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Gespaltene Realität

Gespaltene Realität

Die sogenannte Coronapandemie hat zwei ganz unterschiedliche Realitäten geschaffen, die immer weiter auseinanderzudriften drohen.

„Die Gesellschaft ist tief gespalten.“ So hört man es immer wieder in Sonntagsreden von Politikern oder liest es in den betont besorgten Artikeln der großen Zeitungen. Die Spaltung sei, so der Tenor, ein Missgeschick, eine Entwicklung, die sich keiner so recht zu erklären vermag. Manchmal wird die Schuld an der Spaltung auch ganz denjenigen zugeschrieben, die sich unvernünftigerweise in Kritik an Staat und Medien übten, keine „Impfung“ wollten oder die Corona-Maßnahmen in Frage gestellt haben. Sie hätten sich radikalisiert, abgewendet vom Staat und seinen zutiefst humanistischen und liebevollen Motiven und sich auf diese Weise von der vernünftigen Mitte entfernt.

Dass dieser Prozess eigentlich umgekehrt stattfand, dass es die angeblich so vernünftige Mitte war, die mittels Diffamierung, Diskriminierung und Verfolgung ihre Mitmenschen drangsaliert und sich auf diese Weise selbst von jeglicher Vernunft weit entfernt hat, dass es also der Staat mit all seinen Institutionen und Mitläufern war, der die Spaltung aktiv vorangetrieben hat, wird dabei mit keinem Wort erwähnt.

Auch wenn die Ursache der Spaltung in einer Schuldumkehr den Opfern des Coronaregimes zugeschoben wird, so ist das Ergebnis doch richtig: Die Gesellschaft ist gespalten. Und dennoch gehen die vielen Analysen am Kern der eigentlichen Spaltung vorbei. Denn das Wort Spaltung erzeugt Bilder von zwei Parteien, die in gegenüberliegenden Schützengräben hocken und sich gegenseitig anschreien oder — im Extremfall — beschießen und bekämpfen. Dieses Bild wird der Tiefe der Spaltung jedoch nicht gerecht. Denn bei der Vorstellung von einander gegenüberliegenden Schützengräben ist ein wichtiger Aspekt noch gegeben: Der Bezug zu einer geteilten Realität. Man mag unterschiedliche, gar konträre Meinungen über diese Realität haben, doch immerhin teilt man sich noch dieses gemeinsame Verständnis von der Wirklichkeit.

Realitätsverlust

Ganz anders verhält es sich jedoch mit der Spaltung, die durch die Coronapolitik erzeugt wurde. Hier ist eine gemeinsame Realität eben nicht mehr gegeben. Denn die beiden Lager — um es jetzt einmal grob vereinfacht darzustellen und die Nuancen und Grautöne etwas auszublenden — haben in der Zeit seit Anfang 2020 ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Für die einen tobte eine todbringende Pandemie, die einschneidende Maßnahmen notwendig machte und in der die Menschen zusammenhalten mussten, um diese Pandemie zu bekämpfen, die Alten zu schützen und Todesfälle zu vermeiden. In dieser Wahrnehmung ist es unverständlich, dass sich manche Menschen dieser Notwendigkeit nicht beugen wollten. Sie sind unverantwortliche Gefährder, und die von ihnen ausgehende Gefahr musste mit aller Macht unterbunden werden, wenn nötig auch mit staatlicher Gewalt. Denn der Staat hat die Aufgabe, die Menschen zu schützen.

Die andere, viel kleinere Gruppe wiederum hat verstanden, dass eine Pandemie nicht existierte. Für sie war es der übergriffige Staat, der mit Gewalt Maßnahmen durchgesetzt und jeden Widerstand mit allen möglichen schmutzigen Tricks bekämpft hat, um ganz andere, dahinterliegende Interessen durchzusetzen. Sie erlebten staatliche Maßnahmen, aber auch das Unverständnis und oftmals die Wut ihrer folgsamen Mitmenschen als Terror, der auf sie ausgeübt wurde, als den Aufstieg eines faschistoiden Polizeistaates, der nahezu alle demokratischen Rechte und Freiheiten abgeschafft hat. Sie wurden Opfer von Diskriminierung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Verfolgung.

Wenn sie dies aber der ersten, der folgsamen Gruppe zu erklären versuchten, stießen sie damit auf vollkommenes Unverständnis. Denn diese Gruppe, die sich aktiv an der Diskriminierung und Ausgrenzung beteiligt, diese gutgeheißen und selbst mitgetragen hat, kann das Problem an all dem nicht nachvollziehen. Für sie handelte es sich um eine besondere Situation, die all diese Maßnahmen notwendig machte.

Dass Oppositionelle von der Polizei verfolgt und zuhause aufgesucht wurden, dass kritische Medien angegriffen und gesperrt wurden, dass Diskriminierung stattfand, haben die Folgsamen meist gar nicht mitbekommen.

