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 Der deutsch-sowjetische Krieg

Der deutsch-sowjetische Krieg

Der Überfall der Nazis auf die Sowjetunion führte zum bisher verheerendsten Krieg der Menschheitsgeschichte — das Wissen über seine verschiedenen Aspekte hat gerade heute eine immens politische Bedeutung. Teil 2/2.

In Teil 1 geht es um die geopolitische Ausgangsposition Deutschlands, um den Übergang einer Kooperation mit der Sowjetunion zur Konfrontation im Interesse der angelsächsischen Mächte, um die Kolonialisierungspläne der Nazis, um die mangelnde politische und militärische Vorbereitung der Sowjetunion auf den Krieg, um den Überfall des Dritten Reiches und seine Besatzungspolitik in Osteuropa.

Fließbandkrieg

Die anfänglichen Erfolge des deutschen Imperialismus in den sogenannten Blitzkriegen beruhten — ganz im Unterschied zum Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg — vor allem auf einer Offensivstrategie, dem konzentrierten Einsatz von Panzern und Luftstreitkräften sowie einer modernen „Führung von vorne“. Das NS-Regime konnte bis 1941 die größten Teile Europas — Frankreich, Benelux, Dänemark, Norwegen, Finnland, Baltikum, Ostmitteleuropa, die westliche Sowjetunion, den Balkan, Griechenland — und Teile Nordafrikas unter seine Kontrolle bringen.

Ab 1941/42 sollte sich aber zunehmend der dominierende Charakter des Zweiten Weltkrieges in den Vordergrund schieben. Es war vor allem ein Krieg der in Massenproduktion hergestellten mechanischen Waffen, „ein Fließbandkrieg, der Krieg des militärischen Fordismus“ (1) Dabei waren die USA allen anderen Mächten deutlich überlegen. Am „weltweiten Potential der Rüstungsindustrie" hatten die USA bereits 1937 einen Anteil von 41,7 Prozent, Deutschland 14,4 Prozent, die UdSSR 14 Prozent, Großbritannien 10,2 Prozent, Frankreich 4,2 Prozent, Japan 3,5 Prozent, Italien 2,5 Prozent (2).

Der Anteil der USA sollte sich in den folgenden Jahren noch erhöhen. Folgende Berechnung der Waffenproduktion in Milliarden US-Dollar, bei dem Kurswert von 1944, dürfte die Überlegenheit der USA sogar noch unterschätzen: Im Jahr 1943 gab Deutschland 13,8 Milliarden aus, Großbritannien 11,1, die Sowjetunion 13,9, Japan 4,5 und die USA 37,5 (3). Die Überlegenheit der USA war also gigantisch.

Deutschland und Japan wurden letztlich von der enormen Vormachtstellung der Industriekapazität der USA überwältigt. Während die Wehrmacht beim Überfall auf die Sowjetunion 3.350 Panzer einsetzte, beschloss die US-Regierung die Produktion von 45.000 Panzern im Jahr 1942 und 75.000 im Jahr 1943. Der Versuch der deutschen und japanischen Führung, diese Überlegenheit durch verzweifelte Anstrengungen, sowohl quantitativen als auch qualitativ, auszugleichen, war zum Scheitern verurteilt.

1942 hatte sich das Gewicht der materiellen Ressourcen bereits eindeutig zuungunsten Japans und Deutschlands verfestigt. Zur US-Überlegenheit kam noch die zunehmende Erschöpfung von Material und Menschen unter dem Zugriff des deutschen und japanischen Imperialismus. Die USA konnten in dem Bewusstsein einen langen Krieg führen, dass die Zeit gegen die anderen Teilnehmer arbeitete — sowohl gegen „Freunde“ als auch gegen Feinde.

Je länger der Krieg dauerte, umso mehr würden sie dadurch ökonomisch und finanziell geschwächt werden. Ein langer Krieg war tatsächlich der kürzeste Weg ins US-amerikanische Jahrhundert. Die US-Strategie bestand, besonders in Europa, simpel in einem langsamen, unverdrossenen, beständigen Vormarsch, der auf einer überwältigenden Luftüberlegenheit und riesigen Truppenverbänden basierte — eine Strategie ohne wirkliche Initiativen.

