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Die verachteten Propheten

Die verachteten Propheten

Verschwörungstheorien werden so lange verhöhnt, bis sie sich in der Praxis als wahr erweisen — auf eine Entschuldigung warten die Mahner dann vergeblich.

Schon relativ früh in diesem Jahr vernahm man Worte der Mahnung: Mit zwei Stichen bei der Impfung würde es nicht getan sein, behaupteten einige. Freilich waren das nur die Einwürfe von Verschwörungstheoretikern, von Menschen also, die Behauptungen in die Welt setzen, die nicht von der Realität gedeckt sind, sondern bestenfalls von einem subjektiven Bauchgefühl oder schlicht von Gesinnung.

Vor etlichen Wochen hat Markus Söder in einer Stellungnahme schon mal in Aussicht gestellt, dass es „mit zwei Piks“, wie er es in infantilisierender Sprache ausdrückte, nicht getan sein würde. Im Gegenteil, es werde noch viele Pikse geben. Aktuell steigen die Impfdurchbrüche. Viel berichtet wird davon nicht. Sahra Wagenknecht wirft der Bundesregierung sogar vor, sie würde den Umstand absichtlich verschweigen. Drei von zehn COVID-Patienten auf der Intensivstation seien nämlich vollständig geimpft. Die Auffrischung wurde vulnerablen Gruppen bereits empfohlen. Der Booster wird nun zum Thema für alle — und all jene, die doppelt geimpft sind, können schon bald als ungeimpft gelten, ganz so wie es Israel vormachte.

Impfpflicht durch die Hintertür — im Mai 2020 noch Verschwörungstheorie

Wieder mal zeichnet sich also ab, dass eine Verschwörungstheorie in die Praxis umgesetzt wird. Die Verschwörungstheoretiker sind quasi rehabilitiert. Könnte man jedenfalls meinen. Aber sie haben immer noch einen schlechten Ruf.

Und es entschuldigt sich keiner bei ihnen. Im Gegenteil, sie werden übergangen, man tut so, als hätten sie nie etwas gesagt.

Im Augenblick zirkuliert in den Netzwerken ein Meme. Es zeigt ein Zitat aus dem ZDF-Faktencheck vom 6. Mai des vergangenen Jahres, Aussagen, die man auch hier noch findet: „Prominente Verschwörungstheoretiker wie Ken Jebsen“, hieß es da, „fürchten eine Impfpflicht durch die Hintertür. (…) Wer keinen Immunitätsausweis habe, könne an bestimmten Veranstaltungen nicht mehr teilnehmen, so die Befürchtung. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums vermutet hinter dem Online-Geraune zu dem Gesetz eine Agenda: Es handelt sich um eine Kampagne, die in den Sozialen Medien losgetreten wurde.“

Hat sich eigentlich schon jemand bei Ken Jebsen entschuldigt? Jemand aus dem Gesundheitsministerium vielleicht? Ohne es genau zu wissen, würde ich an dieser Stelle einfach mal spekulieren: Nein, es hat sich keiner entschuldigt. Im Mai letzten Jahres haben sicherlich viele Menschen von der Theorie zu einem solchen Impfzwang gehört, sie in den Netzwerken gelesen. Erinnert sich daran heute noch jemand, klopft sich auf den Oberschenkel und sagt: „Diese Teufelskerle, die haben es geahnt, und ich habe es unterschätzt!“?

Wohl kaum. Von Verschwörungstheoretikern hört man immer nur etwas in den Qualitätsmedien und Regierungskanälen, wenn sie etwas Fantastisches zur Zukunft sagen. Wenn sie also prognostizieren, vorausschauen, ja auch spekulieren — aber nie, wenn etwas eingetreten ist, was in die Richtung wies, die sie andeuteten. Als publik wurde, dass die Krankenhäuser nie überfordert, relativ viele Intensivbetten noch frei waren, womit die Maßnahmen nicht angemessen gewesen sein dürften, holte man niemanden vors Mikrofon, der das schon Monate zuvor erklärt hatte. Oder haben Sie jemanden aus den alternativen Medien im TV gesehen, als das bayerische Verwaltungsgericht Söders erste Ausgangssperre als verfassungswidrig erklärte?

Verschwörung war immer, ist immer und wird immer sein

Nicht? Ich auch nicht. Dabei wurde das seinerzeit lang und breit aufgegriffen und kritisiert. Dass das nicht legitim sein kann, man hat es ahnen können, wenn man es erahnen wollte. Schon der Umstand, dass da jemand damals die ergriffenen Maßnahmen als nicht angemessen und daher als übertrieben einordnete, vor den Machtallüren aus dem politisch-medialen Komplex warnte, wurde als Schwurbelei von Leuten abgetan, die sich in Verschwörungstheorie üben.

Dabei ist die klassische Verschwörungstheorie der vergangenen Jahre etwas ganz anderes. Es gab zwar immer diese spleenigen Geschichten, die zu einem Running Gag auf jeder miesen Party wurden, wenn zum Beispiel ein Partygast aus Bielefeld stammte. Bielefeld gibt es nämlich nach so einer Theorie gar nicht. Aber was daran eine Verschwörung sein soll, weiß keiner so genau. Man hat in den letzten Jahren ganz offenbar vergessen, dass sich das Wort Verschwörungstheorie aus zwei Nomen zusammensetzt, die im Grunde alles sagen. Zentral ist dabei die Verschwörung, die wörtlich darlegt, dass da jemand eine Absprache unter einem Eidversprechen getroffen hat.

