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Am Ende gewinnen die Emotionen

Am Ende gewinnen die Emotionen

Es hat vielleicht weniger mit Unfähigkeit zu tun, wenn das Andersdenken auf heftige Reaktionen stößt.

von Christian Reichhoff

Die folgende, Mark Twain zugerechnete Erkenntnis möchte ich meinen Gedanken voranstellen, denn diese scheint mir sehr wahr zu sein.

„Es ist leichter, die Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht wurden.“

In den letzten Wochen und Monaten manifestierte sich in mir der Eindruck, dass ich mit allen noch so gut belegten Argumenten bei meinen Gesprächspartnern, welcher von der epochalen Bedrohung durch die Corona-„Pandemie“ überzeugt sind, absolut nichts erreiche, noch nicht einmal Nachdenklichkeit erzeugen kann. Im Gegenteil: Trotz bewusst äußerst ruhiger Gesprächsführung durch mich, sehe ich mich am Ende häufig massiver verbaler Aggression gegenüber.

Wie oft bin ich in diesen Tagen enttäuscht, verzweifelt und am Ende erschöpft, weil mir vertraute Mitmenschen mit Kühle, Argwohn und teilweise gar mit mühsam unterdrücktem Hass begegnen. Menschen, die ich zu meinen Freunden zählt(e), Kollegen, mit welchen ich arbeiten muss und die mich hinter vorgehaltener Hand nun als „Verschwörungstheoretiker“ und — ja, auch das hörte ich schon — Nazi handeln. Wie soll es unter diesen Umständen ein Zusammentreffen oder eine Zusammenarbeit geben?

Es ist für mich keine Lösung, zu schweigen. Zu groß ist der Schaden, welcher gerade von Politik und Medien den Menschen angetan wird. Aber in vielen Fällen muss ich mir auf die Zunge beißen, will ich nicht einen Großteil meines Soziallebens — und auch dem meiner Kinder — einbüßen. Dennoch wurden viele Tischtücher zerschnitten, unter Bekannten, im Freundeskreis, sogar innerhalb von Familien.

Aber soweit ich mich erinnere: Nie ging die Abkehr von demjenigen aus, welcher kritische Fragen stellte, sondern  stets von der Gegenseite: „Mit Dir kann man nicht diskutieren!“ Der Zweifelnde sucht das Gespräch, der Gläubige verweigert es. Warum ist das so?

Ich vermute, es ist vor allem eines: Angst.

Aber es ist gar nicht unbedingt die Angst vor „Corona“, auch nicht die vor der eigenen Sterblichkeit. Vielmehr scheint es die Angst zu sein, dass man — so man zu zweifeln beginnt — sich darüber klar werden würde, dass man erfolgreich getäuscht wurde, man sich kolossal geirrt hat. Damit würde man alle seine Wahrnehmungen, alle Erinnerungen, gar sein Weltbild — sein gesamtes ICH infrage stellen. Davor hat unser Unterbewusstsein eine tiefe Grundangst, eine die kaum zu überschätzen ist, und die automatisch Vermeidungsstrategien ablaufen lässt.

Zu Beginn der staatlichen Zwangsverordnungen versuchte ich meinen Gesprächspartnern mittels Fakten von Bhakdi, Wodarg, Hockertz und anderen die Angst zu nehmen — erfolglos. Hier waren die Reaktionen durchweg von Abwertungen der Personen und Abwinken geprägt: „Das sind doch verkalkte Rentner, die froh sind, noch mal etwas in eine Kamera sagen zu dürfen, und keine ernstzunehmenden Quellen aus der Wissenschaft, wie Drosten!“ Derart entwertet können einfach alle Argumente als irrelevant abgeschmettert werden, eine inhaltliche Auseinandersetzung ist per Definition unnötig.

Deshalb bemühte ich mich später um Quellen, auf welche sich Politik, Medien und deren Konsumenten, also meine Gesprächspartner, selbst stets berufen, zum Beispiel das Robert Koch-Institut (RKI); und um einen positiven, lobenden Kontext, etwa so:

„Also ich finde, das RKI ist eine hervorragende Institution. Dort arbeiten exzellente Wissenschaftler. Die forschen seit Jahren sehr gründlich zur Ausbreitung von allen jeweils relevanten Viren, welche Atemwegserkrankungen hervorrufen, seit März auch zu SARS-CoV-2. Deutschland betreibt ein engmaschiges Netz von Referenzlaboren, Sentinel-Praxen und -Kliniken, um das uns viele Länder beneiden. In den Wochenberichten letzterer steht aber nun, dass sie seit Kalenderwoche 20 das SARS-CoV-2-Virus nicht mehr nachweisen können.“

Die häufigste Antwort lautet dann: „Das glaube ich nicht.“

Da ich mir einen Bildschirmausschnitt eines der letzten Berichte, inklusive der Internetadresse (URL) auf meinem Smartphone hinterlegte, kann ich dann zwar sehr schnell zeigen, dass dies sehr wohl der Wahrheit entspricht. Die Antworten reichen von: „Das ist doch totaler Quatsch!“ bis hin zu „Willst du damit sagen, dass uns alle Medien, alle Labore und alle Wissenschaftler belügen? Bist du auch so ein unverantwortlicher Verschwörungstheoretiker?“

Sobald ich meinen Gesprächspartner damit konfrontiere, dass die scheinbare Quelle seines Glaubens gar nicht das bezeugt, was er glaubt, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass es lauter und, leider auch unsachlich wird, denn er gerät in eine schwere kognitive Dissonanz.

