Die Spaltung der materiellen und der seelisch-geistigen Welt, die sich an fast allen Stellen als Phänomen durch unser modernes Leben zieht, ist zum kollektiven Thema geworden, weil sie sich nun im Außen ganz offensichtlich zeigt und spürbar alle Menschen betrifft. Diese Spaltung ist in der Essenz in gleicher Weise Ursache und Ergebnis aller Zerstörung, weil sie die Manifestierung der Dualität bedeutet und damit die Aufhebung aller lebendigen, in uns und der Welt angelegten Prozesse.
Wir leben mittlerweile mit einem Selbstverständnis in einer Welt, in der einfach alles voneinander getrennt betrachtet wird. Wir sehen das nicht nur in den einzelnen Fachgebieten beinahe aller wissenschaftlichen Bereiche, wir behandeln ebenfalls die Natur in der Art, da auch dort alles in Einzelteile zerlegt wird. Diese Art des zersplitterten Denkens hat vor dem Menschen und seinem eigenen Selbst nicht Halt gemacht. Es hat dazu geführt, dass wir unsere unterschiedlichen Erfahrungen meist als getrennte Ereignisse betrachten und sie nicht mehr in sinnvollem Zusammenhang erkennen.
Wir spalten unsere Emotionen weitgehend vom Handeln ab, es dominiert die Vernunft und der rationale Verstand. Die Trennung von unseren seelischen (und auch unseren göttlichen) Wurzeln, genau wie die Trennung von unseren Mitmenschen, fällt uns kaum mehr auf und wird durch soziale Medien in gleichem Maße kompensiert wie noch verstärkt. Wir teilen die Welt in Gut und Böse, in Opfer und Täter, in Richtig und Falsch. Die gleiche Spaltung findet mit dem Ausklammern der Schatten statt, genau wie im Verdrängen von Schuld und Schmerz.
Es scheint, als fände all das in der Gesellschaft derzeit zu einem Höhepunkt.
Spaltung ist das Ende der Einheit, der alles Leben entstammt und damit auch das Ende von dem, was das Menschsein ausmacht.
In den Mythen war der Bruch von Mensch und Natur, von Mensch zu Gott und der Menschen untereinander noch nicht vollzogen. Im Grunde ist es unglaublich, dass gerade die nachfolgenden christlichen Religionen, die Gott den Menschen näherbringen wollten, zu den größten Spaltungen überhaupt beigetragen haben. Es ist also nichts, was in unserer Zeit als neues Phänomen auftritt, sondern etwas, was schon lange ungelöst in der Welt ist.
Diese Weltsicht, die von der Getrenntheit von allem ausgeht, hat im Ergebnis in so vielen Bereichen etwas Zerstörerisches. Aller Umgang mit der Natur, den Tieren, genau wie mit unseren Mitmenschen und uns selbst wäre nie in der Art möglich, wenn wir die alles miteinander verbindende Einheit wirklich in uns spüren würden. Wir wüssten, wenn wir das gequälte Tier essen, dass wir nicht nur Reste der Antibiotika, sondern auch von dieser qualvollen und schmerzhaften Energie etwas in uns aufnehmen. Wir wüssten, dass Schuldzuweisung nur eine Abspaltung von eigenen, unangenehmen Emotionen ist und dass negative Gedanken in der Welt weiterwirken.
Mediziner würden den Menschen nicht mehr als Träger eines kranken Organs betrachten, sondern sich bemühen, ihn in seinem ganzen Wesen und seinem Umfeld wahrzunehmen und mit ihm gemeinsam an der Heilung arbeiten. Wir wüssten, dass Träume uns immer etwas zu sagen haben, ebenso wie unsere innere Stimme. Und wir wüssten, dass wir in jedem Sinne das ernten, was wir säen.
