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Die Kriegstrommler

Die Kriegstrommler

Medien und Politik trommeln zum Krieg gegen Russland.

Die Kriegstrommeln erschallen wieder. Grollend wie ein in der Ferne heraufziehendes Gewitter schlagen sie rhythmisch aus dem Blätterwald, reiten auf jeder Welle des Äthers und bilden die ohrenbetäubende Hintergrundmusik des politischen Theaters. Sie heizen die Stimmung auf, erwecken tief verborgenen Hass und Zorn, der sich nun wieder unverhohlen in der Öffentlichkeit entladen soll.

Wie besinnungslos beten die Politiker und mit ihnen die Medienvertreter den Monolithen aus Krieg und Geld an, ersuchen die Manifestation seiner dunklen Kräfte. Sie rufen zum Marsch in Richtung Osten, fordern uns auf, es unseren Vätern, Großvätern und Urgroßvätern gleich zu tun, die im Dreck der Schützengräben vor Stalingrad erfroren. Zum wiederholten Mal rufen sie zur militärischen Strenge und Disziplin, zur Entbehrung auf dem langen Marsch in Richtung eines phantomhaften Feindes.

Wie viele Male noch? So viele selbsternannte Führer und Feldherren sind auf diesem Weg gescheitert. Warum schon wieder? Doch die Kriegstrommeln donnern, als erhebe sich die geballte Macht zorniger Götter über die Menschheit. Die Trommeln werden geschlagen von Geld und Macht.

Jene, die Maschinen bauen, brauchen deren Einsatz in der Produktion. Jene, die Energie verkaufen, benötigen neue Quellen. Jene, die Geld mit Geld verdienen benötigen ein Schlachtfeld, brauchen die Zerstörung, die Leichen, das Elend und das Leid, die Trümmer. Sie fürchten auch nicht die geballte Macht von 1000 Sonnen, wenn sie ihnen nur Geld einbringt. Jene, welche die Macht haben, gieren unersättlich nach immer mehr.

So beschwören sie einen Dämon, und der sitzt erneut im Osten. Doch wer ist der wahrhaft Böse, der Dämon, oder der Dämonenbeschwörer? Es dröhnen die Kriegstrommeln im Blätterwald, auf jeder Schwingung des Äthers, in den Parlamenten, und es ist unmöglich, sie zum Verstummen zu bringen. Die Friedenspfeife zu rauchen, erscheint als Nichtraucher konterintuitiv. Doch selbst wenn der Wille da wäre, so müssten wir sie zunächst finden. Zu lange haben wir sie nicht mehr benutzt, haben ihren Wert ignoriert im ewigen Vertrauen auf jene, welche die Kriegstrommeln nun schlagen.

Die Kriegstrommeln donnern, doch in den Straßen herrscht friedliche Stille. Der Regen fällt säuselnd auf glitzernde Buden funkelnder Weihnachtsmärkte. Süße Düfte locken den Vorbeieilenden, laden ihn zum flüchtigen Verweilen und Genießen der Kostbarkeiten ein, bevor er sich wieder in die emsige Betriebsamkeit der Vorweihnachtszeit stürzt. Kälte legt sich freundschaftlich um die in dicke Mäntel gehüllten Menschen, nimmt sie liebevoll in den Arm, wie ein alter Freund, den man nur selten sieht.

Der flüsternde Wind trägt den Geruch von Schnee in seinen Lungen und verspricht leichte Zuckerhauben auf den Dächern und in den Wipfeln der Bäume. Erwartungsvolle Musik, gesungen von aufgeregten Kinderstimmen füllt die Plätze und Kirchen. Die Augen dieser jungen Menschen leuchten in unausgesprochener, doch greifbarer Vorfreude. Sie freuen sich über bunte Lichter, süße Leckereien, verheißungsvoll raschelnde Päckchen unter bunt geschmückten Bäumen. Wohnzimmer locken mit behaglicher Wärme auch die versprengten Söhne und Töchter zurück in den Schoß der Familie.

Die Kriegstrommeln donnern, doch auf den Plätzen und Straßen hört sie niemand.

Die Kriegstrommeln rufen uns zur Schlachtordnung, doch ihr Ruf verhallt ungehört in der winterlichen Kälte.

Die Kriegstrommeln dröhnen, doch wir überhören sie!


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