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Von wegen Elektroschrott

Von wegen Elektroschrott

Durch das Ende der Unterstützung von Windows 10 forciert Microsoft die Verschrottung unzähliger Computer — doch es gibt Strategien, sich zur Wehr zu setzen.

Am 16. August 2025 erschien auf Manova mein Artikel „Das Sterben der Rechner“. Darin beklagte ich das große Sterben jener treuen Maschinen, die, von 2015 bis 2020 massenhaft in deutschen Wohnzimmern geboren, nun von Microsoft zur Elektroschrott-Deponie abkommandiert werden. Offizieller Grund: Windows 10 wird im Oktober 2025 nicht mehr unterstützt, Windows 11 setzt auf fragwürdige Hardware-Barrieren wie TPM 2.0 und Secure Boot. Inoffizieller Grund: die ewige Lust des Konzerns, jedes noch laufende Gerät in die Knie zu zwingen, um neue Kassen zu füllen.

Die Resonanz auf meinen Artikel war erstaunlich: Zahlreiche Leser meldeten sich; einige schlugen vor, das Sterben der Rechner sei eben Schicksal, so wie der Tod des Hamsters nach zwei Jahren. Doch drei besonders aufmerksame Stimmen widersprachen: „Nein, es gibt Wege, Millionen Rechner vor der Zwangsverschrottung zu retten!“ — und sie lieferten mir konkrete Tipps, Links und Erfahrungsberichte.

Natürlich kann und will ich für diese Hinweise keinerlei Garantie übernehmen. Es sind Lesertipps, die zeigen: Selbst das Monopol von Microsoft ist nicht so alternativlos, wie es uns die Abkündigung von Windows 10 glauben machen möchte.

Lassen Sie uns also gemeinsam eintauchen in diese kleine Rebellion gegen das große Betriebssystem. Zwischen Linux-Zauber, Hackertools und Supportverlängerung klingt es fast wie ein modernes Märchen: David gegen Goliath, nur dass David diesmal einen USB-Stick schwingt.

Es gibt Dinge im Leben, die sind so sicher wie das Amen in der Kirche: die Steuererklärung, die Fußballnationalmannschaft im Achtelfinale und Microsofts Lust, funktionierende Rechner in den digitalen Orkus zu schicken. „Supportende“ nennt man das euphemistisch — ein Wort so charmant wie „Bestattungsinstitut“ oder „Verwertungsfirma“. Hinter dieser nüchternen Vokabel steckt nichts anderes als die Anordnung: „Schmeiß deine Kiste weg, Bürger, kauf dir was Neues, und zwar jetzt.“

In meinem Artikel „Das Sterben der Rechner“ vom 16. August 2025 habe ich dieses Ritual beschrieben: Millionen PCs, viele davon mit mehr Leistung als die NASA zur Mondlandung hatte, werden im Oktober 2025 zu Digitalleichen erklärt. Die offizielle Begründung: Windows 10 bekommt keine Updates mehr. Die inoffizielle Wahrheit: Microsoft braucht Umsatz, und der Planet darf den Elektroschrott schlucken.

Doch kaum war mein Artikel erschienen, meldeten sich Leserinnen und Leser. Manche resignierten: „So ist das eben, Computer sterben.“ Andere reagierten mit trotzigem Pragmatismus: „Dann kaufe ich mir halt einen neuen, kostet ja nur 899 Euro im Sonderangebot, plus 30 Stunden Lebenszeit, bis ich wieder alles installiert habe.“ Aber drei Zuschriften waren anders. Sie strotzten vor Trotz, Ironie und technischem Widerstandsgeist. Und genau diese möchte ich hier vorstellen — als Gegenrede zum großen Beerdigungsritual des Windows-Imperiums.

Der Linux-Evangelist: Freiheit auf einem USB-Stick

Die erste Zuschrift begann mit einer Spitze gegen mich: „Ich habe gerade den hilflosen Text von Herrn Alfred-Walter von Staufen gelesen und möchte Abhilfe schaffen.“ Hilflos! Ein Wort, das in deutschen Küchen sonst nur bei der Betrachtung von Handwerkern fällt, die für das Austauschen einer Dichtung eine ganze Spüle ausbauen. Aber gut, ich habe mir die Kritik gefallen lassen, denn der Leser hatte tatsächlich eine Pointe: Es gibt Alternativen zu Microsoft.

Und nein, er meinte nicht Apple. Auch nicht das hippe iOS auf einem Tablet. Sondern: Linux. In seiner Lesefassung: „in Deutsch: sehr klein weich viele Fenster“. Ein Betriebssystem mit Humor — das kannte ich bisher nur von Windows-Fehlermeldungen.

