Es gab einmal, so steht es in einem Gedicht des spanischen Dichters José Agustin Goytisolo, einen freundlichen Wolf, der von den Schafen malträtiert wurde, einen bösen Prinzen, eine gute Hexe und einen ehrlichen Piraten. Diese freundlich verdrehte Welt hat außer den Verdrehungen nichts mit der aktuellen Welt gemein. Hier suchen wir vergeblich das Märchenhafte und Poetische. Anstelle freundlicher Wölfe gibt es Kriegstüchtigkeit und anstatt ehrlicher Piraten Faktenchecker, Framing und Propaganda.
Wie komme ich möglichst heil durch diese Zeit? Gibt es eine wichtigere Frage angesichts der drohenden Kriegsgefahr, Lebenszerstörung und Vollüberwachung? Gibt es überhaupt noch einen Weg hindurch? Auch manch optimistische Stimme der vergangenen Jahre verstummt.
Viele richten sich darauf ein, dass es vielleicht schon in absehbarer Zeit so richtig knallt, wobei sich wohl kaum jemand von uns vorstellen kann, was es bedeutet, im Krieg zu leben und selbst betroffen zu ein.
Wird unsere Nahrung rationiert werden? Wird es Energieengpässe geben? Werden wir im Winter frieren? Werden die Löhne und Renten noch bezahlt? Werden Drohnen über unseren Köpfen kreisen und Bomben fallen? Wird all das bei uns passieren, was wir bisher nur aus den Kriegserzählungen fast ausgestorbener Generationen und über virtuelle Bilder mitbekommen haben?
Düstere Vorhersagen
Aus Sicht des Prophezeiungsforschers Stephan Berndt sieht es nicht gut aus. In über 30-jähriger Arbeit hat er die Vorhersagen zahlreicher Seher aus allen Kontinenten analysiert und zusammengefasst (1). Seit etwa 1.000 Jahren sagen hellsichtige Menschen eine globale Krise voraus, die auf dem Höhepunkt eines kulturellen und moralischen Niedergangs eintreten und mit einem Weltkrieg enden soll. Bevor dieser Weltkrieg jedoch zu einem alles vernichtenden Atomkrieg eskaliert, würde eine nicht irdische Macht in das Geschehen eingreifen und dem Weltkrieg noch rechtzeitig ein Ende setzen.
Die Prophezeiungen von christlichen Hellsehern, nordamerikanischen Indianern, Mongolen und alten islamischen Quellen haben eines gemein: Sie sprechen von einer dreitägigen Finsternis und der Auslösung verschiedenster Naturkatastrophen, die viele Opfer fordern werden. Es braucht immer weniger Fantasie, um sich vorzustellen, dass dieses Szenario tatsächlich eintreten kann. Wie in der Erzählung Edgar Allan Poes „Die Maske des roten Todes“ amüsieren wir uns noch ein wenig, bis am Ende, unausweichlich, der Tod wartet.
Das große Wagnis
Wir werden sterben. So lautet die Wahrheit, der niemand entrinnen kann. Ob auf dem Schlachtfeld oder im Bett: Uns alle ereilt dasselbe Schicksal. Irgendwann wird es vorbei sein. Einmal wird der Atem aus unserem Körper weichen. Mit diesem Gedanken möchte ich niemandem den Sommer verderben. Ich möchte einen ersten Schritt machen, das Unausweichliche vom Möglichen zu unterscheiden.
Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, bedeutet nicht Depression und Verzweiflung, sondern kann im Gegenteil ein echter Eintritt ins Leben sein. Jetzt geht es erst richtig los! Denn der Tod gehört zum Leben.
Er steht der Geburt gegenüber. Beide sind Portale in eine bisher unbekannte Welt. Was nach dem Tod kommt, das können wir nur erahnen. Was nach der Geburt erfolgt, das können wir mitgestalten.
Solange keine Bomben auf uns fallen und wir noch Handlungsspielraum haben, können wir diesen benutzen, um das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Wir können leben statt überleben. Bevor wir durch das nächste Tor schreiten, müssen wir nicht erdulden, was andere uns aufzuzwingen versuchen. Wir können die Ereignisse nehmen, wie sie sind, und lernen, in ihnen zu lesen. Das ändert sie nicht. Doch es verändert uns.
