Finnland ist in Europa kaum bekannt, es ist das Land der tausend Seen, der Sauna und der Mücken, der Sauferei und der Kälte. Im Ausland nimmt man Finnland eher durch Skurrilität wahr: Handy-Weitwurf und Frauentragen, Baum-Umarmen, die Band Lordi, die Kaurismäki-Filme oder kürzlich den extravaganten Eurovisions-Barden Käärijä.
Seit jeher ist Finnland eine Agrarwirtschaft, es zählte bis vor kurzem zu den ärmsten Ländern Europas. Auch wenn die Bevölkerung nicht viel besaß, so lebte sie doch ein autarkes und auf eigene Art würdevolles Leben auf einem kleinen Hof; die Menschen waren befangen, dickköpfig und spröde, aber auch verbindlich und herzlich. Die Finnen waren ein ehrliches Volk, und wer unehrlich war, wurde abgestraft.
Finnen scheinen sich oft minderwertig zu fühlen, weil sie nicht so „fein“ waren wie die schwedischen oder russischen Herrenmenschen, unter denen Finnland jahrhundertelang gelebt hat, oder wie die ausländischen Unternehmer, die in Finnland Fabriken aufbauten. Dass sie eigentlich ein Volk von Bauern sind, halten viele für etwas Geringes, gar eine Beleidigung. Dabei garantiert eine eigene Landwirtschaft die Unabhängigkeit auch in schweren Zeiten und bewahrt das Wissen um ein Leben in und mit der Schöpfung; wer tagtäglich auf seinem Feld steht, weiß Dinge über die Natur, die moderne Stadtmenschen und die meisten Wissenschaftler nicht wissen. Wären die Finnen auch heute noch Bauern, hätten sie dann womöglich noch die Widerstandskraft, die heutigen Bauernfänger — die Einflüsterer globaler Einförmigkeit — vom Hof zu jagen? Die entwurzelten finnischen Stadtmenschen gehen ihnen dagegen schnell ins Netz, kaum regt sich Widerstand. Im Gegenteil: Jede Kritik an den modernen Erzählungen von Pandemie, Angriffskrieg und menschengemachtem Klimawandel ist in den Augen der meisten Finnen Verschwörungstheorie. Nicht nur das: Sie finden diese unausstehlich.
Seit 100 Jahren ist Finnland eine unabhängige Nation. Es scheint, dass sich die Finnen weiterhin als minderwertig ansehen. Schnell lassen sie sich somit für Dinge aus dem Ausland begeistern, die USA himmeln sie an. Vielleicht ist gerade die Minderwertigkeit auch der Grund dafür, warum das moderne Gleichheitsnarrativ in Finnland so dankbar aufgenommen wird. Ein natürlich gewachsenes Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Menschen wird aufgehoben zugunsten einer Ideologie, nach der ein jeder mit jedem gleichen Wertes ist. Und nicht nur das, jeder ist auch noch etwas Besonderes. Auf der Rückseite der Stühle in der Bibliothek unserer Ortschaft stehen betörende Aussagen wie „Ich bin schön“, „Ich bin genial“, und so weiter — ungeachtet der Person, die darauf sitzt.
Auf der Veranstaltung zum Ende des Schuljahres weiß die Rektorin in ihrer Ansprache davon zu berichten, dass die Schüler mit vielen Stärken ausgestattet und einzigartig sind. Dabei waren die Resultate der Schule und die jungen Menschen, die sie hervorbringt, wohl noch nie so banal, geistlos und langweilig. Viele Mädchen erscheinen bei der Schulveranstaltung in einem Aufzug, der eher zu einer Straßenhure passt. Auf einem Klassenfoto eines meiner Kinder ist ein Mädchen in einer zerrissenen Hose zu sehen; der Lehrer schickt so ein Kind aber nicht nach Hause und hat auch sonst kaum noch etwas zu melden, man spricht ihn mit Vornamen an und hat ihn auf eine Stufe mit den Schülern degradiert.
