Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Wider den „Depopulismus“!

Wider den „Depopulismus“!

Es gibt keine Überbevölkerung, und dennoch hält sich in vielen Gesellschaften der Glaubenssatz, wir seien zu viele Menschen. Dieser ideologische Mythos muss entlarvt werden, denn seine Implikationen sind menschenverachtend und gefährlich.

Wo sind wir zu viele Menschen? Die Standortbestimmung entscheidet maßgeblich über die unmittelbare Beantwortbarkeit dieser Frage. In einer überfüllten Straßenbahn im morgendlichen Berufsverkehr lässt sich diese Frage mit relativer Sicherheit beantworten. Ist der Triebwagen so zum Bersten voll, dass die Pobacken der Menschen die Lichtschranke blockieren, dann kann eigentlich mit Gewissheit gesagt werden: „Wir sind zu viele Menschen.“ Zumindest in dieser Straßenbahn. An einem eingegrenzten Ort mit einem maximalen Kontingent an Sitz-, Steh- und Quetschplätzen kann man diese Aussage mit ziemlicher Gewissheit treffen. Etwa in einem Zugwaggon. Manch Inder würde optimistisch sagen: „Da geht noch mehr.“ Klaustrophobische Menschen hingegen würden sagen: „Es geht nicht mehr! Ich muss raus.“

Die Frage, ab wann wir zu viele Menschen sind, kann sehr vieldeutig beantwortet werden. Häufig ist es auch eine persönliche Befindlichkeit, ein subjektiv empfundenes „Zuviel“, ab dem der Mensch die massenhafte Anwesenheit seinesgleichen als überfüllt empfindet. Wird die Frage dann noch auf eine globale Ebene hochskaliert, wird deren Beantwortung schon wesentlich schwieriger.

Im dicht besiedelten, aber dünn bevölkerten Westen ist man sich in Kreisen der Mittelständischen bis Gutsituierten bei „philosophischen“ Gesprächen häufig einig: „Wir sind zu viele Menschen.“ Das hat man schon mal irgendwo bei Gert Scobel oder Harald Lesch gehört. Auch dieser Yuval Noah Harari, der auf dem Nachtkästchen liegt, hat irgendwann mal von „nutzlosen Menschen“ gesprochen. Irgendwo hat man das immer wieder mal aufgeschnappt. Und überhaupt — da wird sich sicherlich auch die Wissenschaft einig sein: „Wir sind zu viele Menschen.“

In ihrem Beitrag „Die Lust am Untergang“ beschrieb Kerstin Chavent anekdotisch eine solche Szene, in der von den bequemen Polstern der Wohlfühlwohlstandsblase aus über die Schlechtigkeit des Menschen sinniert wird, während man sich selbst nicht dazuzählt:

„Neulich war ich zum Mittagessen in einer eleganten Altbauwohnung im Zentrum von Montpellier eingeladen. Um den Tisch herum saßen Leute, die im wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Bereich tätig sind. Gebildete, belesene, vernünftige Menschen. Etwas schleppend sprang das Gespräch von einem mondänen Thema zum nächsten, bis es bei der Lage der Welt ankam.

Nachdem er sich bei der Vorspeise zur kathartischen Wirkung von Horrorfilmen geäußert hatte, prophezeite mein Sitznachbar beim Hauptgang den bevorstehenden Weltuntergang. Es ist zu spät. Da der Mensch von Grund auf schlecht sei, geschieht ihm das ganz recht. Jede andere Vision sei unrealistisch und man müsse den Mut haben, dem ins Auge zu blicken.

Beim Käse ging es darum, dass er sich am Vorabend seines siebzigsten Geburtstages dazu entschlossen hatte, das Rauchen ganz und das Trinken teilweise einzustellen. Das von ihm angekündigte ‚Zu-spät‘ siedelte er deutlich nach seiner eigenen Lebenszeit an. Beim Dessert wurde mir klar: Bei Menschen, die die Lebensmitte überschritten haben und mit vollem Bauch den Weltuntergang prophezeien, stimmt etwas nicht.

Ich höre in dieser Haltung einen menschenverachtenden Zynismus mitklingen, der den Jüngeren nicht nur den Müll, sondern auch die unmögliche Bürde hinterlässt, eine Lösung finden zu müssen, ohne ihnen eine Chance zu geben. Der Schokoladenkuchen erhielt sein Sahnehäubchen, als jemand hinzufügte, dass er hoffe, beim Spektakel des Untergangs mit dabei sein zu können. (...) Ich fragte mich, ob diese Menschen auch so sprechen würden, wenn sie nicht gerade mit runden Bäuchen in einer eleganten Altbauwohnung sitzen, sondern hungernd, durstend und von der Sonne verbrannt in einem wackligen Boot auf hoher See. (...) Der Gedanke an eine globale Katharsis, eine planetare Grundreinigung mag verlockend sein: Nichts bleibt mehr übrig von der Schlechtigkeit der Menschen. Wie in einem gigantischen Feuerwerk sollen Gier, Gewalt, Missgunst, Eifersucht, Ignoranz, Neid und Hass noch einmal aufflammen und dann auf ewig verschwinden.

Damit gemeint sind die anderen. Man selbst ist ja gar nicht so schlecht. Großzügig bringt man einen guten Tropfen mit, ordentlich angezogen betreibt man gepflegte Konversation und sticht denen, die am Tisch anderer Meinung sind, nicht die Anlegegabel in den Rücken. Kaum jemand, der von der Unausweichlichkeit des Untergangs spricht, hält sich selbst für einen schlechten Menschen und niemand bezeichnet sich selbst als Manipulator, Vergewaltiger, Ausbeuter und Zerstörer.“

Chavent stellt genau die richtige Frage: Würden die Menschen ebenso leichtherzig über das „Bevölkerungsproblem“ sprechen, wenn sie nicht in ihrer wohligen Wohlstandswatte sitzen? Es wird geradeso darüber gesprochen, als handle es sich um einen Film, in dem man selbst nicht mitspielt. Die „überbevölkernden“ Menschen — das sind immer die anderen.

Solange man sich seiner eigenen gesicherten Existenz gewiss ist, ist es sehr leicht, dem das Wort zu reden, was wir im Nachfolgenden als „Depopulismus“ bezeichnen möchten. Der Begriff ist abgeleitet von dem allseits proklamierten Gefahren-Phänomen des Populismus. In den Leitmedien wird seit dem Trump-Sieg 2016 das Schreckensbild des Populismus an die Wand gemalt: Orban, Erdogan, Johnson, AfD, die Republikaner und ihre ostdeutschen Trump-Wähler — alles ganz schrecklich.

Wer und was hingegen von den Leitmedien überhaupt nicht als Gefahr detektiert wird, sind jene Menschen, die nicht die — einfache — Sprache der Bevölkerung sprechen, sondern die Bevölkerung mengenmäßig reduzieren möchten. Wir nennen sie folglich „Depopulisten“. Im Gewand des Humanismus, der Philanthropie und der Populärwissenschaft auftretend, genießen sie ihr Ansehen im linksliberal-grünen Wohlstandsmilieu und tarnen ihre menschenverachtende Ideologie des Depopulismus hinter blumigen und sinnentleerten Phrasen und Vokabeln der zur Religion pervertierten „Wissenschaft“. Manchmal sprechen sie auch ganz und gar ungefiltert.

Wir wollen diese Phänomene nachfolgende detailliert unter die Lupe nehmen, die Wurzeln ergründen und schlussendlich Überlegungen anstellen, wie diese menschenverachtende Ideologie überwunden werden kann.

Die salonfähige Misanthropie der Depopulisten

Wer kennt diesen ausgelutschten Witz nicht? Treffen sich zwei Planeten und fragen einander, wie es ihnen geht. Der eine Planet antwortet betrübt, er habe Homo sapiens. Daraufhin beruhigt ihn der andere Planet und versichert ihm, das würde vorübergehen. Solche Witze erzählt man sich gerne in geselligen Runden wie den oben skizzierten.

