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Es ist nicht zu spät

Es ist nicht zu spät

Hören wir auf, unsere Umgebung mit unserem Pessimismus zu vergiften.

Manchem mag es vorkommen wie ein Märchen, wenn ich über meine Hoffnung schreibe, über die Möglichkeiten, die in uns stecken, über die Kraft einer einzigen Flamme in der Dunkelheit und das Licht, das dorthin fließt, wo es dunkel ist. Romantischer Quatsch! In der wirklichen Welt geht es anders zu. Da wird gekämpft und gehungert, gemordet und geplündert, ausgebeutet und dem Erdboden gleichgemacht.

In der Welt da draußen gibt es entsetzliche Verbrechen und himmelschreiendes Leid, so unerträglich und so ungeheuerlich, dass wir meistens nur den Kopf wegdrehen können. Das Monster der Gewalt und des Unrechts ist so mächtig, dass viele, die ihm begegnen, nur ohnmächtig in die Knie sinken können, um sich ihm zu ergeben.

Es mutet wie weltfremder Humbug an, wenn ich mit meinen schönen Bildern komme von einer Flamme, die stärker ist als dieses Monster, und die uns aus der vermeintlichen Ohnmacht befreien kann. Wenn das so ist: Waren dann die in den Konzentrationslagern selber Schuld? Verhungert im Jemen die Bevölkerung, weil die Menschen dort zu schwach sind, um sich aufzurichten und sich ihrer Möglichkeiten bewusst zu werden?

Zwei Realitäten

Unsere Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass es Menschen gibt, die zu Opfern werden und andere, die sie dazu machen. Es gibt Menschen, die durch ihr Handeln Schuld auf sich laden. Das ist eine Realität. Doch ich habe erfahren, dass es noch eine andere Realität gibt.

Als ich an Krebs erkrankte, habe ich mich geweigert, mich als Opfer meiner Krankheit zu sehen. Von außen gesehen war ich es: Mir passierte etwas Schreckliches, das mich quälte und töten konnte. Aber in mir sah es anders aus. Hier fühlte ich mich als Königin in meinem Reich. Hier entdeckte ich Möglichkeiten, die ich niemals vermutet hätte. Und hier erfuhr ich, dass es zwei Realitäten gibt und dass man sich in der Konfrontation mit dem eigenen Ende innerlich groß, weit und vertrauensvoll fühlen kann.

Die heilende Kraft der Liebe

Im eigenen Leib spürte ich die Veränderungen, die vor sich gehen, wenn ein Problem, so bedrohlich es auch scheint, liebevoll angenommen wird. Mein Körper ist wieder ins Gleichgewicht gekommen. Ich habe ihn nicht bekämpft und nicht bejammert und ich habe mich nicht gleichgültig oder frustriert abgewendet.

Ich habe einen anderen Weg gewählt: Ich habe die Verantwortung für mein Leben übernommen, indem ich zuhörte, was mein Symptom mir zu sagen hatte, und versuchte, mir selbst dabei so achtsam wie möglich zu begegnen. Ich bin nicht die einzige, bei der das funktioniert hat (1). Liebe heilt. Das ist keine blümchenhafte Schwärmerei, sondern eine Realität, die heute auch wissenschaftlich erforscht und nachgewiesen wird (2).

Wenn also ein einzelner Körper, der sich ja eigentlich aus unzähligen kleinen Zellen und Kolonien von Mikroorganismen zusammengesetzt, durch Akzeptanz, Sanftheit und Liebe geheilt werden kann, dann ergibt sich daraus für mich die Annahme, dass das auch bei größeren, umfassenderen Organismen funktionieren kann, wie zum Beispiel einer ganzen Gesellschaft.

Die formgebende Kraft des Geistes

Dieser Bogen ist weit gespannt. Ich gehe noch ein Stück weiter: Es ist heute bekannt und in zahlreichen Versuchen nachgewiesen, dass wir nicht nur dazu in der Lage sind, per Gedanken Einfluss auf die Prozesse zu nehmen, die sich innerhalb unserer Körper abspielen. Wir können auch Drohnen steuern (3) und Tetris spielen (4), ohne auch nur einen Finger zu rühren. Es ist eine Tatsache: Unsere Gedanken steuern Prozesse, die sich in unserer Umgebung abspielen, ohne dass es eine materielle Verbindung gibt.

Die Erkenntnis ist nicht neu. Unsere Wissenschaft hat schon vor über 100 Jahren nachgewiesen, dass der Geist die Materie formt. Eigentlich müsste uns klar sein, was für ein unglaubliches Werkzeug jedem von uns damit zur Verfügung steht. Wer sich für informiert und aufgeklärt hält, müsste also wissen, dass wir durch die Energie unseres Denkens einen direkten Einfluss darauf nehmen, wie sich unsere Welt gestaltet.

