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Das Power-Paar

Das Power-Paar

Die Musiker Morgaine und Äon singen, um eine kritische Masse für den notwendigen positiven Wandel zu motivieren.

Elisa Gratias: In eurem neuen Rap-Video „In Frieden“ zeigt ihr sowohl Akte der Zerstörung als auch Aktionen des Widerstands. Unter anderem wirkten „Anonymous For The Voiceless“, „Fridays for Future“, „Ende Gelände“, „Hambi bleibt“ und „Stopp Air Base Ramstein“ mit, sodass also Friedens- und Umweltbewegung beteiligt sind. Was ist die Idee hinter diesem Video?

Morgaine: Die Idee hinter dem Video ist auf jeden Fall, die Verbildlichung der Hauptmessage des Songs. Nämlich, dass sich alle kritischen und fortschrittlichen Bewegungen, die sich für einen positiven Wandel und einen bewussteren Umgang mit unserer Erde, unseren Mitmenschen und -geschöpfen einsetzen, zusammenschließen und ihre Kräfte bündeln. Gemeinsam ist man stärker, und darauf sollten wir uns konzentrieren, wenn wir wirklich etwas bewegen und verändern wollen.

Äon: Ich kann mich da Morgaine nur anschließen und etwas hinzufügen beziehungsweise ein Schlagwort nennen: Um ein System oder gesellschaftliche Normen zu ändern, bedarf es einer kritischen Masse. Das Video soll verbildlichen, dass eben diese in greifbarer Nähe ist, wenn wir die Energien bündeln und uns nicht auf die Unterschiede fokussieren würden.

Ihr appelliert an den Einzelnen, seine Macht zu entdecken, sein Licht nach außen zu tragen. Das klingt für manche vielleicht zu abstrakt. Was genau können die Menschen tun? Womit könnten sie anfangen?

Morgaine: Das beginnt eigentlich schon im Kleinen. Zum Beispiel bei der bewussten Kaufentscheidung, denn unser Kassenzettel ist im Endeffekt ein Stimmzettel. Wir entscheiden jeden Tag mit unserem Konsumverhalten, wen oder was wir mit unserem Geld unterstützen — Kinderarbeit oder Fairtrade-Kleidung. Ob wir Tierversuche billigen und die Kadaver von qualvoll ermordeten Tieren essen, oder ob wir uns vegan, friedvoll und ökologisch nachhaltig ernähren. Bei normalen Alltagshandlungen, die jeder von uns tut, kann es anfangen. Man muss nicht gleich eine Sitzblockade vor der Air Base in Ramstein machen … aber man kann es natürlich (lacht).

Äon: Ich versuche das mal in einem greifbaren Denkprozess zu verpacken. Nehmen wir einmal das Beispiel der Massenviehhaltung, dass mittlerweile Public Domaine ist. Jeder von uns kennt also den Sachverhalt dieses lebensunwürdigen Prozesses und in uns hat sich eine moralische Stimme entwickelt, die versucht uns davon zu überzeugen, das Richtige zu tun. Beim einen ist diese Stimme leiser, beim anderen lauter, was auch okay ist, da wir uns nicht alle gleich schnell gewissen Themen öffnen oder widmen. Worauf ich damit hinauswill, ist der Appell, mehr auf diese Stimme zu hören, egal ob es um Plastik, saubere Energie, Achtsamkeit gegenüber Mitmenschen, Massentierhaltung, Prostitution oder anderes geht. Diese Stimme hat in der Regel recht und wir dürfen uns bewusst damit auseinandersetzen, unsere alten Gewohnheiten und Denkmuster für eine bessere Welt abzulegen.

Wie seid ihr zur Friedensbewegung gekommen? Und was bedeutet es für euch, Friedensaktivisten zu sein?

Morgaine: Ich bin früher schon in der Tierrechtsbewegung unterwegs gewesen, welche ja quasi den Frieden mit den Tieren beinhaltet. Als 2014 dann die Friedensmahnwachen begannen, ging ich jede Woche auf die Straße und trat dort jedes Mal in einer anderen Stadt auf, um die Menschen und die Sache mit meiner Musik zu unterstützen. Aus den Mahnwachen entwickelte sich dann der Friedenswinter, mit der alten Friedensbewegung zusammen, und inzwischen sind wir eine Bewegung, die sich für Frieden engagiert, bei „Stopp Air Base Ramstein“ zum Beispiel, einer der größten, jährlichen Aktionen.

Für mich bedeutet es, das Naheliegendste überhaupt zu tun. Für mich ist das normal.

„Ohne Frieden ist alles andere nichts“ — ein plakativer Spruch, aber er stimmt nun einmal. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Menschheit in Frieden mit der Erde und allen anderen Lebewesen ist.

Und ich verstehe nicht, warum das so schwer ist. Ich setze mich gerne für den Frieden ein, weil es das Richtige ist und weil ich mit meiner Musik etwas in den Menschen verändern möchte … ihr Herz mehr öffnen.