Ist das nicht beachtlich? Da betrachtet sich der Mensch selbstkritisch — oder fast schon selbsthassend — als Krankheit, die den Planeten befallen hat, ist dann aber wiederum so egoistisch — oder gar „selbstliebend“ —, aus Schutz vor einer für ihn vergleichsweise und weitestgehend harmlosen Erkrankung wie Covid-19 den Planeten und seine Meere mit Masken, giftigen Tests und Desinfektionsmitteln erheblich zu verschmutzen. Wie würden diese depopulistisch schwadronierenden Menschen wohl reagieren, würde man ihnen in einer solchen Diskussion eine Giftspritze reichen? Wäre der Mensch so schlecht, eine solche Last für den Planeten, dann könnte man doch den eigenen Liebesbeweis an den Planeten unter Beweis stellen und sich selbst von der Erdoberfläche tilgen? Für den Planeten! Dies wäre doch die logische Konsequenz aus dem Fachsimpeln über eine Überbevölkerung, oder? Wenn wir zu viele Menschen wären, dann könnte doch jeder Einzelne einfach selbst damit anfangen und sich umbringen. Mit gutem Beispiel vorangehen ... über den Jordan.

Aber das macht — zum Glück(!) — niemand. Wenn es dann an das eigene Leder geht, hört der Mensch abrupt auf, gegen acht Milliarden Menschen vom Leder zu ziehen.

Der Glaube an die Notwendigkeit von Depopulation endet jäh in dem Augenblick, da man selbst an der Reihe wäre abzutreten.

Aber haben wir es hier einfach mit dem jeweiligen Ego und dem Selbsterhaltungstrieb des Einzelnen zu tun, Faktoren also, die nichts an der Tatsache ändern, dass wir zu viele Menschen auf dem Planeten sind?

Diese Frage heben wir uns für später auf. Zunächst wollen wir die modernen Ausprägungen des Depopulismus auflisten, erörtern und uns — sofern möglich — statistisch (siehe den wichtigen Hinweis unter a1) auf Deutschland bezogen ansehen, inwieweit dieser bereits eine — menschenverachtende — Wirkung zeitigt.

Dieser Betrachtung vorausgehend, sei der Begrifflichkeit des „Depopulisten“ noch eine Präzision beigefügt. Die Bezeichnung des Depopulisten umfasst im zweiten Grad auch Menschen, die sich selbst niemals als solche bezeichnen würden. Gemeint sind damit all jene, die dem Depopulismus und damit der Bevölkerungsreduktion — ob nun als Entscheidungsträger oder als Nachplapperer — das Wort reden und eine Überbevölkerung beklagen.

Individuelle und kollektive Depopulismus-Aspekte von der Wiege bis ins Grab

Der Depopulismus arbeitet mit zwei Hebelmechanismen. Der erste Hebel zielt darauf ab, die Zahl der Neugeburten zu reduzieren, respektive die Fortpflanzungsbereitschaft- und -fähigkeit direkt oder indirekt zu dämpfen. Die Wirkungsweise des zweiten Hebels ist es, die nun lebenden Menschen schneller das Zeitliche segnen zu lassen. Dem muss einschränkend hinzugefügt werden, dass der zweite Hebel Ausnahmen vorsieht, etwa wenn es darum geht, in den Krankenhäusern Menschen als komatöse Goldesel wirtschaftlich auszuschlachten. Die nachfolgenden Aspekte des Depopulismus weisen einige Schnittstellen auf, und stellenweise überkreuzen sich zudem die Hebelmechanismen.

1) Entwertung des ungeborenen Lebens: Kultivierung der Abtreibung:

Weltweit setzten sich pseudofeministische Bewegungen für die restlose Legalisierung der Abtreibung ein. Nicht länger als heilig gilt das Wunder des Lebens, welches neun Monate im Mutterleib heranreift. Last, Karrierebremse, Sexunfall oder ungeborenes Ding — der Embryo als ein fühlendes Wesen wird restlos entmenschlicht und kann dann ohne den geringsten Gewissensbiss von der Absaugglocke gefressen und ermordet werden. Viele, von ihrem Frau-Sein entfremdete Frauen stellen ihre Abtreibungszahl stolz aus, als sei das eine Trophäe. Als Empowerment der eigenständigen Frau sowie als ein Ausdruck körperlicher Selbstbestimmung wird der depopulistische Kampf gegen das Leben vermarktet.

2) Lustfeindliches, familienunfreundliches und fruchtloses Klima:

Der Depopulismus setzt bereits vor der eigentlichen Zeugung an. In erster Linie zu nennen wäre die der Fortpflanzung alles andere als zuträgliche Lustfeindlichkeit, die die — westliche — Gesellschaft befallen hat und die multifaktoriell bedingt ist: Die dem genderideologischen Regenbogenkult und Wokeismus zugrunde liegende Lehre des Dekonstruktivismus und des Sozialkonstruktivismus weicht den vormals festen und haltgebenden Boden der Realität, der Normen und des Objektiven auf. Von der realitätsvernichtenden Ideologieschlammmasse hinweggespült wird unter anderem auch die biologische Tatsache, dass es unumstritten und unleugbar nur zwei Geschlechter gibt (1). Diese biologische Tatsache fällt der Ideologie zum Opfer und zeitigt in der Realität Wirkung dergestalt, dass die für die wechselseitige Geschlechteranziehung konstitutive Polspannung zwischen Frau und Mann erschlafft. An die Stelle der Polarität tritt nun eine beliebige „Multipolarität“ in Form einer immer größer werdenden Palette an wahrhaft sozial konstruierten Fantasiegeschlechtern, denen die biologische Realität spottet.

Unter der Regenbogenflagge gibt es allerlei sensible Befindlichkeiten („Triggerspots“), Früh- und Übersexualisierung, hedonistische Orgien — bei denen Kinder-Zeugungen wie bei Punkt eins nur störend sind —, lustfeindliche, das heißt geschlechternegierende Ästhetik, Kunst und Kleidungsstile, außerdem allerlei Perversionen und Porno-Pandemien — das Knistern einer lebensbejahenden und -zeugenden Sexualität kommt dabei nicht auf. Wie auch, besteht eine Gesellschaft irgendwann größtenteils aus Frauen, die nicht mehr wollen, und Männer, die nicht mehr können — selbst wenn sie es wollten. „Flirts“ werden geradezu verunmöglicht, da dieser Tage schon die harmloseste Avance eines Mannes rasch zu einer mikroaggressiven Cis-Männer-Belästigung und Vorstufe einer Vergewaltigung umgedeutet werden kann, wenn diese Avance seitens der modernen ... „Frau“ (?) falsch aufgefasst wird. Im Gendersternensystem geraten Venus und Mars, die Spannung zwischen Frau und Mann zunehmend in das Gravitationsfeld der schwarzen Bonus-Löcher, von denen sie letztlich verschluckt werden.

Für die verbliebenen Menschen — ihre Anzahl ist schwer zu schätzen — die noch einen Kinderwunsch hegen oder überhaupt noch Lust auf Sexualität haben, liegen unzählige Steine auf dem Weg zur Bildung einer traditionellen Familie, die von den woke-ideologischen Meinungsführer*innen unlängst als antiquiert deklariert wurde. Folglich erfährt die klassische Familie gesellschaftlich wie politisch deutlich weniger Unterstützung, während neue Institutionen wie etwa die „Verantwortungsgemeinschaften“ gefördert werden.

Innerhalb eines Vierteljahrhunderts ist dieser Familienschwund zwischen 1997 und 2022 zu bestaunen, der freilich bis zu einem gewissen Grad auch damit zu erklären ist, dass die Babyboomer-Generation (1946-1964) bis zum Jahre 1997 mit ihren Familiengründungen weitestgehend fertig wurde. Doch das allein kann nicht der Grund sein, weshalb zwischen 1997 und 2022 die Anzahl der Familien um 1,39 Millionen sank und im selben Zeitraum die Anzahl der Ehepaare mit Kindern um 2,33 Millionen zurückging.

Es herrscht gesellschaftlich und wirtschaftlich wahrlich kein gutes Klima, um Kinder in die Welt zu setzen. Apropos „Klima“: Der Depopulismus bedient sich großzügig am Narrativ des menschengemachten Klimawandels, um die Reduktion der Weltbevölkerung mit einem Sinngehalt aufzufüllen. Menschen — so lernen wir von den Klima-Depopulisten — seien für die Erde schädliche „Konsument(en) und Ressourcenverbraucher“. Es gibt mittlerweile Frauen, die des Klimas wegen in den Geburtenstreik gehen. Der Verzicht auf ein Kind spare nämlich 23,7 bis 117,7 Tonnen CO2. Das Bemessen eines menschlichen Lebens an dessen angenommenen CO2-Verbrauchs — das ist ein Öko-Depopulismus der übelsten Sorte, auf den wir ganz am Ende noch einmal zu sprechen kommen.