Auf der anderen Seite wird die Welt wie in einer unbewussten Gegenbewegung uniformer denn je. Wir haben immer weniger, was aus dem individuellen Seelenleben heraus seinen Ausdruck findet — und auch das finden wir bildhaft im Sichtbaren gespiegelt. Man sieht es deutlich durch die Geschäfte, die sich weltweit in einem Maße ähneln, dass man sich in mancher Fußgängerzone oder Einkaufsstraße beinahe fragen möchte, in welcher Stadt man eigentlich gerade ist. Die kleinen, individuellen, landestypischen Läden sind nahezu verschwunden und die großen Ketten präsentieren uns an den verschiedensten Orten ein ähnliches Bild.
Genauso haben wir Medien, die fast überall das Gleiche berichten. Alle sollen möglichst die gleiche Geisteshaltung teilen, Individualität erscheint beinahe als Makel. Grenzen sind gefallen, Kulturen vermischen sich nicht mehr nur auf gesunde Weise. Sie verlieren nach und nach das, was sie ausgemacht hat und wir damit zunehmend unseren Ursprung.
Man möchte meinen, die irrsinnige Spaltung, die auf der inneren Ebene schon so lange Realität geworden ist, soll ersatzweise in der äußeren Welt zu einer einzigen Einheit verschmelzen. Es mutet an, wie eine funktionale Gegenbewegung, da sich das Leben inhaltlich aus sich heraus immer zur seelischen und geistigen Einheit hinbewegt. Das ist tief in unseren Wurzeln angelegt.
Wir entstammen der Einheit, aber geboren werden wir in die polare Welt und sind unser ganzes Leben unterwegs, die Gegensätze in uns erfahrbar zu machen, weil sie nur durch den Menschen zu einer Einheit verschmelzen können. Auf diesem bewussten und erlösenden Weg nähern wir uns durch das Leben der inneren Einheit, im unerlösten Zustand bleiben wir abgespalten.
Entsprechend spiegelt sich das in unserem Lebensumfeld wider.
Bis heute gibt es kein Erkennen, dass beide Welten — nicht nur nebeneinander — sondern sogar nur miteinander zu erkennender Erlösung führen können. Nur auf diese Weise kann alles auf immer höherer Ebene nach und nach zu der Einheit werden, der alles entstammt und auf der wir analog dazu dann auch unser Bewusstsein genau wie unsere Geisteshaltung erweitern können — was es unbedingt braucht für eine Heilung der Welt, die derzeit ganz offensichtlich an einer tiefen (Ab) Spaltung erkrankt ist.
Überall heißt es, Corona habe die Welt gespalten und in der Tat ging ein tiefer, für jeden deutlich spürbarer Riss durch die gesamte Weltbevölkerung, aber es ist, wie immer bei einem Symptom, umgekehrt: Die Spaltung der geistig-seelischen Welt von der intellektuell-rationalen war lange vorher da und ist nun in einer Weise offenbar geworden, die einen schwindlig werden lässt. Auch hier findet sich das Prinzip, dass sich der unbewusste Inhalt auf allen Ebenen ersatzweise funktional zeigen muss. Das hat Corona mit all seinen Facetten in einer brutalen Deutlichkeit getan. Weltweit. Es musste früher oder später irgendetwas geschehen, was die Welt im Ganzen betrifft, weil dieses Phänomen sich in fast allen Bereichen der Welt findet und sich im Ganzen verändern muss.
Corona war kollektiv das, was für einen Menschen eine heftige Erkrankung oder ein Einbruch im Schicksal bedeutet, wenn er den eingeschlagenen Weg aus eigener Kraft nicht unterbrechen kann, trotz des Wissens, dass es so nicht mehr geht.
Bei jeder Krankheit oder auch jedem korrigierenden Ereignis — ganz gleich, ob im persönlichen Leben oder im Weltgeschehen — kann man das, was sich als Symptom oder als begleitendes Phänomen in den Lebensumständen zeigt, als das nehmen, was man eigentlich in die Lösung bringen müsste. Die Lösung dieser Situation in der Welt kann daher keineswegs ursächlich mit der Behandlung oder Bekämpfung eines Virus zu erreichen sein. Vielmehr ging es hier um ein Zeichen, ein regelrechtes Alarmsignal, weil wir an einer Grenze der Zerstörung des Menschseins und der Welt angelangt sind, die in dem Ausmaß einfach nicht weitergehen kann.