In ihren Medien, der Tagesschau, dem Heute-Journal, den Tageszeitungen oder den vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk finanzierten Funk-Kanälen auf YouTube kam all das überhaupt nicht vor. Auch waren sie selbst keine Opfer von Diskriminierung. Im Gegenteil, durch die bereitwillige Befolgung von Maßnahmen und die unbedingte Bereitschaft zur Genspritze, die ihnen als Impfung verkauft worden ist, konnte dieser Teil der Gesellschaft sein Leben nach einer Zeit der Entbehrungen wieder wie gewohnt aufnehmen. Einzige Erinnerung an die sogenannte Pandemie war die Kontrolle von Impfzertifikaten und die ewig präsente Maske.

Für diesen Teil gab es keine Diskriminierung, keine Ausgrenzung, da ja ein jeder jederzeit die Möglichkeit gehabt hätte, sich die Genspritze verabreichen zu lassen, um dadurch Zugang zu Geschäften, Restaurants, Kinos oder Cafés zu bekommen. Für sie war es vielmehr eine Entscheidung, welche die Opposition selbstständig und freiwillig traf — weshalb sie dann eben mit den Konsequenzen leben musste. Gleichzeitig waren dieser Gruppe der Folgsamen die Maßnahmenkritiker und Ungespritzten als das ultimativ Böse verkauft worden: Nazis, Neurechte, Reichsbürger und Heilpraktiker würden dort unter dem Banner der Reichskriegsflagge durch Berlin und andere Städte marschieren und die tolle Demokratie gefährden, die doch alle nur vor dem Virus schützen wollte. Wenn diese Menschen, die dort tobten und wüteten — so die vollkommen verzerrte Darstellung — nicht in Geschäfte durften, weil sie sich weigerten, sich dem Konsens der Vernunft zu fügen, dann waren sie eben selber schuld. Sie hatten ja die Wahl.

Dass diese Wahl tatsächlich keine war, weil es keinerlei Notwendigkeit für die „Impfung“ gab, diese zudem mit enormen gesundheitlichen Risiken behaftet war, und der Staat den Menschen zunächst die Freiheit geraubt hatte, um sie dann zu seinen Bedingungen wieder stückchenweise, ja „großzügig“, als Privilegien zu gewähren, kam in dieser Vorstellung nicht vor. Denn der Staat tat nur, was notwendig war, um die Pandemie zu bekämpfen — eine Pandemie, von der die Folgsamen überzeugt waren, dass sie eine tödliche Bedrohung darstellte. Für sie gab es keine Bedenken, was die Spritze anging; stattdessen war es in ihren Augen jedermanns Pflicht, sich diese verabreichen zu lassen. Maßnahmenbefolgung und „Impfung“ wurden zur ersten Bürgerpflicht, zu einer geradezu religiösen Aufgabe für jeden guten und anständigen Bürger. Im Umkehrschluss bedeutete das aber, dass jene, die sich dieser Pflicht verweigerten, eben keine guten Bürger waren, sondern verachtenswerte Menschen, deren Menschsein zum Teil auch in Frage gestellt wurde: Stichwort Frau Bosetti und ihr Blinddarm-Vergleich.

Auch wenn derlei Äußerungen direkt aus dem Wortschatz des Nationalsozialismus stammen, so waren die wirklichen Nazis für diese Folgsamen gerade auf der anderen Seite, der Seite der Kritiker und Impfverweigerer zu finden, da die Tagesschau ihnen das genau so darstellte. Und gegen Nazis ist ja bekanntlich alles erlaubt, da sie eine Gefahr für unsere schöne Demokratie darstellen.

Krisenspirale

Auf diese Weise haben wir es mit zwei grundverschiedenen Realitäten zu tun: Auf der einen Seite die Realität einer todbringenden Pandemie, für deren Bekämpfung einschneidende Maßnahmen notwendig waren und die tatsächliche Angst vor Erkrankung erzeugt hat, auf der anderen Seite die Realität eines übergriffigen, totalitären Staates, der eine angebliche Pandemie vorgeschoben hat, um seine Bürger zur Befolgung undemokratischer Maßnahmen zu treiben, und gewalttätig gegen alle vorging, die sich nicht fügten. Diese beiden Realitäten driften nun mit jeder weiteren Krise weiter auseinander. Denn wer die öffentliche Erzählung einmal in Frage gestellt hat, der tut das auch bei allen folgenden Themen. Und so finden sich diejenigen, die schon in Opposition zum Coronaregime gestanden hatten, auch in Sachen Ukrainekrieg oder Klimakrise auf der Seite der Opposition, wohingegen diejenigen, die sich für Impfspritzen und Coronamaßnahmen starkgemacht haben, sich zu einem großen Teil auch für Waffenlieferungen an die Ukraine und für Maßnahmen gegen den Klimawandel aussprechen.