Die Rektorin lobt in ihrer Ansprache die Schüler der 9. Klasse auch für ihr Verhandlungsgeschick und merkt dabei nicht, dass Lehrer sich damit etwas aufbürden, dem sie nicht gewachsen sind. Die Schule soll nicht verhandeln, sondern Wissen vermitteln, das seit Jahrhunderten Bestand hat und die Grundlage dafür ist, neu hinzukommende Informationen zu durchleuchten und zu bewerten. Doch die Lehrer lassen sich auf das Spiel um die Macht ein, verzichten auf ihre Autorität und verkleben das mit Schmeicheleien und Ideologie — schließlich könnte Autorität die Gefühle von irgendwem verletzen.
Kinder, die sich danebenbenehmen, ruft man zum Dialog, doch sie erfahren keine Konsequenzen, lieber lässt man sie im Irrtum und lächelt milde dazu, schließlich sind sie ja einzigartig.
Gibt man ein wohlerzogenes Kind an die Schule ab, ist es inzwischen auch in Finnland recht wahrscheinlich, dass man einen jungen Menschen zurückbekommt, der egozentrisch, ohne Manieren, abhängig von digitalen Geräten, ungebildet und auf Linie mit der gerade in Mode befindlichen Denkweise ist.
Eine Schulveranstaltung ist eigentlich eine Gelegenheit, der Welt zu zeigen, zu welchen Leistungen die Kinder in der Lage sind. Heute ist sie eine Feier der Langeweile und Mittelmäßigkeit, da steht ein Chor, der schief singt, dafür singt man Lieder, die mit der eigenen Kultur kaum etwas zu tun haben und nur noch wahllos irgendwelche Moden aufgreifen. Die Kultur als gemeinschaftliches Leben ist erloschen — stattdessen flutet hohle Musik, die mit fetten Werbe-Etats global durchgesetzt wurde, auch Finnland, wo man das alles ohne nennenswerten Widerstand beklatscht.
Leistungen stechen nicht aufgrund der Schule heraus, sondern oftmals trotz der Schule; ihnen fehlt dann eine Verwurzelung in Tradition und Kultur, also im von der Schule ursprünglich zu vermittelnden Wissen um das, was wichtig ist, um die eigene Kultur zu verstehen: Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Philosophie, auch technische Fertigkeiten in ihrer Bandbreite und Entwicklung. Die finnische Schule will lieber „Kompetenzen“ vermitteln, die Schulkinder sollen in der Lage sein, sich mit Inhalten „auseinanderzusetzen“, sich „Informationen“ zu beschaffen und diese zu „verarbeiten“. Wie das aber gehen soll, wenn man nicht das Wissen vermittelt bekommt, das es braucht, um Informationen überhaupt erst richtig einordnen und gewichten zu können, bleibt offen. Und wie man „Kompetenzen“ vermitteln will, bleibt ein großes Rätsel. Noch nie ist jemand ein großartiger Pianist geworden, indem man ihn mit Worten vollgestopft hat. Und dennoch setzt das Schulsystem dieser nicht sehr wortreichen Nation auf Worte, und es gibt Unterweisungen in Kinderrechten und Wohlfühlwochen, gelobt wird so gut wie alles, schließlich ist jeder Schüler einzigartig und ganz wunderbar.
Nährboden der Unfreiheit
Ein solches schulisches Umfeld der Selbstbeweihräucherung und der Vertuschung des wahren Zustands junger Menschen und ihrer Möglichkeiten und Grenzen ist für eine Jugend, die in den Medien ungehindert Zugang zu Gewalt und Pornographie hat, der ideale Nährboden für Mobbing — in Finnland ein großes Problem —, aber auch für Kurzschlusshandlungen vom gewalttätigen Affekt bis hin zum Amoklauf. Die an der Schule reichlich vorhandenen Sozialarbeiter haben jedenfalls die Hände voll zu tun, denn immer weniger Schüler sind nicht in irgendeiner Weise „beschädigt“.