Corona war das Stoppschild und gleichermaßen das, was beide Entwicklungen — die gleichgeschaltete monotone, genau wie die spaltende — massiv offenbar gemacht hat. Leider treibt das herrschende System beides weiter voran. Es ist längst nicht vorbei, auch wenn im Grunde niemand mehr so richtig etwas von Corona hören möchte. Doch endlich fordern auch die offiziellen Medien Aufarbeitung des Umgangs mit der Krise, nur leider ist damit im Moment nichts anderes als die Suche nach den Schuldigen gemeint — was in diesem Fall unerlässlich und lange überfällig ist. Es sollte jedoch vor allem um die inhaltliche Aufarbeitung des Geschehens gehen und dafür ist es hilfreich, sich die Krankheit einfach mal in ihrer „Körper“sprache anzusehen. Um sich dem Inhalt zu nähern, ist es unerheblich, ob das, was uns begegnete, von außen erzwungen war oder tatsächlich notwendig. Entscheidend ist das, was das „Symptom“ als Folge in unserem Leben auf allen Ebenen mit sich gebracht hat.
Das erste, was wir erlebten, war eine Vollbremsung, die sich in einem elementaren Stau in sämtlichen Bereichen zeigte. Im Körper kam es zu stockender Atmung, verklumptem Blut, Thrombosen, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die Nervenleitbahnen waren geschädigt, oft spürbar in Form von Geschmacks- und Geruchsverlust, manche Menschen fühlten auch deutlich weniger und sehr viele waren über die Maßen erschöpft. Der ganze Energiefluss im Körper sowie die Sinne zeigten starke Störungen und im Außen sahen wir beinahe folgerichtig das gleiche Bild: Der Verkehrsfluss stand nahezu still oder war enorm eingeschränkt, wenig Flugverkehr, kaum Reisen, stark reglementierte Kontakte, der Geldfluss und der Handel erlahmten an vielen Stellen ebenfalls. Innen wie Außen ein einziger großer Stau.
Plötzlich waren wir mit unseren weggeschobenen Emotionen konfrontiert: Es stand quasi über Nacht der verdrängte Tod vor unserer Tür und hat sämtliche Scheinsicherheit und Allmachtsgedanken, genau wie alles unter den Teppich Gekehrte empfindlichst erschüttert. Überall Panik. Die Angst übernahm schlagartig die Regie und ließ uns auch im übertragenen Sinne das Blut in den Adern stocken.
Weltweit waren Menschen im seelischen und körperlichen Kontakt voneinander abgeschnitten. Was das entstehende Kontrollsystem nicht schaffte, schaffte die Angst — wie nie zuvor führte das alles zu weiteren, unüberwindbaren Spaltungen. Andersdenkende wurden und werden teilweise immer noch gemieden und selbst vor Familien machte das nicht Halt. Es gab Abstandsregeln, ebenso wurde die schon lange herrschende Angst, das eigene „Gesicht“ zu zeigen, die eigene Meinung zu vertreten, zu einem bedrückenden Bild. Kinder spielten alleine, die Alten starben allein, Freunde durften wir nicht mehr treffen. Jeder wurde für jeden zur Bedrohung. Die Ellenbogengesellschaft offenbarte sich und die sich daraus entwickelnden Begrüßungsrituale sind ein nur folgerichtiges Bild, ebenso wie die sozialen Netzwerke, die das Gegenteil von echter Nähe sind, noch weiter explodierten.
Die Welt litt regelrecht an einer Angstpsychose. Und wie es für eine Psychose typisch ist, kommt es zu einer mentalen Spaltung, in der man unbewusst den Teil seines Empfindens, der einem zu grauenhaft oder zu schmerzhaft erscheint, so abspaltet, dass man ihn nicht mehr fühlen kann.