Der große Schwindel
Angesichts dessen, was aktuell in der Welt geschieht, dreht sich vielen der Kopf. In dem Kapitel, das gerade geschrieben wird, ist nicht dort Sicherheit drin, wo Sicherheit draufsteht. Gesundheit bedeutet nicht Gesundheit, Gleichheit nicht Gleichheit, rechts nicht rechts, links nicht links und grün nicht grün. Nie wieder Krieg und nie wieder Auschwitz haben zu einem neuen Krieg und einem neuen Auschwitz geführt.
Doch was machen wir nun? Was machen wir mit diesem Wissen, bei dem sich manchem vor Empörung, Wut oder Ekel förmlich der Magen umdreht? Was machen wir angesichts derer, die die Verdrehungen und Lügen inszenieren, vor allem aber derer, die sie mittragen und erst ermöglichen und dabei in ihrer Selbstgerechtigkeit unantastbar sind, weil sie der festen Überzeugung sind, zu den „Guten“ zu gehören?
Was machen wir gegenüber einer duckmäusernden Mehrheit, die die Rebellierenden angreift und die eigentliche Gefahr nicht zu sehen bereit ist (2)?
Der französische Dichter Charles Baudelaire sah die Welt als einen Wald von Symbolen. In jedem Ereignis schwingen mehrere Bedeutungsebenen mit. Man muss gewissermaßen zwischen den Zeilen lesen, um sie zu erkennen. Wie beim „Magischen Auge“, einer Buchreihe mit computergenerierten Stereogrammen, die in den 1990er-Jahren Erfolg hatte, erschließt sich eine neue Dimension, wenn der Betrachtende sich entspannt.
Eine Frage der Perspektive
Wer die Dinge so sieht, der öffnet ein Buch, das er zugleich liest und schreibt, im Sinne des französischen Malers Marcel Duchamps: Der Betrachter macht die Kunst. „Was willst du mir sagen?“ ist die Frage dessen, der sein Leben nicht erträgt, sondern es mitgestaltet. Was ist die Information hinter dem Ereignis? Was schwingt mit? Was steht zwischen den Zeilen? Hierfür braucht es beide Gehirnhälften, Übung und Intuition: die Fähigkeit zur unmittelbaren Anschauung, ohne sofort den Verstand zu gebrauchen; das, was man bisher verstanden hat.
Mein Training begann vor dreizehn Jahren mit einem Tumor in meiner Brust. „Was willst du mir sagen?“ „Es gibt ein Problem in deinem Nest, mit dem, was du nährst.“ „Was willst du mir sagen?“, fragte ich, als Corona kam. „Lass die Masken fallen“ und „Sei echt und unverfälscht“. Wer in dem Gegebenen zu lesen beginnt, der kann erkennen, dass die Lösungen innen liegen und nicht außen. Er sieht, dass die, die er sich als Retter erhoffte, keine sind.
Das System, das uns umgibt, ist unser Lehrer für die Unterscheidung zwischen Schein und Sein, schreibt Alexander Wagandt (3). „Was macht dein Menschsein aus, deine natürliche Intelligenz?“, fragt das System. „Was für ein Klima herrscht in dir?“ „Bist du in Frieden?“ „Wo siehst du dich noch als Opfer und trägst dazu bei, dass es immer neue Opfertäter gibt?“ Jedes Ereignis hat eine versteckte Informationsebene, die sich dem erschließt, der sich nicht vom bösen Wolf ins Bockshorn jagen lässt und nicht auf den Prinzen wartet, sondern zum Lebenskünstler wird.
Die Kunst des Lebens
Wer kreativ werden will, braucht Raum und Zeit, freie Zeit, Urlaubszeit. Er braucht Abstand von dem, was ihn normalerweise beschäftigt. Vielleicht setzt er sich ans Meer, an einen See, einen Fluss, vielleicht rastet er auf Bergeshöhen. Vielleicht spürt er im Gesang der Zikaden, wie die Luft schwingt und wie alles vibriert. Das ist der Moment, in dem die Intuition kommen kann.
