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Lichtgestalt der Demokratie

Lichtgestalt der Demokratie

Die Zivilcourage von Anzeigenhauptmeister Niclas Matthei im Kampf gegen Falschparker wird endlich gewürdigt: Im Schloss Bellevue erhielt der 18-jährige Musterdemokrat das Bundesverdienstkreuz.

Eigentlich sollte man pünktlich erscheinen, wenn einem die Ehre zuteil wird, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet zu werden. Doch bei Niclas Matthei ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nachsichtig. Auf dem Weg zum Schloss Bellevue sind dem Falschparker-Jäger noch einige Sünder untergekommen. Die kann er freilich nicht ungeschoren davonkommen lassen. Auch nicht an feierlichen Tagen wie diesen.

Mit circa einer Stunde Verspätung — auch die Deutsche Bahn tat ihr Übriges zu dieser Verzögerung — kommt Matthei endlich am Schlosseingang an, auf seinem Fahrrad sitzend und wie immer in seinem in grellen Warnlichtfarben gehaltenen Schutzoverall. So sehen Lichtgestalten der Demokratie eben aus.

Die Festlichkeiten verzögern sich weiterhin. Der Straßenverkehrsordnungsexperte weist das Personal des Schlosses mit strenger Miene darauf hin, dass die Dienstwagen nicht ganz vorschriftsgemäß geparkt wurden.

Als sich dann schlussendlich alle anwesenden Gäste im Saal versammelt haben, beginnt Innenministerin Nancy Faeser mit ihrer Laudatio. Anlässlich der Feierlichkeit trägt sie eine Armbinde mit einem knallroten Parkverbotsschild um den rechten Arm. Ausführlich lobt sie das Engagement des jungen Demokraten und ruft andere Menschen in Niclas Alter dazu auf, sich an ihm ein Vorbild zu nehmen. Von ihm könne man sich eine Scheibe abschneiden und sei sie auch nur so dünn wie ein Falschparker-Knöllchen.

Gerade in Zeiten grassierender Staatsdelegitimierung, Verächtlichmachung von Politikern und sich häufender Fehlentscheidungen in der Wahlkabine sei es von besonderer Bedeutung, seine Mitbürger im Auge zu behalten und Verstöße zu melden — auch wenn man sich dabei unbeliebt macht oder gar in Gefahr bringt. Faeser betont hierbei nochmals die Wichtigkeit des neuen Hinweisgeberschutzgesetzes. Schließlich sei nicht jeder Demokrat so mutig wie Niclas. Entsprechend müsse es für solche Hinweisgeber die Möglichkeit geben, im Schutz der Anonymität das Fehlverhalten anderer Bürger zu melden.

In ihrer Rede bedauert die Innenministerin, dass der Anzeigenhauptmeisternde mit seinem tugendhaften Verhalten eine Ausnahme sei. Vielmehr müsse sein Engagement Schule machen und den Bürgern beim täglichen Handeln in Fleisch und Blut übergehen.

Es dürfe mit diesem vorbildlichen Verhalten nicht allein beim Melden von Falschparkern bleiben. Sie blicke, so Faeser weiter, mit Sorge in die Zukunft, wegen der kommenden Pandemien und des Klimawandels. Zukünftig werde es auch weiterhin die Notwendigkeit geben, Regeln niemals zu hinterfragen, sondern diese strikt einzuhalten. Abweichler müssten rechtzeitig gemeldet und entsprechend sanktioniert werden. Was für Falschparker gelte, müsse auch bei Infektionsschutzregelbrechern und Klimasündern Anwendung finden.

Es sollte an diesem Abend nicht allein bei der Verleihung der Auszeichnung bleiben. Nachdem der Bundespräsident mühsam das Bundesverdienstkreuz über den breiten Overallkragen bugsierte, sprach er dem Falschparker-Jäger staatliche Unterstützung zu. Von nun an erhält Niclas Matthei bei seiner Mission Geleitschutz von staatlich bezuschussten Antifa-Demokratie-Hütern. Aber nicht nur das. Ab Mitte April erhält der aufstrebende Anzeigenhauptmeister eine staatliche Stelle bei der Bundeswehr. Niclas verantwortet bei den baldigen Quadriga-NATO-Übungen in Deutschland die Sicherstellung, dass keine Falschparker den Bundeswehrfahrzeugen und Panzern im Wege stehen.

„Das ist der schönste Tag meines Lebens!“ Niclas Matthei strahlt über das ganze Gesicht. Nach dem kurzen #wirsindmehr-Konzert einzelner „Staatspunker“ und dem Rapper Finch Asozial muss der frisch ausgezeichnete Ordensträger schon wieder weiter. Heute Abend ist er nämlich noch zum Bushido-Konzert eingeladen.


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