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Das schwingende Universum

Das schwingende Universum

Musik ist nicht nur eine der schönsten „Nebensachen“ auf der Welt, in gewisser Weise ist die Welt selbst Musik.

„Wir haben die Materie abgeschafft“, sagte der berühmte Physiker Hans-Peter Dürr, der bei einer Konferenz zufällig mein Tischnachbar war. Dürr, ein Schüler Heisenbergs, ist kein Esoteriker. Trotzdem weiß er: Die Welt ist Schwingung. Versucht man die Atome in noch kleinere Strukturen zu zerlegen, scheint alles Feste zu verschwimmen: zu einem Nebel von Wahrscheinlichkeiten.

Elektronen sind keine „kleinen Planeten“, die um „kleine Sonnen“ (Atomkerne) kreisen. Eher haben sie die Eigenschaften von Wellen. Hans-Peter Dürr sagt sogar: „Im Grunde gibt es nur Geist.“ Ein kühner Satz. Wenn man den spirituellen Aspekt dieser Aussage weglässt, könnte man sagen: Es gibt nur Energie, verschiedenartige Schwingungsmuster. Aus ihnen ist das Universum in seinen großen wie kleinen Strukturen aufgebaut.

Schwingung bedeutet: Es gibt immer zwei Pole und einen bestimmten Rhythmus, in dem sich die „Pendelausschläge“ zwischen beiden wiederholen. Diese Schwingungsmuster sind Träger von Information. Es gibt ein Schwingungsmuster für das Elektron, für die Zelle, für das Lebewesen, ja für ganze Planeten. Diese Muster können einander überlagern und durchdringen, sie können miteinander kommunizieren. Zellen kommunizieren über geladene Ionen und Biophotonen miteinander: Schwingungen. Sogar Planeten erzeugen durch ihren rhythmischen Umlauf eine Schwingung. Und nicht nur Astrologen sagen, dass wir davon beeinflusst werden.

Auch die Erde besitzt eine bestimmte Eigenfrequenz. Der deutsche Physiker W. O. Schumann machte 1952 eine Entdeckung: Die ständige Spannung zwischen Ionosphäre und Erdoberfläche, die sich zum Beispiel oft in Blitzen entlädt, erzeugt als Nebenprodukt Radiowellen, die in die Erde eindringen und riesige stehende Wellen hervorrufen. Die Schumann-Frequenz liegt bei 7,83 Hertz. Dies entspricht der Gehirnfrequenz der meisten Säugetiere – und der des Menschen an der Grenze von Schlaf und Wachen. Lebende Systeme, die auf einer ähnlichen Frequenz schwingen, können miteinander in Resonanz treten. Dies bedeutet auch:

Klare Grenzen zwischen separaten Lebewesen und Körpern verschwimmen. Das Primäre sind die Beziehungen zwischen ihnen, also miteinander in Resonanz tretende Schwingungsmuster.

Die Welt ist kein Baukasten, der aus unzähligen Klötzchen zusammengesetzt ist. In der Sprache der Musik ist sie eher ein gewaltiges kosmisches Konzert, das vielstimmig komponiert ist. Genau genommen ist das Universum Musik, auch wenn nicht überall ein Ohr ist, seine Klänge zu hören. So wundert es nicht, dass religiöse Traditionen die Weltschöpfung aus dem Klang herleiten.

Hindus bezeichnen den Laut „om“ als die Urschwingung, aus der das Universum hervorgegangen ist. Durch das Rezitieren dieses und anderer Mantras hoffen Gläubige, sich wieder mit dieser Quelle verbinden zu können. Om ist eng verbunden mit Brahman, dem Schöpferwesen, das alles durchdringt, selbst formlos, aber allem die Form gebend. Im Christentum lässt der Ausspruch „Am Anfang war das Wort“ an eine Weltentstehung durch den Klang denken. Der griechische Urbegriff „Logos“ kann Vernunft, Sinn oder Gottes Wort bedeuten. Vielleicht ist auch der erste Schöpfungsimpuls, die Urschwingung gemeint.