Allein in Deutschland ist dieser Depopulismus-Effekt schon jetzt sichtbar. Gegenüber 2019 ist 2023 die Anzahl der Menschen, die großen Wert darauf legen, irgendwann einmal Kinder zu haben, um 1,3 Millionen zurückgegangen. Im Februar 2023 hat eine durch das Marktforschungsinstitut Appinio erhobene Umfrage ergeben, dass bei 18,4 Prozent der Befragten die „Klimakrise“ ihren Kinderwunsch dahingehend beeinflusst hat, nun — erst recht — keine Kinder mehr in die Welt zu setzen. 14,1 Prozent der Befragten hegten zuvor einen Kinderwunsch. Ausgehend von der Anzahl der Geburten in Deutschland im Jahre 2022 — 738.819 an der Zahl — würde das bedeuten, dass 104.174 Kinder nicht geboren werden würden, weil ihren potenziellen Eltern eingetrichtert wurde, ihre Existenz würde die Klimakrise verschärfen. Wir sehen: Der Klima-Depopulismus gefährdet wesentlich mehr Leben als ein vermeintlich menschengemachter Klimawandel.

3) Eugenik im neuen Gewand:

Bei Eugenik handelt es sich in diesem Kontext um eine Form des selektiven Depopulismus. Laut der Definition des Lexikon der Biologie ist es Teil der „Erbgesundheitslehre“ — auch „Erbhygiene“ genannt —, „die Fortpflanzung genetisch ‚Hochwertiger‘ zu fördern (positive Eugenik) und die der ‚Minderwertigen‘ auszuschließen (negative Eugenik).“ Kurzum: Die Eugenik strengt nicht die allgemeine Dezimierung der Bevölkerung an, sondern „nur“ die Dezimierung jener Menschen, die variabel der jeweiligen Ideologien als mangel- oder fehlerbehaftet erachtet werden.

Wer denkt, dass dies ein ausgetriebenes Schreckgespenst aus dem 19. und 20. Jahrhundert sei, der irrt. 1946, nur ein Jahr nach den Schrecken des Holocausts, sprach sich Julian Huxley, UNESCO-Mitbegründer und Bruder von Aldous Huxley, bei seiner Antrittsrede dafür aus, den Gedanken der Eugenik fest in den Wissenschaften zu verankern und salonfähig in die Zukunft zu tragen (2). Neu sind lediglich die Bezeichnungen sowie die Außendarstellung der Eugenik, die sich dem Zeitgeist dergestalt angepasst hat, sodass der gleichbleibende, inhumane Kern von einem humanistisch angestrichenen Gewand verschleiert wird. So wird heute nicht mehr von „Geburtenkontrolle“, sondern euphemistisch von „Familienplanung“ gesprochen (3). Beispielsweise firmiert bis heute die 1921 von der „Rassentheoretikerin“ Margaret Sanger gegründete American Birth Control League unter dem wesentlich harmloser anmutenden Namen Planned Parenthood. Es ist derselbe alte giftige Wein in neuen Schläuchen. Es geht um die Verbreitung von Verhütungsmethoden zum Zweck des Geburtenrückgangs und der sogenannten „demografischen Dividende“, und das insbesondere in den stark bevölkerten Ländern der sogenannten „Dritten Welt“ — also wieder einmal bei den „anderen“. Dieser Punkt korrespondiert selbstredend mit dem ersten Aspekt des Abtreibungskults.

Nicht unerwähnt in diesem Zusammenhang sollte hierbei eine tatsächliche Neuausprägung der Eugenik bleiben, nämlich die der liberalen und damit personalisierten Eugenik des freien Marktes (4). Stichwortgebend hierfür ist unter anderem die in den 1990er Jahren entwickelte Präimplantationsdiagnostik (5), sowie die Entdeckung der Genschere CRSPR-Cas9 zu Beginn der 2010er Jahre. Zusammenfassen lässt sich das unter dem Populär-Begriff des „Designer-Babys“. Das ist im Grunde genommen auch nichts anderes als eine Form des individuellen Depopulismus, der gegen alle ungeborenen Menschen gerichtet ist, die den perfektionistischen und widernatürlich-makellosen Eltern-Vorstellungen eines Musterkindes aus dem Katalog nicht entsprechen.

Das Thema der neuen und alten Eugenik konnte in dieser Aufzählung nur kurz angerissen werden. Hierzu schrieb Tom-Oliver Regenauer zwei beachtenswerte Beiträge mit den Titeln „Die Trojanische Herde“ und „Die Eugenik der Spätmoderne“. Auch bietet das Kapitel „Exkurs: Population Control“ in Paul Schreyers „Chronik einer angekündigten Krise“ einen guten, mit vielen Quellen angereicherten Einstieg, um sich in dieses Thema zu vertiefen (6).

4) Freudsche Versprecher (?) der Depopulisten:

„Nicht die Eliten sind das Problem, sondern die Bevölkerungen“ lehrte uns der frühere Bundespräsident Joachim Gauck. In den letzten drei Jahren kam es immer wieder mal dazu, dass manche meinungsführenden Akteure einen Versprecher hatten, bei denen nicht mit Gewissheit gesagt werden kann, ob sie in dem Moment aus Versehen das aussprachen, was sie dachten, oder ob sie einfach nur kurz gebaerbockt haben.

Die US-Vize Kamala Harris hielt am 14. Juli an der Coppin State University eine Rede im Rahmen ihrer „Investing in America“-Tour. Dabei fiel ein entlarvender Satz: „Wenn wir in saubere Energie und elektrische Fahrzeuge investieren und die Bevölkerung reduzieren, können mehr unserer Kinder saubere Luft atmen und sauberes Wasser trinken.“

Kamala Harris Discusses Population Reduction

Just sprangen ihr Faktenchecker zur Seite, die erklärten, Harris hätte sich nur versprochen. Statt „reducing population“ (Bevölkerung reduzieren) wollte sie „reducing pollution“ (Verschmutzung reduzieren) sagen. Das kann man nun glauben oder nicht.

Wesentlich eindeutiger wird die Sache beim nächsten Versprecher. Der Präsident des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery fabrizierte tatsächlich in einem Satz zweimal den gleichen Freudschen Versprecher — obwohl er ihn nach dem ersten Mal korrigierte, wiederholte er den gleichen „Fehler“ nur wenige Sekunden später.

Veritas liberabit vos 287: "OPFERN"?!? — Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery

Zitat: „Es ist natürlich illusionär zu glauben, dass die Länder, die mit hohen Investitionsmitteln und auch gedrängt von ihrer Bevölkerung die Impfstoffe entwickelt und produziert haben, ihre eigene Bevölkerung nicht opfern … ääh ... nicht impfen, sondern aus reinem Altruismus andere Bevölkerungen opfern.“

Zweimal „opfern“ statt „impfen“ sagen? Wie kommen diese „Versprecher“ überhaupt zustande? Die Wörter reimen sich nicht einmal. Wer weiß, ob in diesem Augenblick hier die ehrliche Zunge eines Depopulisten schneller als dessen neurologisches Sprachzentrum war.

5) Ungefilterter Depopulismus:

In seltenen Momenten haben die Depopulisten keinen Freudschen Versprecher, sondern sprechen relativ offen und ungefiltert.

Yuval Noah Harari

Für Aufsehen sorgte die Aussage des WEF-Auftragshistorikers Yuval Noah Harari, als er von „nutzlosen Menschen“ sprach, die in Zukunft wohl in Ermangelung an Beschäftigungsmöglichkeiten im Zuge der Vierten Industriellen Revolution mit Drogen und Computerspielen sediert werden sollten. Es ist freilich ein indirekter Aufruf zur schleichenden Bevölkerungsreduktion. Die Sedierung mit Drogen und das Gefangenhalten in der sinnbefreiten Parallelwelt der Computerspiele ist ein Tod auf Raten.

