Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Die Denunzianten

Die Denunzianten

Die Webseite „Psiram“ agiert im rechtsfreien Raum und verleumdet im Auftrag der Herrschenden seit Jahren jede Gesellschaftskritik.

Die selbsternannte Aufklärungs-Seite im Internet — Psiram — hieß nicht immer so. Im Jahr 2012 benannte sich die Website um. Zuvor hieß das Projekt Esowatch. Seitdem wollen die namentlich nicht bekannten Betreiber und Macher der Seite, die noch nicht einmal ein voll gültiges Impressum angeben, „gegen irrationale Überzeugungssysteme“ aufklären.

Was als vielleicht ehrbare Mission begann, um vor „falschen esoterischen Weltbildern“ zu warnen und umstrittene alternative Heilmethoden zu entlarven — mitunter geht es dabei auch um Leben und Tod — ist mittlerweile selbst zu einem politischen Werkzeug zur Diffamierung und Denunziation geworden. Das behaupten zumindest Gegner und Kritiker der Seite. Unter diesen Kritikern sind nicht nur Investigativ-Journalisten, Politologen, Wissenschaftler und Geheimdienst-Experten. Sie publizieren meist zu umstrittenen, kontroversen Themen und Politik-Hintergründen und erhalten dafür prompt einen kritischen Eintrag auf Psiram, der öffentlich einsehbar und bei einer normalen Suchanfrage im Internet auch meist an oberster Stelle der Trefferliste zu finden ist.

Was bedeutet „Psiram“?

„Der Name sei, erklären die Betreiber, ein Akronym aus Pseudowissenschaft, Irrationale Überzeugungssysteme, Alternative Medizin.“ Das berichtete Heise Online bereits im Juli 2012. Die Seite sammle als digitales Lexikon, Blog und Diskussionsforum „seit 2007 in seinem Wiki verfügbare Kritik an Alternativmedizin, etwa der Homöopathie. Das Online-Portal hat sich der Aufklärung über alternative Heilverfahren verschrieben und sich dabei den Zorn all derjenigen zugezogen, die entsprechende Produkte und Dienstleistungen vertreiben oder einfach von ihnen überzeugt sind.“

Ein weiterer Schwerpunkt bei Psiram liege „auf dem Entzaubern von Verschwörungstheorien.“ Dabei sind auch die deutsch-russischen Medien Sputniknews und RT im Visier der selbsternannten Aufklärer.

Sputnik und RT auf Psiram: „Putins Informationskrieger“

„Kritiker werfen Sputnik vor, es sei gegründet worden mit dem Ziel, ‚Gegenpropaganda‘ zu betreiben“, behauptet Psiram beispielsweise unter Verweis auf Medienmeldungen, die bereits deutlich meinungsgefärbt sind. Das Portal zitiert dabei einen ARD-Hörfunkkorrespondenten in Moskau, der anlässlich der Vorstellung des Mediendienstes Sputnik „von einem Informationskrieg“, sprach, in dem sich Präsident Wladimir Putin „mit dem Westen sehe und den er mit der Pressefreiheit widersprechenden Mitteln führe“. Die Süddeutsche Zeitung wird zitiert, demnach sei Sputnik ein neuer Versuch, „russische Staatspropaganda in Deutschland zu verbreiten.“ Auch die Tatsache, dass Sputnik und RT immer wieder in Verfassungsschutzberichten auftauchen, wird zur Legitimation der eigenen Kritik von Psiram herangezogen.

Ebenso wird der „Fall Lisa“, der international hohe Wellen schlug, von Psiram erwähnt. Aber dass Sputnik seit Jahren immer wieder darauf hinweist, dabei keine Fake News verbreitet zu haben, sondern nur bereits vorliegende Informationen zitiert zu haben, wird im Beitrag unterschlagen. RT hat diese Geschichte nicht erfunden, wie immer wieder gern behauptet wird. Da musste sogar der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zurückrudern und eine Richtigstellung in eigener Sache veröffentlichen. Zuvor hatten Sprecher des Verbandes immer wieder behauptet, die Urheberschaft des Falles Lisa liege bei RT Deutsch.

