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Daumen hoch!

Daumen hoch!

YouTube zeigt die Anzahl der Dislikes nicht mehr an, was eine neue Form der Zensur darstellt.

Dass die Dislikes auf YouTube nicht angezeigt werden, ist zunächst nichts Neues. Schon seit geraumer Zeit wird dies bei den Kommentaren unter den Videos praktiziert. Man kann zwar einen Kommentar disliken, angezeigt werden hingegen nur die Likes. Nun wurde dies auf die Videos übertragen.

Warum? YouTube erklärt — beziehungsweise rechtfertigt — dies in einem Blog wie folgt: Man habe bemerkt, dass das Like-Dislike-Verhältnis kein Gradmesser für die Qualität des Videos sei. Dislikes hätten einen Zugeffekt dergestalt, dass eine Überproportionalität an Dislikes andere dazu verleiten würden, es den jeweiligen Dislikern gleich zu tun. Der Dislike-Button sei ein Mittel für Shitstorms und andere Hate-Aktionen. Der Dislike-Abwärtssog würde dazu führen, dass Videos oder der YouTuber/Content-Creater selbst pauschal in Misskredit geraten würden. User-Massen wären zu einem Dislike aus Prinzip verleitet.

Dem wolle nun YouTube einen Riegel vorschieben und die Dislikes nur noch für den betreffenden YouTuber sichtbar machen. Der Content-Creater solle vor Stress geschützt werden sowie von Nachteilen, die sich aus einer Flut an Dislikes ergeben.

Das mag zunächst auch ganz logisch klingen, und Beispiele für die YouTube-Argumentation gibt es sich sicherlich zuhauf. Logisch ist es aus einer gewissen Perspektive deswegen, da — und das betont auch YouTube — andere (Video-)Plattformen über gar keinen Dislike-Button verfügen. Man denke nur an Facebook, Instagram und Twitter.

Doch bei näherer Betrachtung schält sich heraus, dass die ins Feld geführten Argumente nichts als eine schlichte Rechtfertigung sind, um eine subtile Art der Zensur durchzusetzen. Denn mit dem Schwund der Anzeige über das Like-Dislike-Verhältnis geht die Relation verloren. Warum? Machen wir einmal folgende Rechnung:

Ein Video hat 50.000 Likes? Wow, dieser Beitrag muss ja ein absoluter Kracher sein! Sehr schnell würde sich der Eindruck relativieren, sähe der User, dass diesen 50.000 Likes 450.000 Dislikes entgegenstehen.

Dann würde dies nämlich bedeuten, dass das Video eine Dislike-Quote von 90 Prozent hat. Es macht also einen erheblichen Unterschied, ob die Dislikes angezeigt werden oder nicht.

Vor einigen Jahren war dieses Verhältnis noch deutlicher ersichtlich, als es unter jedem schlechten Video Möhren gab. Möhren deswegen, da die Dislikes in Organge angezeigt wurden, die Likes in einem Grün. Daraus ergebend sah das Like-Dislike-Verhältnis bei einem unbeliebten Video in Form und Farbe wie eine Möhre aus. Aber nun gibt es weder Möhren noch Zahlen. Wir sehen nur Likes. Die Dislikes — aus welchen Motiven auch immer heraus sie gegeben wurden —bleiben im Verborgenen. Das erinnert doch ein klein wenig an das Vertuschen und Überdecken unschöner Stellen in autokratischen Staaten in den Zeiten, in welchen dort Großereignisse wie Olympiaden oder Fußballweltmeisterschaften stattfinden. Was für das Auge der Welt hübsch und vorzeigbar erscheint, wird gezeigt – der Rest verschwindet.

Da sind wir auch schon beim springenden Punkt. Der Dislike-Button ist nämlich hoch politisch und gewann im Besonderen in den Zeiten des Ausnahmezustandes an Bedeutung. In Deutschland zeigte sich dies ganz offenkundig bei den auf YouTube angezeigten Eilmeldungen betreffend Corona. Ganz gleich ob Welt, ZDF, Tagesschau, AFP Deutschland und Konsorten — es wucherte unter diesen Videos nur so von dem, was man früher als Möhren sehen konnte. Das Like-Dislike-Verhältnis verlief ganz klar zu Letzteren.
Die Kommentarfunktionen waren in aller Regel gesperrt, wodurch der entrüstete Zuschauer lediglich mit einem Dislike seinen Unmut zum Ausdruck bringen konnte. Doch jetzt wird dem User selbst diese Form des Widerspruchs genommen.

Uns werden nun etwa die neuesten Verkündungen von Olaf Scholz zur Impfpflicht auf YouTube angezeigt oder empfohlen, ohne dass dem User eine Möglichkeit zum Widerspruch übrigbleibt.

Weder kann er den politmedialen Ergüssen in den Kommentaren widersprechen, noch seine Ablehnung in Form eines „Daumen-nach-unten“ zum Ausdruck bringen. Angezeigt wird nur noch, was dem Beitrag affirmativ gegenübersteht. Der Dissens verschwindet, wird ausgeblendet und letztlich der Eindruck erweckt, es gäbe ihn gar nicht.

Der Unzufriedenheit wurde ihre Ausdrucksform geraubt. Der einzig zählbare Daumen nach oben symbolisiert gewissermaßen Merkels Mantra der Alternativlosigkeit. Es erinnert zugleich an die Malerei auf der Berliner East-Side-Gallery von Michail Serebrjakow mit dem Titel „Diagonale Lösung des Problems“. Dort sehen wir einen Daumen, der mittels einer am Handgelenk befestigen Kette zwangsweise gen Himmel gestreckt wird.

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Michail Serebrjakow „Diagonale Lösung des Problems“ ©: Quelle: Thurn, Joachim F. https://www.bild.bundesarchiv.de/dba/de/search/?query=B+145+Bild-F088809-0030


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