Sowjetische Neuorganisation

Im Jahr 1942/43 kam es dann auch zu zwei strategischen Siegen, die zur Wende im Krieg führten. In der Schlacht bei den Midway-Inseln errang die US-Navy den entscheidenden Sieg im Pazifik gegen die japanische Flotte, wodurch der US-Imperialismus die Offensive im pazifischen Krieg übernahm. Der japanische Imperialismus geriet in eine Defensivposition, die er bis zu seiner Kapitulation nicht mehr ernsthaft ändern konnte. In Europa markierten die monatelange Schlacht um Stalingrad und der sowjetische Sieg die Wende im Krieg.

1942 standen deutsche Truppen in den Außenbezirken von Leningrad, Moskau und Stalingrad. Doch der Widerstandswille der sowjetischen Bevölkerung war ungebrochen. Auch wenn es anfänglich ein gewisses Potential für eine Kollaboration mit den Invasoren gegeben hatte, wurde dieses bald weitgehend durch die monströsen Verbrechen der Nazi-Besatzung beseitigt. Die systematische Zerstörung der Infrastruktur des zivilen Lebens, die brutale Unterjochung von zig Millionen Menschen, Ausbeutung unter inhumanen Bedingungen. Massenmorde und Folter in einem Ausmaß, das alles, was Stalin und seine Helfer veranlasst hatten, noch überstieg — all das führte den Umschwung herbei.

Die sowjetische Bevölkerung und insbesondere die zu Untermenschen degradierten Russen zeigten entschlossene Bereitschaft zum Widerstand. Die grausame Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener 1941/42 war dabei ein wichtiger Faktor bei der Anstachelung der Kampfmoral der sowjetischen Truppen. Allein zwischen dem 22. Juni 1941 und dem 1. Februar 1942 starben etwa 2,8 Millionen sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern an Hunger, fehlenden Medikamenten und direkter Ermordung.

In der ersten Kriegsphase begann die Sowjetunion unter chaotischen Verhältnissen eine Umstellung von Industrie und Verkehr auf den Kriegsbedarf, die Evakuierung der Produktionsanlagen, den Bau neuer Bergwerke und Betriebe, die territoriale Umverteilung der Arbeitskräfte und Hilfsquellen, die Ausbildung neuer Facharbeiter und die Umstellung der Landwirtschaft auf den Krieg (4). Die Eisenbahn stand nun fast völlig militärischen Aufgaben zur Verfügung: In den Westen wurden permanent Truppen befördert, auf dem Rückweg Industrieanlagen und Arbeitskräfte evakuiert.

Der Schutz der industriellen Produktivkräfte, die ursprünglich im Westen der Sowjetunion konzentriert waren, war auch entscheidend zur Erhaltung der sowjetischen Widerstandskraft. Das Land konnte längerfristig nur verteidigt werden, wenn es gelang, die wichtigsten industriellen Ressourcen dem Zugriff der feindlichen Armeen und Flugzeuge zu entziehen. Dabei handelte es sich um eine Aktion, die in ihrer strategischen Bedeutung mit den wichtigsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges gleichzusetzen ist.

Im zweiten Halbjahr 1941, teilweise noch 1942, wurden die technischen Ausrüstungen von etwa 1.500 Großbetrieben um tausende Kilometer gen Osten verlegt. In mehr oder weniger unbewohnten Gegenden wurden die Maschinen häufig unter freiem Himmel in Betrieb genommen, buchstäblich von den Güterwagons aus.

Die zuerst spontane und dann organisierte Ostwanderung der Zivilbevölkerung — mit der Priorität von Fachkräften — umfasste etwa 25 Millionen Menschen. Entstehende Probleme in der Funktionsfähigkeit der sowjetischen Industrie, die durch die bürokratische Industrialisierungspolitik ohnehin schon bestanden, wurden durch den Mangel an Arbeitskräften verstärkt. In den Betrieben entfiel schließlich jeder Urlaub, Überstunden wurden verpflichtend. In der Landwirtschaft wurde das verbindliche Arbeitsminimum erhöht.