Äon: Na ja, wenn man Morgaine als Lebensgefährtin hat, ist es zum Aktivisten in der Friedensbewegung nicht mehr weit (lacht). Spaß beiseite. Musikalisch bin ich in diesem Segment und Themenbereich schon immer zu Hause gewesen. Als ich damals im Alter von 18/19 Jahren merkte, welche Missstände auf der Welt herrschten, gab es für mich eigentlich keinerlei Alternative mehr, was ich mit meinem Leben anstellen möchte. Für mich bedeutet Aktivist zu sein, schlicht und ergreifend das Richtige zu tun. Wobei ich es in sich als so natürlich empfinde, dass ich mich gar nicht als Aktivist, sondern einfach als normal empfinde.

Wie nehmt ihr die Menschen in eurem Umfeld wahr? Sind sie auch friedensbewegt? Wie geht ihr mit Freunden und Verwandten um, die noch in der vernebelten Konsum-alles-ist-in-Ordnung-Welt leben und sich nicht für Politik oder Umweltbelange interessieren? Erreicht ihr auch solche Menschen mit euren Songs?

Morgaine: Die Menschen in meinem Umfeld sind eigentlich schon sehr spirituelle, bewusste und friedliche Menschen, die eher einen Hippie-Lifestyle leben. Oder auch meine Musikerkollegen, die auf einem ähnlichen Weg wie ich unterwegs sind, und sich auch in der Friedensbewegung bewegen.

Meine Familie besteht eigentlich nur noch aus meinen Eltern, und die sind auch sehr kritisch, politisch und friedensbewegt unterwegs. Mit dem Rest der Verwandtschaft habe ich kaum noch etwas zu tun, unter anderem auch, weil wir uns in komplett anderen Welten bewegen und sie sehr systemtreu, naiv und unbewusst unterwegs sind. Ich höre/lese jedoch immer wieder von fremden Menschen, dass sie durch meine Songs berührt wurden und diese sie verändert, ihr Bewusstsein erweitert oder ihnen geholfen hätten.

Äon: Mein Umfeld ist sehr gemischt. Tendenziell geht es schon mehr in Richtung „friedensbewegt“, aber insgesamt ist es sehr bunt. Grundsätzlich hat jeder das Recht auf seine eigene bescheuerte Meinung. Ich beziehe mich in der Regel auf die Gemeinsamkeiten, die ich mit den Menschen habe und versuche diese zu stärken, um daraus Zugang für neue Denkanstöße zu geben. „Agree to Disagree“ ist für mich ein fundamentaler Skill, der mir heutzutage bei vielen Menschen fehlt. Anklagende und vorwurfsvolle Gesprächsführung ist einfach nicht zielorientiert und verkörpert für mich in der Regel einfach nur Wut, welche falsch platziert zu Spaltung führt.

Bitte nicht falsch verstehen — Wut ist eine sehr starke Energie mit sehr viel Potenzial, die aber eben richtig katalysiert sein muss, um schöpferisch wirken zu können. So begegne ich also auch Menschen, die nicht meiner Meinung sind, nach Möglichkeit mit Verständnis und Liebe, da ich genauso noch meine Defizite habe und mir auch wünsche, dafür nicht angeklagt zu werden. Wir sind alle im ständigen Lernen, Fehler dürfen gemacht werden. Ich bekomme auch immer wieder Nachrichten, dass gewisse Zeilen oder Songs Menschen „erweckt“ haben. So gesehen kann ich die Frage, ob wir auch „unbewusste“ Menschen mit unseren Songs erreichen, wohl mit Ja beantworten.

Wenn ich dem Text eures neuen Songs „In Frieden“ lausche, kriege ich Gänsehaut. Ihr sprecht mir aus der Seele. Mir fällt immer wieder der Konflikt auf, dass Aktivisten die „Menschheit“ verfluchen, weil „wir“ so zerstörerisch sind, während sie doch den Planeten gerade für „uns“ retten wollen. Mir fehlt oft die Differenzierung zwischen den Individuen — die gern Veränderung wünschen und nicht in der Macht sind, die wichtigen Entscheidungen einiger weniger Herrschender und Unternehmer zu beeinflussen, da sie einfach ignoriert werden — und uns als Spezies. In eurem Text singt ihr von Liebe. Auch für uns Menschen. Das finde ich sehr wichtig. Ich empfinde unsere große Entfremdung und Abkopplung von unserer menschlichen Gefühlswelt als die Grundursache für die Ohnmacht und das ewige „Wir machen einfach weiter wie bisher“. Vielleicht vermag eure Musik es, genau die Gefühle der Menschen anzusprechen. Wie erlebt ihr das? Blickt ihr zuversichtlich in die Zukunft?

Morgaine: Das, was du ansprichst, kann ich gut nachempfinden, und mir geht es oft genauso. Sicherlich gab es auch bei mir schon Momente, in denen ich „die Menschheit verflucht habe“ — aber natürlich nicht ernsthaft, sondern nur in einem Augenblick der impulsiven Wut und des Schmerzes über die herrschenden Verhältnisse oder die Ignoranz und die Gleichgültigkeit, mit der viele Menschen den zahlreichen Missständen hier auf der Erde begegnen. Im Endeffekt weiß ich aber, dass dies ein Schutzmechanismus ist.