Die 100-jährige Unabhängigkeit wurde im Jahr 2017 mit viel Glitter und Pomp gefeiert. Auf die Frage, was sie an Finnland besonders feiern, antworteten Schulkinder mit Plattheiten wie R-kioski (eine Kette kleiner Läden) oder einer finnischen Biermarke, also Kennzeichen eines Lebens, das auf Konsum gründet. Heute machen viele Familien am Sonntag einen Ausflug in eines der riesigen Einkaufszentren und laben sich an Konsumangeboten, die überall die gleichen sind und nur Leute inkludieren, die genug Geld haben, um es auszugeben.
Das soziale Miteinander ist in Finnland vielfach zum Erliegen gekommen. Die sogenannte „Pandemie“ hat den Sargnagel festgeschlagen.
Früher verhielten sich die Finnen sozial, man stand beieinander und schwatzte, es gab viele Ausdrucksformen der Nachbarschaftshilfe. Diese eher spröden Menschen, die für all die verschiedenen sozialen Situationen keine hilfreiche Kultur der Verständigung entwickelt haben, legten dennoch oft eine wunderbare Freundlichkeit an den Tag, Verständigung war einmal angenehm und leicht.
Angeblich ist Finnland das glücklichste Volk auf der Erde, und ja, sie können sich glücklich schätzen, sie sind sehr reich an Depressionen und eingefasst in ein System ständiger Selbstbeweihräucherung. Das die Depression allerdings nur verstärkt, da jeder, der allein ist und in den Spiegel schaut, doch nie den wunderbaren Menschen sieht, von dem die Lehrer, die Sozialpädagogen und die ganze Gesellschaft sprechen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten konnte man die schönen finnischen Frauen bewundern. Inzwischen muss man sie schon suchen. Mit 18 sehen viele Frauen verbraucht aus, sie sind stark geschminkt und haben die freudlose und abgehärtete Aura einer Straßenhure. Die Psychiatrien quellen über vor jungen Leuten. Wer sich mal an den Straßenrand setzt und die Vorübergehenden betrachtet, sieht viele Übergewichtige, viele haben eine schlechte Körperhaltung, man sieht fast bei jedem Tätowierungen, viele sind in einförmige und armselige Mangelware gekleidet. Alles Gesunde, Reine, Unschuldige verschwindet mehr und mehr.
Dass die Politikerin Sanna Marin nun Finnland in der ganzen Welt bekannt machte, begrüßen viele Finnen als Erfolg. Dabei ist Bedeutungslosigkeit auch ein Schutz vor politisch heraufbeschworenen Migrationsbewegungen mit all ihren hässlichen Konsequenten für die eigene Bevölkerung.
In Finnland hat nur eine Meinung Platz
Einmal sagte mir ein Finne, Finnland sei das Land-der-einen-Meinung. Da ist was dran. Die Finnen haben ein blindes Vertrauen in „die da oben“, in die Medien, die Beamten, die Politik — ohne Zögern beugen sie sich einem hohlen, entmenschlichten System. Die moderne Ideologie, in der alle Menschen gleich sind, drückt sich in Finnland besonders deutlich darin aus, dass man „das System“ walten lässt. Niemand übernimmt persönlich Verantwortung für etwas, sondern man hält sich an Abläufe, Verordnungen, Paragraphen, man füllt das notwendige Formular aus, verweist an die nächste zuständige Instanz und drückt den nun gebotenen Knopf.