Zudem wurde versucht, möglichst viele Frauen und Jugendliche einzusetzen. Auf diese Weise gelang es Anfang 1942, die industriellen Kapazitäten voll auszulasten und den Rückgang der Produktion aufzuhalten. Zugleich begann in den östlichen Landesteilen in großem Umfang der industrielle Neubau. Seit Mitte 1942 verfügte die Sowjetunion über eine leistungsfähige Kriegsindustrie. Der Ural verwandelte sich in ein Kriegsarsenal, das die Truppen mit Panzern, Flugzeugen, LKWs, Geschützen, Granaten und Maschinengewehren versorgte.

Der beispiellose Einsatz der Arbeiter und Techniker spielte bei der Operation eine entscheidende Rolle. Sie arbeiteten Tag und Nacht, bei Regen, Schnee und Frost, trotz dürftigster Ernährung und dem Fehlen elementarer Wohnmöglichkeiten. Die sowjetischen Massen warfen sich in den Verteidigungskampf gegen die rassistische Vernichtungspolitik der Besatzer. Diese Entschlossenheit insbesondere der russischen Bevölkerung, zu kämpfen und den Krieg zu gewinnen, glich schließlich die Politik der Bürokratie aus, die den Kampf in vielerlei Hinsicht behinderte.

Nicht nur der legendäre russische Winter, der in den 1940er Jahren besonders kalt war, war entscheidend für die Wende im deutsch-sowjetischen Krieg, sondern auch die Kampfbereitschaft der russischen Bevölkerung. Und die Planwirtschaft, selbst in bürokratisierter Form, zeigte in der Kriegswirtschaft ihr Potential. Unter dem Druck des faschistischen Vormarsches wurden die Elemente der bürokratischen Reglementierung zurückgedrängt, wurde der Zugriff des Staatsapparates gelockert und gewann die Kreativität der sowjetischen Arbeiter und Soldaten wieder verstärkt an Bedeutung.

Stalingrad

Darüber hinaus sah sich die sowjetische Führung gezwungen, der neuen Schicht von militärischen Kommandanten, die ihre Erfahrungen aus den aktuellen Schlachten bezogen, einen stärkeren Freiraum für unabhängige strategische Offensiven einzuräumen, und auch die Partisanenbewegung zu unterstützen, die teilweise spontan entstanden war und nicht unter der völligen Kontrolle der Bürokratie stand. Diese Partisanenbewegung kämpfte vor allem hinter den deutschen Linien und war eine unschätzbare Ergänzung für die Offensiven der sowjetischen Armee. Nach Hitlers Worten sorgten die Partisanen für eine unerträgliche Situation, sowohl für die Wehrmacht als auch für deren Kollaborateure.

Die Nazis hatten in ihrem Rassenwahn nicht erwartet, dass eine „minderwertige Rasse“ wie die Russen mit so großem Mut, mit so großer Intelligenz und Energie kämpfen könnte. Die Russen, die vertrieben, ausgerottet oder zur Sklavenarbeit für den Aufbau des Weltreiches der deutschen herrschenden Klasse gezwungen werden sollten, entschieden sich hingegen für hartnäckigen Widerstand. Sie erhoben sich zu Millionen, zwangen dutzende deutsche Divisionen zum Rückzug und wurden durch ihren heroischen Widerstand zu einem ausschlaggebenden Faktor im Kampf gegen die Pläne des deutschen Imperialismus.

Eine herausragende Leistung war dabei die Verteidigung Leningrads, über das die deutschen Truppen im September 1941 eine Blockade verhängt hatten, die erst nach 900 Tagen endgültig gebrochen werden konnte. Der deutsche Imperialismus versuchte, die Bewohner der Stadt auszuhungern und mithilfe von schwerer Artillerie und Luftwaffe zu zerstören. Die Wasserleitungen versiegten, es gab kein Brennmaterial. Die täglich Ration Brot, dem nahezu einzigen Nahrungsmittel, betrug für Arbeiter 250 Gramm, für Familienangehörige 125 Gramm. Nach verschiedenen Angaben starben an den Auswirkungen der Blockade 650.000 bis 1,5 Millionen Menschen. Trotzdem gelang es der städtischen Bevölkerung, die jahrelang fast völlig auf sich allein gestellt waren, sich gegen die feindliche Übermacht zu behaupten.

