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Getrennte Wege

Getrennte Wege

Auf eine Aufarbeitung des Corona-Unrechts und eine Entschuldigung seitens der damaligen Meinungsgegner können wir lange warten — was hilft, ist ein erweiterter Blickwinkel.

„Immer diese Spielverderber.“ Das höre ich, als ich mich mit Freunden über das Ende der Olympischen Spiele in Paris unterhalte. Beeindruckende Spektakel, großartige Sportler, eine beispiellose Solidarität, tolle Bilder, spannende Disziplinen. Während diejenigen, die es konnten, Paris in den vergangenen Wochen weitgehend gemieden haben, schauten viele gern von fern zu. Eine Atempause im sonst so besorgniserregenden Weltgeschehen, eine Art Eisscholle, groß genug, um es sich darauf bequem zu machen, während sie auf den Abgrund zutreibt.

Eine Spielverderberin, das bin ich. War es nicht auch schön? Muss man denn darüber reden, dass ein Metroticket wahrscheinlich auch weiterhin vier Euro kosten wird? Kann man die Szenen der Eröffnungszeremonie nicht als künstlerische Provokation im direkten Sinne sehen? Wollte man mit den Blutströmen der vielen geköpften Marie-Antoinettes nicht auf die Überwindung der Todesstrafe aufmerksam machen? Hatte die Szene mit dem nackten blauen Dionysos schlicht nichts mit einer Profanisierung des Abendmahls zu tun und die Reiterin auf der Seine rein gar nichts mit einer Anspielung auf die Apokalypse? Kann man die Dinge nicht als reines Entertainment sehen? Als eine Erheiterung der katastrophenmüden Massen? Als die Rückkehr zu einer gewissen Sorglosigkeit, zu dem Gefühl, dass alles doch irgendwie in Ordnung ist, solange wenigstens Paris glänzt?

Denn sie wissen nicht

Wie gut kann ich sie verstehen, die Sehnsucht nach Leichtigkeit und den Wunsch, in dieser Welt gut aufgehoben zu sein. La vie est belle. Alles ist gut. Doch wie sehr trifft es mich, von so vielen Menschen umgeben zu sein, die nicht sehen wollen. Die RKI-Files beweisen die Lügen der vergangenen Jahre, und doch hat sich bisher niemand von denen, die mir mit Ablehnung und Verachtung begegnet sind, bei mir entschuldigt. Um mich herum sehe ich so gut wie niemanden, der seine Position geändert hat, niemanden, der jenen, die von Anfang an gewarnt hatten, seine Achtung ausspricht.

Das Unrecht bleibt bestehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Verbrechen der vergangenen Jahre nicht oder nur marginal aufgearbeitet werden. Zu viele waren darin verwickelt. Too big to fail.

Vielleicht werden wie damals bei den Nürnberger Prozessen einzelne Exempel statuiert. Vielleicht werden ein paar Menschen zur Rechenschaft gezogen. Vielleicht wird das Thema in den Geschichtsunterricht aufgenommen. Vielleicht wird es Dokumentationen geben, Filme, in denen ein paar Täter benannt werden. Vielleicht werden sie die Kinosäle füllen.

Doch dann, wenn der nächste Krieg kommt, werden sie wieder mitmachen, wenn es nur aus einem guten Grund ist: mehr Gesundheit, mehr Sicherheit, mehr Demokratie. Sie werden wieder ihren gesunden Menschenverstand an den Nagel hängen und bestimmte Gedanken übernehmen, nur weil es alle tun. Sie werden weiter glauben, dass eine repräsentative Demokratie dem allgemeinen Wohl verpflichtet ist. Sie werden weiter Vater Staat vertrauen, nach der starken Hand rufen, wenn es brennt, und die Brandstifter dort vermuten, wo die Scheinwerfer hinleuchten.