Stattdessen kommt es dann oft zur Übertragung der eigenen bedrohlichen Emotionen auf jemand anderen, den wir für unseren Zustand verantwortlich machen. In diesem Panikmodus, in dem keine vernünftige Reflektion mehr möglich ist, denken wir, wenn der andere sich doch nur anders verhalten würde oder gar nicht mehr da wäre, sei unser Problem gelöst und unsere Angst verschwunden. Deshalb können Menschen mit anderer Geisteshaltung wirklich als Bedrohung erlebt werden — denn der andere spiegelt uns unsere eigene verdrängte Angst, weil wir diese ja genau auf ihn übertragen haben. Auch dieser Mechanismus der Verdrängung gehört unterschwellig schon längst zum Alltag der meisten Menschen. Das ist nun ebenfalls offenbar geworden.
Früher oder später taucht das eigene Unerlöste, ganz gleich auf welcher Ebene, wieder auf und braucht neue Projektionsflächen, wenn man es immer noch nicht anschauen will. So wie ein mit Kortison unterdrückter Hautauschlag nicht selten zur Allergie oder einem Asthma werden kann. All das sind dann neue „Feinde“, denen ich abermals die Schuld an meinem Zustand geben kann.
Und ebenfalls für derartige Verdrängungsstrukturen typisch ist, dass man sich der Abspaltung nicht bewusst ist, sondern das Erlebte allein für die ganze Wahrheit hält und ausschließlich das Phänomen sieht. Die Basis für eine solche Entwicklung war aber schon lange vorher vorhanden, da die Entfremdung und Entfernung von den eigenen Emotionen massiv dazu beiträgt, dass Menschen nicht mehr in der Lage sind, die kranken Strukturen im Außen zu erkennen. Sie verlieren regelrecht ihre gesunde und intuitive Urteilsfähigkeit und dann gibt es nur noch schwarz oder weiß.
Passend dazu bricht die Menschheit regelrecht in zwei Teile und zeigt damit unseren inneren desolaten Zustand deutlich. Diese Spaltung drückt die Spaltung von Körper und Seele aus und zeigt in der Essenz die Spaltung der seelisch eigenständigen und die der seelisch abhängigen, meist am materiellen Weltbild orientierten Menschen, die sich der herrschenden Meinung weitgehend unterworfen haben — um die innere Bodenlosigkeit möglichst nicht spüren zu müssen.
Das, was längst schon die Welt dominiert, die Spaltung der materiellen von der geistigen Welt, ist unübersehbar geworden.
Eigentlich ist die Erde an Corona erkrankt. Wir leben in zunehmender innerer Isolation durch das Leben mit der virtuellen Welt und durch die Angst vor den eigenen Emotionen und dem ersatzweisen Klammern an Zahlen, Daten und oberflächlichen Fakten.
Es fehlt die Zeit für wirkliche Begegnungen und unter der Oberfläche wird die Einsamkeit immer größer und die Alten in den Heimen immer mehr.
Nicht anders ergeht es den Kindern, die in Ermangelung innerer Phantasiebilder und einer fehlenden kindgerechten Umwelt nur noch vor dem Rechner sitzen und vor ihren Bildschirmen in der Gefahr sind, sich zu sozialen Legasthenikern zu entwickeln, von der Sucht ganz zu schweigen. All das ist längst unser Alltag geworden, aber wir haben das immer weiter verdrängt. Und nun geht es nicht mehr. Der Mensch muss begreifen, wie weit er sich von der Schöpfung, von sich selbst und anderen innerlich entfernt hat.