Durch die Unmöglichkeit, Leningrad einzunehmen, und das Zurückschlagen des deutschen Generalangriffs auf Moskau durch einige gut ausgerüstete Armeen aus Sibirien und Mittelasien wurde dem Nazismus die erste große Niederlage beigebracht. Die Blitzkriegsstrategie war nun endgültig gescheitert. Nach dem Zusammenbruch einer sowjetischen Großoffensive auf Charkow im Frühjahr 1942, die Stalin — berauscht durch den Sieg bei Moskau — gegen den Willen der sowjetischen Militärs angeordnet hatte, die große Opfer kostete und den deutschen Truppen den Vorstoß Richtung Kaukasus, also Richtung Öl und Getreide, erleichterte, begann im Juni 1942 schließlich die große Schlacht um Stalingrad, die Anfang Februar 1943 mit der Vernichtung der gesamten deutschen 6. Armee endete.

Im Gegensatz zu einer ursprünglich von deutschen Generälen und seitdem von unzähligen Historikern verbreiteten Legende betonte der sowjetische Marschall Wassili Tschuikow wohl zurecht, dass Hitlers Entscheidung, um jeden Preis an Stalingrad festzuhalten, nicht so irrational war, wie es schien. 350.000 sowjetische Soldaten wurden durch den anhaltenden Widerstand der 6. Armee um Stalingrad gebunden und konnten nicht eingesetzt werden, um — wie geplant — die gesamte Heeresgruppe A im Kaukasus bei der Mündung des Don bei Rostow abzuschneiden. Hitler opferte eine viertel Million deutsche Soldaten plus verbündete Italiener, Rumänen et cetera, um 1,5 Millionen deutsche und verbündete Soldaten vor der Vernichtung zu retten (5).

Die völlige Einkesselung und Zerschlagung einer so großen Armee, das heißt von 330.000 Mann, hatte in der bisherigen Kriegsgeschichte kein Beispiel und bedeutete die Wende im europäischen Krieg. Es folgten die Siege bei Kursk — eine Schlacht, an der insgesamt vier Millionen Soldaten teilnahmen und die die Entwicklung des Krieges in Osteuropa endgültig unumkehrbar machte —, Minsk, am Pruth und der Weichsel, die der Armee des deutschen Imperialismus und ihren Kollaborateuren das Rückgrat brachen. Im September 1944 wies selbst der rabiate Antikommunist Winston Churchill darauf hin, dass es die „russische Armee ist, die die Kraft der deutschen Kriegsmaschine gebrochen hat“ (6).

Bilanz

Das Ziel der angelsächsischen Mächte war es, die Sowjetunion am Krieg beteiligt zu halten. Die Verzögerung der Eröffnung einer zweiten Front in Europa war von dem langfristigen Ziel motiviert, dass sich Deutschland und die Sowjetunion gegenseitig erschöpften. Zu Beginn des Krieges formulierte der spätere Präsident Harry Truman die US-Strategie mit aller Deutlichkeit:

„Sehen wir, dass Deutschland dabei ist, den Krieg zu gewinnen, dann sollten wir Russland helfen, und wenn Russland gewinnt, sollten wir Deutschland helfen, und auf diese Weise so viel Menschen wie möglich töten“ (7).

Die westlichen Alliierten konnten sich aussuchen, wann und wo sie Deutschland angreifen wollten, und ihre Überlegungen waren vor allem politisch bestimmt. Wiederholt verschoben die Alliierten die versprochene Intervention in Westeuropa und beschränkten sich auf großflächige Bombardements deutscher Städte, in deren Häusern dann vor allem Kinder und Frauen verbrannten, erstickten oder zerquetscht wurden. Die meiste Zeit musste es die Sowjetunion weitgehend allein mit der Wehrmacht aufnehmen.

