In Russland sind alle Menschen Millionäre. Dieser Satz wird bei den meisten Menschen mindestens Zweifel, wenn nicht gar Empörung auslösen: Das kann doch gar nicht wahr sein! Und in der Absolutheit, die die Verallgemeinerung unterstellt, ist die Aussage auch nicht wahr. Dennoch ist sie nicht per se falsch. Die meisten Menschen in Russland besitzen eine eigene Wohnung oder ein Auto, lassen sich diese über Kredite der Bank finanzieren. Alle Wohnungen und zumindest alle Neuwagen kosten in Russland mehrere Millionen Rubel. Folglich sind viele Menschen in Russland Millionäre.
Nicht selten sind sie jedoch arm und müssen mehreren Tätigkeiten nachgehen, um ihren Lebensunterhalt, ihre Kredite finanzieren zu können. In diesem Artikel möchte ich versuchen, ein Bild von den russischen Menschen und ihrer Kultur zu geben und dieses in Zusammenhang mit der deutschen Kultur und dem deutschen Volk zu setzen, welche in meinem Verständnis keinen Gegensatz bilden, da Kultur sich grundsätzlich aus den unterschiedlichen Strömungen aller Kulturen herausbildet. So etwas wie eine nationale Kultur gibt es nicht!
Die russische Kultur besitzt eine Tiefe, die zumindest in der Belletristik ihresgleichen sucht, und welche die deutsche durch ihre frühere Philosophie erreichte. Diese Tiefe finden wir offenkundig bei großen russischen Schriftstellern – Dostojewski, Tolstoi, Tschechow, Turgenjew, Puschkin, Gorki –, Komponisten wie Mussorgski, Rubinstein, Tschaikowski, Wissenschaftlern wie Mendelejew, Kropotkin, Wygotski, in der russischen Architektur und den weltberühmten Museen und Kunstwerken.
„Das wahrhaft Große ist allen gemeinsam“ (Søren Kierkegaard, „Entweder – Oder“).
Jedoch nicht weniger selten ist ihnen auch das Biedere, Kleingeistige, Beschränkte gemeinsam. Die russischen Bürokraten haben eine frappierende Ähnlichkeit mit ihren deutschen Kollegen; es verwundert nicht, warum Deutschland Adolf Hitler und Russland Josef Stalin hatte; ohne Bürokraten wären ihre Terrorregime schlichtweg nicht möglich gewesen.
Der systemimmanente Rassismus – „Ausländer“ sind unsere Lieferfahrer, Müllmänner, Taxifahrer, Imbissbudenbesitzer, Pflegekräfte, jene, die regelmäßig als Sündenbock für das Scheitern der Politik an der Wirklichkeit der Menschen herhalten müssen – unterscheidet sich in keinster Weise von dem Rassismus in allen anderen kapitalistischen Ländern. Wie bereits erwähnt, regiert in Russland ein ähnlicher Kapitalismus wie in den USA, der keine soziale Absicherung kennt und viele Menschen dazu nötigt, mehreren Tätigkeiten nachzugehen, um ihren notwendigen Bedarf an Lebensmitteln, Konsumgütern, einer Unterkunft zu decken.
Die USA haben Amazon, Russland hat Ozon. Aber das alles wird sorgfältig aus der Betrachtung der Kulturen ausgeschlossen. Man sieht nicht die Gemeinsamkeiten und Überschneidungen, sondern man sucht Unterschiede zu schaffen und in der allgemeinen Wahrnehmung zu forcieren. Sonst könnte es keine Konflikte und Kriege zwischen den Völkern geben, keinen Machtanspruch, scheinbare Überlegenheiten und Grenzen, die sich stets darauf zu gründen suchen, vermeintliche Unterschiede in der Kultur, der Ethnie, den Menschen ausmachen zu können und durch Propaganda in die Köpfe der Menschen zu implantieren.
