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Gegen den Strom

Gegen den Strom

Steigen wir aus dem fatalen Spiel der Mächtigen aus und schwimmen wir in unsere eigene Richtung!

Deutschland hat Angst: Angst vor Krieg, Angst vor Terror, Angst vor Wohlstandsverlust, Angst vor Mangel, vor Krankheit, vor Epidemien; vor allem aber Angst vor Veränderung. Denn Veränderung bedeutet Unsicherheit und Kontrollverlust. Wir wissen nicht mehr, wie es weiter geht und was danach kommt. Kein Schalter mehr, bei dem wir uns darauf verlassen können, dass wenn A gedrückt wird, auch A kommt und dass auf A dann B folgt.

Unser mechanistisches Weltbild, in dem sich die Dinge brav linear einander reihen, gerät aus den Fugen, und die Trümmer werden überall sichtbar. Wie konnte es so weit kommen? Wir haben es doch nur gut gemeint!

Wir wollten doch nur unser bequemes Leben der nächsten Generation weitergeben. Doch nun wird es möglicherweise gar keine Folgegenerationen mehr geben. All die Pflege und Sorge, die wir in unsere Kinder stecken, droht im kollektiven Untergang zunichte gemacht zu werden.

Verteidigung des Status quo

Da nützt es wenig zu lamentieren, den Kopf in den Sand zu stecken, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben oder auf ein Plätzchen in einem der aus dem Boden sprießenden Überlebensbunker zu sparen (1). Was uns bleibt, ist die Angst. In Deutschland ist sie besonders mächtig. Denn wir haben ein besonders großes Bedürfnis nach Sicherheit und Zuverlässigkeit, nach Regeln und Gesetzen. Vor allem aber: Im Vergleich zum Rest der Welt haben wir besonders viel zu verlieren.

Ein Dach über dem Kopf, Essen im Überfluss und Zugang zu sauberem Wasser, ein, zwei Autos, Geld für Gadgets, Deko, Kosmetik und Wegwerfklamotten, für Restaurant- und Kinobesuche, Freizeitaktivitäten und ein paar Reisen im Jahr — es steht viel auf dem Spiel. Voller Argwohn halten wir die Hände über unsere Karten und zischen jeden an, der uns unsere Trümpfe aus der Hand nehmen will. Unsere Strategie hat doch bis jetzt ganz gut geklappt.

Mit scharfem Geschütz weisen wir diejenigen zurück, die unseren Überfluss mit dem Elend der Welt in Zusammenhang bringen und aufzeigen, dass unsere vermeintliche Freiheit die Fessel der anderen ist. Wie kreischende Kunden im Ausverkauf stoßen wir jene zur Seite, die mahnen, dass wir längst selbst in einem menschenverachtenden, totalitären System versunken sind. Anstatt jene zu schützen, die auf die Missstände hinweisen, unterstützen wir das System, das sie herbeiführt. Schließlich fußt unsere Bequemlichkeit darauf.

Sich freischwimmen

Im Sog der Massen bedarf es einer besonderen Kraft, nicht im Strom unterzugehen. Die Energien, die mich dazu brachten, eigene Wege zu gehen, präsentierten sich in wenig anziehendem Gewand. Sie kamen als Verlust daher, als Betrug, Schmerz und Krankheit. Ich hätte sie vielleicht auch wie Blumen auf einer Wiese pflücken können. Doch nur so habe ich verstanden. Dank ihnen steige ich nicht mehr wie vorher in den Fluss.

Nur tote Fische treiben mit dem Strom. Die lebendigen schwimmen der Quelle entgegen. Sie klammern sich nicht an die ausgeworfenen Netze, die ihnen Sicherheit vorgaukeln und die Erhaltung des Althergebrachten versprechen. Sie schwimmen sich frei.

Sie schalten den Fernseher ab und machen sich auf den Weg. Sie wagen es — trotz immer drakonischer werdenden Gegenmaßnahmen — zu denunzieren und zu protestieren und lassen ihre Ideen nicht als naive Utopien abstempeln. Sie wissen, dass Neuerungen immer wieder denselben Weg gehen: Bevor die Allgemeinheit sie anerkennt, werden sie zuerst lächerlich gemacht oder als gefährlich verfolgt. Lächerlich, gefährlich, offensichtlich — so war es mit allen großen Erkenntnissen, die heute für uns selbstverständlich sind.

Jenseits des Materiellen

Immer mehr derjenigen, die sich vom Mainstream abwenden, schauen hinter die Fassaden und enthüllen sie als Blendwerk. Ihr Blick durchdringt die Oberfläche des Materiellen und entdeckt hinter der trägen, grobstofflichen eine vibrierende, feinstoffliche Welt. Hier erkennen sie die formgebende Energie der Gedanken, Worte und Träume — die schöpferische Kraft des Geistes.