Auch beim Fall Skripal unterstellt Psiram den beiden Medien Sputnik und RT „falsche Angaben“, die sich nach eingehender Prüfung als unwahr erwiesen hätten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zitierte im April 2018 die Ergebnisse eines Labors in der Schweiz, das in einer Probe nicht Nowitschok, sondern den Stoff BZ nachgewiesen habe, der in den USA und Großbritannien hergestellt wird. Weil aber die OPCW intransparent über die Laboruntersuchungen und ihre Ergebnisse informierte, stellte sich erst nach Lawrows Äußerung heraus, dass die Schweizer eine sogenannte Kontrollprobe ausgewertet hatten. Lawrow hatte also nicht gelogen, sondern war von falschen Annahmen ausgegangen. Kein Wunder, werden im Fall Skripal doch permanent Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten oder nach einer Weile neu dargestellt, aber Russland wird aufgefordert, ohne Zugang zu den Originalproben von Salisbury an der Aufklärung mitzuwirken. Für Psiram war es dennoch Grund genug, hier „Fake-News“-Verdacht zu wittern und Lawrow, Sputnik und RT Lügen vorzuwerfen.

Um seine Vorwürfe zu untermauern, bezieht sich das Portal ebenso auf ein angeblich „unabhängiges US-amerikanisches Forschungsinstitut“, das Center for European Policy Analysis (CEPA). Dieses werfe Sputnik in Ost- und Zentraleuropa eine einseitige Vorgehensweise und „Feindseligkeit gegenüber dem Mainstream“ vor. Demnach gewähre das Medium „den Protest-, Anti-Establishment- und pro-russischen Abgeordneten in diesen Ländern eine überproportionale Berichterstattung.“ Das CEPA ist alles andere als unabhängig, sondern höchst abhängig, von Geldern von US-Rüstungskonzernen und dem Verteidigungsministerium der USA.

Einen ähnlichen Vorwurf richtet Psiram gegen die Kollegen von RT:

„Russia Today verbreitete mit seinen mehrsprachigen Ablegern mehrfach Verschwörungstheorien, wie sie beispielsweise in der Trutherszene kursieren, sowie Desinformation. (…) Themen der Berichterstattung waren u.a. die Bilderberger und Bohemian Grove.“

Verbreitet Sputnik „Verschwörungstheorien“ zur Corona-Pandemie?

„Am 18. März 2020, zum Zeitpunkt der (…) Covid-Pandemie durch das SARS-CoV-2 Virus, die mehrere Länder bewog, Grenzen zu schließen und Maßnahmen zu treffen, (…) veröffentlichte Sputnik einen Artikel ‚Armee gegen Coronavirus: Militärtechnik-Kolonnen in Paris eingerückt — Video‘ verbreitet, in dem behauptet wurde, die französische Armee würde eigene Militärfahrzeuge zum Zeitpunkt der Epidemie zum Einsatz bringen. Sputnik beteiligte sich damit an der Verbreitung von Verschwörungstheorien zur Covid-19 Pandemie 2019-2020.“

Dazu können zwei Aspekte erwidert werden. Erstens: In dem Sputnik-Beitrag wird lediglich gemeldet, dass die französische Polizei und Armee die erlassene Ausgangssperre kontrollieren und Pariser Augenzeugen dabei Militärtechnik auf den Straßen filmten. Und zweitens: Wer wider besseres Wissen behauptet, jemand verbreite Verschwörungstheorien, verbreitet damit selbst Verschwörungstheorien.

„Zahlreiche Fehler“: Durch „Psiram“ Geschädigte wehren sich

Dass die anonymen Psiram-Autoren kritische Publizisten namentlich nennen und diese dabei sogar teilweise mit aktuellem Wohnort und Geburtsstätte angeben und damit aus dem Internet einen Pranger machen, scheint die Macher der Website dabei selbst nicht zu stören. Manch ein Beobachter spricht in solch einem Fall von Doppelmoral.