Useless people — Yuval Noah Harari 04.09.22

Bill Gates

Sprechen wir über ungefilterten Depopulismus, kommen wir selbstredend an einem Menschen nicht vorbei: dem Menschenfreund Nummer eins, Bill Gates. Bekannt als Philanthrop, der gerne mal die ganze Menschheit an die Hand nimmt und zeigt, wo es langgehen soll. Wir wissen ja: „Wer, wenn nicht Bill?“ Hier seien aus der Fülle seiner depopulistischen Ergüsse nur zwei Beispiele angeführt:

Bei einem TED-Vortrag in Long Beach, California, im Februar 2010 frönte Gates bereits dem Klima-Depopulismus und schwor die versammelten Menschen darauf ein, dass das CO2 auf Null reduziert werden müsse. Er stellte hierzu folgende Formel auf:

CO2 = P (People) x S (Service per people) x E (Energy per service) x C (CO2 per unit energy)

Das CO2 setzte sich also aus der Anzahl der Menschen mal der pro Mensch in Anspruch genommenen Leistung, mal der Energie der Leistung, mal des CO2-Verbrauchs der Leistung zusammen. Wenn Gates nun das CO2 reduzieren möchte, wird sehr schnell klar, welche Variabel in dieser Formel reduziert werden muss: „People“. Der Milliardär macht aus dieser Schlussfolgerung keinen Hehl und führt weiter aus, dass mit neuen Impfungen, besserer Gesundheitsvorsorge und „reproductive health services“ — also Abtreibung (fürs Klima), siehe Punkt 1 und 2 — das Bevölkerungswachstum um 10 bis 15 Prozent reduziert werden könne.

Bill Gates on population reduction.

Auf seinem eigenen YouTube-Kanal stellt Gates die Frage, ob das Lebenretten zur Überbevölkerung führt? Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerungswachstumsrate mit steigender Verbesserung der wie auch immer gearteten „Health“ sinken würde, und je mehr „wir“ die „Gesundheit verbessern“ — was immer das bedeuten mag —, desto schneller verkleinert sich die Größe der Familien.

Does saving more lives lead to overpopulation?

Das ist eines der häufigen Merkmale der Depopulisten: Sie fürchten die Größe von Familien, die in den kleinsten Baracken und Lehmhütten wohnen, während sie selbst auf den größten Anwesen, in den größten Villen hausen.

Prince Philip

In der Schatten-Monarchie tummelnbeziehungsweise tummelten sich unzählige Depopulisten. Einer von ihnen war der 2021 verstorbene Prinz Philip, der 1987 im Vorwort zu seinem Buch „If I were an animal“ ganz unverfroren schrieb:

„Sollte ich einmal wiedergeboren werden, dann bitte als tödlicher Virus. So könnte ich meinen Teil beitragen, um das Problem der Überbevölkerung zu lösen.“

Bitte denken Sie an den verstorbenen Prinzen, wenn vor der nächsten Virus-Variante gewarnt wird.

Georgia Guidestones

Von 1980 bis zur Sprengung und dem Abriss der Georgia Guidestones im Jahr 2022 waren auf den vier, je sechs Meter hohen Steinplatten zehn Gebote in acht verschiedenen Sprachen eingraviert. Mindestens drei der zehn Gebote sind unverkennbar depopulistischer Natur:

  • Halte die Menschheit unter 500.000.000 in fortwährendem Gleichgewicht mit der Natur
  • Lenke die Fortpflanzung weise — um Tauglichkeit und Vielfalt zu verbessern
  • Sei kein Krebsgeschwür für diese Erde — lass der Natur Raum

Was es mit den Guidestones — sowie deren Sprengung — auf sich hatte, war und ist Gegenstand wilder Diskussionen. Manche sahen in dem amerikanischen Stonehenge ein Monument der (Klima-)Depopulisten, andere wiederum interpretierten die Steininstallation als Botschaft und Handlungsanweisung an die Überlebenden eines etwaigen nuklearen Dritten Weltkrieges. Immerhin wurden die Steine in der Hochzeit des Kalten Krieges errichtet. So oder so bleibt ein misanthropisches ‚Gschmäckle‘.

6) Popkultureller Depopulismus:

Depopulismus ist fester Bestandteil der Popkultur. Man denke nur an die unzähligen Erzählungen einer Post-Apokalypse in Film und Serien, an deren Enden nur eine Handvoll Menschen überlebt und anschließend eine neue Welt errichtet wird. Die implizite Botschaft lautet: Wir sind zu viele, doch eine große Katastrophe fungiert letztlich als Katharsis, die die Menschheit auf eine für die Erde erträgliche Anzahl herunterschrumpft.

7) Kultivierung der Sterbehilfe

Die Hürden zur aktiven und passiven Sterbehilfe werden systematisch abgebaut, und das nicht allein bei den Menschen, die aufgrund unheilbarer Gebrechen nicht mehr willens und außerstande sind, in Würde zu leben. Mittlerweile wird in Kanada darüber diskutiert, in Armut befindlichen Menschen das betreute Ableben zu ermöglichen. Was indes am Leben erhalten wird, sind die ökonomischen Strukturen, die diese Armut und das Elend erst hervorgerufen haben. Eine besonders perfide Form des Depopulismus. Man treibt die Massen in die Armut und bietet ihnen dann an, ihrem Elend durch Sterbehilfe ein Ende zu setzen.

Auswirkung und Methoden des Depopulismus

Werden wir bereits weniger Menschen? Nein. Global gesehen steigt die Weltbevölkerung stetig weiter an. Im November 2022 wurde der acht-milliardste Mensch geboren. Zur Einordnung: Im Jahre 1900 betrug die Weltbevölkerung noch gerade einmal 1,65 Milliarden Menschen, wir erlebten also innerhalb von 1,2 Jahrhunderten eine Vervielfachung um den Faktor 4,8. Etwa zu Beginn der Industrialisierung um 1800 lag die Weltbevölkerung sogar noch unter einer Milliarde. Die Erde ist also in den knapp letzten 200 Jahren — ein planetarer Wimpernschlag — um das Achtfache an Menschen reicher geworden.

Ist damit all das Geschriebene über den Depopulismus reiner Alarmismus? Nein. Auf Our World in Data kann man bei — fast — allen Ländern der Erde eine Übersterblichkeit zwischen Januar 2020 und Juli 2023 „bestaunen“. Im Falle von Deutschland ging die Übersterblichkeit häufig in den zweistelligen Bereich und erreichte im Dezember 2022 einen Rekordwert von 48 Prozent. Die Sterbefälle seit der Wiedervereinigung befinden sich seit 2021 auf einem Rekordhoch. So starben in Deutschland in den Jahren 2021 und 2022 erstmalig über eine Million Menschen. Während die Bevölkerungsanzahl in Deutschland bis 2022 stetig steigend ist und letztjährig bei 84,35 Millionen lag, so wird geschätzt, dass die deutsche Bevölkerung in den nächsten knapp 50 Jahren bis 2070 auf 74,52 Millionen sinken wird. Das ist ein Rückgang von 11,66 Prozent, beziehungsweise 9,83 Millionen Menschen. 50 Jahre zuvor, im Jahr 1972 lag die Bevölkerungsanzahl in Deutschland bei 78,82 Millionen Menschen und ist folglich bis 2022 lediglich um 6,6 Prozent beziehungsweise um 5,53 Millionen Menschen gewachsen.

Mit anderen Worten: Schätzungsweise wird sich in Deutschland die Bevölkerung in den kommenden 50 Jahren doppelt so schnell verkleinern, wie sie in den vergangenen 50 Jahren gewachsen ist.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in etwa dem gleichen Zeitraum — 1973 bis 2018 — laut einer israelischen Studie die Anzahl der Spermien um 51,6 Prozent zurückging. Freilich lassen sich diese Entwicklungen bis zu einem gewissen Grad auch demographisch erklären. Die Baby-Boomer kommen nach und nach in ihre 60er, 70er und 80er, ein Alter, ab dem die Lebenserwartung naturgemäß nach unten geht. Ungeklärt bleiben indes die Gründe für die massive Übersterblichkeit. Galt im ersten Lockdown noch die Parole „Jedes Leben zählt“, so finden die massiven Übersterblichkeitsraten nach den Lockdownzeiten und den Spritz-Kampagnen keine Beachtung.

Milosz Matuschek verfasste hierzu einen äußerst beachtenswerten Beitrag mit dem Titel „Killing us softly: Wenn der Tod auf der Agenda steht“. Darin bracht er die Ungeheuerlichkeit der totgeschwiegenen Todeszahlen sehr gut auf den Punkt:

„Es ist mehr als bezeichnend, dass weder die Gründe für die Übersterblichkeit noch für den Geburtenrückgang und die Fertilitätskrise gerade Hauptthemen in den Medien sind. Hier steht auch noch der Corona-Elefant der Impfschäden im Raum herum und wird geflissentlich ignoriert. Was wäre relevanter als die Frage nach dem Untergang der Menschheit? Nach welchen Kriterien journalistischer Arbeit wäre dies kein Titelthema? Diese himmelschreiende Diskrepanz gilt es zu schließen.