Die innere Isolation verbunden mit der äußeren, nicht mehr zu verarbeitenden Eindrucksflut, in die die meisten Kinder heute hineingeboren werden, wird sich früher oder später auch in den Genen widerspiegeln — so wie bei den Elefanten, die heute auffallend oft ohne angelegte Stoßzähne geboren werden, um ihr Leben zu retten. Vielleicht spiegelt es sich bereits schon im menschlichen Sein wider, denn seit 1975 hat sich der Anstieg der Kinder, die mit Autismus geboren werden, etwa um das dreißigfache erhöht (1) — ohne dass man einen plausiblen Grund dafür findet. Ist Autismus womöglich ein Bild der fehlenden Empathie und des inneren Abgeschnittenseins — als ein kollektives Phänomen?
Vielleicht sind autistische Menschen aber gar nicht wirklich von sich abgeschnitten, vielleicht können sie nur das im Inneren Empfundene nicht mehr mit der äußeren Welt in Übereinstimmung bringen, weil es zunehmend entgegen der menschlichen Natur läuft und verbleiben daher im Schutzraum ihrer Seele. Wir wissen es nicht. Wir können in diese Menschen nicht hineinschauen und auch wenn man Ursachen dafür in Impfungen oder in anderen Bereichen sucht, die sicher ihren Teil dazu beitragen können, liegt die Ursache allein (fast) nie im Phänomen, sondern im Inhalt, der in der Welt keinen Platz mehr findet. Den Elefanten fehlen die Stoßzähne ja auch nicht ursächlich, weil sie plötzlich einen Gendefekt aufweisen, vielmehr ist der Gendefekt die Folge des bedrohten Überlebens einer Art. Bei Menschen ist das nicht anders.
Wenn wir die innere und äußere Welt weiter getrennt betrachten, kann irgendwann nichts mehr fließen. Dann manifestiert sich die duale Welt und es findet auf keiner Ebene mehr Austausch statt. Daher erscheint es mir ebenso wenig zufällig, dass es gerade die Lunge war, die im Fokus stand. Die Lunge ist das zentrale Organ für den — in jedem Sinne — lebensnotwendigen Austausch von Innen und Außen, für den Gasaustausch und im weiteren Sinne für Kommunikation. Es geht ganz klar um unsere Beziehung nach außen, aber genauso um die nach innen. Der Atem als „Nabelschnur“ zum Lebendigen (2) und die Verbindung aller Lebewesen: Wir atmen alle dieselbe Luft. Im Chinesischen ist der Lunge das Element Metall und die Traurigkeit und Resignation zugeordnet. In der Traumdeutung (3) steht die Lunge für etwas, was einem zu eng geworden ist — man auch im übertragenen Sinne nicht mehr frei durchatmen kann — und im Positiven ist sie Symbol der Stärke, die man aus geistigen Energien und eigener Urteilskraft gewonnen hat.
Es ist ebenso bemerkenswert, dass es in diesen Jahren im Besonderen die Kunst war, die schweigen musste.
Denn obwohl die Kunst in unserer profitorientierten Welt eine Randposition einnimmt, hat sie eine unglaublich wichtige Bedeutung. Martin Spura beschreibt das in seinem Buch über das „verweigerte Opfer des Prometheus“ (4) sehr eingängig. Die Kunst hat das Potenzial, die beiden Welten in jedem Sinne frei zu verbinden — frei von Bewertung, genauso wie Kunst ursprünglich im Denken jede Freiheit hat. Sie schöpft aus dem Inneren und verbindet damit das im Außen Wahrgenommene. Ein System ohne Künstler ist niemals frei und Kunst spiegelt immer das Bewusstsein der jeweiligen Zeit, genau wie sie auch über den Globus hinweg verbindet. Wahrhaft große Werke enden in ihrer Wirkung keineswegs im eigenen Kulturkreis. Aber auch im kleineren Rahmen verbindet und berührt Kunst Menschen stets im Empfinden.