Der Leser nutzt Linux Mint Cinnamon, eine Distribution, die sich in Optik und Bedienung stark an Windows orientiert. Er schildert seine Erfahrung so:

„Am Anfang gab es eine Handvoll technischer Probleme, die gelöst wurden. Seitdem läuft es rund. Mit Mint kann ich alles machen, was ich will, und werde weder abgehört noch mit Werbung zugeballert.“

Stellen Sie sich das einmal vor: ein Betriebssystem ohne Werbeeinblendungen, ohne Bettelei nach Cloud-Diensten, ohne die allgegenwärtige Erinnerung, dass man noch ein Abo braucht. Es klingt wie die Beschreibung eines Wellnessurlaubs in einer analogen Berghütte: keine Push-Nachrichten, kein Tracking, keine ständige Aufforderung, jetzt upzugraden.

Sein Resümee ist fast ein Befreiungsmanifest:

„Umgestiegen bin ich vor einem Jahr, weil Microsoft zu sehr in Windows eingegriffen hat. Heute ist mir egal, was Windows tut oder unterlässt. Das fühlt sich gut an.“

Das erinnert an den Nachbarn, der jahrelang bei E.ON war, bis er zum Ökostromanbieter wechselte — und seitdem grinsend vor dem Briefkasten steht, wenn die alte Rechnung kommt.

Das Schönste an Linux Mint: Man kann es testen, ohne den Rechner gleich zu opfern. Ein USB-Stick genügt, man startet den Computer von dort, probiert alles aus — und wenn es gefällt, kann man Linux parallel zu Windows installieren oder das alte System gleich komplett in die Wüste schicken.

Damit ist Linux wie eine Probe-Ehe mit der Option auf Scheidung ohne Unterhaltspflichten. Und ehrlich: Wer schon einmal die Windows-11-Lizenzbedingungen durchgelesen hat, weiß, dass Microsoft eher an eine toxische Beziehung erinnert als an ein offenes Miteinander.

Der Windows-11-Schmuggler: Verbotene Früchte vom Baum der Technik

Die zweite Zuschrift kam von einem Leser, der offenbar nebenbei eine Karriere als Rebell, Hacker oder Robin Hood der Altgeräte gestartet hat. Er schrieb:

„Ich habe in den letzten zwei Jahren mehr als 50 Laptops und PCs auf Windows 11 umgestellt, die offiziell nicht die erforderlichen Hardwarevoraussetzungen erfüllen. Auch ältere Rechner Jahrgang vor 2015!“

Ich gestehe: Da musste ich schlucken. Denn Microsoft predigt unermüdlich, dass Windows 11 nur mit TPM 2.0, Secure Boot und brandneuer Hardware funktioniert. Und dieser Leser? Der marschiert einfach mit einem digitalen Bolzenschneider durch die Sperre.

Er verweist gleich auf eine ganze Sammlung von Links:

CHIP: Windows 11 auf jedem PC — Gratis-Tool umgeht Hardware-Sperren
PC-Welt: Flyby11 installiert Windows 11 auf alten PCs
Computerbild: Windows-11-Systemanforderungen umgehen
Notebookcheck: Klage gegen Microsoft wegen Windows-10-Supportende

Das ist keine Verschwörung, das ist ein Revolutionshandbuch.

Während Microsoft den Konsumenten predigt, ihre Rechner seien „zu alt für die Zukunft“, zeigt dieser Leser: Zukunft ist nur einen Installationsbefehl entfernt.

Er setzt noch einen drauf: „Supportverlängerung Windows 10: UpDownTool bietet gratis Windows-10-LTSC-Downgrade mit Updates bis 2032.“ Hier der Link: Notebookcheck über UpDownTool.

Das bedeutet: Selbst wenn man bei Windows 10 bleiben will, gibt es Wege, Updates bis 2032 zu erhalten. Man fühlt sich fast wie ein Schwarzfahrer, der beim Kontrolleur nicht erwischt wird — nur dass man in diesem Fall sogar den Schienenersatzverkehr selbst programmiert.

Und für alle, die trotzdem den gewohnten Look behalten wollen, verweist der Leser auf WinuxOS — eine Linux-Distribution, die sich wie Windows tarnt. Sozusagen das digitale Äquivalent eines Schmugglers, der im Zoll die Uniform des Beamten trägt.

Sein Fazit ist deutlich:

„Geben Sie Ihren Lesern doch auch den Tipp, wie man Microsoft auch ohne Mac und Linux eine ans Bein pinkeln kann!“

Man spürt die Lust am Ungehorsam. Es ist fast poetisch: Ein einfacher Bürger hebt die Hosenbeine seines Rechners und pinkelt genüsslich auf die mächtige Bastion Redmonds.

