt sich das Recht heraus, bei wie auch immer gearteten Verstößen gegen die Nutzungsregeln das Konto einzufrieren. Da bekommt der neue Werbeslogan (siehe oben) „Später zahlen? Das kann Bargeld nicht.“ eine ganz andere Bedeutung. Ja, das mit dem Später-Zahlen kann Bargeld nicht. Mitunter kann man das aber auch mit PayPal nicht – wenn man sich nicht artig an die willkürlich auslegbaren und diffusen Nutzerregeln hält.
- 2022 wagte PayPal den Vorstoß, Verbreiter von „Desinformation“ mit einer Geldstrafe in Höhe von 2.500 US-Dollar zu sanktionieren. Einzig und allein dem großen Aufruhr im Netz war es zu verdanken, dass das selbsternannte Exekutivorgan der Wahrheit kurz darauf wieder zurückruderte.
- PayPal verkauft Nutzerdaten an Dritte. Nicht weiter verwunderlich. Die meisten dürften sich daran schon gewöhnt haben. Doch macht man sich mal ein genaueres Bild von der Liste der Dritt-Empfänger, dann kann oder sollte einem schon mulmig werden. Unter den glücklichen Daten-Empfängern befinden sich unter anderem Axicom und auch die deutsche Schufa.
Ins Deutsche übersetzt bedeutet PayPal so viel wie „Bezahlfreund“. Und das ist PayPal auch — nur ist es eben nicht „unser“ Bezahlfreund, sondern der von sehr wenigen Oligarchen.
Spätestens diese Kampagne sollte bei Noch-Nutzern die Frage aufwerfen, ob sich die „Freundschaft“ mit diesem Bezahlfreund weiterhin lohnt.
Mit dem „Bezahlfreund“ in die Unfreiheit
Am Ende ist diese Kampagne wenig verwunderlich, sondern fügt sich passgenau in die „Digital-only“-Agenda der BlackRock-Regierung. Der als Koalitionsvertrag bezeichnete Drohbrief gegen die Freiheit zeigt ungeniert, in welche Richtung es gehen soll: verpflichtende digitale Identität (eID) (Seite 58) sowie eine obligatorische elektronische Patientenakte (ePA) (Seite 112 und 113) für alle Bürger, die am Ende eines sein sollen: gläsern. Da ist es nur folgerichtig, dass über den Weg der Großkonzerne wie PayPal — an dem BlackRock mit 7,6 Prozent beteiligt ist — gegen das Bargeld agitiert wird. Parallel zu PayPal startet auch MasterCard eine — wenn auch weniger aggressive — Kampagne im öffentlichen Raum. Deren ehemaliger Executive Chairman und heutiger Weltbank-Präsident Aja Banga bezeichnete bereits 2014 das Bargeld als Staatsfeind Nummer 1.
Die Stoßrichtung ist klar: Das Bargeld soll verschwinden, und PayPal ist für dieses Vorhaben ein Vorschlaghammer.
Man sollte sich folglich nicht von dem scheinbar bargeldfreundlichen Passus im Koalitionsvertrag auf Seite 51 beirren lassen:
„Wir stellen sicher, dass jeder weiterhin selbst entscheiden kann, wie er bei Geschäften des Alltags bezahlt. Das Bargeld als gängige Zahlungsform erhalten wir. Wir setzen uns für echte Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr ein und wollen, dass grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden sollen. Wir unterstützen einen digitalen Euro, der sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel einen echten Mehrwert liefert sowie das Bargeld ergänzt, die Privatsphäre der Verbraucherinnen und Verbraucher schützt, kostenfrei für Verbraucherinnen und Verbraucher nutzbar ist und die Finanzstabilität nicht beeinträchtigt.“
Das bedeutet nichts anderes, als dass jeder Einzelhändler die digitale Zahlweise anbieten muss. Wenn das einmal etabliert und die bargeldlose Zahlung allerorts möglich ist, dann ist der Folgeschritt, das Bargeld gänzlich abzuschaffen, nicht mehr weit weg.
Guido Westerwelle sprach davon, dass die Freiheit scheibchenweise sterbe. PayPal ist das Metzgerbeil, welches nun sehr dicke Scheiben abschneidet. Je weniger Menschen Bargeld nutzen, umso schärfer wird dieses Beil.

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