Obwohl der Umgang mit der „Krankheit“ katastrophal war und es noch ist, war es gut, dass die Welt auf allen Ebenen an- und innehalten musste. Und da ist es keineswegs wichtig, wie das Virus in die Welt gekommen ist, denn das ist und bleibt nur der Auslöser für einen tiefen, unerlösten, verdrängten und damit ungelebten Inhalt — wie er in der Essenz jeder Katastrophe in der Welt zugrunde liegt. Wäre es nicht Corona gewesen, hätte etwas anderes Ähnliches ausgelöst. Dennoch ist es wiederum kein Zufall, dass Corona die „Krone“ bedeutet und mit dem Bild des Virus, das so aussieht, als hätte es Dornen, drängt sich einem der Gedanke an eine Dornenkrone auf. Jesus trug eine Dornenkrone. Es war, ist und wird noch ein dorniger Weg für uns alle, aber es kann nur der Weg zu unserem Selbst und in die Liebe sein, der sich dann auch heilend in der Welt auf allen Ebenen widerspiegeln wird.
Noch aber stehen wir vor dem Bild einer Spaltung, die uns im Ergebnis zwingt, das, was wir von uns abgespalten haben, anzuschauen und uns — wenn wir heilen wollen — vor allem wieder nach innen zu wenden und auf die elementaren Dinge im Leben zu besinnen. Um den Zugang zur Seele wiederzufinden, braucht es Stille und Rückzug. Im Hamsterrad der heutigen Welt ist dies nur möglich, wenn wir uns bewusst diese Zeiten nehmen. Das abrupte Anhalten und die Einschränkungen haben uns interessanterweise dazu gezwungen und das Annehmen dieser Situation hat uns eigentlich erst gezeigt, was uns verlorengegangen ist.
Wir haben wieder mehr zuhause gekocht und gemerkt, wieviel gesünder das ist. Oft saß die Familie auch wieder gerne zusammen. Viele haben gespürt, wie großartig es ist, mit ihren Kindern mehr Zeit zu verbringen, obwohl diese Doppelbelastung durch die erschwerten beruflichen Umstände häufig an die eigenen Grenzen der Belastbarkeit ging. In meiner Praxis habe ich so oft gehört, wie gut den Menschen die Entschleunigung tat und wie schön sie es empfanden, mehr zuhause zu sein — auch weil man endlich mal wieder intensiveren Kontakt zu seinen Familienmitgliedern hatte.
Die meisten waren froh, dass sie nicht mehr an so vielen Geschäftsessen, Dienstreisen oder ähnlichen Verpflichtungen teilnehmen mussten, sondern stattdessen plötzlich Zeit für ihre Partnerschaft fanden. Sie haben gespürt, wie sie sich im Außen zunehmend verloren haben und wie schön es in der umgebenden Natur sein kann. Es wurden viele Wohnmobile gekauft oder kleine Busse selber ausgebaut. Die Wartelisten für kleine Gärten wurden auffallend lang und sogar essbare Pflanzen wieder nachgefragt.
Natürlich wissen wir um all die anderen Katastrophen, die durch die Maßnahmen geschehen sind, doch ich möchte hier diese positiven Aspekte beleuchten, die wir im Bewusstsein behalten und weiter ins Leben integrieren sollten.
Eine weitere positive Seite von Corona ist, dass es uns gezeigt hat, dass wir viel mehr anhalten können, als wir sehr wahrscheinlich dachten. Wir könnten tatsächlich elementar etwas verändern, wenn wir das als Gesellschaft wollten. Wir könnten uns dafür öffnen, dass wir alle zusammengehören — aber nicht funktional unter einer einzigen Weltregierung, von der gerade so viele reden und die vielleicht sogar angestrebt werden soll. Das wäre jedoch ein sehr schlechter Ersatz für den eigentlichen Wandel und wieder einmal mehr, anstelle einer inhaltlichen Lösung, nur eine funktionale Aufhebung der Spaltung. Wenn wir unser Weltbild in ein ungeteiltes wandeln könnten, würde vielleicht auch der Krieg der Religionen untereinander aufhören, weil es für alle klar wäre, dass es nur einen Gott geben kann.