So berichtet der Regisseur und Filmemacher Markus Fiedler in seinem Blog über seinen eigenen Psiram-Eintrag und damit gemachte Erfahrungen. Gemeinsam mit Geheimdienst-Experte und Politologe Dirk Pohlmann hinterfragt und recherchiert er seit Jahren kritisch zur Online-Enzyklopädie Wikipedia. Dabei habe er inhaltliche und personelle Überschneidungen sowie Querverbindungen zwischen Psiram und Wikipedia entdeckt und öffentlich gemacht, wie er sagt.

„Wer nach meinem Namen in der Suchmaschine Google schaut, wird schnell feststellen, dass es da eine Seite namens Psiram.com gibt, die sehr viel über mich zu erzählen hat“, schreibt Fiedler in seinem Blog.

„U. a. werden dort zahlreiche Fehler in meinen Filmen zur Wikipedia aufgezählt. Das Problem ist, dass nur weniges davon wirklich stimmt. Die anonymen Macher von Psiram verstehen es, Tatsachen mit Falschbehauptungen so zu vermischen, dass der unbedarfte Zuschauer nicht erkennen kann, was davon richtig oder falsch ist. Am Ende ist ein recht umfangreicher Artikel zu meiner Person auf Psiram entstanden. Der unbedarfte Zuschauer muss dem Artikel entnehmen, dass der Herr Fieder ein ganz schlimmer Finger sei. (…) Auch vor plumpen Falschbehauptungen schrecken die Macher von Psiram nicht zurück.“

Fiedlers Einschätzungen bestätigen die grundsätzlichen Zweifel an der Seriosität von Psiram und lassen natürlich auch die Beschuldigungen dieses Portals gegen Sputnik und RT in einem neuen Licht scheinen.

„Meine Filmproduktionen scheinen die Macher von Psiram zu stören“, so der Dokumentarfilmer weiter.

„Denn in meinem zweiten Film namens ‚Zensur‘ wird im Detail erklärt, wie die Masche von Psiram in Zusammenarbeit mit der Wikipedia funktioniert und welche gesellschaftlichen Gruppen dahinterstecken. (…) Dabei gehöre ich gar nicht zum ‚üblichen‘ Personenkreis, der ansonsten mit Psiram seine Schwierigkeiten hat. Psiram geht generell gegen alles vor, was unliebsame Konkurrenz zur etablierten Medizin ist. Sowohl Vertreter der Alternativmedizin als auch die alternativmedizinischen Methoden selbst werden auf Psiram abwertend dargestellt.“

Anonyme Betreiber von „Psiram“: Nähe zu Wikipedia?

„Ich kenne keinen einzigen von den circa 3.400 deutschsprachigen Psiram-Artikeln, der ein Thema oder eine Person positiv behandelt.“

Psiram versuche durchweg, Negatives in die Welt zu setzen.

„Da Psiram ein durchweg illegales Angebot ist, kann ich nicht darauf verlinken, ohne mich selbst strafbar zu machen“, stellt Fiedler außerdem fest.

„Die kriminellen Betreiber von Psiram haben Bekannte und Gleichgesinnte innerhalb der Wikipedia.“

Die Online-Enzyklopädie habe einerseits „das Image von Psiram reingewaschen und aufpoliert und andererseits werden ähnliche diffamierende Artikel zu unliebsamen Personen erstellt.“

Das bekannte Online-Lexikon Wikipedia lässt diese Ungereimtheiten in seinem eigenen Beitrag zu Psiram weg. Demnach handelt es sich hierbei lediglich um „eine der Skeptikerbewegung nahestehende Website, die sich selbst als ‚Verbraucherschutzseite‘ und als ‚Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme‘ beschreibt und gegen Pseudowissenschaft, Esoterik und Verschwörungstheorien wendet. (…) Psiram verwendet für die lexikalische Darstellung der Beiträge die MediaWiki-Software. Dazu gehören mit Stand vom Oktober 2015 über 3.000 esoterikkritische, meist deutschsprachige Artikel im Stil der Wikipedia, die von 130 freigeschalteten Autoren eingestellt wurden.“

Die Autoren müssten unter Pseudonym die Einträge veröffentlichen, auch die Betreiber der Website sind nicht öffentlich bekannt. Das anonyme Auftreten diene dem Schutz der Autoren vor möglichen Belästigungen.

