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Schuss um Schuss

Schuss um Schuss

Die USA sind auf einem gutem Weg. Eine Satire von Ullrich Mies.

Vor ihrer weit greifenden Entscheidung informierten sich die Politiker über den aktuellen Stand der Schießereien in den USA. Für den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 26. Februar 2018 lieferte das Gun Violence Archive, das täglich aktualisiert wird, folgende Daten:

  • 8.256 Vorfälle
  • 2.247 Tote
  • 3.842 Verletzte
  • 86 getötete oder verletzte Kinder im Alter von 0 bis 11 Jahren
  • 429 getötete oder verletzte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren
  • 34 Massenschießereien.

Damit hatten sie es schwarz auf weiß: Schul-, Universitätscampus- oder sonstige Schießereien mit vielen Toten, Verletzten sowie Traumatisierten sind kein Ausnahmephänomen, sondern gehören in den USA zum ganz normalen Alltag. Darum wiederholen sie sich auch mit steter Regelmäßigkeit.

Das letzte Schulmassaker vom 14. Februar, als ein durchgeknallter 19-jähriger in einer High School von Parkland, Florida, 17 Menschen ermordete und noch weit mehr verletzte, liegt erst wenige Tage zurück. Typische Beispiele für die Situation in den USA finden sich auf youtube unter dem Stichwort: „Schusswaffen USA“. Wie Vollpfosten mit Waffen hantieren zeigt exemplarisch dieses Video:

Wie der Autor, Miteigentümer der in 87 Ländern mit eigenen Büros vertretenen Satire-Agentur „Unbelehrbare“, aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, sind Regierung, US-Kongress und Senat nun fest entschlossen, der Administration und den US-Bürgern mit einer Gesetzesinitiative, dem „Shoot-First-Ask-Later-Law“, unter die Arme zu greifen und die Zustände im eigenen Land endlich zum Positiven zu wenden.

Die US-Legislative hat mit diesem grandiosen Gesetz einen großen Wurf getan und erkannt, wie sie das Land von seinem Schusswaffen- und Gewaltenthusiasmus ganz pragmatisch zum Wohle aller befreien kann. Niemand soll mehr unvorbereitet aus dem Hinterhalt erschossen werden.

Mit dem neuen „Shoot-First-Ask-Later-Law“ besinnen sich die USA auf die wahren Werte ihrer Westernhelden und damit auf die kulturellen Wurzeln der guten alten Zeit. Diese Helden trugen zu ihrer eigenen Sicherheit stets Colts und Munition am Gürtel. Streitereien wurden immer direkt und im fairen Duell ausgetragen, Schuss um Schuss, Mann gegen Mann. Hinterhältigkeit war den Westernhelden fremd. Derjenige, der dem Wettbewerb unter Helden nicht gewachsen war, wurde konsequenterweise erschossen. Das waren noch Zeiten!

Mit dem neuen „Shoot-First-Ask-Later-Law“ können die US-Amerikaner endlich wieder aufatmen. Die Nation kann regelrecht aufblühen und im Wege eines Selbstreinigungsprozesses wieder zu sich selbst finden.

Schusswaffeneinsatz zwingend vorgeschrieben

Das Gesetz wird in zwei Phasen realisiert. In Phase I des „Shoot-First-Ask-Later-Law“ werden alle Politiker, Regierungsbeamten und -angestellten verpflichtet, privat und im Dienst ständig mindestens 2 Schusswaffen zu tragen.

Diese Verpflichtung gilt für die Mitarbeiter des Pentagon, der 17 Geheimdienste, des Department of Homeland Security, die Eigentümer und Beschäftigten aller Think Tanks, der Kontraktfirmen und Universitätsinstitute sowie die Mitarbeiter der Wall Street und der PR-/Medien-Industrie.

Eine der Schusswaffen hat eine Automatikwaffe mit mindestens 20-Schussmagazin zu sein und alle Waffenführer müssen mindestens 4 weitere Reservemagazine bei sich tragen. Die Automatikwaffen sind grundsätzlich so einzustellen, dass sie auf Dauerfeuer stehen. Die Geschossenergie soll 2.000 Joule nicht unterschreiten.

Das Gesetz sieht darüber hinaus vor, dass im Schusswaffengebrauch Ungeübte – für eine Übergangszeit von 6 Monaten – angehalten sind, bei Auseinandersetzungen Hieb- und Stichwaffen zu benutzen. In jedem Fall muss der tödliche Ausgang jedweden Dissenses gesichert sein. Ist der Gegner nur kampfunfähig oder verletzt, muss nachgeschossen oder -gestochen werden.

Grandioser Erfolg

Bereits in den ersten Tagen nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes haben seinen vollen Erfolg eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Es hat zahlreiche Massaker mit tausenden Toten unter Politikern und Beamten sowie Angestellten in den Brutstätten des US-amerikanischen Exzeptionalismus und der organisierten Kriegstreiberei gegeben. Manche Flure des Pentagon und der CIA sind inzwischen menschenleer.

Insbesondere in den Planungsabteilungen der Mininuke-Atomkriege des Pentagon und des Energieministeriums herrscht Totenstille. Dort hatte sich der Hass zwischen den unterschiedlichen Biozidplanungskommissionen derart angestaut, dass es unter ihnen zu einem wahren Blutrausch kam. Erstaunlich oft wurden Hieb- und Stichwaffen eingesetzt.

Auch die Spekulanten-Krakelhälse an der Wallstreet haben sich massiv dezimiert. Es ist unklar, warum diese vorzugsweise zur Generation leistungsgesteigerter Maschinenpistolen der Marke Heckler & Koch, hier der Version MP7 mit Kaliber 9 Millimeter und vorgeschriebenem 20-Schuss-Magazin griffen. Ebenso weiß niemand, warum gerade in PR-Firmen so viele Kurz- und Langschwerter mit extrem kostspieligen japanischen Damaszenerklingen zum Einsatz kamen.

Auch hat niemand eine Erklärung dafür, warum sich in den Medien-Fabriken des quasi-faschistischen Moguls Murdoch die Konfliktparteien die Kehlen mit Gurkha-Krummschwertern aus hochwertigem Stahl durchgeschnitten haben. Befragungen konnten nicht durchgeführt werden, da Tote nicht mehr reden können. Um den inneren Reinigungsprozess nicht zu beeinträchtigen, hat die Regierung strengste Geheimhaltung über die Anzahl der Toten verordnet.

Die Phase II des „Shoot-First-Ask-Later-Law“ tritt ab 1. April 2018 in Kraft und schreibt den Schusswaffeneinsatz in Kindergärten, Schulen und Universitäten, bei öffentlichen Groß-Events, zum Beispiel Sportveranstaltungen, bei Demonstrationen sowie für Aufsichtspersonen in Bussen, Zügen und auf Flughäfen zwingend vor.

Das soll ja ein schönes Reinemachen werden, aber hallo!

Ein Friedensforschungsinstitut prognostiziert für Anfang 2019, dass dann in den USA nur noch friedliebende Menschen leben werden.


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