Sie werden weiter dafür sorgen, dass der Planet, der auch mein Zuhause ist, immer unbewohnbarer wird. Sie werden es zulassen, dass das Lebendige immer weiter zerstört wird. Sie werden die Kontrolle zulassen, die Überwachung, die Verstrahlung, die Vergiftung, die Streifen am Himmel, die Kriege, die Labore, in denen künstliches Leben gezüchtet wird.

Sie werden nicht sehen wollen, warum die Fruchtbarkeit immer weiter zurückgeht und die Geburtenrate sinkt, und weiter das nachplappern, was auf allen Kanälen verbreitet wird: Wir sind zu viele.

Sie sehen die Teufelskralle nicht, die nach unser aller Leben greift und uns wie Nutzvieh hält. Seit Gott tot ist, gibt es auch seinen Antagonisten nicht mehr. Nur wer zu gebrauchen ist, hat Anrecht auf einen Platz. Es gibt keinen Sinn mehr im Leben und keine Seele im Menschen. Nur diesen einen Körper gibt es, dieses eine armselige Leben. Carpe Diem! Bis aufs Letzte muss der Tag ausgenutzt werden, denn es gibt nur diesen einen. Her mit dem Geld! Her mit dem Vergnügen! Her mit allem, was uns das Leben so erträglich wie möglich macht! Nach uns die Sintflut.

Die Arche bauen

Ich wünsche mir nicht, dass erneut eine große Flut kommt, von der in so vielen Kulturen berichtet wird. Ich wünsche mir kein großes Feuer, das alles zunichte macht, damit der Phoenix sich aus der Asche erheben kann, keine tabula rasa, die abgewischt und neu beschriftet wird. Die Arche jedoch, die hat es in sich.

Archē — Anfang, Prinzip, Ursprung. Das ist die Bedeutung des altgriechischen Begriffes. Es ist der Urgrund der Welt, das Urprinzip bei der Entstehung des Kosmos, die Einheit, aus der alles geboren wird. Auch wenn uns die aktuelle Wissenschaft etwas anderes weiszumachen versucht: Das Leben kommt aus der Mutter. Entsprechend waren die ersten Lebensgemeinschaften der Menschen über einen sehr langen Zeitraum matri-archal geprägt. „Am Anfang die Mütter“ — so übersetzt es die Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth.

Der Schutz des Lebens stand im Zentrum dieser Gemeinschaften. Erst mit der Entstehung des Patriarchats vor etwa 6.000 Jahren änderte sich das. Der Begriff Archē wurde zu einer Herrschaft uminterpretiert, die es bis dahin nicht gab. Mit der Männerherrschaft entstanden die ersten Staaten, die ersten Kriege und eine Schrift, die alles dokumentierte. Zeitgleich wurde ein Mythos erschaffen, wonach die Welt von einem alleinigen männlichen Gott beherrscht wird und die Frau der Rippe eines Mannes entsprungen sein soll.

Nach 6.000 Jahren Krieg, Unterdrückung, Überwachung, Versklavung, Ausbeutung und Zerstörung gilt es nun, gemeinsam eine neue Arche zu bauen, in die jeder hineinkann, der ihren Sinn versteht. Spielverderber ans Werk! Die Stunde der Schwurbler ist gekommen! Jetzt wird es kreativ! Nach Matriarchat und Patriarchat gilt es nun, etwas Neues zu erschaffen, in das das Erlebte voll integriert ist, verdaut gewissermaßen, und uns die Möglichkeit gibt, in seiner Ganzheit von dem Gebrauch zu machen, was uns als Menschen ausmacht: unsere Schöpferkraft.

Lizenz zum Schöpfen

Nachdem wir so lange die Trennung erfahren haben, kann sich nun das Bewusstsein der Einheit entfalten. Der Tropfen hat sich aus dem Ozean gelöst, hat seine Konturen erfahren, hat erlebt, dass es ein Innen und ein Außen gibt, ein Oben und ein Unten, ein Flüssig und ein Fest. So weit ist der Individuationsprozess fortgeschritten, dass wir es wagen können, in den Ozean zurückzutauchen, ohne uns dabei zu verlieren.