Was hingegen gerade ein Thema ist: Menschen, die sich ihres Geschlechts nicht mehr sicher sind; die Abschaffung des Begriffs ‚Mutter‘ durch ‚entbindende Person‘ in der Tagesschau; Anti-Natalistinnen, die medienwirksam in Talkshows verkünden, dass sie zugunsten der CO2-Bilanz auf Kinder verzichten wollen; Erwachsene, die mit Puppen als Kindsersatz kuscheln.“

Hier spricht Matuschek einige wichtige Depopulismus-Bestandteile an. Man könnte — würde man das Allerböseste unterstellen — auch von „gezielten Methoden“ sprechen. Listen wir die wesentlichsten depopulistischen Faktoren noch einmal stichpunktartig auf, ehe wir uns daran machen, den Mythos der Überbevölkerung zu entzaubern:

  • Die bislang unbekannten Auswirkungen der milliardenfach verabreichten Corona-Genspritzen (Vulgo: „Corona-Impfungen“)
  • Ideologien, die den Kinderwunsch beeinträchtigen und/oder die Fortpflanzung erschweren oder gänzlich unmöglich machen („LGBTQ+“, „menschengemachter Klimawandel“, sowie pervertierte Formen des „Feminismus“)
  • Zunehmende Legalisierung von Abtreibungen
  • Zunehmende Legalisierung von Sterbehilfe
  • Rückgang der Spermienzahl (Bedingt durch Weichmacher im Plastik, Medikamentenrückstände in Abwässern und vieles mehr)
  • Schadstoffe in den Nahrungsmitteln
  • Umweltgifte
  • Ökonomische Rahmenbedingungen, die die Familienplanung erheblich erschweren

Das Fundament der Depopulisten

Wir haben uns nun eingehend beschäftigt mit den Erscheinungsformen und Methoden des Depopulismus und dessen — mal implizit, mal explizit — angestrebten Ziel, die Bevölkerung auf eine bestimmte Menge hin zu reduzieren. Nun müssen wir uns die — zugegebenermaßen ungeheuerliche — Frage stellen, ob die Depopulisten vielleicht doch — zumindest in Ansätzen — Recht haben? Sind wir, die acht Milliarden Menschen, wirklich zu viel? Zu viel für den Planeten? So viel, dass der Planet klagt, er habe Homo sapiens?

Liegen die Depopulisten mit dieser unbequemen Wahrheit im Grunde genommen richtig und handeln im Sinne der Spezies? Das heißt, darauf abzielend, dass „wir“, also ein Teil von uns weiter auf diesem Planeten leben kann? Ist das — die „Depopularisierung“ — die bittere Pille, die wir als Spezies hinsichtlich unseres Fortbestehens schlucken müssen, und jene weisen Philanthropen, Weltlenker und Denker stellen sogar noch ihren Humanismus unter Beweis, durch das Vorziehen von „soften“ Dezimierungsmethoden wie die schleichende Unfruchtbarmachung, die Ermunterung zum Kinderverzicht im Gewand des Progressiven und Ökologischen?

Und steckt vielleicht nicht sogar in jedem von uns ein Depopulist, selbst dann, wenn wir den oben skizzierten Depopulismus ablehnen? Das finden Sie ungeheuerlich? Dann stellen Sie sich folgende Beispielfrage: Welchen Strand ziehen Sie vor? Einen Strand, an dem Sie zu Ihrer Linken und Rechten bis zum Horizont blickend nur ein paar Dutzend Menschen sehen, oder einen Strand, an dem Sie dicht gedrängt, Handtuchkante an Handtuchkante nebeneinanderliegen? Suchen Sie im Urlaub nicht auch Orte auf, die nicht so sehr überlaufen sind von „Touris“? „Touris“ sind selbstverständlich immer die anderen. Und suchen Sie nicht auch immer wieder mal das Weite, entlegene Orte, wenn Ihnen der Trubel des Stadtlebens zu viel geworden ist? Googeln Sie nicht auch nach Orten, die man bei Google nicht findet? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, dann versetzen Sie sich nun — soweit möglich — in einen dieser „Philanthropen“ hinein und skalieren den besagten menschenleeren Strand auf die gesamte Erdoberfläche.

Nun können Sie — nach diesem kurzen Schattenarbeitstest — womöglich verstehen, worum es den Depopulisten in erster Linie geht. Im Zuge der Vierten Industriellen Revolution wird ein Großteil der zu verrichtenden Arbeit, für die vormals ein gigantisches Heer an Arbeitern notwendig war, durch Maschinen und Künstliche Intelligenz verrichtet. Es gibt schon seit geraumer Zeit diesen ehrlichen wie zynischen Begriff „Human Ressources“, also die menschliche Ressource. Der Bedarf der globalen Oligarchie für diese „Ressource“ schwindet rasant aus soeben genannten Gründen. Die Früchte sind gepflückt aus den Jahrhunderten der Produktionsmehrwertabschöpfung, die meisten Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge sind im korporatistischen Staat-Konzern-Verbund unter den oligarchischen Nagel gerissen worden, und die Produktionsabläufe wurden so weit optimiert und automatisiert, dass sie zu einem von menschlicher Hand nahezu unabhängigen Selbstläufer wurden.

Nun möchte die Klasse der Multimilliardäre allegorisch betrachtet diesen Strand für sich alleine haben. Die restlichen knapp acht Milliarden Menschen sind da nur störend. Ihnen wohnt das Potenzial eines Aufstands gegen „die da oben“ inne, außerdem verbrauchen sie die Naturressourcen, die man doch lieber für sich alleine hätte. Daran zeigt sich auch, dass der Klima-Depopulismus mehr egoistischer denn altruistischer Natur ist. Überbevölkerung heißt ins Oligarchische übersetzt: „Mir passt es nicht, dass Milliarden Menschen an den Ressourcen mitfressen, die wir gerne für uns alleine beanspruchen möchten.“ So ist es doch himmelschreiend bizarr, dass uns Menschen zur Enthaltsamkeit ermahnen, die im Vergleich zum durchschnittlichen Erdbewohner wie die Made im Speck leben.

Dass die inhumanen Entgleisungen respektive die immer striktere Abwendung vom humanistischen Leitbild immer unverblümter verbalisiert werden — „nutzlose Menschen“ (Harari), „Bevölkerungsbombe“ (ZDF-Beitrag), „ungeborenes Ding“ et cetera — ist in diesem Kontext nur stimmig.

Mythos der Überbevölkerung

Nochmal: Sind wir nun — Vierte Industrielle Revolution und ihre Macher hin oder her — rein ökologisch betrachtet zu viele Menschen auf diesem Planeten? Erinnern Sie sich noch an den Vergleich zu Beginn des Textes?

„Wo sind wir zu viele Menschen? Die Standortbestimmung entscheidet maßgeblich über die unmittelbare Beantwortbarkeit dieser Frage. In einer überfüllten Straßenbahn im morgendlichen Berufsverkehr lässt sich diese Frage mit relativer Sicherheit beantworten. Ist der Triebwagen so zum Bersten voll, dass die Pobacken der Menschen die Lichtschranke blockieren, dann kann eigentlich mit Gewissheit gesagt werden: ‚Wir sind zu viele Menschen.‘ Zumindest in dieser Straßenbahn. An einem eingegrenzten Ort mit einem maximalen Kontingent an Sitz-, Steh- und Quetschplätzen kann man diese Aussage mit ziemlicher Gewissheit treffen. Etwa in einem Zugwaggon.“

Der Anfang dieses Textes sei hier noch einmal angefügt, weil in diesem Vergleich — zwischen der „Überbevölkerung“ der Welt und der Überfüllung der Straßenbahn — bei näherer Betrachtung eine thematische Schlüsselerkenntnis enthalten ist. In diesem Abschnitt wurde die Eindeutigkeit der Aussage, hier könne man ein „Zuviel“ an Menschen klar ausmachen, bewusst verwässert. Verwässert wurde diese Aussage mit Einfügungen wie „relativer Sicherheit“ oder „ziemlicher Gewissheit“.