Der Lebenskünstler lässt Zeit und Raum hinter sich und mit ihnen die Wellen der Informationsflut, die Aktualität, die ihn gefangen hält. Er tritt ein in etwas Größeres, Weiteres, in eine Welt, in der es tatsächlich freundliche Wölfe und ehrliche Piraten gibt, eine Zeit, bevor die Dinge verdreht wurden. Es hat sie gegeben.
Es hat Zeiten gegeben, in denen tatsächlich Liebe gelehrt wurde und nicht Macht, Zeiten, in denen die Fürsorge und nicht die Herrschaft im Zentrum des Lebens standen.
Tief liegen sie unter unserer Aktualität vergraben, die alten Schriften und geheimen Lehren. Sie sind noch da wie die alten Kraftplätze der Erde und das Wissen, das sich über Erfahrung offenbart. Sich damit zu beschäftigen, ist keine Flucht aus der Realität. Es kann helfen, die aktuelle Realität besser zu verstehen und sie leichter zu überwinden, wenn sie in ein Großes, ein Ganzes eingewebt gesehen wird, wenn, mit den Worten Jean Gebsers, die Schnipselwelt in etwas Umfassendes integriert wird.
Unterwegs
Leben ist Entwicklung. Evolution ist ein universaler Prozess, der alle Lebensbereiche betrifft: von Kultur und Wissenschaft zu Sternen und Galaxien, von Atomen und Molekülen zum menschlichen Sein. Wir sind immer auf dem Weg und nie am Ziel. Im großen Werden und Vergehen ist der Weg das Ziel. „Wo will ich hin?“ Nicht Rastlosigkeit steht hinter der Frage, nicht Missachten des Erreichten, sondern die Notwendigkeit der Orientierung.
Hierzu bietet jeder Tag eine neue Chance. Jeder Augenblick ist eine Gelegenheit, die eigenen Grenzen auszutesten und zu überwinden, den Raum also auszudehnen, das Spielfeld, auf dem wir unterwegs sind. Nein sagen zu den Verdrehungen und Lügen und den Zwängen, die sich daraus ergeben. Ja sagen zu dem, was wir wirklich wollen. Nicht auf die Ablenkungen hereinfallen, nicht wie mit Widerhaken an den Ereignissen hängenbleiben. Sich von den Ketten befreien und den freien Willen ganz und gar leben.
Die Verbote abstreifen, vor allem das, was man sich selbst nicht erlaubt, und sich alle Autorität geben für ein großes JA! zu einem kraftvollen, freien, bewussten Leben voller Liebe, Freude und Frieden.
Aufhören, sich immer wieder die Geschichten von Erniedrigung, Demütigung und Verurteilung zu erzählen, und im Augenblick ankommen. Diese Art Ankunft bedeutet nicht Stillstand und Tod, sondern einen Anker zu werfen in eine Zukunft, die darauf wartet, von uns gestaltet zu werden.
Hierfür gilt es, sich bereitzuhalten. Nicht warten und die Hände in den Schoss legen, sondern das Feld halten, in dem die Ereignisse Form annehmen. Wir sind der Boden, auf dem sich die Dinge abspielen. Ihn klar und rein zu halten, frei von Verdrehungen und Lügen, hier für Frieden und Harmonie zu sorgen, ist die große Aufgabe, vor der jeder Einzelne von uns steht.
Es atmet mich, lautet ein Leitsatz im autogenen Training. Es möchte etwas durch uns hindurchfließen, das uns bittet, ihm keinen Widerstand entgegenzusetzen und es wirken zu lassen. Was es ist, darüber haben wir keine Kontrolle. Was wir kontrollieren können, ist allein, in welchem Zustand wir den Raum halten, aus dem heraus es wirken kann. Das wird vielleicht keinen Krieg verhindern. Doch es wird Kräfte einladen, die den Schaden begrenzen können.

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Quellen und Anmerkungen:
(1) Stephan Berndt: 3 Tage im Spätherbst: Wie Hellseher weltweit seit Jahrhunderten eine 3-tägige Finsternis für unsere Zeit vorhersehen, Kopp-Verlag 2024
(2) https://www.manova.news/artikel/das-gluck-des-unterworfenen
(3) https://alexander-wagandt.de/themenportal/gesetz-der-verdraengung/