Für meinen Gegenüber ist das RKI DIE Quelle. Ihm ist jedoch gar nicht bewusst, dass er noch nie deren Publikationen als Primärquelle studiert hat. Und nun lobe ausgerechnet ich das RKI und zeige ihm Schwarz auf Weiß, dass dort etwas ganz anderes steht, als ihm immer von den Medien berichtet wird. Sofort wird dem Unterbewusstsein meines Gesprächpartners die Bedrohung klar, nämlich dass er in nur wenigen Sekunden den wichtigsten Teil des Unterbaus seines vermeintlichen Wissens verlieren könnte — und damit sein gesamtes Selbstbild bedroht ist.

Das erfordert Verteidigungsstrategien, bestenfalls noch mit dem „Argument“, dass ich kein Virologe wäre und das daher gar nicht beurteilen könnte (obwohl er selbst auch kein Virologe ist und trotzdem sehr wohl die Pandemieberichterstattung der Medien ebenfalls beurteilt), im schlimmeren Fall mit Gesprächsverweigerung oder gar wütender, verbaler Aggression.

Wo Hass ist, kann keine Liebe mehr sein. Dann ist es unmöglich, noch ein gutes Gespräch führen zu können. Da kann ich noch so ruhig, achtsam und wertschätzend sprechen. Häufig wird die Verzweiflung gerade deshalb noch zur Hysterie verstärkt, weil ich mich meinem Gegenüber nicht als erkennbares Ziel seiner Wut kenntlich mache. Bleibe ich doch ruhig, höre ihm aufmerksam zu und lasse ihn ausreden. Aber so kann ich offenbar niemanden überzeugen. Wahrscheinlich würde nur zählen, wenn Drosten sagte: „Es ist vorbei; Amen.“

Aber gibt es denn gar keine Möglichkeiten, keine faktenbasierte Argumentation, welche überzeugte Pandemieanhänger doch noch zum Nachdenken bewegen kann? Gibt es tatsächlich nichts, womit wir wenigstens im Gespräch bleiben können? Sind uns Politik und Medien wirklich so überlegen im Framing und Beeinflussen?

Wir müssen zur Kenntnis nehmen: Ja, dem ist so. Auch Mausfeld bestätigt, dass uns die Eliten immer einen Schritt voraus sind. Aber wir können uns derselben Methoden bedienen, auch wenn es uns schwerfällt. Denn es fühlt sich nicht gut an. Beschrieben sind sie in Le Bons „Psychologie der Massen“ und vor allem Edward Bernays‘ „Propaganda“. Wir könnten emotionale Trigger bemühen. Also, anstatt Zahlen vom RKI zu nennen, könnte ich wahrheitsgemäß (!) erzählen:

„Von unserem Nachbarn ist im April die Mutter im Pflegeheim innerhalb weniger Wochen mit Demenz gestorben — wahrscheinlich aus Einsamkeit und Verzweiflung. Denn niemand durfte sie mehr besuchen. Sie durfte nicht im Chor singen, keinen Friseur besuchen, keine Physiotherapie, keine Spaziergänge in der Frühlingssonne. Niemand konnte Abschied nehmen. Es wurde die Polizei gerufen, als die Familie verzweifelt versuchte, sie noch einmal zu sehen! Das nennst Du ‚Die Gefährdeten schützen!?‘“

Oder:

„Was für eine Regierung ist das, die Gesetze erlässt, mittels denen man Eltern zu zwingen versucht, ihre eigenen Kinder einzusperren? Und wenn sie es nicht tun, damit droht, ihnen die Kinder wegzunehmen, um sie zwangsweise in ein Heim zu stecken? Was sind das für Beamte, die diese Anweisungen auch noch an die verängstigten Eltern versenden und das wirklich bereit sind, auch durchzuführen? Du hast kein Verständnis dafür, dass Menschen gegen so etwas demonstrieren?“

Oder:

„Ich habe heute morgen gehört, wie eine Mutter ihrem Grundschulkind beim Abschied vor dem Schulhof erklärte, warum es eine Maske tragen muss. Sie sagte: ‚Weil doch aus deinem Mund beim Sprechen Tröpfchen kommen können, die deine beste Freundin krank machen. Und du willst doch nicht, dass sie stirbt?‘ Die vor Angst aufgerissenen Augen des Kindes hättest du sehen sollen! Zu Hunderttausenden wird unseren Kindern so etwas angetan. Das lässt mich nicht kalt!“

Bis auf die letzte Episode habe ich all das selbst erlebt. Es sind Geschichten wie diese, nach denen ich plötzlich und unerwartet in betroffene Gesichter blicke. Fakten berühren uns wohl nicht, Bilder und Geschichten, insbesondere von Kindern hingegen sehr.

Ein wenig schäme ich dafür, nun ab und an bewusst die emotionalen Triggerpunkte meines Gegenüber zu bedienen; wissend, das dies manipulativ ist. Ist es aber auch moralisch vertretbar, dass ich mich dessen, was alle Medien unaufhörlich tun, nun meinerseits bediene?

Ich kann diese Frage nicht allgemeingültig beantworten. Aber mein Herz sagt: „Ja, wenn es hilft, Leid von meinen Mitmenschen abzuwehren, dann ist auch Manipulation erlaubt. Ja, es ist sogar geboten, wenn nur noch das hilft!“

Danke Christian, bitte bleiben Sie achtsam, liebe Leser.


Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst — als Gastbeitrag des Lesers Christian Reichhoff — original auf der Online-Plattform Peds Ansichten veröffentlicht.


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