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Augen auf und durch

Augen auf und durch

Heilsamer als die Probleme zu analysieren ist es, die Lösungen zu fokussieren.

Etwas ist dabei, sich grundlegend zu verändern. Etwas manifestiert sich, das bisher nur wie eine Ahnung war. Etwas nimmt Form an. Mit großem Gebrüll noch bäumt sich die Bestie auf. Die Tagesnachrichten sind an Absurdität und Verrücktheit kaum noch zu überbieten. Alles ist darauf ausgerichtet, zu verwirren, zu spalten und Sorgen und Angst zu verbreiten. Kein Stein, so sieht es aus, soll mehr auf dem anderen bleiben.

Diese Welt soll nur noch mit Ablenkung zu ertragen sein. Tatsächlich gibt es für viele nur im Virtuellen, wonach wir uns wohl alle sehnen: Freude, Unbeschwertheit, Schönheit, Verbindung, Geborgenheit, Glück. Wir empfinden es gemeinhin dann, wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, wenn wir Gemeinschaft spüren und Anerkennung, Zuwendung, Interesse, Wohlwollen. Dort, wo man uns zuhört und uns ausreden lässt, wo unser Gegenüber uns nicht ausweicht und uns berührt, dort geht es uns gut.

Immer connected, immer online, immer up to date — wenn wir im realen Leben die Verbindung nicht mehr spüren, suchen wir sie im virtuellen.

Das World Wide Web bildet das Netz, das viele in der Gesellschaft nicht mehr finden. Hier gibt es sie, die Verbundenheit und das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein, Mitglied einer Community, in der wir uns verstanden fühlen, aufgenommen und bestätigt.

Doch nicht nur die virtuellen Bindungen verstärken sich. Viele machen sich auf, um sich auch in Fleisch und Blut kennenzulernen. Auch bei mir in Südfrankreich stehen immer wieder Menschen vor der Tür, die nicht nur meine Texte lesen wollen, sondern den direkten Austausch suchen, die lebendige Verbindung, den echten Kontakt.

Wie Sternbilder finden die Menschen zusammen und bilden Konstellationen, an denen sich auch andere orientieren können. Überall auf der Welt treten sie miteinander in Kontakt und begegnen sich so, als würden sie sich schon lange kennen. Ein Band der Vertrautheit webt sich von Mensch zu Mensch und bildet ein Netz, das nicht nur am Nachthimmel zu sehen ist, sondern immer spürbarer auch die Erde umspannt.

Unterwegs

2018, in einem meiner ersten Artikel für Manova, damals noch Rubikon, habe ich einen Text der amerikanischen Schriftstellerin Clarissa Pinkola Estés frei übersetzt: We are made for these times — Wir sind für diese Zeiten gemacht (1).

Wir sind aus gutem Holz gemacht, einem Holz, aus dem gute Schiffe gebaut werden können. Ein Schiff ist nicht dazu da, im Hafen zu ankern. Es fährt hinaus in die Welt, um anderen zu begegnen.

Um einander zu erkennen, zündet jeder sein Licht an. Signalfeuern gleich funkeln sie auf dem dunklen Ozean. Auch wenn viele unter dem Radar bleiben oder nur in der Nacht zu sehen sind: Sie sind da. Wir sind nicht allein! In diesem weltumspannenden Netz finden viele zusammen. Hier sind echte Menschen unterwegs, die sich auf eine Reise eingelassen haben, auch wenn es unbequem wird.

Viele derer, die vor Kurzem noch den staatlichen Autoritäten vertrauten, sind mürbe und durchlässig geworden. Fast siebzig Prozent der deutschen Bevölkerung sind mit der Regierung unzufrieden (2). Vor allem bei den jungen Menschen gibt es eine starke Vertrauenskrise. Gängelung, Überwachung, Zensur und die zunehmende Verarmung haben viele Blüten getrieben, die in eine neue Zeit hineinwachsen.

Wer sich die Maßnahmen anschaut, die von sogenannten „linken“, „rechten“, „liberalen“ oder „grünen“ Regierungen getroffen werden, erkennt, dass keine davon zum Wohle der Bevölkerung ist. Hinter geschlossenen Türen getroffene Entscheidungen, geheime Verabredungen, in Eilverfahren durchgedrückte Beschlüsse, instrumentalisierte Randgruppen, abstrakte Werte, geschwärzte Passagen, willkürlich festgelegte Grenzen, künstlich organsierte Graswurzelbewegungen und Gesetze, die immer mehr einengen, lassen den Menschen nichts anderes übrig, als sich zu fügen und Ablasszahlungen dafür zu leisten, dass sie atmen.

Am Steuer

Nicht als Piraten sind diejenigen unterwegs, die sich dem widersetzen. Sie trachten nicht danach, die Luxusyachten derer zu kapern, die nach der Weltmacht greifen, sondern segeln dorthin, wo es ihnen gefällt. Nichts kann sie daran hindern. Ein Mensch, der sich dafür entschieden hat, das Steuer seines Lebensschiffes in die Hand zu nehmen, ist nicht aufzuhalten.