Die vermeintliche Überfüllung einer Straßenbahn entpuppt sich, mit Abstand besehen — etwa vom Bahnsteig aus — als ein Problem der ungleichmäßigen Verteilung und nicht als ein Problem des generellen Platzmangels. So stauen sich die Menschen in den Eingangsbereichen zwischen den Türen links und rechts, während die Gänge häufig nahezu leer sind.

Diese kollektive Passagier-Ballung im Eingangsbereich lässt sich sowohl mit einer gewissen Apathie der „Generation Head Down“ erklären, als auch mit der strategischen Vorausschau vieler Menschen, sich im Eingangsbereich zu platzieren oder zu quetschen, um an der Zielhaltestelle noch irgendwie rauszukommen, da man fürchtet, von den Sitzplätzen aus den Zug ob der Menschenmassen nicht mehr verlassen zu können.

Wir können das Verteilungsproblem in öffentlichen Zügen als ein Fraktal betrachten, welches die Bevölkerungsverteilung zwischen Stadt und Land widerspiegelt. Der Eingangsbereich steht analog für die verstädterten Gebiete, in welchen es zu einer Zusammenballung von Menschen kommt, während die Gänge, die die ländlichen Regionen repräsentieren, äußerst ausgedünnt sind. Es ist die Flexibilität und die Möglichkeitenvielfalt, die die Stehplätze im Türbereich der Züge attraktiv machen. Wer nur zwei Stationen fährt, verweilt im Eingangsbereich, während jene, die längere Strecken zurücklegen, entweder einen Sitzplatz ergattern oder sich für die lange Fahrt eben in den Gang stellen.

Das Problem ist nicht die Überbevölkerung, sondern die ungleiche Überballung der Menschen in den urbanen Räumen bei gleichzeitiger Ausdünnung der ländlichen Regionen. Alle acht Milliarden Menschen hätten — würden sie sich eng zusammenstellen — auf Mallorca Platz. Mit 3.640 Quadratkilometern macht Mallorca gerade einmal 0,002 Prozent der weltweiten Landfläche (149 Millionen Quadratkilometer) aus.

Wenn sich alle Menschen auf 0,002 Prozent der weltweiten Landfläche zusammendrängen können, dann sollte es doch langfristig im Bereich des Möglichen liegen, eine halbwegs gleichmäßige Verteilung aller Menschen auf 149 Millionen Quadratkilometern — die natürlich nicht allesamt bewohnbar sind — zu organisieren. Selbstredend werden bestimmte Regionen aufgrund ihres fruchtbaren Bodens, ihrer Nähe zu Gewässern, Flüssen und Bergen immer eine höhere Attraktivität genießen als andere.

Statt also den Depopulisten auf den Leim zu gehen und — unbewusst — deren Rhetorik einer angenommenen Überbevölkerung nachzubeten, sollten wir uns auf folgende Fragen fokussieren:

  • Warum lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung dicht gedrängt in Städten?
  • Wie könnte eine Entzerrung der Ballungsgebiete aussehen, respektive eine „Re-Verländlichung“ als Gegentrend zur Urbanisierung ab Ende des 18. Jahrhunderts?
  • Verlieren urbane Räume mit der Automatisierung, der Künstlichen Intelligenz und dem damit einhergehenden Wegfall der meisten Berufszweige die vormalige Strahl- und Anziehungskraft, die darin bestand, dass Städte die Menschen mit einer — im Vergleich zum Land — größeren Vielzahl an Erwerbs- und Aufstiegsmöglichkeiten lockten? (7)
  • Welcher Grad an würdevollem Lebensstandard für acht Milliarden Menschen in Wohlstand und ohne Öko-Sozialismus wäre Ökologie-kompatibel, das heißt, durch die Ressourcen der Erde nachhaltig gedeckt?
  • Wie ließe sich eine gerechte Aufteilung der Ressourcen ohne Kriege organisieren?

Die zentrale Frage unserer Zeit lautet also nicht, ob wir in Zukunft miteinander leben wollen, sondern wie?

Ist Depopulismus heilbar?

Die Beziehung des „zivilisierten“ Menschen zur Mutter Erde ist weitestgehend dadurch gekennzeichnet, dass sich die Menschen ihr nicht mehr zugehörig fühlen. Während die einen in ihrem nihilistisch-materialistischen Lebensstil sich darüber gar nicht erst Gedanken machen, gehen die Gedanken und Gefühle der Depopulismus-Nacheiferer dahin, dass sie sich in einem Akt kollektiver Auto-Aggression als eine von der Erde ungewollte, parasitäre Spezies betrachten. Der Begriff der „Mutter Erde“ wurde hier einmal bewusst eingestreut, um diese Beziehungsstörung zwischen Mutter Erde und der auf ihr lebenden „Kindern“ zu beleuchten. Diese Störung stellt die geistig-seelische Grundlage für den Depopulismus dar. Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz skizzierte in seinem Werk „Das falsche Leben“ mehrere Selbst-Störungen. Aus der Form des „bedrohten Selbst“, entstanden durch die „Mutterbedrohung“, lässt sich das gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Mutter Erde sehr gut ableiten:

„Das von der Mutter nicht erwünschte, nicht gewollte Kind, das prinzipiell abgelehnt ist und bedrohliche Vernachlässigungen, aber auch physische und psychische Gewalt erlebt, wird auch in seiner Selbst-Entwicklung unsicher, labil, bedroht, brüchig und fragmentiert bleiben. Die Wahrnehmung von sich selbst lautet dann etwa: Ich nicht berechtigt! Ich darf nicht sein! Ich bin grundsätzlich falsch! Ich bin furchtbar! Ich bin eklig! Ich bin unerträglich! Um mit diesem unerträglichen Selbsterleben überlebensfähig zu werden, können die Ich-Funktionen zwei Wege einschlagen: Das Ich identifiziert sich mit der existenziellen Bedrohung und entwickelt selbst destruktive Verhaltensweisen (…). Mit einem zerstörerischen und konfliktreichen Verhalten gibt man im Grunde der mütterlichen Ablehnung recht — man macht sich real eklig und unerträglich, was leichter auszuhalten ist als die vernichtende Botschaft. (…) Oder es werden mit dem Ich im trotzigen Aufbegehren gegen dieses furchtbare Schicksal Wege und Mittel gesucht, um sich zu rächen. Um als Täter nicht mehr Opfer sein zu müssen.“ (8)

Jene Menschen, die dem Depopulismus nicht nur auf den Leim gehen, sondern dessen menschenfeindliche Implikationen verinnerlichen, sehen sich selbst als das nicht gewollte Kind von Mutter Erde und entwickeln entsprechend die beschriebene Auto-Aggression. Und jene, die anstelle dessen zu einem „trotzigen Aufbegehren“ übergehen, sind die depopulistischen Technokraten, Philanthropen, Trans- und Posthumanisten, die an die Stelle des von Nietzsche totgesagten Gottes treten und sich über die Natur stellen, sich anschicken, diese zu beherrschen, was eben auch miteinschließt, die Menschheit nach einer technizistischen Milchmädchenrechnung auf eine bestimmte Anzahl hin zu reduzieren.

Freilich hinkt der Vergleich zwischen dem von Maaz beschriebenen „bedrohten Selbst“ und den sich als ungewollte Erdenkinder fühlenden Menschen. Diesen wurde nämlich nicht von Mutter Erde eingebläut, dass sie ungewollt seien, sondern die Depopulisten flößten ihnen diesen falschen Glauben ein. Hierin liegt außerdem die Paradoxie, dass der Mensch sich einerseits selbst verurteilt — oder verurteilen soll — und sich kleinmacht, während er sich gleichzeitig anmaßt, über die Größe und Einfluss zu verfügen, die es ihm ermöglicht, die von ihm geschundene Erde auch wieder zu retten. In Thomas Eisingers sehr lesenswerten — da sehr prophetischen — Klimadiktatur-Dystopie-Roman „Hinter der Zukunft“ bringt eine der Romanfiguren diese Tatsachenverdrehung sehr treffend auf den Punkt:

„Die gute Mutter Erde retten oder die Menschheit? Was wählst du selbst? Der Planet muss gerettet werden — vor den Menschen! Idealisierung einerseits und Verurteilung andererseits, es ist klar, wie die Geschworenen urteilen werden! Doch wie kann das sein? Wie können wir gegen uns selbst urteilen? Sind wir wirklich so schlecht? Und was genau meint hier das Wörtchen ‚wir‘? Denn dieses ‚Wir‘ existiert nicht. Diejenigen, die die Umwelt verwüstet haben — und ich spreche nicht vom Klima — das sind jene, die schon immer über allen Regeln standen. Die Megakonzerne, Großbanken, Medienzare, Kriegstreiber und auch viele Politiker. Sie haben sich unfassbar bereichert und dann die Story erfunden, dass jeder Einzelne Schuld an den Folgen für die Umwelt hätte. Nichts könnte falscher sein (…).“ (9)

Das ist ein wichtiger Baustein zur Heilung des Menschen von dem ihm eingetrichterten Depopulismus. Die Menschheit wird von den Globaloligarchien in Haftung genommen für die ökologischen Schäden, die die Globalisten jahrhundertelang selbst — und teils gegen den expliziten Willen der Menschen — verursacht haben. Es sind die gleichen Menschen, die über ein Jahrhundert von konsumierenden und sich-ausbeuten-lassenden Menschenmassen nicht genug bekommen konnten, die nun aber verkünden, wir seien zu viele.