Der TPM-Saboteur: Sicherheit ist auch nur eine Maske

Die dritte Zuschrift schließlich brachte das Ganze auf den Punkt:

„Das stimmt nur bedingt, es gibt Möglichkeiten, TPM 2.0 zu umgehen. Windows 11 kann auf nahezu jedem alten PC installiert werden.“

Dazu gleich zwei Links:

Controlbit: Windows 11 auf jedem PC
CHIP: Flyoobe-Flyby11

TPM 2.0, das Trusted Platform Module, ist Microsofts Lieblingsargument für den Zwangsumstieg. Angeblich ist es die ultimative Sicherheitsarchitektur. Tatsächlich ist es eher wie ein Türsteher vor dem Club, der nur Leute mit weißem Hemd und Krawatte reinlässt — und dann zusehen muss, wie die Krawattenbrüder drinnen den Laden abfackeln.

Die Realität: Sicherheit entsteht nicht durch künstliche Hardware-Schranken, sondern durch gesunden Menschenverstand, vernünftige Softwarepflege und vor allem durch Updates. Genau das, was Microsoft verweigert, indem es Windows 10 sterben lässt.

Dass es Tools gibt, die TPM 2.0 einfach überspringen, ist eine logische Konsequenz. Wie bei jedem überflüssigen Vorschriftenberg finden sich Bastler, die eine Leiter anlegen.

Und so schließt sich der Kreis: Die Beerdigung, die Microsoft für Windows-10-PCs angesetzt hat, ist in Wahrheit nur eine Einladung zum kollektiven Hacken.

Der rote Faden: Microsoft will sterben lassen, Leser wollen retten

Die drei Leser haben sehr unterschiedliche Strategien, doch die Botschaft ist dieselbe: Das Sterben der Rechner ist kein Schicksal, sondern eine Entscheidung. Und diese Entscheidung kann man hinterfragen, austricksen oder schlicht ignorieren.

Der Linux-Evangelist zeigt, dass es eine Welt jenseits von Microsoft gibt — frei, offen, vielleicht etwas ungewohnt, aber letztlich befreiend.

Der Windows-11-Schmuggler beweist, dass selbst alte Hardware mit etwas Mut und Tools noch die neuesten Versionen fahren kann.

Der TPM-Saboteur entlarvt die angeblichen Sicherheitsbarrieren als durchschaubare Schutzbehauptung.

Alle drei schreiben gegen die Absurdität an, dass Milliarden funktionierender Geräte verschrottet werden sollen — nicht, weil sie kaputt wären, sondern weil ein Konzern entschieden hat, dass ihre Zeit abgelaufen ist.

Es ist, als würde VW morgen verkünden: „Ab sofort kein TÜV mehr für Autos mit Baujahr vor 2020. Kaufen Sie bitte alle ein neues Modell — wir haben gerade zufällig eins im Angebot.“ Der Aufschrei wäre gigantisch. Aber im Digitalen schlucken wir so etwas, als sei es gottgegeben.

Polemische Fußnoten des Autors

Wenn man sich diese Zuschriften ansieht, spürt man eine tiefe Wahrheit: Microsoft hat die Geduld seiner Nutzer überstrapaziert. Man kann Menschen jahrelang mit Updates, Reboots und Zwangsregistrierungen quälen. Man kann sie in die Cloud zwingen, in die Telemetrie, in das Abo-Modell. Aber man darf ihnen nicht das Gefühl geben, dass ihr funktionierender Rechner Schrott ist — nur weil Satya Nadella es so will.

Denn dann werden sie kreativ. Sie holen sich Linux. Sie knacken die TPM-Sperre. Sie verlängern Updates auf eigene Faust. Sie lachen Microsoft ins Gesicht — und tun das, was sonst nur Teenager beim ersten elterlichen Alkoholverbot tun: heimlich weitermachen.

Vielleicht ist das die eigentliche Lektion dieser Zuschriften: Nicht der PC stirbt, sondern der Glaube an die Alternativlosigkeit von Windows.

Und wenn eines Tages Millionen User Linux Mint booten, UpDownTool laufen lassen oder Flyby11 installieren, dann wird Microsoft feststellen, dass es zwar Märkte kaufen, Monopole erzwingen und Werbung schalten kann — aber nicht den Freiheitswillen von Menschen, die partout nicht 899 Euro für Elektroschrott-Nachfolger zahlen wollen.

Liebe Leserinnen und Leser,

ich danke den wackeren Einsendern, die mir gezeigt haben: Das Sterben der Rechner ist kein Naturgesetz. Man kann sich wehren — sei es mit Linux, mit findigen Tools oder schlicht mit der Gewissheit, dass ein PC nicht nach zehn Jahren zwangseingeschläfert werden muss. Doch noch einmal sei betont: Ich übernehme keinerlei Garantie für diese Tipps. Probieren Sie sie aus, aber seien Sie sich bewusst, dass Microsoft immer neue Hindernisse errichtet.

Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Wer sich nur auf Windows verlässt, verlässt sich zu sehr. Und manchmal tut es einfach gut, wenn ein Konzern merkt, dass der „kleine Mann“ nicht nur klickt, sondern auch denkt.


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