Virtuelles Gift

Wie kommt es, dass unter denen, die begriffen haben, dass es ein Problem gibt, so viele sind, die meinen, dem Menschen geschähe es ganz recht, wenn er so schnell wie möglich von diesem Planeten verschwindet? Was führt jene, die sich selbst als kritisch, engagiert und betroffen bezeichnen, dazu, ihre negativen Gedanken wie Giftpfeile zu verschießen und damit massiv zu der Zerstörung beizutragen, die sie kritisieren? Wie ist es möglich, dass regelmäßig wahre Shitstorms losbrechen, wenn von Verantwortung die Rede ist und diese beharrlich weiter mit Schuld verwechselt wird?

Das verwundert nicht bei Menschen, die nichts von den Problemen unserer Zeit wissen wollen oder bei denen, die davon profitieren, dass sich andere als hilflose Opfer fühlen. Sie können dadurch umso besser manipulieren und ihre Dienste verkaufen. Doch warum tun es die, die sich doch eigentlich eine bessere Welt wünschen und vorgeben, auch in diesem Sinne zu handeln?

Der Mensch: wirklich eine Fehlkonstruktion?

Während hier menschenverachtende Untergangsparolen die Runde machen, kämpfen in den weniger wohlhabenden Gegenden des Planeten ganze Völker ums Überleben. Ihr Sterben müsste jenen, die von der Schlechtigkeit des Menschen überzeugt sind, und die uns als „Irrtum der Natur“, als „Programmierfehler“ bezeichnen, doch eigentlich entgegenkommen. Oder wie ist das gemeint?

Wie kann jemand, der den Menschen als Fehlkonstruktion begreift und sagt, dass es sowieso zu spät ist, überhaupt selbst weiterleben? Müsste er seiner Existenz nicht schnellstmöglich ein Ende setzen, um die Erde von seiner Präsenz zu befreien? Müsste er nicht Familie, Kinder, Freunde dazu überreden, es auch zu tun, um glaubwürdig zu bleiben? Oder geht es bei „dem Menschen“ gar nicht um ihn selbst, sondern um die anderen? Sind die anderen für die Zerstörung verantwortlich? „Ich tue keiner Fliege etwas zuleide. Ich sage nur, was ich denke.“

Es geht ans Eingemachte

Genau hier fängt die Verantwortung jedes einzelnen an. Ich alleine bin dafür zuständig, was ich aussende: was ich denke, fühle, sage und wie ich mich verhalte. Niemand anderes als ich ist gefragt, wenn es um den Umgang mit einer bestimmten Gegebenheit geht. Es geht nicht um die Verantwortung anderer für ihr Leben, sondern um meine eigene Verantwortung für mein Leben.

Hören wir auf damit, jedes Mal, wenn es um Verantwortung geht, die anderen herbeizurufen, ob Täter oder Opfer, und uns hinter ihnen zu verstecken. Es ist ja nur ein Manöver, um von der eigenen Verantwortung abzulenken, so wie wir es in unserer Geschichte schon einmal getan haben, als wir uns hinter „den Mächtigen“ verborgen haben. Das Spiel des Kokettierens mit der eigenen Ohnmacht ist durchschaut. Es ist an der Zeit, die Ausflüchte hinter uns zu lassen und uns einmal uns selbst zuzuwenden.

Verborgener Lebenswunsch

Wollen wir tatsächlich, dass es mit uns zu Ende geht? Würde es uns also nichts ausmachen, wenn jetzt jemand vorbeikäme, der uns umbrächte oder uns eine Waffe in die Hand legte, mit der wir es selbst tun können? Wie kommt es, dass wir uns trotz unseres Pessimismus so sehr an den Glauben an unsere verlängerte Lebenserwartung und die Fortschritte der industriellen Medizin klammern? Warum schicken wir immer noch so oft diejenigen in die Verbannung, die an diesem Glauben kratzen? Warum wird der Tod aus unserem Leben weitestgehend ausgeklammert? Wie erklärt sich der wachsende Erfolg des transhumanistischen Ideals?

Möchten wir nicht eigentlich lieber leben? Nur anders? Besser? In einer harmonischeren, gesünderen, gerechteren Welt? Sind wir im Grunde gar nicht lebensmüde, sondern nur entsetzlich frustriert, weil alles, was wir bisher versucht haben, nicht funktioniert? Bräuchten wir jemanden, der uns sagt, wie es geht?