Wäre es denn nun wirklich besser, wir, die Menschen, würden nun — größtenteils — von der Erdoberfläche verschwinden? Der Naturphilosoph Jochen Kirchhoff schrieb hierzu kürzlich einen bemerkenswerten Beitrag mit dem Titel „Die Welt ohne uns“. Darin widerspricht Kirchhoff vehement dem postulierten nihilistisch-materialistischen, einzig von der Wissenschafts-Religion getragenen Weltbild des modernen Menschen, wonach der Mensch gar nicht selbst Teil der Natur, des Kosmos sei, und auch der Kosmos selbst als unlebendiges, ganz und gar totes Nichts angesehen wird. Halb-sarkastisch bezeichnet er die Depopulisten als „Menschenleugner“:

„Ihr zentrales Credo (das der ‚Menschenleugner‘, Anmerkung des Autors) hinsichtlich des Menschen lässt sich wie folgt skizzieren: Mit dem Menschen hat es wenig auf sich; eine wie auch immer geartete metaphysische Substanz kann ihm nicht zugesprochen werden. Er ist ein höheres Tier, das sich megalomanisch aufbläht, um letztlich im nihilistischen Nirgendwo zu verschwinden. Der Mensch wird als belebtes Nichts vorgestellt. Vorangepeitscht von Wahnideen und dumpfen Egoismen, umschnürt vom Korsett einer nihilistischen Zwangsjacke, die ihm den höheren Atem raubt. Zu dieser Zwangsjacke gehört als notwendiges Pendant die Vorstellung eines sinnleeren, lebensfeindlichen und rundum monströsen Universums (…).‚Menschenleugner‘ sind in gewisser Weise auch Kosmosleugner. Sie leugnen die metaphysische Tiefe des Menschen und des Kosmos selbst, der sie trägt und umgibt. Sie halten den Kosmos für wenig intelligent, andernfalls würden sie nicht derartig absurde Weltbildvorstellungen favorisieren. (…) Man kann den Naturbegriff auf das Universum übertragen. Dann ist alles Seiende selbst Natur. Natur ist das, was der Mensch nicht ist, wenn wir ihn aus dem Naturzusammenhang herausnehmen. So wird es meist gesehen. Ich glaube, dass der Mensch unter bestimmten Bedingungen überall im Kosmos heraustritt, dass wir umgeben sind von unvorstellbarer Seinsfülle, zu der auch immer der Anthropos gehört, der eigentlich gemeinte Mensch. Gestirne sind die Träger menschlichen Lebens, überall und seit dem Abgrund der Ewigkeit. Also sind Menschen Ewigkeitswesen, verankert im kosmischen Sein, in der Unendlichkeit in Raum und Zeit. (…)“

Diese Unverbundenheit der „Menschenleugner“ zeigt die „Letzte Generation“ und ihre populäre Protestform besonders anschaulich: Statt mit den Fußsohlen auf der Erde zu stehen, kleben sie mit den Handflächen auf dem Asphalt. Dort sitzend machen sie den in den Fahrzeugen eingekesselten Menschen das Leben zur Hölle, deren Probleme ihnen nichts gelten, da diese Probleme im Lichte der Klimareligion als profan angesehen werden. Die „Letzte Generation“ steht sinnbildlich für den Depopulismus und den „Kosmosleugner“. Der Name impliziert bereits das angenommene, absolute Nichts abseits der eigenen, kurzen Lebensspanne. Für die geistig Klebengebliebenen gibt es nichts Transzendentes, nichts Höheres, nichts, was sich nicht mit den sakrosankten Fühlern der „Wissenschaft“ ertasten lässt. Man wähnt sich als die „Letzte Generation“, die sich angesichts einer allesvernichtenden Katastrophe bemüht, ihr irdisches und damit einziges Dasein möglichst weit hinauszustrecken gegenüber dem angenommenen Nichts, welches dem Ableben folgen solle.

Weiter führt Kirchhoff aus:

„Der Mensch repräsentiert das Ganze, weil er in die Grundsubstanz der Welt verwoben ist und ihr zugehört. Er fokussiert und bündelt als kosmisches Wesen schlechthin das Ganze und kann nur deshalb dieses Ganze in seiner Grundstruktur auch erkennen. Im Kern erkennt er nur sich selbst, weil er das welthaltige Wesen schlechthin ist. (…) Ich will zurückkommen auf die vier Komponenten der altgriechischen Naturidee oder Naturkonzeption: Ursprung, Ziel, Prozess und Sinn dieses Prozesses. Das berührt auch die Frage nach dem Menschen, ja ist davon gar nicht zu trennen. Ursprung = Arche, Ziel = Telos. Insofern sind wir arche-teleologische Wesen. Und das heißt auch: Zeitwesen. Wir sind das, was wir waren und was wir sein werden. In dieser zeitübergreifenden Ganzheit sind wir gehalten.“

Kirchhoff nennt hier einen sehr wichtigen Begriff, den des „Zeitwesens“. Das, was wir waren, und das, was wir heute sind, ist — im Gegensatz zur Inschrift der Georgia Guidestones — nicht in Stein gemeißelt. Momentan mögen wir für den Planeten eine wahre Belastung sein, wobei die treibende und initiierende Kraft für das Destruktive — wie weiter oben mit Eisinger angeführt — von einer kleinen, raffgierigen Minderheit ausgeht. Wenn wir Zeitwesen sind, dann wohnt in uns, dem Menschen, zugleich das Potenzial inne, anders, das heißt, im Einklang mit der Erde zu leben. Um uns zu dieser potenziellen Andersartigkeit im Umgang mit der Erde hin entwickeln zu können, müssen wir erkennen, dass die unbestreitbaren ökologischen Schäden und Verwerfungen auf der Erde in der Jetztzeit ein Spiegelbild unseres Innersten sind.

Hierzu schrieb der Traumaforscher Franz Ruppert in seinem bemerkenswerten Aufsatz „Das innere Ökosystem“:

„(Es) traumatisieren vorwiegend solche Menschen ihre Mit-Welt, deren Innen-Welt traumatisiert ist. Sie stellen wie taub und blind das Chaos in ihrem Inneren in ihrer Außenwelt her. Sie haben den gefühlten Bezug zu ihrem Körper und seinen Lebensbedürfnissen, vor allem zu ihrem Ich verloren. Sie leben in einem grundsätzlichen emotionalen Kontakt- und Liebesmangel. Sie versuchen, mit ihren Trauma-Überlebensstrategien ihren emotionalen Mangel, ihre emotionalen Blockaden und Sackgassen mit materiellen Dingen und abstrakten Vorstellungen wie Geld, Gewinn, Profit und Erfolg zu kompensieren. Und auch die Schäden, die sie damit in ihrer Mit-Welt anrichten, versuchen sie mit den gleichen untauglichen Mitteln — Geld, Steuern, rein technische Lösungen — abzuwenden. Das eine Symptom zieht das andere nach sich und alle sind dann in der Symptombekämpfung gefangen und unendlich beschäftigt. Auch wieder eine gute Ablenkung vom Chaos der eigenen Innen-Welt. Weil sich traumatisierte Menschen ihrer Innen-Welt gegenüber machtlos fühlen, versuchen sie, über ihre Außen-Welt mit viel Gewalt Macht und Kontrolle zu bekommen. Weil sie sich selbst innerlich wie tot fühlen und oft Anteile in sich haben, die gar nicht wirklich leben wollen, die das Leben ohnehin nur als Last und Zumutung erleben, haben sie auch wenig bis kein Mitgefühl für die Zerstörung, die sie ihrer Mit-Welt antun.

