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Nicht schimpfen — handeln!

Nicht schimpfen — handeln!

Selbstwirksamkeit ist besser als Empörung — das macht eine genossenschaftliche Initiative zur dezentralen Energieversorgung spürbar.

Wie oft haben Sie sich im Laufe der letzten Woche empört? Ist es bei Ihnen so wie bei mir — können Sie es auch körperlich spüren? Empörung erzeugt ein starkes Körpergefühl: Ich fühle meinen Körper und irgendwie ist das eine Art, sich selbst zu empfinden und manchmal gar über dieses andere, worüber man sich empört, zu erheben. Dieses Selbstempfinden ist vielleicht auch der Grund, warum so viele Menschen gerne Horrorfilme anschauen: Es ist schauerlich, aber man kann sich dabei so herrlich selbst empfinden. Aber es ist eine wahrlich sinnlose Empfindung, es sei denn man glaubt selbst nichts weiter zu sein als ein Körper, der sich selbst empfindet.

Ich bin ein Selbstbewusstsein, das heißt ein Bewusstsein, das von sich weiß, dass es ist. Und wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, ob Sie ein Selbstbewusstsein oder vielleicht doch nur ein Körper sind, der sich selbst empfindet: Versuchen Sie mal den Satz zu denken: „Ich bin nicht.“ Und fragen Sie sich dann: „Wer ist nicht?“ Und ich will in meiner Existenz einen Sinn entdecken. Für mich hat Sinnhaftigkeit etwas mit Wirksamkeit zu tun. Wenn meine Existenz einen Sinn haben soll, dann sollte diese Existenz auch eine Wirkung haben. Aus meiner Empörung ist der nicht zu gewinnen. Meine Empörung ist sinnlos. 
 
Sinnhaftigkeit im Sinne von Wirksamkeit erlebe ich als Erzieher, das heißt als Vater und als Professor und in meiner Genossenschaft — und um die geht es hier. Ich bin Vorstand einer Energiegenossenschaft und dort erleben sehr viele Mitglieder Selbstwirksamkeit: Das, was man tut, zeigt Wirkung. Eine aus meiner Sicht sehr wichtige Wirkung — deshalb schreibe ich diesen Text. Wir verurteilen nicht, wir schaffen eine bessere Alternative: in diesem Fall für die Energieversorgung. Was daran besser ist?

Eine Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien nutzt Ressourcen sorgsamer und schadet unserer Mit-Welt weniger. Die Mit-Welt!  Es ist keine „Umwelt“, das heißt um uns herum. Wir sind Teil davon und das allein, jenseits der Angst vor dem Klimawandel, ist Grund genug, sorgsam damit umzugehen. Und verzeihen Sie es mir, wenn ich Ihnen mit meinem Herumreiten auf Begriffen etwas auf die Nerven gehe: Sorgfalt fängt mit den Begriffen an, die wir verwenden, und hier geht es um Sorgfalt. Und um Verantwortung, um Rede und Antwort stehen, für das, was man tut und konsumiert.

Wenn die Errichtung der Infrastruktur für die Energieerzeugung von den Bürgern vor Ort finanziert wird, dann fließt das Ergebnis dieser wirtschaftlichen Tätigkeit, die sogenannte Dividende, auch an die Menschen vor Ort zurück, anstatt dass sie über „Vermögensverwalter“ an Vermögende irgendwo auf der Welt aus der Region abfließt. Das stärkt die Kaufkraft vor Ort und damit die lokale Wirtschaft.

Wenn die Bürger vor Ort Mit-Eigentümer der Infrastruktur werden, dann schafft das Akzeptanz für die Transformation des Energiesystems. 

Die Wirkungsstärke von „Gemeinschaft“ wird erlebbar. Gemeinsam bewältigt man Investitionen, die für den Einzelnen undenkbar wären.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, was sie bewirken, wenn sie ihr Erspartes einer Bank oder gar einem „Markt“ anvertrauen, einzig mit der Vorgabe: „Bring mir Rendite.“ Bürgerenergie bringt zwar auch Rendite, aber im Einklang mit Menschen und Natur und durch die Bereitstellung eines für Jeden unabdingbaren Produktes, und es bringt Rendite für die Menschen vor Ort statt für anonyme Großinvestoren in der Ferne. Bürgerenergie macht Selbstwirksamkeit erlebbar. Die Solaranlage auf dem Dach der Schule und das Windrad auf dem Hügel stehen jetzt da als Wirkung der eigenen Tätigkeit:

„Dazu habe ich einen Beitrag geleistet, die versorgen uns nun mit sauberer Energie und die sind auch ein Baustein meiner Finanzreserven.“

Und wieso als „Genossenschaft“? — Weil Genossenschaft eine sorgfältig geprüfte, basisdemokratische und sehr stabile Organisationsform ist, bei der kein Mitglied sich über eine Häufung von Anteilen erhöhten Einfluss auf das Unternehmen sichern kann. Deshalb gibt es oft Genossenschaften freier Träger von Schulen, Bauvorhaben oder auch Banken. Bei den meisten Energiegenossenschaften reichen 100 Euro, um Mit-Investor zu werden, und die positive Wirkung einer Investition, für die man sich selbst entscheidet, zu erleben. Und es existieren in Deutschland mehrere hundert Energiegenossenschaften.

Langfristig sollten noch stärker Schulen und Hochschulen und zum Beispiel auch Einrichtungen des Gesundheitswesens in Trägerschaft der lokalen Bevölkerung gelangen. Und das heißt nicht notwendigerweise in Trägerschaft der lokalen Behörden: Eine Genossenschaft von direkt betroffenen Bürgern handelt in der Regel deutlich engagierter und effizienter als die lokale Politik.

Ich selbst lege aktuell Priorität auf die Umgestaltung der Energieversorgung und hiermit lade ich Sie herzlich dazu ein mitzumachen. Sie können damit anfangen, dass Sie das Thema im Freundeskreis ins Gespräch bringen. Wenn bei Ihnen vor Ort bereits eine Energiegenossenschaft existiert, können Sie prüfen, ob eine Mitgliedschaft in Frage kommt. Und wenn vor Ort noch keine Genossenschaft existiert und Sie sich nicht nur finanziell einbringen wollen, können Sie Mitstreiter suchen und eine Genossenschaft mitgründen.

Wenn der Aufwand zur Gründung Sie zunächst verunsichert, können Sie auch als Regionalgruppe einer in der Nachbarschaft existierenden Energiegenossenschaft anfangen, Projekte umzusetzen: Wir haben in unserer Genossenschaft im Laufe der letzten zwei Jahre fünf solcher Gruppen gegründet: Auch das ist eine Möglichkeit, mit geringem Aufwand Selbstwirksamkeit zu erleben. Melden Sie sich sonst auch gerne bei mir, wenn Sie mehr dazu erfahren wollen.


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