Weitere Psiram-Einträge mit Kritik an Sputnik

Zurück zum Sputnik-Eintrag bei Psiram, wo verschiedene Gesprächsgäste und Interview-Partner scheinbar nur deshalb diffamiert werden, weil sie mit der Redaktion gesprochen haben. „Peter Boehringer, deutscher Bundestagsabgeordneter der AfD trat bis 2017 mindestens vier Mal als zitierter ‚Experte‘ auf“, heißt es da zum Beispiel mit Verweis auf einen Sputnik-Beitrag aus August 2017: „Deutsches Staatsgold und ein BILD-Artikel“ — Experte: „Fake News und schlechter Witz“. Was daran anstößig sein soll, einen von vielen Gold-Experten geschätzten Edelmetall-Fachmann sowie gewählten Parlamentarier zu einem Artikel der Springer-Mediengruppe zu befragen, der offensichtlich nicht den ganzen Sachverhalt darstellte, verschweigt der Eintrag jedoch.

Ullrich Mies ist Buchautor, Politologe sowie Nato-Kritiker und „wurde am 27.11.2017 von Sputnik interviewt und bei dieser Gelegenheit bezeichnete er die Wikipedia als ‚unappetitliche Denunziationsveranstaltung‘, die mit einer Enzyklopädie im traditionellen Verständnis nichts zu tun habe. Das Gemeinschaftsprojekt Psiram bezeichnete er spekulativ als ‚offiziöse Denunziations-Plattform‘, die sich hochkrimineller Praktiken bediene, wobei er verzichtete, dazu Quellenangaben zu machen.“ Später im Text wird sich der Sputnik-Interviewpartner Mies noch dagegen zur Wehr setzen.

Weiteres Beispiel: Psiram bezeichnet den international renommierten Historiker Daniele Ganser schlicht als „Schweizer Verschwörungstheoretiker“. Zudem kritisiert das Portal, der anonym betriebene, aber in Nachrichtenkreisen als valide Quelle angesehene Nachrichtenblog Zero Hedge, werde von Sputniknews „in verschiedenen Sprachversionen als Nachrichtenquelle genutzt.“

Dazu nur kurz und knapp: Der Vorwurf einer anonym betriebenen Website, ein Medium würde eine andere anonym betriebene Informationsquelle nutzen, entbehrt fast schon jeder Logik und Grundlage.

Journalist aus Österreich wehrt sich gegen „Psiram“

Im Herbst 2019 interviewte Sputnik den freien und investigativen Journalisten Manuel C. Mittas zum Kindesmissbrauchsfall rund um Marc Dutroux. In dem Gespräch nannte der Wiener Journalist unter anderem gerichtliche Unterlagen und Aussagen eines belgischen Generalstaatsanwalts als Quellen. Außerdem untermauerte er durch Fakten und Indizien auch Spuren, die in diesem Fall nach Hamburg führen. Derzeit würden diesbezügliche Anzeigen an Gerichten in der Hansestadt laufen, erklärte der österreichische Journalist damals im Sputnik-Gespräch.

Dennoch berichtet der Eintrag bei Psiram — der prompt nur wenige Tage später erfolgte — von „Spekulationen“:

„Mittas wurde im November 2019 vom russischen Staatssender Sputniknews interviewt. Im Laufe seiner Beschäftigung mit dem Kriminalfall Marc Dutroux behauptet Mittas spekulativ einen Bezug (…) nach Deutschland.“

Mittas wehrte sich postwendend gegen diese Falschdarstellung und schrieb kurz darauf in seinem Blog:

„Nachdem über mich, Manuel C. Mittas, ja nun auch ein PSIRAM-Artikel voller Schwachsinn und schwerer Fehler, veröffentlicht wurde, stellt sich die Frage, wer mitunter hinter derartigen Verleumdungs-Kampagnen steckt.“

So konnte der Österreicher, wie er selbst berichtet, im Zuge seiner aktuellen Recherche „via der Webseite http://www.archive.org, wo so ziemlich alles im Netz gespeichert und zurückverfolgt werden kann, nun einen Facebook-Eintrag aus dem Jahr 2016 finden, der mitunter Namen und Gesichter von einem Teil der Psiram-Mannschaft zeigt, finden.“ Damit habe er das Psiram-Team aus der Anonymität geholt und namentlich enttarnt.

