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Der Friedensstillstand

Der Friedensstillstand

Das Pax Terra Musica-Festival offenbarte die Schwächen der Friedensbewegung.

Hunderte waren auf dem Festivalgelände und dem Campingplatz bei der Freilichtbühne Friesack. Viele bekannte Gesichter der Friedensbewegung waren dabei, unterhielten sich, lachten gemeinsam und lauschten den Vorträgen, besuchten die Workshops und feierten zur Livemusik. Das Festival erinnerte an ein Klassentreffen. Und genau das ist das Problem. Die Friedensbewegung ist eine winzige Blase, in der die immer gleichen Menschen zu den immer gleichen Veranstaltungen kommen, ihre — zu oft — identischen Meinungen austauschen, dann wieder nach Hause fahren und sich vormachen, etwas erreicht zu haben.

Natürlich, das ein oder andere neue Gesicht war dabei, und jeder Mensch, der von der Friedensbewegung erreicht wird, ist ein Gewinn. Doch das allein genügt nicht. Denn die Bewegung ist eher ein Stillstand. Viel wird geredet und geschrieben, appelliert an die Menschen oder die Politik. Doch wird sie gehört? Rüsten NATO, EU, China, Russland oder die USA ab? Werden Atomwaffen verschrottet aufgrund der Appelle der Friedensbewegung? Werden weniger Waffen exportiert, weniger Kriege geführt?

Mangelnde Anschlussfähigkeit

Die Friedensbewegung sitzt in ihrer eigenen, kleinen Blase und scheint nicht fähig zu sein, sich real existierenden Bewegungen anschließen oder sich mit Aktivisten anderer Bereiche verbünden zu können. Denn während auf dem Pax Terra Musica noch darüber gestritten wurde, ob der Klimawandel überhaupt existiere oder Greta Thunberg eine Marionette der Reichen und Mächtigen zur Etablierung einer neuen Weltordnung sei, ist die Klimagerechtigkeitsbewegung gerade dabei, einen länderübergreifenden Aufstand zu proben und setzt sich auch ansonsten mehr mit Taten als mit Worten für ihre Ziele ein.

Ein breites Bündnis von linken Organisationen kämpft zudem mit der Aktion „Rheinmetall entwaffnen“ gegen Rüstungsexporte und setzt damit ein Zeichen für den Frieden, das von der Gesellschaft nicht ignoriert werden kann. Davon war jedoch auf dem Pax Terra Musica nichts zu sehen oder zu hören.

Muss man auf jedem Klimacamp Vorsicht walten lassen, mit wem man worüber spricht, da sich gerne Zivilpolizisten einschleichen, war diese Befürchtung auf dem Pax Terra Musica vollkommen überflüssig — zu unbedeutend scheint die Bewegung zu sein.

Ein Hoffnungsschimmer war das Treffen der Alternativen Medien, in dem es darum gehen sollte, enger miteinander zu kooperieren, um eine breite Gegenöffentlichkeit aufzubauen. Wohin sich das entwickelt, werden wir in den nächsten Monaten sehen.

Selbstzerfleischung

Im Großen und Ganzen scheinen die Menschen der Friedensbewegung sich in ihren Themen einig zu sein. Kommt es dennoch zu Meinungsverschiedenheiten, tendieren einzelne auch hier dazu, sich gegenseitig auszuschließen. So sind einige abgereist, weil sich jemand auf dem Gelände aufhielt, der angeblich rechts sei. Manche der alternativen Medien bekamen keine Akkreditierung, weil sie in einer Weise über die Flüchtlingskrise berichtet hatten, die einigen Friedensbewegten offenbar nicht genehm war. Mit der Meinungsfreiheit scheint es also auch nicht weit her zu sein, sobald sich die Meinung von der eigenen unterscheidet.

Die Friedensbewegung reproduziert auf diese Weise Spaltungsmethoden, die von außen schon immer in sie eingebracht wurden. Wenn sie schon von den Mainstreammedien und den Politikern als rechts, antisemitisch und verschwörungstheoretisch diffamiert wird, sollte sie diese Muster nicht auf sich selbst anwenden. Doch genau das passiert. Die Kampfbegriffe anderer werden übernommen. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Friedensbewegung so klein bleibt, wie sie ist.

Was man auf dem Pax Terra Musica gesehen hat, waren Menschen, die ein ehrliches Interesse daran haben, die Welt friedlicher zu machen. Doch es scheint sich eine gewisse Lethargie breitzumachten, gepaart mit einer gewissen Ratlosigkeit, wie man dieses Ziel erreichen könne. So gefällt sich die Friedensbewegung darin, einen Geist des Dagegenseins zu kultivieren und zu artikulieren, aber den Worten dann nur wenige Taten folgen zu lassen.


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