Lebewesen sind Systeme aus einander überlagernden Schwingungsfeldern. Man unterscheidet zwischen physischem Körper, Energiekörper, Emotionalkörper und Mentalkörper — die Benennungen variieren, je nachdem aus welcher Denkschule sie stammen. Jeder dieser Körper schwingt in einer eigenen Frequenz. Auch jedes Organ, jede Zelle besitzen ihre Frequenz.

Andere Schwingungsfelder können in die des Menschen eindringen, wodurch es zu einer gegenseitigen Beeinflussung kommt. Solche fremden Felder können zum Beispiel Radiowellen sein, Elektrosmog, ätherische Düfte, Alltagsgeräusche und natürlich Musik. Der Einfluss dieser Felder wirkt oft unterschwellig. Er kann als angenehm oder unangenehm, krank machend oder heilend empfunden werden. Diese Wirkungsweise wird bei der Kreation von Heilmitteln genutzt, in denen zum Beispiel die Schwingungen von Pflanzen eingefangen sind.

Edward Bach, der Entdecker der „Bach-Blüten“, schreibt über seine Blüten-Essenzen:

„Bestimmte wild wachsende Blumen, Büsche und Bäume höherer Ordnung haben durch ihre hohe Schwingung die Kraft, unsere menschliche Schwingung zu erhöhen und unsere Kanäle für die Botschaften unseres spirituellen Selbst zu öffnen. (…) Wie schöne Musik oder andere großartige, inspirierende Dinge sind sie in der Lage, unsere ganze Persönlichkeit zu erheben.“

Auch ätherische Duftessenzen basieren auf diesem Prinzip: Das Schwingungsfeld der Pflanze durchdringt das des Menschen und beeinflusst es in heilsamer Weise, durch Schwingungsanhebung. Es gibt in jüngerer Zeit auch auf Technik basierende Formen der Energieheilung, etwa die Bioresonanztherapie. Alle Krankheiten werden in solchen Therapieformen auf gestörte Frequenzen zurückgeführt.

Die vielleicht älteste Form der Energiemedizin ist die Musik. Ihre Wirkung auf lebende Organismen lässt sich experimentell beobachten.

Bei Menschen kann es auf Einbildung oder kulturellen Vorurteilen beruhen, wenn ihnen eine bestimmte Musik gefällt. Tiere und Pflanzen aber werden davon nicht beeinflusst. Trotzdem zeigen sie sehr starke Reaktionen auf Musik. Ein erst 16-jähriger Hobby-Forscher aus Virginia (USA) beschallte Mäuse mit Musik. Ergebnis: Die „Klassik-Mäuse“ zeigten sich gelassen, aktiv und konzentriert, die „Hardrock-Mäuse“ desorientiert und aggressiv. Der Amerikaner Don Carlson entdeckte „Sonic Bloom“, eine Form der Beschallung, die das Pflanzenwachstum steigert. Dies hatte auch wirtschaftlich erfreuliche Folgen: Bachs Violinsonaten steigerten die Getreideernte in Ottawa um 66 Prozent.

Sogar Wasser, dem normalerweise kein Bewusstsein zugeschrieben wird, reagiert auf Musik. Der japanische Forscher Masuro Emoto veröffentlichte berühmte Fotos von Wasserkristallen, die entstehen, wenn das Wasser mit verschiedenen Musikstücken bespielt wird. Mozarts Symphonie Nr. 40 brachte einen symmetrisch geformten, goldenen Kristall hervor. Heavy-Metal-Musik schnitt wieder schlecht ab und formte eine hässliche, zerfallende Struktur. Das beweist zwar keine vergleichbare Wirkung dieser Musik auf die menschliche Seele, Vermutungen darf man aber anstellen. So erscheint es bedenklich, dass sich der ehemalige deutsche Verteidigungsminister zu Guttenberg als AC/DC-Fan outete.

Natürlich wird Musik auch direkt für therapeutische Zwecke eingesetzt. Schon der Dichter Novalis sagte visionär: „Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem, die Heilung eine musikalische Auflösung.“

Der Musiktherapeut Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt macht darauf aufmerksam, dass das menschliche Leben schon im Mutterbauch von Musik geprägt ist. Der Herzschlag der Mutter ist der erste Rhythmus, den der Fötus wahrnimmt. Die Sing- und Sprechstimme der Mutter führt zu ersten intensiven Klangerlebnissen. Musiktherapie kann erhebliche Erfolge aufweisen: zum Beispiel bei der Behandlung lernbehinderter und emotional behinderter Jugendlicher, Demenz- und Alzheimer-Kranken.