„Wir waren und sind einigen Angriffen ausgesetzt, angefangen von Drohmails, die fast wöchentlich eintrudeln, (…) bis hin zum Stalking von Personen“, zitierte „Heise Online“ die Psiram-Verantwortlichen selbst, die namentlich nicht genannt werden wollen. Es würden Seiten im Netz existieren, „die sich nicht scheuen, komplette Anschriften und teils sogar private Kontaktdaten von Personen zu veröffentlichen, die sie hinter Psiram vermuten.“ Psiram lege daher großen Wert auf die Anonymität ihrer Mitarbeiter. Dies wiederum treibe viele Beobachter zur Frage: „Wer steckt denn nun eigentlich dahinter?“ Abgesehen von der Frage, wie Psiram ohne Rot zu werden, die Praktiken rügen kann, die das Portal selbst betreibt — also kritische Autoren mit vollen Namen und teilweise Anschriften zu veröffentlichen. Doppelstandards?

Wer steckt hinter Psiram?

Der Wiener Journalist Mittas meinte in den letzten Monaten immer wieder, die Hintermänner hinter Psiram enttarnt zu haben. Seine Recherche habe „in der Freien und Alternativen Medienszene natürlich Wellen geschlagen“, schreibt er. Im Zuge dessen konnte er sich in einem Video-Interview mit Geheimdienst-Experte Pohlmann im Februar über „das Problem unterhalten. Somit wissen wir nun, wer sich hinter Psiram versteckt.“

Fiedler beschreibt auf seinem bereits zitierten Blog ausführlich, wie „durch dieses Psiram-Rufmordportal verschiedene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Antisemiten, Antiamerikaner, Rechtsradikale, Verschwörungstheoretiker und Holocaustleugner verunglimpft werden, ohne dass sich die Betroffenen dagegen wehren könnten. Ich nahm schon damals an, dass die Extremisten hinter Psiram.com in der Folge des Interviews mir sehr wahrscheinlich eine spezielle Seite widmen würde. Damit lag ich richtig.“ Häufig würden sich diese Verleumdungen wenig später dann auch auf Wikipedia finden lassen.

„Leider kann man gegen diesen Rufmord durch Psiram nicht vorgehen, weil die illegalen Macher es sehr gut verstehen, sich zu verstecken. So ist der Internetprovider von Psiram anscheinend eine Briefkastenfirma auf Island. Die Server, auf dem die Seiten des Rufmordprangers Psiram gespeichert sind, findet man irgendwo in Ost-Europa. Verantwortliche für das Denunziationsprojekt sind nicht auffindbar, sie verwischen gekonnt ihre Spuren in der digitalen Welt.“

Ebenso im Visier: „Rubikon“ — ein kritisches Magazin

Auch kritische Online-Magazine sind im Visier von Psiram. Darunter Rubikon. Ein nach eigener Aussage Magazin für die kritische Masse, das aktuell vor allem die weltweiten Corona-Maßnahmen und medizinischen Verlautbarungen der Experten sowie Regierungen kritisch betrachtet und dabei immer wieder auf das hohe Gut der Meinungs- und Pressefreiheit verweist.

„Mehrere Artikel von Rubikon gehen auf die COVID-19-Pandemie durch das Coronavirus SARS-2 CoV-2 ein“, so der Psiram-Eintrag.

„Seit April 2020 beherrscht dieses Thema fast völlig die Artikel von Rubikon. Insbesondere wurde versucht, Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie in Frage zu stellen. Artikel von Rubikon wurden wiederum häufig von so genannten ‚Coronaleugnern‘, Kritikern und Gegnern staatlicher Maßnahmen, zitiert.“

Insbesondere Rubikon stehe „im Verdacht, diese Art von Propaganda in der Rolle als Putins fünfte Kolonne mehr als nur zufällig zu spielen“, ergänzt dazu der Psiram-Blog.