Infolgedessen verbreitet sich auf der Welt keine auf die Denker und Dichter begründete, menschliche, universale, vernunftgemäße, empathische, gesunde, befördernde und eröffnende Kultur, sondern es verbreitet sich ihre Krankheit, Beschränktheit und Dekadenz:
Smartphone und „soziale“ Medien
„Mehr als jeder zehnte Jugendliche (11 Prozent) zeigte Anzeichen eines problematischen Verhaltens im Hinblick auf die sozialen Medien, hatte Schwierigkeiten, die Nutzung sozialer Medien zu kontrollieren, und hatte mit negativen Folgen zu kämpfen. Die Angaben von Mädchen deuteten auf ein höheres Maß einer problematischen Nutzung sozialer Medien hin als bei Jungen (13 Prozent gegenüber 9 Prozent).“
Bildungsarmut
„Laut der LEO-Studie 2018 lesen und schreiben etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter.“
Fettleibigkeit
„Im EU-Durchschnitt war der Anteil der Übergewichtigen unter Männern (60 Prozent) deutlich höher als unter Frauen (46 Prozent). In Deutschland lagen die Anteile noch jeweils einen Prozentpunkt höher (Männer: 61 Prozent, Frauen: 47 Prozent.“
Psychische Erkrankungen
„2021 leben in der Europäischen Region der WHO mehr als 150 Mio. Menschen (bei einer Gesamtzahl von zirka 450 Millionen Menschen) mit einer psychischen Erkrankung.“
Drogensucht
„Alkoholbedingte Schäden gehören in der EU zu den größten Gefahren für die öffentliche Gesundheit. Mehr als 7 Prozent aller Erkrankungen und frühzeitigen Todesfälle sind auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen.“
Von Millionären und Milliardären gesteuerte Medienlandschaft
Verarmung der eigenen Bevölkerung
„17,7 Millionen Menschen sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das ist mehr als ein Fünftel der Bevölkerung.“
Und immer und überall Gewalt: Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet, und man geht davon aus, jede dritte Frau ab 16 Jahren erfahre zumindest einmal in ihrem Leben Gewalt.
Etwa jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland hat in seiner Kindheit und Jugend sexuelle Gewalt erfahren.
40 Kinder werden jeden Tag in Deutschland Opfer von sexueller Gewalt. Das ist das Hellfeld – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass das Dunkelfeld um ein Vielfaches höher ist und bis zu einer Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder gegenwärtig erfahren. Und das ist nur eine grobe Übersicht.
Aber man verweist so gerne auf andere Völker und die eigene Überlegenheit, die sich in scheinbarer Demokratie, Menschenwürde, Meinungsfreiheit, im Wohlstand darlegt.
„Man ging dabei von dem sehr richtigen Grundsatze aus, dass in der Größe der Lüge immer ein gewisser Faktor des Geglaubtwerdens liegt, da die breite Masse eines Volkes im tiefsten Grunde ihres Herzens leichter verdorben als bewusst und absichtlich schlecht sein wird, mithin bei der primitiven Einfalt ihres Gemütes einer großen Lüge leichter zum Opfer fällt als einer kleinen, da sie selber ja wohl manchmal im Kleinen lügt, jedoch vor zu großen Lügen sich doch zu sehr schämen würde. Eine solche Unwahrheit wird ihr gar nicht in den Kopf kommen, und sie wird an die Möglichkeit einer so ungeheuren Frechheit der infamsten Verdrehung auch bei anderen nicht glauben können, ja selbst bei Aufklärung darüber noch lange zweifeln und schwanken und wenigstens irgendeine Ursache doch noch als wahr annehmen“ (Adolf Hitler, „Mein Kampf“, Band 1, Kapitel 10).
In Russland sind die Menschen wohl aufgrund der ihnen eigenen Mentalität in der Lage, zwischen der Regierung Deutschlands und den Deutschen selbst zu unterscheiden. Ich musste mich bisher nie dafür verantworten, dass unsere Politiker und ihre Medien einmal mehr die Konfrontation mit Russland forcieren, sich nicht ihrer historischen Verantwortung gegenüber Russland bewusst sind, welches mit 27 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg die höchste Zahl an Menschen verloren hat, um die nationalsozialistische Regierung und ihre Gefolgsleute zu stoppen!
Die Menschen haben vielmehr ein positives Vorurteil gegenüber den Deutschen, die sie gebildet, zuverlässig, technisch versiert glauben. In der russischen Mentalität liegt kein Drang nach Imperialismus, Kolonialismus, Belehrung anderer Völker durch ihre vermeintlich kulturelle Überlegenheit.
In Deutschland hingegen wird die russische Ethnie unweigerlich zur Gewissensfrage: Was hält man von Putin und seiner Politik? Man fühlt sich in einer moralischen Überlegenheit, die sich selbst nicht infrage stellen muss.
Was natürlich nicht für alle Deutschen gilt – aber gerade das deutsche Volk hat einen Hang dazu, den Verhaltens- und Denkbefehlen von Propaganda unkritisch zu folgen und diese als einzig gültige Wahrheit zu nehmen.
Der alte Geist des Mitläufertums und der Unterwürfigkeit wurde nicht aufgearbeitet, sondern herrscht ungebrochen im deutschen Volk vor. Es hat keine Konsequenzen: Gestern waren sie Nazis, heute schon Demokraten. Wie man es nun wieder erleben muss, gibt es keine Resilienz gegenüber der Propaganda. Man hat nichts aus seiner Geschichte und den schrecklichen Folgen von Unterwürfigkeit und Folgsamkeit gelernt. Die Regierung und ihre Medien rufen einen Feind aus – und die Kirchen, „Künstler“, „Experten“, „Wissenschaftler“, „aufrechten, guten Bürger“ folgen.
Der alte Geist ist nie überwunden worden.
„Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut: denn er gehorcht, wo er kann (…). Wird er in die Not gebracht, allein zu stehen und seine Trägheit abzuwerfen, ist es ihm nicht mehr möglich, als Ziffer in einer Summe unterzuducken (…) – so entdeckt er seine Kräfte. – Wenn nun ein Volk dieser Art sich mit Moral abgibt: welche Moral wird es sein, die gerade ihm genugtut? Sicherlich wird es zuerst wollen, dass sein herzlicher Hang zum Gehorsam in ihr idealisiert erscheine. ‚Der Mensch muss etwas haben, dem er unbedingt gehorchen kann‘ – das ist eine deutsche Empfindung, eine deutsche Folgerichtigkeit: man begegnet ihr auf dem Grunde aller deutschen Morallehren. (…) Persönliche Auszeichnung – das ist die antike Tugend. Sich unterwerfen, folgen, öffentlich oder in der Verborgenheit – das ist deutsche Tugend“ (Friedrich Nietzsche, „Morgenröte“, 3. Buch, Seite 207).
Während des Coronawahns hatte die russische Regierung zunächst sehr restriktiv reagiert. Im wirklichen Leben sah das dann zum Beispiel so aus: Die Menschen trugen den gesamten Einkauf über keine Maske, und wenn sie an die Kasse gingen und die Verkäuferin darauf aufmerksam machte, dass sie die Maske tragen müssten, setzten sie diese auf, bezahlten und setzten sie wieder ab, während sie aus dem Geschäft gingen. Diese Replik des russischen Volkes auf Regierungsbeschlüsse zeigt sehr deutlich eine weitverbreitete Mentalität in Russland.
Anders sah das in Deutschland aus. Als die Politiker und ihre Medien die Atemschutzmaske verordneten, gab es genug Menschen, die diese, ohne zu hinterfragen, trugen, obwohl ihr Nutzen wissenschaftlich nicht belegt war und nach wie vor nicht ist. Sie trugen die Maske überall, auch allein im Auto oder wenn sie draußen im Freien standen. Und jeder, der sich diesem Diktat nicht unterwarf, wurde mindestens wütend angeblickt oder, wenn man sich in der Mehrheit wusste, angepöbelt und bedroht. Es wurde verlangt, demzufolge war es umzusetzen und nicht auf seine Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Hier möchte ich explizit die ungefähr 18 Millionen Menschen ausnehmen, die sich trotz massiver medialer, politischer und privater Anfeindungen, sozialen Drucks und Existenzängsten in ihrer menschlichen Integrität behauptet und gewaltfrei erfolgreichen Widerstand geleistet haben.
In Russland sind die Menschen im Allgemeinen eindeutig zwangloser: Die Regierung beschließt – und das Volk macht, wonach ihm ist.
Obgleich es den Typus des Bürokraten auch in Russland gibt, also jene Menschen, die sich zwanghaft an den Buchstaben klammern und nicht bereit sind, die Auslegung der Paragrafen nach eigenem Ermessen und vor allem nach dem Wohl des Menschen, auf den sie diese anwenden, zu gestalten. Generell herrscht im russischen Volk eine Zwanglosigkeit vor, die man dem deutschen Volk nur wünschen kann, da – im Gegensatz zur Mär der Propaganda – der „Barbar“ immer dort in Erscheinung trat und tritt, wo er im Gewand vermeintlicher Zivilisation, guter Absichten und berechtigter Reaktion das Abstrakte in seiner Bedeutung über das Konkrete hinaus erhoben hat: die Rasse, den Paragrafen, den Befehl, die Impfung, „westliche Werte“, das Selbstverteidigungsrecht der Nationen, die Verbreitung von „Demokratie“ und „Freiheit“ mittels Sanktionen und Waffen …, ungeachtet der Konsequenzen ihrer Taten für die Menschen, weil diese – gemäß dem Sendungswahn und bedingungslosem Gehorsam – ihre Lebensberechtigung allein durch das übergeordnete „Ideal“ und nicht aufgrund ihrer Menschlichkeit, Einzigartigkeit, unantastbaren Würde haben.
Der Schluss kann nur lauten: Der Frieden der Völker und Menschen ist kein Ideal, welches über den Menschen hinausgeht, sondern es ist die Konsequenz aus der Erkenntnis, dass in jedem Volk der Erde nichts anderes als Menschen leben: zwanghaft wie ein Bürokrat, ängstlich wie ein Mitläufer, aber auch mutig wie ein Ich, welches sich auf seine eigene Vernunft und Empathie begründet und im anderen nicht einem Abstrakten, der Verallgemeinerung begegnet, sondern einem anderen Ich, welches uns näher steht als all das, was laut Propaganda, Lüge, Halbbildung angeblich zwischen uns steht.
Im anderen lebt ein Mensch wie du und ich!

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