Aber da ist niemand. Wir wissen nicht, wie wir es anstellen sollen. Und die anderen offensichtlich auch nicht. Wir sind ganz allein mit uns und unserem Spiegelbild. Machen wir was draus. Versuchen wir, nicht immer wieder das zu wiederholen, was nicht klappt, sondern etwas anderes, über das wir uns bisher vielleicht lustig gemacht haben, weil man so ja wohl nichts verändern kann. Was haben wir schon zu verlieren? Schließlich fanden wir alle großen Entdeckungen in unserer Geschichte zunächst lächerlich, bevor sie offensichtlich wurden.

Im Spiegel

Also los. Stellen wir uns vor den nächsten Spiegel, sehen wir uns selbst an und sagen zu uns: Du bist schön. Du bist perfekt so, wie du bist. Ich akzeptiere dich mit all deinen Fehlern und Schwächen. Ich liebe dich. Was passiert? Wie fühlt sich das an? Wohlig? Grauenhaft? Unmöglich? Was mich betrifft, so hätte ich mir bis vor Kurzem lieber die Zunge abgebissen, als mir das zu sagen. Wie sollte ich dieses struppige, mit Fehlern und Lastern beladene Geschöpf da auf der anderen Seite lieben?

Nun, es ist wohl klar, dass jemand, der sich selbst nicht achtet und liebt, wohl kaum dazu in der Lage ist, anderen Menschen etwas entgegen zu bringen, was er selbst nicht hat. Wer könnte in die Welt hinausgehen und vorgeben, „auf der richtigen Seite“ zu stehen, wenn er für sich selbst keine Liebe empfindet?

Die Verbindungen wieder aufnehmen

Nur wer sich selbst nahe ist, kann auch zu anderen Nähe aufbauen. Nur wer sich selbst ein Freund ist, kann auch anderen Freundschaft anbieten. Nur wer sich selbst mit seinen Fehlern und Schwächen annimmt, kann dazu beitragen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden.

Unser größtes Problem ist nicht die Zerstörung um uns herum. Unser größtes Problem ist unser mangelndes Selbstwertgefühl. Daran krankt unsere Welt. Wir haben gelernt, unser Ego aufzuplustern, aber nicht, uns selbst zu achten, weich zu sein und uns sanft in den Arm zu nehmen: Mein armer Liebling, was hast du durchgemacht. Ich habe gar nicht gesehen, wie allein ich dich gelassen habe. Ich verspreche dir, mich ab jetzt besser um dich zu kümmern.

Jenseits des Schleiers

Wer das tut, der sieht auch die Welt mit anderen Augen. Er sieht die Perfektion in der Natur, deren Teil er ist. Er sieht die Fehler, aber auch die unglaubliche Schönheit, die allem Lebendigen innewohnt, auch ihm selbst. Er sieht die Wärme in den Augen der anderen und ihr Bemühen, ihr Bestes zu geben.

Niemals in unserer Geschichte gab es so viele Menschen und Organisationen, die sich für das Wohl aller einsetzen. Niemals zuvor hatten Menschen jeder Hautfarbe, jedes Alters und jedes Geschlechts so sehr die Möglichkeit, aufzustehen und sich miteinander zu verbinden wie heute. Niemals konnten wir all jenen, die sich seit Menschengedenken für unsere Befreiung eingesetzt haben, so sehr die Ehre erweisen wie heute.

Wenn die Schleier fallen, offenbart sich uns eine neue Realität. Da ist kein wehleidiges Jammern mehr, kein virtuelles Auskotzen, keine lakonisch dahingeworfenen Untergangsbemerkungen. Wer aufsteht und sich den Schlaf aus den Augen reibt, der sieht, was für wunderbare Wesen wir auch sind, dazu in der Lage, uns immer wieder selbst zu erfinden.

Wir können etwas Neues aufbauen. Wenn man das Maß der Zerstörung sieht, das wir angerichtet haben, dann wird klar, wozu wir fähig sind. Benutzen wir unsere Kräfte dafür, das Trennende zu überwinden und die Verbindungen wieder aufzunehmen: zu uns selbst, zu den anderen, zur Natur. In Gedanken, Wort und Tat. Dann ist es nicht zu spät. Dann dürfen wir hoffen.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Dazu die Erfahrungen von Anita Moorjani: https://anitamoorjani.com/
(2) Siehe dazu zum Beispiel die Forschung und Arbeit von Leonard Laskow: https://holoenergetic.laskow.net/
(3) http://braindronerace.com/
(4) http://www.spiegel.de/netzwelt/games/brainnet-wie-tetris-spielen-per-gedankenuebertragung-a-1231227.html#ref=nl-dertag


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