Musik, die für den Patienten positiv erlebt wird, löst Beta-Endorphine aus. Ihre Trancewirkung kann beruhigend wirken und so auch Schmerzen lindern. Von einer „musikalischen Hausapotheke“ nach dem Muster „Zauberflöte bei Zahnschmerzen“ rät Dr. Decker-Voigt aber ab. Die Musiktherapie ist ein streng individuelles Verfahren. Nicht auf jeden wirkt jedes Musikstück gleich. Leider gibt es natürlich auch das umgekehrte Phänomen: „Hässliche“ Geräusche und Schwingungen, die krank machen.

Was aber ist „hässliche“, was „schöne“ Musik? Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Unter dem Gesundheitsaspekt scheint vor allem eines zu zählen: Harmonie. Das vieldeutige Wort wird in der Musik für den Zusammenklang der Töne verwendet; psychologisch beschreibt es ein Gefühl von Ruhe, Stimmigkeit, Einigkeit, Einheit.

Welche Musik harmonisch auf die menschliche Seele wirkt, ist kein Zufall. Eine musikalische Struktur kann auch für ungeschulte Ohren den Eindruck vermitteln, dass alles stimmt: die Details, das Ganze und das Verhältnis der Details zum Ganzen. Die Zauberformel lautet: „Einheit bei gleichzeitiger Diversität“.

Wir spüren dieses Harmonieprinzip, wenn wir die Fassaden alter Kirchen betrachten oder eine klassische Symphonie, etwas von Mozart, hören. Bei Meisterwerken könnte man keine winzige Kleinigkeit verändern, ohne dass die Harmonie des Ganzen gestört wäre.

Harmonie entsteht durch Beachtung uralter Gesetze des rechten Maßes, vor allem im musikalischen Zusammenklang (Akkord). So steckt in der Oktave das Zahlenverhältnis 2 : 1, in der Quinte 3 : 2, in der großen Terz 5 : 4. Dies ergibt sich aus dem Verhältnis der Frequenzen der beiden Töne eines Intervalls. Oktave, Quint und Terz bilden das „Rückgrat“ der klassischen Musik wie auch der Volksmusik, der Popmusik und des Schlagers. Sie klingen für das Ohr unwillkürlich harmonisch. Kompliziertere Zahlenverhältnisse erlebt das Ohr als Dissonanz. Sie wird in der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts reichlich eingesetzt, oft um die Unerlöstheit der menschlichen Seele widerzuspiegeln.

Dissonanz strebt stets nach ihrer Auflösung in Konsonanz, so wie Leid nach Befreiung von Leid strebt. Ein Musikstil, bei dem Dissonanz nicht mehr nach Auflösung strebt, sondern für sich steht, ist auch Spiegel einer dissonanten Gesellschaft. Andererseits hat auch das Laute, Harte, der Missklang in der Musik seine Existenzberechtigung. Musiker wollen damit eine innere Wahrheit ausdrücken, zu der Schmerz, Wut und Depression gehören.

Musik wurde schon früh als heilige Kunst angesehen. Wir erinnern uns, dass Hans-Peter Dürr das schwingende Weltall als „Geist“ gedeutet hat. Ein Geist, der alles, was existiert, umfasst – da sind wir nahe an einer Definition für Gott. Der moderne Komponist Karlheinz Stockhausen, sagte:

„Für mich ist die Musik in ihren besten Momenten der Versuch, die Trennung zwischen Menschendasein und Jenseits aufzulösen durch eine Verbindung zu Gott.“

Musik verbindet: Komponist, Musiker und Hörer können durch das Musikerlebnis in einer Weise verschmelzen, wie es sonst nur Mystiker erleben – und Liebende.

Der britische Thronfolger Charles schreibt in seinem lesenswerten Buch „Harmonie“, sakrale Kunst sei die „Erdung des Himmels“. Speziell die Musik sei seit alters her verwendet worden, um die Seele für eine höhere Wirklichkeit zu öffnen.