Es ist möglich, eine medizinische Diagnose zu erhalten, für die zahllose Formulare und Fragebögen abgearbeitet worden sind, ohne dass je ein Arzt den Patienten in Augenschein genommen hat. Kinderschutzanzeigen werden formuliert für Dinge, die ein reifer Erwachsener, wenn es ihn denn gäbe, in einem kurzen Gespräch klären und abhaken würde; im „Wohlfühl“-Unterricht antwortete meine Tochter auf die Frage, was sie vom kommenden Schuljahr erwarte: „Den Tod.“ Dann denkt man vielleicht, dass sich meine Tochter augenblicklich aus dem Fenster werfen würde. Eine Kinderschutzanzeige sieht man in solchen Fällen als notwendig an, denn täte sie es tatsächlich, dann würde derjenige zur Rechenschaft gezogen, der keine Kinderschutzanzeige auf den Weg gebracht hat. Es geht dabei also gar nicht um die Schüler, sondern um den Anzeigensteller selbst. Natürlich geht es dann trotz dieses Meldesystems zahllosen Kindern wirklich schlecht.
Wer in ein Gesundheitszentrum geht, begegnet dort immer wieder neuem Personal. Nicht Personen führen eine Einrichtung, sondern die vorgegebenen und vordergründig „unparteiischen“ Abläufe des Systems, das auf „Gleichheit“ abstellt. Die in diesem System tätige Person hat dann aber nur noch eingeschränkte Möglichkeiten, persönlich Erfahrungen zu sammeln. Ein Arzt beispielsweise wird oftmals nicht erfahren, welches Medikament bei welchem Symptom auf welche Weise wirkt — eine Katastrophe für den Wissensstand, den Arzt und seinen Patienten.
Wenn überall nur noch Abläufe eingehalten werden, ohne dass jemand Verantwortung übernimmt und personale Entscheidungen trifft, dann kann man ohne nennenswerten Widerstand jede Ideologie verwirklichen, man muss nur das System übernehmen und neu einstellen.
Die Angestellten des Systems, ob im Bildungswesen oder im Gesundheitssystem, stimmen zwar durchaus zu, wenn man ihnen die Problematik dieses Systems erklärt. Doch die Antwort ist immer: „Das ist leider Vorschrift so.“
Dieses Verhalten ist sicherlich die wichtigste Einstellungsvoraussetzung für einen Gulag-Wärter. Ein wichtiger Garant für eine lebendige Demokratie ist daher der Mut, persönlich Verantwortung zu übernehmen, auch wenn das nicht gewünscht ist und seinen Preis hat. Eine Demokratie funktioniert nicht nach dem Prinzip Das-ist -Vorschrift. Demokratie setzt voraus, dass man seinen Fähigkeiten und seiner Rolle entsprechend Verantwortung übernimmt und sich mit dem Zustand seines Landes auseinandersetzt — unabhängig von den Propaganda-Sprüchen der Politiker, Institutionen und Medien.
Das ist natürlich durch den Umstand erschwert, dass es auch in Finnland keine freie Presse mehr gibt. Die Mehrheit der Finnen bemerkt dies aber gar nicht. Die Nachrichten waren früher neutraler, sachorientierter und die Verantwortlichen in Wirtschaft und Medien ehrliche Menschen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs konnte man fast täglich Wladimir Putin auf dem Titelblatt der Zeitungen sehen, dazu Meldungen, die ihn durchweg als machthungrig, listig und teuflisch hinstellen.
Der Umbruch der gemeinschaftlich-bäuerlichen Gesellschaft hin zum bindungslosen, seinen Bedürfnissen heillos ausgelieferten Einzelnen, der nur noch eigene Interessen verfolgt und dafür auch lügt und betrügt, wird vom blauäugigen Glauben an den einst anständigen Finnen vernebelt. Dabei treffen die grundlegenden Entscheidungen heute völlig Fremde und Entfremdete, undemokratisch ermächtigte Fachidioten in Brüssel, eine Vertreterin gesichtsloser globaler Machtinteressen in der Regierung oder ein Lakai mit Russophobie und dem unerschütterlichen Glauben an überlegene „westliche Werte“. Über das Johannisfeuer bei Waldbrandgefahr entschied früher der Feuerwehrchef vor Ort, der die Gegebenheiten in den Dörfern und seine „Pappnasen“ dort kannte, heute tut dies irgendein Bürokrat weit weg in der nächsten Stadt, gewiss nach qualitätssichernder „Verfahrensanweisung“.
