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Wie im Kindergarten

Wie im Kindergarten

Neueste Erkenntnisse von Forschern belegen, dass das Kapern von Schiffen Konsequenzen haben könnte.

Eine neue Studie der Universität des Unübersehbar Offensichtlichen fand heraus: Wenn ein Land das Schiff eines anderen Landes klaut, dann reagiert das Land, dessen Schiff gestohlen wurde, möglicherweise damit, ein Schiff des Landes zu stehlen, das ihres geklaut hat. Den Autoren der Untersuchung zufolge lässt sich das auf etwas zurückzuführen, das als „So funktioniert die Welt“ bezeichnet wird oder als „Wie du mir, so ich dir“ bekannt ist.

„Wir begannen damit, Kindergartenkindern Spielzeugschiffe zu geben“, berichtete eine Sprecherin des Forschungsteams, „wiesen jedoch ein Kind an, das Schiff eines anderen Kindes zu nehmen und sein eigenes Schiff unbeaufsichtigt zu lassen. Was wir dann beobachteten, war faszinierend: Das Kind, dessen Schiff gestohlen worden war, wartete auf eine Gelegenheit, sich ein Schiff des Kindes anzueignen, das sein eigenes an sich genommen hatte. Wir waren platt. Wir dachten nicht, dass die Welt so funktioniert — aber offensichtlich tut sie das.“

In weiteren Experimenten wollten die Forscher herausfinden, was passiert, wenn Kind A — das das erste Schiff an sich genommen hatte — dagegen protestierte, dass Kind B seines nahm. Wieder waren die Forscher vom Ergebnis überrascht:

„Wir waren natürlich davon ausgegangen, dass sich das Gewissen von Kind B regen und dass es das Schiff zurückgeben würde, das ihm nicht gehörte, sobald Kind A ein Geschrei über den Schiffsdiebstahl anstimmte, diesem aber erlauben würde, das seinerseits geklaute Schiff zu behalten. Zu unserer großen Verwunderung jedoch, und obwohl Kind A lautstark die Illegalität der Taten von Kind B verteufelte, bestand Kind B darauf, das Schiff erst dann zurückzugeben, wenn es gleichzeitig sein eigenes zurückbekäme.“

Die Forscher glauben, dass dies das Verhalten des Iran — die Kaperung des britischen Schiffes „Stena Impero“ — erklären könne. Anfangs gingen sie davon aus, dass dies ein (weiteres) Beispiel für Irans unberechenbares und destabilisierendes Verhalten sei. Die Forscher öffnen sich jedoch langsam der Idee, dass das Ganze mit dem Ergreifen des iranischen Schiffes „Grace 1“ durch Großbritannien vor ein paar Wochen zu tun haben könnte:

„Als wir zum ersten Mal von der Idee hörten, die Taten des Iran könnten mit den Taten Großbritanniens zu tun haben“, erklärte die Sprecherin, „wiesen wir diesen Gedanken zurück, weil uns damals nicht ganz bewusst war, dass Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen. Die Experimente mit den Kindern haben, und davon sind wir überzeugt, ohne jeden Zweifel bewiesen, dass Handlungen tatsächlich Konsequenzen haben können. So kann zum Beispiel dein Diebstahl eines anderen Schiffes möglicherweise dazu führen, dass dein eigenes Schiff gestohlen wird.“

Wir baten die britische Regierung um eine Stellungnahme, inwieweit ihr die möglichen Konsequenzen der Kaperung eines iranischen Schiffes bewusst gewesen waren — unter anderem, dass eigene britische Schiffe gekapert und deren Besatzungen von den iranischen Revolutionsgarden gefangen genommen werden könnten, oder so ein weiterer, möglicherweise katastrophaler Konflikt im Nahen Osten entzündet werden könnte.

Es war jedoch niemand zu erreichen, obwohl ein Sprecher wie folgt auf unsere E-Mail antwortete: Die britische Regierung leugne aufs Schärfste, dass Handlungen zu Konsequenzen führen und weise zudem die Andeutung zurück, die britische Außenpolitik sei auch nur ansatzweise mit (dem Verhalten von) Kindergartenkindern zu vergleichen. Sie bestätige jedoch, dass man weitere Instruktionen über das weitere Vorgehen von John Bolton erwarte und über das ganze Jahr hinweg Konferenzen mit dem Cobra-Komitee (das höchste britische Sicherheitsgremium; Anmerkung der Übersetzerin) abhalten werde, um zu erarbeiten, wie man sein Schiff zurückbekäme, erstens ohne einen Krieg loszutreten und zweitens ohne eine internationale Demütigung zu erfahren.

PS: Obwohl dieser Artikel eine etwas satirische Sichtweise auf die aktuelle Situation ist, kann ich meinen Lesern versichern, dass ich absolut empört über die Clowns bin, die sich als unsere Regierung (Rob Slane ist Brite; Anmerkung der Übersetzerin) ausgeben.

Empört darüber, dass ihre törichten Handlungen Besatzungsmitglieder britischer Schiffe, die durch die Straße von Hormuz fahren, in Gefahr brachten.

Empört auch über ihre Unterwürfigkeit gegenüber den Washingtoner Kriegstreibern — diese wird einer mythischen „besonderen Beziehung“ zugeschrieben; aber sehen Sie hier, wie Mike Pompeo diesbezüglich seine Hände in Unschuld wäscht und erkennen Sie, wie „besonders“ Washington diese Beziehung in solchen Situationen erachtet.

Und ich bin empört darüber, dass ihr gedankenloses Handeln die Spannungen erhöht hat, die nun wirklich kein weiteres Anheizen erfordert hätten.

Gibt es noch ernsthafte Politiker in Westminster, die von gesundem Menschenverstand und Realpolitik geleitet werden, anstatt von einer gefährlichen Ideologie? Wenn dem so ist — darf ich vorschlagen, dass sie ihre Kollegen unauffällig, aber dringend bitten, sich darauf zu einigen, dass wir das iranische Schiff freilassen, der Iran das unsere — und wir uns gegenseitig versichern, das Ganze zu vergessen.


Rob Slane lebt in dem Land, das früher als Großbritannien bekannt war, das er heute aber als „Der Morast“ bezeichnet. Er schreibt monatlich erscheinende weltanschauliche Artikel für verschiedene US-amerikanische Zeitschriften und bloggt auf TheBlogMire.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Researchers Find That Nicking Ships May Have Consequences“. Er wurde von Gabriele Herb aus dem ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.


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