Und nicht irgendein Rentnerstammtisch etwa, sondern mächtige Kreise, die einen gewissen Einfluss haben. Es geht also um eine Intrige, wenn man der Verschwörungstheorie frönt, wenn man sich in diesem Fach übt. Man glaubt einer solchen Intrige auf der Spur zu sein.

Wer das als Fantasterei abtut, sollte seine Haltung zur Politik überdenken. Und auch zur Wirtschaft. Denn wer annimmt, dass beide Felder ohne die Intrige zu bestellen seien, muss entweder ein Siebenjähriger sein oder einfach nur ein Schwachkopf.

Wo Macht ausgeübt wird, gehört das Intrigenspiel dazu. Verschwörung war in diesem Dunstkreis immer, ist immer und wird immer sein. Deshalb kann man über die jeweilige These oder Theorie streiten, nicht aber den Begriff der Verschwörungstheorie selbst lächerlich machen. Dass uns etwa Echsenwesen regieren, ist eben was anderes als der Umstand, dass es Absprachen in der Politik und im Medienbetrieb gibt, wie genau mit der Pandemie umzugehen sei und ob man irgendetwas mehr oder weniger betont und anderes dafür ignoriert. Der vermeintliche Verschwörungstheoretiker fokussiert sich im letzteren Falle ja auch auf eine gesunde Skepsis bezüglich der Machtansprüche faktisch unkontrollierter Politik, die eben nicht dazu neigt, sich selbst zu dimmen und zu regulieren.

Neueste Theorie zum Schluss: So ein Chip … das wär schon was!

Neulich berichtete mir ein Student, dass in seiner Berliner Universität ein Lesegerät installiert wird. Eine Schranke folgt wohl noch. Dort werden Studenten dann ihren G-Status einscannen können. Sie müssen dann den Impfausweis, den Genesenennachweis oder den Antigentest vorhalten, um passieren zu können. Wer solche Strukturen schafft, macht das nicht, um sie in einigen Monaten wieder zu deinstallieren. Hier wird etwas verewigt.

Der G-Status wird manifestiert. Die Bundesrepublik scheint ihren G-Punkt gefunden zu haben.

Wie lästig doch solche Ausweisdokumente sind! Man muss sie ständig mit sich führen. Auch wenn sie in digitaler Form auf dem Mobiltelefon verfügbar sind, lässt man sie zuweilen liegen — oder Akku ist leer. Wie viel einfacher wäre es da doch, wenn man so einen wichtigen Passierschein immer bei sich hätte! Im Handgelenk vielleicht. Dann könnte man schnell weiter, schnell durch die Schranke. Das wäre doch ein Gewinn an Lebensqualität, oder? So oder so ähnlich wird man uns die nächste Stufe vorstellen. Man wird es zunächst behutsam machen, weil so ein eingesetzter Chip ja schon ein Eingriff ist. Aber man wird es schrittweise forcieren, Strukturen schaffen, die es notwendig machen, technologisch aufzurüsten.

Das ist nur eine doofe Verschwörungstheorie? Natürlich ist sie das. Aber diese Aussicht, die realer ist als noch vor zwei Jahren, kann man doch nicht diskreditieren, nur indem man einen mittlerweile so falsch konnotierten Begriff ausruft. Das hat nichts mit Aluhut zu tun, man hat diesen Begriff über Jahre lächerlich gemacht. Dabei machen sich zunehmend die lächerlich, die hernach vor Entwicklungen stehen, die so ähnlich in Aussicht gestellt wurden — und zwar von Verschwörungstheoretikern.

Eine Verschwörungstheorie ist das alles nur so lange, bis sie in die Praxis überführt wurde. Dann nennt man sie Realität.

Dass das passieren kann, ist das echt so schwer vorstellbar? Mangelt es euch, die ihr immer abwinkt, wirklich so sehr an Fantasie? Seid ihr Verschwörungsverweigerer aus Trotz oder Überzeugung? Oder seid ihr etwa Echsen, die nicht wollen, dass wir Menschen weiterdenken?

Im Augenblick, da ich diese Zeilen tippe, lese ich parallel dazu, dass Österreich einen Lockdown für Ungeimpfte einführen wird. Man könnte auch sagen: Hausarrest für Ungeimpfte. Im Sommer, als Helge Braun erstmals von der völligen Normalität einer Diskriminierung ungeimpfter Menschen sprach, sahen die Ersten einen solchen Hausarrest schon heraufdämmern. Diese leidigen Verschwörungstheoretiker! Sie hatten auch da wieder recht. Und noch was lese ich eben: Die Drittimpfung sei keine Auffrischung — von einer Auffrischung könne man erst nach dem vierten Stich sprechen. Seien Sie sich also nicht zu sicher, dass der Chip nicht doch kommt. Und wenn dieser Chip auch noch mit Lieferando und Spotify kommunizieren kann, kommt das Ding schneller, als wir denken.


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