„Die engen Beziehungen, die man zu RT Deutsch pflegt, sind sicher mit einer entsprechenden Agenda verbunden. Das wird nur allzu deutlich, wenn man sich die aktuelle Ergänzung unseres Wiki-Artikels zu Rubikon ansieht. Auf Hinweis eines Foren-Nutzers sind wir einer Sache nachgegangen, die Rubikon eindeutig als Propagandakanal des Kremls ausweist.“

Hierzu kann nur festgestellt werden:

Das, was Psiram Anderen vorwirft — nämlich ohne Faktenbasis „nur zu spekulieren“ — betreibt die Plattform selbst. Es wird einfach eine „entsprechende Agenda“ zwischen „Rubikon“ und „RT“ vermutet. Beweise und Indizien für diese Behauptung? Fehlanzeige.

Übrigens: Viele Rubikon-Autoren — darunter der bereits zitierte Ullrich Mies — schreiben gegen diese Verleumdungen an:

„Ganz in der Tradition totalitärer Herrschaft denunzieren sie alle Kritiker der Herrschaftsinterpretationen und stellen sie an den Pranger — wie das Geheimdienst-Projekt Psiram.“

Das Autoren-Duo Hermann Ploppa und Flo Osrainik kritisiert in einem weiteren Rubikon-Beitrag:

„Einschüchterung und Shitstorm sind gängige Druckmittel, um nicht Nato-konforme Meinungen im Keim zu zerdrücken. Zudem wird die ‚Wahrheit‘ neu definiert von intransparenten Instanzen wie Wikipedia oder Psiram.“

„Psiram ist ein Problem für die Meinungsfreiheit“

Das selbsternannte Aufklärungs-Portal Psiram „ist mittlerweile ein massives Problem für die Meinungsfreiheit“, schreibt der österreichische Investigativ-Journalist Mittas.

„So werden Beiträge zu diversen Menschen, die sich auf Psiram finden, nicht selten verzerrt und aus dem Kontext dargestellt — doch für Frau Müller aus Buxtehude erscheint das Ganze in der Regel authentisch und hochseriös (…). Doch mit Meinungsfreiheit hat das nichts mehr zu tun, denn genau diese wird von Psiram und dem, was dahinter steht, mit allen Mitteln bekämpft und untergraben. So haben Menschen, die auf Psiram gelistet bzw. erwähnt werden, in der Regel nicht selten Probleme, da ihnen von verschiedensten Seiten, schwere Steine in den Weg gelegt. Das reicht von wirtschaftlichen, aber auch sozialen Schwierigkeiten, bis hin zur kompletten Existenzvernichtung.“

Das sind bei Weitem nicht die einzigen Kritiker der umstrittenen Informations-Plattform. Bereits seit Jahren kritisiert Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen die mangelnde Transparenz von Psiram. Laut Medienberichten sieht er „neben differenzierten Informationen auch heftige Übertreibungen und Polemiken“ bei Psiram am Werk.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien unter dem Titel „RT und Sputnik im Visier – „Psiram“: Wie im Lexikon-Stil denunziert wird“ zuerst auf SputnikNews.


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

Weiterlesen

Kunst und Revolution
Thematisch verwandter Artikel

Kunst und Revolution

Ein südkoreanischer Roman zeigt auf, wie das Aufbegehren gegen Unrechtssysteme gelingen kann, um „den Ursprung der Menschheit wiederherzustellen“.

Der Königsweg
Aktueller Artikel

Der Königsweg

Um die Welt der Krisen und Kriege zu beenden, muss sich jeder auf seine eigene Reise machen.

Der Wiederholungszwang
Aus dem Archiv

Der Wiederholungszwang

Der Versuch, totalitäre Politik medizinisch zu begründen, blickt in Deutschland auf eine unheilvolle Tradition zurück.