Die USA und Großbritannien engagierten sich währenddessen auf Kriegsschauplätzen, die durch ihre imperialen Interessen bestimmt waren. Während sich der Krieg in Osteuropa hinzog und die Nazi-KZs auf Hochbetrieb arbeiteten, wurden britische Truppen nach Libyen, Ägypten, Indien und Griechenland geschickt, um das Empire zu erhalten. Churchill konnte sich 1943 damit brüsten, dass die britische Armee mit sechs Divisionen der Wehrmacht spiele, während es die Russen mit 185 aufnehmen müssten. Für die noble Zurückhaltung der Alliierten bezahlte das sowjetische und vor allem russische Volk mit seinem Blut.

Tatsächlich hatten die Russen während des gesamten Krieges die Hauptlast der militärischen Auseinandersetzungen zu tragen, die auf ihrem Territorium — entsprechend der faschistischen Vernichtungsstrategie — besonders barbarische Formen annahm.

Der größte Teil der deutschen Armee kämpfte sowohl vor als auch nach der Landung der Westalliierten im Osten. Neben dem Tod von etwa 26 Millionen Menschen, der Entvölkerung und Verwüstung ganzer Gebiete, der Zerstörung tausender Städte und Orte, erreichte der materielle Schaden durch Vernichtung und Plünderung fast ein Drittel des gesamten vor dem Krieg bestehenden Nationalreichtums. Kein anderes Land hat jemals in einem Krieg derartige Zerstörungen hinnehmen müssen.

Das historische Bewusstsein über diesen Krieg ist in Russland sehr stark. Fast jede Familie hatte Opfer zu beklagen, fast jeder erwachsene Russe und jedes Kind weiß, wo sein Großvater oder Urgroßvater damals gekämpft hat oder wo er für die Heimat gefallen ist. Jeder weiß, was die Nazis damals angerichtet — und welche Rolle dabei Kollaborateure wie die Bandera-Anhänger gespielt haben.

Und während es in der Schlussphase des Krieges seitens der sowjetischen Truppen in den ostdeutschen Gebieten Übergriffe auf die Zivilbevölkerung gab, die nicht nach politischer Haltung unterschieden und von denen nach der rechtzeitigen Flucht von Oberschicht und NS-Bonzen vor allem Frauen und Kinder aus den ärmeren Bevölkerungsschichten betroffen waren, vermied die sowjetische Politik sehr bald jede Gleichsetzung des deutschen Volkes mit den Nazis. Diese explizite Differenzierung hat auch Wladimir Putin übernommen, der immer wieder sagt, dass die deutsche Geschichte nicht nur aus der NS-Ära besteht, dass er großen Respekt für die deutsche Kultur habe und dass es zwischen Russen und Deutschen immer wieder auch sehr gute Beziehungen gegeben hatte.

Während vielen Berichten zufolge diese großherzige Grundhaltung auch bei vielen Menschen in Russland vorherrscht, steht das Geschichtsbild im Westen und insbesondere in Deutschland und Österreich auf dem Kopf. Die Verbrechen der Nazis wurden immer mehr auf den Holocaust reduziert, der Vernichtungskrieg im Osten zunehmend unter den Teppich gekehrt — waren doch „die Russen“ im von den USA betriebenen Kalten Krieg der neue Feind.

Trumans Kriegsstrategie war aufgegangen, Russland und Deutschland waren ausgeblutet, die USA waren der strahlende Kriegssieger und die global dominierende Macht. Und während die westlichen Besatzungsmächte zahlreiche NS-Funktionäre für ihr System übernahmen und die CIA sogar SSler für ihre Zwecke außer Landes schleuste, wurde im Zuge der „Re-Education“ der gesamten deutschen Bevölkerung eine Schuld für das Nazi-Regime auferlegt. Die beiden Dinge sind freilich gar nicht so widersprüchlich, denn wenn alle schuldig sind, verschwimmt darin auch die Schuld der wirklichen Täter.