Er weiß, dass die Macht derer, die in echtem Kontakt stehen und Herzensverbindungen zueinander eingehen, viel stärker ist als das Gebaren narzisstischer und bindungsgestörter Egomanen, die mit gierigen Fingern und kaltem Herzen das Lebendige zu zerstören trachten.

Sie können nur kaputtmachen. Anstatt selbst tätig zu werden, rauben und kopieren sie, anstatt zu schöpfen, machen sie nach.

Wer sich die Strahlkraft auch nur einer einzigen Flamme vergegenwärtigt, der spürt, dass er niemanden fürchten muss. Innerhalb von Sekunden schmilzt das Eis unter dem warmen Wasser, wird das Harte weich und das Feste fließend. Es ist keine bloße Poesie, auch an die eigene Strahlkraft zu glauben. Alles können wir beeinflussen! Die Energiefelder, die wir sind, haben Möglichkeiten, die es nicht zu unterschätzen gilt.

Intelligente Verbindungen

Ähnlich wie der japanische Künstler Masaru Emoto beschäftigt sich die neuseeländische Forscherin Veda Austin mit Wasserkristallen. Wasser leitet nicht nur Informationen weiter, es kann sie auch speichern. Aussagekräftige Gefrierprozesse zeigen, dass wir mit Wasser regelrecht kommunizieren können. Ob Objekte oder Gedanken: Das Wasser bildet sie in eindrücklichen Bildern ab (3).

In einer weiteren Versuchsreihe verglich Veda Austin die gefrorenen Eiweißkristalle von Landeiern mit Eiern aus einer Legebatterie. Während die Struktur der Eier aus der Legebatterie konfus und ungeordnet war, war die Kristallanordnung der Landeier harmonisch, ausgeglichen und reichhaltig. Der Versuch ging noch weiter. Nachdem sie ein Landei in die Mitte von Legebatterieeiern gelegt hatte, harmonisierte sich auch deren Struktur (4).

Das können wir auch. Auch wenn unsere Gedanken sich oft regelrecht auf Probleme stürzen, um sie zu lösen, und auch wenn negative Ereignisse sich in uns hartnäckiger zu verankern scheinen als positive: Wir haben nicht nur Einfluss auf die Struktur unserer Wassermoleküle, sondern auch darauf, ob in uns Botenstoffe wie Adrenalin, Cortisol und Histamine oder Serotonin, Dopamin und Endorphine gebildet werden, ob also negative oder positive Emotionen ausgelöst werden, ob wir einen Kloß im Hals, Druck im Magen und verspannte Schultern haben oder nicht (5).

Das Feuer schüren

Wir können beeinflussen, ob uns und anderen warm ums Herz wird. Es liegt in unserer Macht, das Eis schmelzen zu lassen. Mit unserer Ausstrahlung können wir wahre Pandemien auslösen und einen Klimawandel, der es in sich hat. Lassen wir uns den Raum nicht nehmen, aus dem heraus das möglich ist. Wer sich hier positioniert, selbstbewusst und souverän, der hat nichts zu fürchten. Man kann ihm alles nehmen, sogar das Leben. Doch nichts, wirklich nichts, kann die Flamme zerstören, die in uns brennt.

In der Zeit, in der die letzten Blätter gefallen sind, in der wir ungeschminkt dastehen, nackt wie die Äste der Bäume, unserer Illusionen entledigt und nur noch das Wesentliche bei uns tragend, können wir die Flamme größer werden lassen. Wir wissen um den göttlichen Funken in uns. Lassen wir ihn zu einem Feuer werden, in dem die Reste dessen verbrennen, von dem wir uns trennen wollen. Lassen wir es weithin leuchten, damit auch andere angezogen werden.

In der Zeit der Stille und des Rückzugs wird es zu sehen sein. Die Ahnung von Clarissa Pinkola Estés wird Wirklichkeit, die Beobachtungen von Veda Austin werden weithin erfassbar. Schauen wir nicht dahin, wo das Problem ist, sondern dorthin, wo sich die Lösung befindet. Sie ist da und sie wird sich weiter manifestieren. Machen wir es ihr ein wenig leichter, indem wir ihr vertrauen. Denn die Wunder, so schrieb Rainer Maria Rilke, knien vor dir und flehen; sie sind ja nur, wenn du sie glaubst.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.manova.news/artikel/wir-sind-fur-diese-zeiten-gemacht
(2) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-66-prozent-der-buerger-laut-umfrage-unzufrieden-mit-regierungsarbeit-a-147f5eef-ae0a-4e86-b181-0da9c847ded1
(3) https://www.vedaaustin.com/about-veda-austin
(4) https://www.instagram.com/p/C3BhS8myN4A/?img_index=1
(5) https://www.neuromentaltraining.com/neuro-blog/neuroplastizitaet-denken-gehirn/

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