Die lange Grenze zu Russland weckt Begehrlichkeiten in der derzeitigen geopolitischen Lage. Wird der Stellvertreterkrieg gegen Russland auf Finnland ausgeweitet, werden auch die Söhne der einst klugen und sich neutral haltenden finnischen Nation dem Kriegsgott geopfert werden und das eigene Land zerstört.
Und doch war es in diesem in der Moderne angekommenen Eine-Meinung-Land ein Leichtes, die Menschen in die NATO zu tricksen, die noch vor einigen Jahren gegen einen NATO-Beitritt waren. Dass die NATO ihre wahren Beweggründe verschleiert, nehmen nur wenige Finnen wahr. Dass viele Jahrzehnte ein unabhängiges kleines Land erfolgreich neben Russland bestehen konnte und dabei seine Würde bewahrt hat, das haben die Menschen scheinbar vergessen.
Angesichts der Tatsache, dass inzwischen auch Finnland zunehmend von Politikern regiert wird, die eher die Eignung zum Filialleiter eines Supermarkts, zum Werbegesicht oder Zirkusdirektor aufweisen, ist der Verzicht auf die Unabhängigkeit vielleicht die glücklichere Wahl, setzt aber eine gehörige Portion Selbsthass und Desinteresse am Opfer der Vorväter im Kampf für die eigene Nation voraus.
Die sogenannte „Pandemie“ haben die Finnen als Einser-Schüler absolviert. Ohne Maskenzwang haben sie Masken getragen, wie von den „Experten“ „empfohlen“ fürchteten sie den Coronatod. Die Quote der Menschen, die sich für den mRNA-Wirkstoff entschieden haben, liegt bei 80 Prozent. Die Pharmaunternehmen haben den Finnen das Coronamarketing verpasst wie allen anderen Nationen und sich an ihnen bereichert. Die Medien klären über sogenannte „Verschwörungsmythen“ auf, Kritik an der offiziellen Linie ist öffentlich nicht zu hören. In Finnland ist es unmöglich, die Irreführung, Lügen, Ungereimtheiten, die Schäden und Todesfälle und die Korruption öffentlich darzustellen und aufzuarbeiten, all das dringt nicht in den Mainstream. Unter der Hand berichten einige vom Freund, der eine Woche nach der Impfung tot umfiel, oder von der Tante, die seitdem im Rollstuhl sitzt. Doch es ist Die-Sache-über-die-wir-nicht-reden.
Diese geistige Wandlung eines Landes von einer bezaubernden, stillen, fleißigen und ehrlichen Nation zu Kulturlosigkeit, Mitläufertum und hohlem Konsum wird heute systematisch schon in der Schule angelegt.
Wissen wird kaum mehr vermittelt. Meine Kinder wissen nicht, was die Hauptstadt von Spanien ist oder wo Serbien liegt. Dafür lernen sie, dass es schwieriger ist, gegen den Wind zu laufen als mit dem Wind und dass man Geld nicht ausgeben darf, wenn man es sparen will. Die Schulbücher sind mit viel Dekoration ausgestattet, dafür aber mit wenig Wissen, Fakten, Einübung im kritischen Denken und seinen alternativen Formen. Seitenweise werden Banalitäten dargestellt, die auf ganz natürliche Weise mitbekommt, wer kein Zombie ist. Das allem zugrunde liegende Wertegerüst ist die „Gleichheit“ aller, die niemals offen zur Diskussion gestellt wird. Literatur, Theaterstücke, Gedichte, Lieder, Opern, Sinfonien, Kunst — kaum noch ist das Teil des Lebens der Schulkinder, genauso wenig wie eine systematische und disziplinierte Heranführung an Grammatik, Rechnen, Geschichte, Naturwissenschaften, Religion, Philosophie. Die Lehrinhalte sind bereits stark banalisiert.