Für einen Wandel in der Welt braucht es also nicht in erster Linie fortgeschrittene Forschung oder technische Neuerungen, sondern ein verändertes Weltbild. Im Grunde müssen die wissenschaftliche und die religiöse Ebene, der Vorder- und der Hintergrund, der Inhalt und die Funktion zu einer Einheit verschmelzen — was sie in ihrem Ursprung ohnehin sind. Würden wir aus einem solchem Weltbild heraus agieren, würden wir ganz andere Entscheidungen treffen und unsere technischen Möglichkeiten wirklich sinnbringend einsetzen können.
Im persönlichen Leben ist der einzige Weg heraus aus der Spaltung die Gegensatzvereinigung in uns selbst.
Das bedeutet, dass wir das eigene Dunkle, das Unverarbeitete, welches meist mit Angst und auch Schmerz verbunden ist, integrieren als Teil unseres Lebens, der erst durch das Anschauen, durch das Ins-Licht-bringen seinen Schrecken verliert. Nur, wenn wir auf der Seelenebene geheilt sind, braucht es dafür keine Projektionen mehr im Außen — die immer (Ab-) Spaltungen sind.
Im Grunde bietet uns die Welt gerade, so wie es unser Körper und unsere Seele tun, wenn wir selbst erkranken, die Möglichkeit, kollektiv zu heilen, als Gesellschaft eine andere zu werden. Es ist eine globale Heilungschance, die leider von so vielen gar nicht gesehen wird und so passiert das, was wir täglich in der Schulmedizin erleben — wir bekämpfen an allen Stellen nur noch die Symptome und schauen nicht nach der eigentlichen Ursache.
Unreflektiert bleibt es ein Circulus vitiosus, was uns die Geschichte der letzten Jahrtausende spiegelt. Es kommt so nur zu noch mehr Traumata, noch mehr Ängsten und weiterer Abspaltung innerer Seelenanteile, die das Erlebte nicht aushalten wollen oder können. Erst wenn wir alles wieder in den Zusammenhang bringen, haben wir eine Chance, den Irrsinn zu durchbrechen. Das System wird nicht von sich aus anhalten — denn dazu müsste es die Macht aufgeben und sich den eigenen Schatten stellen, die mittlerweile abgrundtief sind.
Das System muss aber anhalten, wenn wir keine oder nicht ausreichend Projektionen bieten. Ein Schritt der Lösung geht über das Zurückfinden zu dem, was das menschliche Dasein ausmacht. Zurück zur echten Nähe, echten Kontakten, mit Interesse und im Mitgefühl mit anderen — und natürlich auch zu sich selbst. Die Wärme des Miteinanders, das In-den-Arm-nehmen, sich tief in die Augen schauen und die Verbindung spüren. Das ist ein selten gewordenes Gut, was uns in die Achtsamkeit und Liebe führt, zu uns selbst, unseren Mitmenschen und Tieren sowie der wunderbaren Natur. Je mehr Menschen sich auf den Weg machen, desto schneller wandelt sich die Welt.
Man kann bereits mit kleinsten Schritten Dinge bewegen. Tun Sie doch mal etwas für einen Nachbarn, der sie nicht leiden kann oder haben ein nettes Wort für eine unfreundliche Verkäuferin. Wenn man sich öffnet für andere Menschen, wird einem Offenheit begegnen und auch auf dieser Ebene wieder ein Stück weniger Spaltung und mehr Emotion in der Welt sein. Die Verschiedenheit der Menschen und Wege sollten wir weniger als Feindschaft betrachten, sondern als ein uns von unseren eigenen Schatten befreiendes Miteinander erkennen — und uns wieder die Hand reichen.
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Quellen und Anmerkungen:
KAPITEL 16 DIE SPALTUNG
1. https://psychotherapie-rupp.com/tag/warum-wird-autismus-immer-haufiger/
2. Rüdiger Dahlke, „Krankheit als Symbol“, S. 97
3. Klausbernd Vollmar, „Handbuch der Traum-Symbole“, S. 261
4. Martin Spura, „Das verweigerte Opfer des Prometheus“