Vor allem aber dient diese Ideologie dazu, Deutschland nicht nur militärisch besetzt und ökonomisch abhängig, sondern auch politisch klein und anspruchslos zu halten. Angesichts der monströsen NS-Verbrechen musste auch über die eigenen 7,7 Millionen deutschen Toten dieses Krieges geschwiegen werden — was eine gesunde Aufarbeitung von so viel Leid bei den überlebenden Familienangehörigen und deren Nachkommen verhinderte. Stattdessen wurden „die Deutschen“ als negativ auserwähltes Volk inszeniert, deren Angehörige trotz noch so intensiver Abbitte niemals von der ewigen Schuld befreit werden können — es sei denn durch die erlösende Auslöschung des deutschen Volkes (8).

Wie oberflächlich und einem religiösen Bekenntnis gleich der „Antifaschismus“ der Grünen und der anderen globalistischen Systemparteien ist, zeigte sich in den letzten Jahren eindrücklich.

Während das „schuldige“ deutsche Volk, von dessen Vorfahren etwa 15 Prozent NS-Mitglieder waren, für jeden Widerspruch zur herrschenden politischen Agenda als nazistisch stigmatisiert wird, legt sich die deutsche Regierung in der Ukraine mit politischen Kräften ins Bett, die landesweit Denkmäler für Sowjetsoldaten abreißen und solche für Stephan Bandera aufstellen lassen, in deren Armee ganz offen Nazi-Symbolik verwendet wird — und diffamiert jeden Russen, der das nicht gut findet.

Wladimir Putins Mutter lag im belagerten Leningrad bereits unterernährt in einem Leichenberg, bevor sie gerettet wurde, sein Bruder verhungerte. Annalena Baerbock erinnert sich positiv an ihren Opa, einen Wehrmachtsoffizier auf dem Rückzug aus der Sowjetunion, und begeistert sich daran, mit den Sanktionen „Russland zu ruinieren“.

Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz trafen sich Vertreter des Bandera-Regimes in Kiew mit denen ihrer westlichen Sponsoren im ehemaligen Vernichtungslager — und fanden nichts dabei, Russland auszuladen. Angeblich wegen des Krieges. Bereits 2020 schrieb der Spiegel, Auschwitz sei „von der amerikanischen Armee befreit“ worden. Zwar musste er sich dafür entschuldigen, dennoch hatte er nur den Trend übertrieben. Denn Ursula von der Leyen schrieb im selben Jahr: „Vor 75 Jahren haben die Alliierten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit.“ Also so, als wäre der Westen mit dabei gewesen, kein Wort von den Sowjets.

Diese Verdrehungen zu Auschwitz sowie die verschämte Rehabilitierung ukrainischer und baltischer NS-Kollaborateure durch die westliche Politik und ihre Medien erinnern an das „Wahrheitsministerium“ in George Orwells 1984. Eigene historische Kenntnisse helfen dabei, solchen Manipulationen nicht völlig ausgeliefert zu sein.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Ernest Mandel, Der Zweite Weltkrieg, a.a.O., S.65; in dieser Formulierung liegt eine gewisse Ironie, da Henry Ford selbst ein früher Unterstützer Adolf Hitlers gewesen und persönlich gegen den Kriegseintritt der USA eingestellt war; siehe auch: James und Suzanne Pool, Who Financed Hitler?, New York 1978
(2) H.C. Hillman, Comerative Strength of the Great Powers, in: Toynbee (Hrsg.), World in March 1939, London 1952; zitiert nach: Paul Kennedy, Aufstieg und Fall der großen Mächte, Ökonomischer Wandel und militärischer Konflikt von 1500 bis 2000, Frankfurt/Main, 1989
(3) Dieter Petzina, Die deutsche Wirtschaft in der Zwischenkriegszeit, Wiesbaden, 1977
(4) siehe dazu vor allem Richard Lorenz, Sozialgeschichte der Sowjetunion 1917-1945, Frankfurt/Main 1976
(5) siehe: Mandel, Der Zweite Weltkrieg, a.a.O.
(6) zitiert nach Richard Lorenz, a.a.O.
(7) zitiert nach Barton J. Bernstein, Confrontation in Eastern Europe, in: Thomas G. Paterson (Hrsg.)
(8) Zu dieser Thematik weit ausführlicher: https://www.manova.news/artikel/gruner-rammbock-des-kapitals und https://www.manova.news/artikel/gruner-rammbock-des-kapitals-2


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