Wenn überhaupt in der Schule gelesen wird, dann ist der Text ein ökonomisches Zufallsprodukt und zeichnet sich sowohl sprachlich als auch inhaltlich meist durch Banalität aus. Mit finnischer Kultur hat das selten etwas zu tun, man liest zum Beispiel Agatha Christie, nicht aber Mika Waltari. Das Finnisch, das die Kinder sich in der Schule aneignen, ist „hingerotzt“ und ungeliebt. Eine solche Sprache findet man heute „cool“, obwohl sie eigentlich das Erkennungszeichen von denjenigen ist, denen das, was sie sagen, nicht wichtig genug erscheint, um es fehlerfrei und klar zu äußern.
Und obwohl bekannt ist, wie wichtig das fließende Schreiben mit der Hand für das Lernen ist, schreiben die Kinder wenig, und eine verbundene Handschrift wird auch gar nicht mehr gelehrt, sie können also die Briefe aus der Vergangenheit nicht lesen, und auch den Einkaufszettel oder Putzbefehl übermitteln Eltern besser digital.
Die finnische Schule setzt überall auf die Digitalisierung, ohne dies zu hinterfragen. Darin muss man inzwischen eine willentliche Schädigung der Kinder sehen, die Studien und Wortmeldungen über Nachteile und Schäden häufen sich, doch eine Änderung dieser Strategie ist nicht in Sicht.
Die Abschaffung der Demokratie hat auch Finnland erreicht
Über eine Gesellschaft aus ins Private zurückgezogenen Einzelpersonen, wie sie auch in Finnland entstanden ist, kann man leicht herrschen. Einflussmöglichkeiten sind nicht mehr vorhanden, auf lokaler Ebene wird ebenfalls knallhart das umgesetzt, was anderswo bereits als Konsens definiert worden ist, beispielsweise der Abbau der Infrastruktur auf dem Land und die Konzentration der Bevölkerung in den Städten. Nennenswerte gesellschaftliche Kräfte wie die Kirche als Gegner der Machtinteressen gibt es nicht, eine gesellschaftliche Debatte — eine Voraussetzung der Demokratie — findet nicht statt. Auch in Finnland herrscht nun das Geld. Wer es hat, befiehlt.
Finnland ist durch den Bildungsabbau zu einer Glaubensnation geworden, die Finnen glauben an Pandemien und dass man die Welt durch Reduktion des CO2-Ausstoßes retten könnte, und das Gesetz des Geldes, das heißt der Club, der über die finanziellen Mittel verfügt, um sich die wichtigsten Entscheidungsträger ins Boot zu holen, modelliert nun auch das finnische Glaubenssystem zur Durchsetzung der eigenen Interessen.
Früher, als man noch ehrlich war, hätte man es „Korruption“ genannt — heute verwendet man schöne neue Worte dafür, man nennt es „Gesundheitsschutz“, „Solidarität“, „Gleichberechtigung“, „Nachhaltigkeit“ oder „Teilhabe“ — alles Nebelkerzen. Der Euphemismus feiert eine große Fete.
Die Frage ist nun, ob es für Finnland eine autonome Zukunft geben wird. Die Finnen haben Finnland vergessen und gehen auf in einem gesichtslosen Konsum von Waren und den Vorstellungen der Unterhaltungsindustrie und Medien.
Die Nationen Europas, die sich natürlicherweise durch Völker und Kulturen definieren, müssen sich entscheiden: Wollen wir untergehen in einem kulturlosen, wurzellosen, anonymen Einheitsbrei von „Menschen“, über den konsequenterweise ein apersonales und totalitäres System herrscht? Oder wollen wir einen neuen Weg suchen, der die Tradition in Erinnerung ruft, die Kultur stärkt und den Menschen zum Konkreten, Gegebenen zurückführt? Will man Finnland retten, dann ist ein Sprung hinaus aus dem derzeitigen System dringend notwendig.
Hier finden Sie ein Video, auf dem Beile Ratut ihren Text selbt vorträgt:
https://www.youtube.com/watch?v=rg3OeolX1FI
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