‚Umweltzerstörung‘ ist daher Ausdruck ihrer Destruktivität auch sich selbst gegenüber infolge der Täter-Opfer-Dynamiken, die in ihrem eigenen Innern toben. Die Sorge um ‚die Um-Welt‘ hat ihre Wurzeln oft auch in kindlichen Erfahrungen, sich um seine traumatisierten Eltern kümmern zu müssen. Ich muss etwas für die Um-Welt, also meine Eltern tun, damit ich ihr Leiden lindere und sie mir nicht böse sind und mir nichts antun. Ich muss um der Um-Welt, also meiner Eltern willen auf meine Bedürfnisse und mein eigenes Leben verzichten. Die Denk- und Sprachlogik ist identisch. Der Ausstieg aus der Mit-Welt-Zerstörung kann meines Erachtens daher nur durch den Einstieg in die Innen-Welt-Heilung geschehen.“

Hier wurzelt die ganze Perversion des Depopulismus: Statt die seelischen Wunden der Menschheit im Inneren zu heilen, die den ökologischen Verwerfungen im Außen zugrunde liegen, will der Depopulismus schlicht nur die Anzahl der Menschen reduzieren, während die verbleibenden Menschen weiterhin mit der gleichen psychischen Verfasstheit über die Erde wandeln sollen, die die Erde erst in diesen desolaten Zustand versetzt hat.

Fazit

Erheben wir unsere Stimme, lassen wir es nicht unwidersprochen im Raum stehen, wenn in unserer Gegenwart immer wieder darüber sinniert wird, ob wir zu viele Menschen sind. Bitten wir den- oder diejenigen, die es dennoch tun, in dem Satz „Wir sind zu viele Menschen“ das Wort „Menschen“ durch ein anderes Wort zu ersetzten, etwa: „Asylanten“, „Behinderte“ oder „Homosexuelle“. Sehr rasch würde dann der menschenverachtende Gehalt dieser Aussage zutage treten.

Auch könnte man fragen, welche Konsequenzen derjenige ziehen würde, der solch unsägliche Sätze unreflektiert von sich gibt, wenn er diese konsequent zu Ende denkt? Wie könnte man denn möglichst rasch eine Verringerung der Weltbevölkerung erreichen? Die möglichen Antworten — die hier nicht explizit ausformuliert werden sollen — lassen die grässlichen Implikationen ebenfalls sehr schnell sichtbar werden.

Es ist wichtig, dass Menschen, die dem Depopulismus unreflektiert das Wort reden, selbst darauf kommen, dass es sich hierbei um eine durch und durch menschenverachtende Ideologie handelt, die über keinerlei legitimierende Wurzeln in der Realität verfügt.

Ist dieser Schritt geglückt, sollte sich der Fokus endlich auf die zentrale Frage richten. Diese lautet nicht: „Mit wie vielen Menschen wollen wir in Zukunft leben?“ Die zentrale Frage — die das Talksendungsformat Fair Talk gebetsmühlenartig immer wieder stellt — lautet:

Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben?“

Für Depopulisten müsste diese Frage noch final präzisiert werden:

Wie wollen wir alle in Zukunft miteinander leben?“


Quellen und Anmerkungen:

(a1) Für die statistische Betrachtung der Wirkungsweise des Depopulismus werden im Text einige Statistiken von Statista herangezogen, die hinter einer Bezahlschranke verborgen sind. Sofern Sie über ein Nutzerkonto bei einer städtischen Bibliothek verfügen, können Sie diese Bezahlschranke in aller Regel umgehen, denn die meisten Stadtbibliotheken führen den Premium-Account von Statista in ihrem digitalen Angebot. Melden Sie sich einfach auf der Seite ihrer jeweiligen Stadtbibliothek an und klicken anschließend auf „digitale Angebote“ und suchen Sie dort nach Statista. Sie werden dort auf eine Anmelde-Seite weitergeleitet, auf welcher Sie sich nochmals mit ihre Stadtbibliotheksausweisnummer und ihrem Passwort anmelden müssen. Anschließend können Sie auf alle Statistiken, unabhängig von der Bezahlschranke zugreifen.
(1) Vergleiche Unger, Raymond: „Vom Verlust der Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, Coronakrise“, München, 2021, Europa-Verlag, Seite 230 Fortfolgende.
(2) Vergleiche / Siehe Huxley, Julian „UNESCO: its purpose and its philosophy“, 1 C/6, UNESCO/C/6, 1946, Seite 37 Fortfolgende, beziehungsweise PDF-Seite 33-34. URL: https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000068197
„It is, however, essential that eugenics should be brought entirely within the borders of science, for? as already indicated, in the not very remote future the problem of improving the average quality of human beings is likely to become urgent; and this can only be accomplished by applying the findings of a truly scientific eugenics. Natural Science is one.“
(3) Vergleiche „First Annual Report on U.S. International Population Policy“, 1976, Seite 10, hier abrufbar: https://static.history.state.gov/frus/frus1969-76ve14p1/pdf/d125.pdf
„In the case of LDC countries uncommitted to population programs, our efforts must be fine-tuned to their
particular sensitivities and attitudes. In the main, we should avoid the language of ‚birth control‘ in favor of ‚family planning‘ or ‚responsible parenthood,‘ with the emphasis being placed on child spacing in the interests of the health of child and mother and the well-being of the family and communit“

(4) Vergleiche Sandel, Michael J.: „Plädoyer gegen die Perfektion“, Berlin, 2008, Berlin University Press Seiten 85 bis 99.
(5) Vergleiche/Siehe Hänle, Martina: „Präimplantationsdiagnostik, ja oder nein? Förderung einer informierten und gut begründeten Entscheidung im Bereich Medizinethik mit einer multimedialen Lernumgebung im Museum“, 2012, München, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie, Ludwig-Maximilian-Universität, Seite 19.
„Unter dem Begriff PID oder PGD (engl. preimplantation genetic diagnosis) wird die genetische Untersuchung von Embryonen vor der Implantation in die Gebärmutter der Frau verstanden (Hennen & Sauter, 2004). Eine konstitutive Voraussetzung für die Durchführung einer PID bildet die künstliche Befruchtung (IVF) der Eizelle mit einer Samenzelle in der Petrischale (Griesinger et al., 2003; Steck, 2001).
Ziel der PID ist es vor allem, Paaren mit einer Veranlagung für schwere genetisch bedingte Krankheiten, zu einem gesunden Kind zu verhelfen. Nach der Bestimmung der genetischen und chromosomalen Eigenschaften werden nur diejenigen Embryonen ausgesucht und transferiert, bei denen krankhafte Veränderungen im Erbgut mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können (Kollek, 2002). Embryonen mit pathologischem Befund werden in der Regel „verworfen“, d. h. vernichtet, indem die Versorgung eingestellt wird und die Embryonen dann absterben.“
(6) Schreyer, Paul: „Chronik einer angekündigten Krise: Wie ein Virus die Welt verändern konnte“, Frankfurt am Main, 2020, Westend Verlag, Seite 102 Fortfolgende.
(7) Vergleiche Reulecke, Jürgen: „Geschichte der Urbanisierung in Deutschland“, Frankfurt am Main, 1985, Suhrkamp, Seite 27 Fortfolgende
Vergleiche Kötter, Herbert: „Agrarsoziologie“ in Gehlen, Arnold; Schelsky, Helmut (Herausgeber): „Soziologie“, Düsseldorf-Köln, 1955, Eugen Diedrichs Verlag, Seite 209 Fortfolgende
(8) Siehe Maaz, Hans-Joachim: „Das falsche Leben: Ursachen und Folgen unserer normopathischen Gesellschaft“, München, 2017, C.H. Beck, Seite 24.
(9) Siehe Eisinger, Thomas „Hinter der Zukunft“ Vacherdorf, Traunstein, 2021, Nova MD. Seite 324 Fortfolgende


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

VG-Wort Zählpixel

Weiterlesen

Grenzen setzen
Aus dem Archiv

Grenzen setzen

Maßnahmen greifen so lange, wie wir sie dulden — mittlerweile gibt es Fälle aus der Praxis, in denen sich Menschen erfolgreich befreit haben.