Viele Menschen wurden von einer Welle der Erkenntnis erfasst, die sich vom Mainstream gelöst hat. Sie halten nicht jeden für rechtsextrem, antidemokratisch und rassistisch, der die deutsche, ukrainische oder israelische Regierung kritisiert. Sie finden nicht, dass gendern zu mehr Toleranz führt, und halten nicht diejenigen für Spielverderber, die sich nicht an den bunten Spektakeln erfreuen.

Sie wagen es, in Zweifel zu ziehen, was dazu geführt hat, dass die Menschen sich klein, schlecht, ängstlich und ohnmächtig fühlen. Sie arbeiten sich nicht am Außen ab, sondern erforschen ihr Innen. Sie haben sich entschieden, nicht gegen die Dinge anzukämpfen, sondern zu realisieren, was sie in der Welt sehen wollen.

Was für ein gewaltiger Schritt! Für alle ist er möglich geworden, die sich der Erkenntnis öffnen, dass der Mensch das Potenzial hat, seine eigene Realität zu erschaffen. Von unserer inneren Haltung hängt es ab, was sich im Außen manifestiert. Was wir in uns zum Wirken bringen, verändert unser eigenes Leben, unsere nähere Umgebung und schließlich die ganze Welt.

Die Wirkmacht der Zahlen

Ob in den indischen Veden, in der Offenbarungslehre der Hermetik, der Alchemie, der Astrologie: Seit jeher versucht der Mensch, Gesetzmäßigkeiten in den Geschehnissen zu erkennen und Archē, die kosmische Ordnung, zu durchdringen und zu erfassen. Auch die ontologische Mathematik und die Zahlenphysik geben Einsicht in unser physisches, psychisches und geistiges Fundament und helfen dabei, Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit zu finden (1).

Die Geschehnisse ereignen sich nicht irgendwie, sondern folgen einer bestimmten Ordnung. Nach der Abnabelung von der Mutter und den Machtspielen während des Patriarchats darf das Kind nun erwachsen werden. Es hat sich aus dem Einheitszustand gelöst und zu unterscheiden gelernt. Die Trennungen, die wir erlebt haben, waren an sich nicht schlecht, sondern notwendig, um auf einer höheren Bewusstseinsniveau eine neue Ganzheitlichkeit entstehen zu lassen.

Aus diesem Blickwinkel heraus war das Patriarchat wichtig, denn es hat uns geholfen, unser schöpfungspotentes Bewusstsein zu erschließen. Innerhalb der Trennungsphase konnte sich das Ich über das Du entdecken. Über die Liebe zu anderen lernten wir die Liebe zu uns selbst kennen. Hierbei handelt es sich nicht um eine romantische Liebe, sondern um eine Erfahrung, die uns aus der Bedürftigkeit herausführt, die uns zu einem animalischen Biovolk, einer nährenden Biomasse für die Herrschenden gemacht hat.

Kein Gott muss mehr eine Jungfrau schwängern. Denn der schöpferische Prozess geschieht in uns und aus uns heraus. Ideen bilden sich, sprudeln hervor und wollen sich manifestieren. Nicht mehr die Wunden und Verletzungen der vergangenen Jahrtausende stehen im Vordergrund, sondern die Erkenntnis unserer Ganzheitlichkeit und die Freude des Selbsterzeugenkönnens.

So sind wir bereit, auch das zu durchleben, was wir als so herausfordernd und schmerzhaft empfinden: die Trennung von denen, die sich für einen anderen Weg entschieden haben. Sie sind ein Teil unserer Ganzheitlichkeit.

Auch wenn sich unsere Wege trennen und wir den Sinn noch nicht erschließen können: Wir sind Teil desselben Ozeans. Das verhindert nicht die Trauer, auch zu geliebten Menschen auf Abstand zu gehen. Doch es hilft, sich aus jeder Art von Erwartungshaltung zu lösen und mutig und authentisch eigene Wege zu gehen.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.zahlenphysik.at/newsletter/

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