Auf diese Weise verschwinden nach und nach die letzten Berührungspunkte der beiden Realitäten. Wie eine Insel auf dem Spalt zwischen zwei Kontinentalplatten bei deren Auseinanderdriften entzweigerissen wird, hat sich die einst gemeinsame Realität in zwei völlig verschiedene Realitäten aufgespalten. Kämpfen die einen nun beständig gegen das Böse in Form von Corona- beziehungsweise Klimaleugnern oder „dem Russen“, finden sich die anderen in einer zumindest kontinuierlicheren Realität der Machtergreifung einer oligarchischen Kaste in Verbindung mit Staaten und zwischenstaatlichen Organisationen wieder, die all die Erzählungen und Feindbilder nutzt, um die herrschende Weltordnung zu zerstören und in ihrem Sinne neu zu erschaffen.

Erzählt man Letzteres aber der Gruppe der Folgsamen, dann erntet man nichts weiter als ungläubiges Kopfschütteln und riskiert die Einlieferung in die Psychiatrie. Für die Folgsamen sind solche Zusammenhänge nicht mehr als verrückte Verschwörungstheorien, die sich psychisch schwer kranke Menschen ausgedacht haben, um ihre Unsicherheit in der komplexer werdenden Welt zu kanalisieren und Sicherheit zurückzugewinnen. Wohingegen die Gruppe der Folgsamen aus Sicht der Oppositionellen hoffnungslos autoritätsgläubige Mitläufer in einem neuen Faschismus sind und überhaupt nicht erkennen, dass sie gerade selbst ganz und gar faschistisch handeln und sich benutzen lassen. Für die Opposition haben die Folgsamen komplett den Verstand verloren.

Diese Aufspaltung der Realität macht jede Form der Überwindung der Spaltung sehr schwierig. Denn es ist im Miteinander nicht einmal mehr möglich, Bezug auf dieselbe Realität zu nehmen.

Das führt dazu, dass die eine Seite nicht versteht, was die andere sagt, und umgekehrt. Es führt auch dazu — und das mögen viele gerade im familiären Umfeld erleben —, dass man sich im besten Fall, wenn man nicht hoffnungslos zerstritten ist, einfach nichts mehr zu sagen hat. Denn worüber soll man reden mit jemandem, der absolut unkritisch jede von oben verordnete Erzählung glaubt, der jede noch so absurde logische Verdrehung mitmacht und vor sich selbst zu rechtfertigen in der Lage ist? Und umgekehrt, was soll man mit jemandem bereden, der voll und ganz dem Wahn von Verschwörungstheorien verfallen ist, der den Bezug zur Realität verloren hat?

Und zumindest dieser letzte Aspekt ist vollkommen richtig: Die Opposition hat den Bezug zur Realität der Folgsamen ganz und gar verloren. Aber umgekehrt verhält es sich genauso. So reißt der Kontakt nach und nach ab, und die beiden Welten, die beiden Gruppen driften weiter auseinander. Eine echte Aufarbeitung könnte diesen Trend umkehren, ist aber auf dieser Grundlage kaum möglich. Denn der Bezug zu unterschiedlichen Realitäten schließt eine sinnvolle Kommunikation nahezu aus. Und auch wenn die Daten und Fakten von RKI-Files, Cochrane-Studie, Panikpapier und vielen anderen Dokumenten die Realität der Opposition als die der Wirklichkeit nähere bestätigen, so werden die Folgsamen diesen Umstand aus verschiedenen Gründen nicht an sich heranlassen.

Sie haben die Opposition schon längst als aussätzige Spinner abgestempelt und damit jede Information, die aus dieser Gruppe kommt, als unglaubwürdig abgetan. Wie kann man den Quellen von verrückten Verschwörungstheoretikern Glauben schenken? Zudem haben sie die Folgsamkeit längst in ihre Identität „des guten Bürgers“ eingegliedert; die Grundlagen und Folgen dieser Folgsamkeit in Frage zu stellen, wäre also gleichbedeutend mit einem Angriff auf die Identität selbst. Hinzu kommt, dass man sich bei einer Aufarbeitung die Frage stellen müsste, welches Unrecht man gegenüber anderen Menschen begangen, und welchen Schaden man sich selbst durch Maske und Genspritze zugefügt hat. Man müsste sich also mit seinem Täter-Sein gegenüber anderen und gegenüber sich selbst auseinandersetzen, und das ist kein angenehmer Prozess. Zu guter Letzt müsste man sich eingestehen, dass man im Unrecht war und unrecht gehandelt hat. Auch dieser Schritt fällt niemandem leicht.

Aus diesen Gründen wird eine Aufarbeitung, wenn überhaupt, nur sehr schleppend in Gang kommen — wie nach dem Zweiten Weltkrieg, wo eine solche auch erst den folgenden Generationen, vor allem ab den 1980er Jahren, überlassen wurde. Wir befinden uns in einer ähnlichen Phase des kollektiven Schweigens und Verdrängens, wie sie die Menschen nach dem Krieg erlebt haben, um sich nicht mit ihren eigenen Anteilen an der Katastrophe beschäftigen zu müssen. Hoffen wir, dass diese Phase diesmal schneller vorbeigeht und eine Aufarbeitung doch früher geschehen kann. Nur so könnte die Spaltung der Gesellschaft überwunden werden.


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