Ich bin mir sicher, wenn diese Menschen ihr Herz wieder öffnen und sie wieder zu emphatischen Wesen werden würden, dann würden auch sie nicht mehr wegschauen können. Vermutlich würden sie weinend zusammenbrechen, weil wir unseren Planeten und alles, was darauf lebt, zerstören … und damit uns selbst.

Ich wünsche mir von Herzen, dass unsere Musik viele Menschen erreichen und zum Nachdenken, wieder zum Fühlen anregen kann. Noch bin ich zuversichtlich und glaube fest daran, dass ein positiver Wandel nicht nur möglich ist, sondern dass er bereits passiert.

Äon: Ich denke auch, dass wir uns mitten im Wandel befinden und ich bin sehr dankbar dafür, dabei sein zu dürfen (lächelt). Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich sehe auch in den „verfluchenden“ Menschen ein großes Paradoxon. Ein Mensch, der sich im Krieg mit sich selbst oder anderen befindet, wird sein Herz am Ende des Tages nicht öffnen können — definierbar über das, was ich in der Frage davor gesagt habe. Wenn mich jemand angreift, werde ich mich verteidigen. Wenn mir jemand die Hand reicht, werde ich sie nehmen.

In unserem Bad hängt ein Spruch, der hier sehr gut passt: „Verständnis stellt sich durch Fühlen ein, nicht durch Erklärungen“. Musik hat im Übrigen eine höhere Schwingung als das gesprochene Wort an sich. Somit ist Musik dafür prädestiniert, diese Mauern zu durchbrechen. Die Resonanzen sprechen da eine deutliche Sprache, auch bei anderen Künstlern, die ähnliche Inhalte vermitteln. Es werden immer mehr, die sich für ein bewussteres Leben entscheiden, und somit sehe ich uns auf einem guten Weg.



Jens Lehrich: „Nur Mut! Wenn wir uns ändern, verändert das die Welt!“


Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.


Stimmen zum Buch:

„Ich möchte allen Menschen raten, mutig zu sein, und sich nicht durch Angst erdrücken zu lassen. Wer mutig ist kann freudig und gewaltlos seinen Weg gehen. Das ist bestimmt nicht immer einfach. Aber Mut öffnet Türen, die sonst verschlossen bleiben. Die in diesem Buch abgedruckten Texte zeigen, wie wichtig Mut im 21. Jahrhundert ist.“
Dr. Daniele Ganser, Friedensforscher

„Das ist ein ganz besonders Buch, denn mit jedem seiner vielfältigen Beiträge werden Sie eingeladen, ermutigt und inspiriert, sich mit all jenen zu verbinden, die künftig nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander leben wollen.“
Dr. Gerald Hüther, Sachbuchautor und Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung

„In einer Zeit, in der regressive Kräfte sehr von den Verunsicherungen in unserer Gesellschaft profitieren, brauchen wir Mutmacher mit einem langen Atem. Menschen, die uns mit Fakten und Bildern speisen, die uns an unser eigenes Potential für Veränderung und Glück erinnern. Danke Rubikon! Für dieses Buch und für eure gesamte Arbeit.“
Veit Lindau, Autor und Bewusstseinsforscher

„Dieses einzigartige Buch macht großen Mut zur Veränderung. Es verwandelt Verzweiflung in Hoffnung, Wut in Liebe und ist ein kraftgebender Kompass durch schwere Zeiten. Für mich eines der wertvollsten Bücher der letzten Jahre.“
Jens Lehrich, Autor und Comedian

„‚Nur Mut!‘ ist ein Buch, das den Leser dazu auffordert, sich selbst zu ermächtigen. Wer sich im aufrechten Gang den Problemen dieses Planeten entgegenstellt, macht sich zwar angreifbar, kann von sich aber behaupten, in der Stunde der Bewährung seine eigene Angst besiegt zu haben. Ohne solche Menschen hat unsere Spezies keine Zukunft. Die Belohnung für gelebten Mut ist ein Leben, in dem die Angst nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.“
Ken Jebsen, investigativer Journalist

„Nur, wenn wir uns selbst und unsere Gefühle erkennen, wenn wir unser Unbewusstes bewusst machen und aus dem kollektiven Stockholm-Syndrom, auf das man uns von Kindertagen an festgelegt und zu dem man uns erzogen hat, aussteigen, können wir wirkliche Liebe, vor allem aber unsere tägliche Unterdrückung erkennen. Dann können wir aus dem inneren wie äußeren Gefängnis aussteigen und unser eigenes Leben leben, in dem wir zu fühlen beginnen, was gut und ungut, was richtig und gelogen, was Liebe und was Ausbeutung und Unterdrückung ist. Wider den Gehorsam! Die Wahrheit schlummert in jedem von uns.“
Jens Wernicke, Autor und Publizist


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