So können sie den Fatalismus jener hinter sich lassen, die von der Schlechtigkeit der Menschen und von ihrem wohlverdienten Untergang faseln. Sie wissen, dass die Energie ihres Geistes die Welt miterschafft. Sie glauben daran, dass wir lernfähig sind und dazu in der Lage, es anders zu machen. Sie lassen sich nicht einreden, dass wir dafür Hierarchien brauchen, die uns im Zaum halten. Denn es ist ja genau dieses menschenverachtende Bild von uns selbst, das die globale Zerstörung erst möglich macht: Wir sind niedere Wesen, die mit Zuckerbrot und Peitsche erst gefügig gemacht werden müssen.

Die Schlacht beenden

Der Glaube, unzulänglich und schlecht zu sein, bildet den Sockel für ein System der Ausbeutung und Zerstörung. Denn nur Menschen, die ihren Wert und ihre Fähigkeiten nicht erkennen, nähren die Spitze der Pyramide. Die Eliten können nur existieren, wenn wir uns selbst und unseren Nächsten misstrauen und die Verantwortung nach oben abgeben. Ihnen nützt es, dass wir glauben, für unsere Schlechtigkeit aus dem Paradies vertrieben worden zu sein, dass der Stärkere gewinnt und dass das Leben ein wilder Dschungel ist, in dem es nur ums Fressen oder Gefressen werden geht.

Wir stärken die Macht der Ausbeutenden, wenn wir uns Feindbilder aufschwatzen lassen und gegeneinander in den Krieg ziehen.

Es liegt in ihrem Interesse, dass wir an gefährliche Mikroben und bösartige Zellen glauben. Der Krieg läuft auf allen Ebenen und macht auch vor den Forschungslaboren der Wissenschaft nicht halt. Bis tief in unsere Körper hinein werden Schlachten ausgefochten, bei denen der Verlierer von vornherein feststeht.

Hier liegt unsere Chance. Hier können wir innehalten. Mein Körper — mein Feind? Die Natur — ein Stümper? Das Leben — gegen mich? Mein Nachbar — ein Depp? Anstatt weiter zu versuchen, unsere Würde dadurch zu erhalten, dass wir aufeinander eindreschen; anstatt die Selbstachtung, die uns bleibt, im Kampf verpuffen zu lassen, bräuchten wir nur die Richtung ändern und die Friedensfahne hervorkramen.

Der erste Schritt ist die größte Hürde, denn hier geht es ans Eingemachte. Alle Zeiger weisen auf uns selbst. Wir können uns nicht mehr hinter dem blöden Nachbarn oder dem gemeinen Schicksal verstecken. Wir haben uns an der Nase herumführen lassen und es nicht gemerkt. Es gehört ja zum Prinzip von Manipulation und Betrug, dass die Betroffenen es nicht sehen. Wir haben uns wie ein Frosch in den kalten Suppentopf werfen und anheizen lassen.

Im Fluss des Lebens

Wir können aussteigen, bevor das Wasser anfängt zu sieden. Niemand zwingt uns dazu, uns verheizen zu lassen. Ich mache nicht mehr mit. Ich bin mehr als eine Ressource, ein isoliertes Rädchen im Getriebe, ein kurz aufflammendes Bewusstsein zwischen zwei Nichts. Ich bin Teil eines lebendigen, zusammenhängenden Ganzen, in dem jeder Einzelne eine Rolle spielt und etwas zu sagen hat. Ich gebe meine Stimme nicht mehr in einer Wahlkabine ab, sondern behalte sie und trage nach außen, was in mir ist.

Ich lege das Einengende, Maßregelnde, Vorschreibende ab und lerne, aus mir heraus zu schöpfen. Ich schließe Frieden mit meinem Wesen und akzeptiere mich in meiner Unvollkommenheit. Ich versuche nicht mehr, meine Fehler zu verdrängen, zu bekämpfen oder auf andere abzuwälzen, sondern stehe zu ihnen so, wie eine Mutter für ihr Kind sorgt. Ich ziehe in keinen Krieg mehr und lerne, meine eigenen Grenzen, Bedürfnisse und Wünsche ebenso wie die der anderen zu respektieren.

Ich lasse meine Masken und Rüstungen fallen und zeige mich, wie ich bin: gleichzeitig verletzlich und fehlerhaft und groß und wundervoll. Die Gegensätze in mir schließen sich nicht mehr aus. Ich bin alles zusammen.

In mir lebt die Welt und alles, was jemals existiert hat. Als ein mit Bewusstsein ausgestattetes Wesen habe ich die Möglichkeit, von meinem freien Willen Gebrauch zu machen und mich von dem Spaltenden abzuwenden.

Ich verlasse die Welt der Schattenspiele und wende mich dem Licht zu. Hier sehe ich, was wirklich ist. Ich erkenne einen neuen Strom, lebendig fließend und einladend. Er hat nichts gemein mit dem dunklen Strom orientierungsloser Massen. Dieser Strom trägt. Hier kann ich nicht untergehen. Im glitzernden Sonnenlicht steige ich in den Fluss, lege mich auf den Rücken und lasse mich treiben.


Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/weltuntergang-wie-sich-forscher-auf-die-apokalypse-vorbereiten-a-1272193.html#ref=nl-dertag


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