Häufig behaupten Komponisten, nicht Urheber sondern Empfänger ihrer Musik zu sein. Da die meisten von ihnen religiös waren, sahen viel von ihnen Gott als den „Einflüsterer“. Von Mozart weiß man, dass er in einer Geschwindigkeit komponierte, die eigentlich nicht menschenmöglich ist. Dies setzt voraus, dass ein ununterbrochener, musikalischer Bewusstseinsstrom durch ihn hindurchfloss. Während Mozart Noten niederschrieb, müssen sich in seinem Kopf die jeweils nächsten Werke geformt haben, und zwar in ihrer endgültigen Instrumentierung. „Es geht bei mir zu wie in einem schönen, starken Traume“, sagte der Komponist. Johannes Brahms erklärte zu seinem Schaffensprozess:

„Wenn ich den Drang zu komponieren in mir spüre, wende ich mich zunächst direkt an meinen Schöpfer. (…) Ich spüre unmittelbar danach Schwingungen, die mich ganz durchdringen.“

Dies ist nicht auf die Klassik beschränkt. Michael Jackson etwa äußerte:

„Das Geheimnis, ein wunderbarer Schreiber zu sein, besteht darin, nicht zu schreiben. Du trittst einfach beiseite und schaffst Raum, damit Gott eintreten kann.“

Es scheint, als ob Musik nicht von Einzelnen aus dem Nichts erschaffen wird. Vielmehr ist sie als unendliche Melodie schon im Universum vorhanden. Personen mit großer Begabung sind fähig, aus dem kosmischen Musikstrom Teile herauszugreifen. Der lateinische Wortursprung von „Person“ meint ja, dass etwas „hindurchtönt“ (personare).

Auf die Inspiration — das Hineinfließen des Geistes — folgt dann Komposition: das Zusammenstellen und Ordnen des Materials, damit Musik in der materiellen Welt erklingen kann. Bei der Komposition spielen dann Zeitgeschmack, Kompositionstechniken und die Persönlichkeit des Musikers eine Rolle. Man kann aus ein und demselben musikalischen Motiv ein Streichquartett oder einen „Hit“ machen.

Die schönste Aufgabe der Musik ist es, Liebe vom Himmel auf die Erde zu holen. Große Musik kann beschreiben, „wie die Seele von allen Seiten in die ruhende Welt einströmt“ (Plotin, griechischer Philosoph).

Bach, Mozart, Wagner oder Mahler haben mystische Musik geschrieben. Sie verweist auf das große „Dahinter“, auf einen Raum jenseits der Worte. In diesem Raum herrscht keine Leere, sondern ein unendliches Strömen, Werden und Vergehen von Formen, vereint in einer Grundschwingung von Liebe.

Auch Unterhaltungskünstler versuchten, etwas von der universellen Liebesschwingung einzufangen. So sagte Brian Wilson, Komponist der Beach Boys anlässlich seines Albums „Pet Sounds“: „Ich experimentierte mit Klängen, die bewirken sollten, dass sich der Hörer geliebt fühlt.“

Liebe spiegelt die Einheit des Universums auf der emotionalen Ebene. Diese Einheit wurde nicht nur von Mystikern erlebt, sondern auch von Quantenphysikern erforscht. „Es gibt nur das eine“, sagt Hans-Peter Dürr. „Die Welt stellt sich somit als etwas nicht Auftrennbares, als etwas Ganzheitliches dar.“ Liebe ist das Zueinanderdrängen von Schwingungsfeldern, die sich selbst als Einzelwesen erleben, aber in Wirklichkeit eins sind.

Musik ist unter den Kunstformen besonders geeignet, Liebe erfahrbar zu machen. Was wir normalerweise als Musik bezeichnen, macht nur einen kleinen Teil des schwingenden Universums aus: Es sind Schallwellen, die einen Klangkörper voraussetzen, der sie erzeugt, und ein Ohr, das fähig ist zu hören. Im erweiterten Sinn bedeutet Musik mehr: alles. Der Zen-Meister Willigis Jäger deutet die Schöpfung als Symphonie. Gott „hat diese Symphonie nicht komponiert. Er erklingt als diese Symphonie. Und ich bin der Klang einer ganz individuellen Note; einmalig, einzigartig, unverwechselbar.“


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